Beschlag im Februar

Für große Verwunderung sorgte dieses Foto aus der Wildkamera von Horst Kahr in Wals/Siezenheim. Es ist darauf eindeutig zu erkennen, wie am 26. Februar um 18.39 Uhr ein Bock eine Geiß beschlägt. Der ANBLICK leitete das Foto an den Wildbiologen Dr. Hubert Zeiler mit der Frage weiter, ob ähnliche Fälle der Wildbiologie bekannt seien. 

Wildbiologe Dr. Hubert Zeiler meint dazu: Wildkameras liefern immer wieder Überraschungen. Das Bild von Horst Kahr scheint zunächst einmal die bisherigen Kenntnisse über die Biologie des Rehwildes infrage zu stellen. Tatsächlich haben sicher schon viele Jäger im Frühjahr beobachtet, dass Rehböcke vereinzelt Geißen mit Vehemenz verfolgen – so als ob sie diese treiben würden. Dazu sind zwei Punkte von Bedeutung: Zum einen erreichen Rehböcke im März einen hohen Testosteronspiegel. Das männliche Geschlechtshormon ist notwendig, damit das Geweih gut verkalkt. Das geschieht lange vor der Brunft und steht auch in Zusammenhang mit der Revierverteidigung der Böcke. Die Ausscheidung von Testosteron sinkt dann wieder. Je nach Bock oder auch von Jahr zu Jahr ist sie unterschiedlich hoch. Zum anderen kann es sein, dass es bei Rehgeißen auch während der Trächtigkeit zum Eisprung kommt. Es kann also auch eine unbefruchtete Eizelle aus dem Eierstock ausgestoßen werden, obwohl die Geiß schon beschlagen oder trächtig ist. Gleichzeitig werden damit Sexualduftstoffe ausgeschieden – und diese sind es, die den Rehbock zum Treiben und(!) zum Beschlag veranlassen. Der Wildbiologe A. B. Bubenik hat berichtet, dass er dreimal im Februar/März genau das – wie hier auf dem Foto – beobachten konnte. Die Wissenschaft ist sich noch uneins darüber, ob Deckakte im November oder Dezember im Ausnahmefall noch zu Nachwuchs führen können. Bei einem Beschlag im Februar ist dies nicht anzunehmen.