Alte Rehgeißen überlisten

Wenn führende Geißen als abschussnotwendig erlegt werden sollen, müssen selbstverständlich immer und ohne Ausnahme zuerst die Kitze erlegt werden, keinesfalls umgekehrt. Wird nämlich zuerst die Geiß erlegt, flüchten die Kitze aus Angst sofort in die nächste Deckung und kehren auch in absehbarer Zeit nicht mehr an diesen Ort zurück. Man darf nicht davon ausgehen, dass diese nach dem Schuss verhoffen. Auch wenn in letzter Zeit immer wieder einzelne Wildbiologen versuchen, der Jägerschaft und dem Gesetzgeber einzureden, Kitze seien sehr bald nicht mehr auf die Muttermilch angewiesen und zum Zeitpunkt der Jagdzeit bereits in der Lage, allein durchzukommen, ist es eine Tatsache aus der Praxis, dass verwaiste Kitze stets zum Kümmern verurteilt sind. Auch wenn sie existenziell nicht mehr der Milch bedürfen, ist die Führung durch die Geiß entscheidend, welche Entwicklung sie später nehmen. Starke, gesunde Geißen säugen außerdem nachweislich noch bis in den Jänner hinein. Tierschutz und in diesem Zusammenhang der Muttertierschutz sind sehr ernst zu nehmende Gründe. Wer sie missachtet, stellt sich und sein Tun nicht zuletzt im Blickwinkel der Öffentlichkeit ins Abseits.

Deutlich häufiger ist der Fall, dass eine Geiß nach dem Schuss verhofft, insbesondere zu Beginn der Schusszeit im September, wenn die Bindung zwischen Kitz und Geiß noch sehr ausgeprägt ist. Ideal ist die Situation, wenn wir die Rehfamilie morgens in einem Revierteil antreffen, wo die Umgebung genügend Platz bietet, damit die nach dem ersten Schuss abspringenden Stücke (Geiß und ev. zweites Kitz) nicht unmittelbar in der Deckung verschwinden, sondern vorher nochmals verhoffen. Das beschossene Stück sollte etwas abseits und nicht direkt im Blickwinkel der anderen Stücke stehen. Ideal ist es, wenn die Rehe in etwas höherer Vegetation wie Gras oder Zwischenfrucht stehen und das blitzartige Umfallen des erlegten Stückes nicht wahrnehmen. Das beschossene Stück sollte im Knall liegen, um durch seine Todesflucht keine Panik auszulösen. Damit scheiden Herz- und tiefe Lungentreffer weitestgehend aus. Vielmehr sollte der Jäger versuchen, die Stücke hochblatt knapp unter der Wirbelsäule anzufassen. Das schnelle Repetieren sollte unbemerkt von den anderen Stücken im Widerhall des ersten Schusses erfolgen und mit beiden offenen Augen die Reaktion erfasst und ein weiteres Kitz oder die zuletzt übrig gebliebene Geiß zügig anvisiert werden.

 

 

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