Erfolgreiche Steinwildhege braucht die Büchse

Kürzlich hielt die Arbeitsgemeinschaft der Jagdverbände des Südostalpenraumes (AGJSO) ihre 70. Tagung in Triest ab. Im Fokus stand das Steinwild, das – gegensätzlich zu allen anderen europäischen Ländern mit Alpenanteil – in Italien trotz etablierter Populationen nicht bejagt werden darf.

 

Den präsidialen Vorsitz der AGJSO führt aktuell Kärntens Landesjägermeister Walter Brunner. Die Motivation zur Zusammenarbeit der Jagdverbände ist seit 1952 unverändert dieselbe, nämlich der jagdliche Austausch innerhalb des Südostalpenraumes, dessen Wildlebensräume direkt zusammenhängen und nicht als voneinander getrennte Inseln betrachtet werden können. Die Italiener haben heuer die Fachtagung ausgerichtet und aus gegebenem Anlass das Thema Steinwild gewählt. Paolo De Marin gab in seinem Vortrag einen Überblick von der Geschichte bis zur aktuellen Ausbreitung des Steinwildes in Italien. König Vittorio Emanuele II. erließ 1821 ein Jagdverbot auf die letzten zwölf Steinböcke Europas, die noch im königlichen Jagdrevier im Gran Paradiso verblieben waren. Sein strenger Schutz führte dazu, dass bereits um 1900 die Kolonie auf 4.000 Stück angewachsen war und von dort aus durch Initiativen honoriger Jäger im ganzen Alpenbogen wiederangesiedelt wurde. Eine europaweite Bestandeserhebung im Jahr 2008 lieferte die Zahl von knapp 48.000 Exemplaren mit einer Verteilung von 33 % auf die Schweiz, 33 % auf Italien, 18 % auf Frankreich, 14 % auf Österreich, 0,8 % auf Deutschland und 0,6 %
auf Slowenien. Die europäische Gesetzgebung zählt den Steinbock zu den Arten, für die eine Jagd auf der Grundlage eines Managementplans möglich ist. Anders als in den anderen genannten Alpenstaaten ist das Steinwild in Italien nicht unter den jagdbaren Arten aufgeführt, obwohl eine Änderung der Liste der jagdbaren Arten gemäß Gesetz durch einen einfachen Erlass des Ministerpäsidenten möglich wäre. Das scheitere in Italien schlicht und ergreifend aufgrund der starken Lobby der Tierschutzbewegungen. Argumente dafür, dass eine jagdliche Bewirtschaftung von Steinwildpopulationen viele Vorteile für die Wildart selbst bringt, lieferten auch Markus Lackner und Johannes Huber. Beide sind im Steinwildmanagement im Bereich des NP Hohe Tauern in Kärnten involviert. Es werden in den Hegegemeinschaften Daten zum Raumnutzungsverhalten genauso erhoben wie ein umfassendes Gesundheitsmonitoring durchgeführt. Durch das Interesse und die Möglichkeit „Schützen durch Nützen“ steigt die Bereitschaft der Jäger zur Mitarbeit am Erhalt der faszinierenden Wildart.

Am Ende der Tagung wurde als inhaltliche Klammer die nachfolgende Resolution verfasst. Sie ist unmittelbar danach an alle mit dem Steinwild und seinen Gesetzen befassten Entscheidungsträger adressiert worden.

 

AGJSO-Resolution 2024

Vom 24. bis 26. Oktober trafen sich die Jagdverbände des Südostalpenraumes in Triest, um sich bei einer Fachtagung intensiv mit der Zukunft des Europäischen Alpensteinbockes zu beschäftigen. Experten aus der Wildbiologie, Jagdpraxis und Rechtskunde sowie die Jagdfunktionäre aus den Mitgliedsländern Italien, Slowenien und Österreich kamen nach anregenden Diskussionen zu folgenden einheitlichen Schlüssen: Die Etablierung des Steinwildes nach seiner Beinahe-Ausrottung im 19. Jahrhundert gilt nachweislich als Erfolgsgeschichte der Jagd. Die Wiederansiedelungen waren von Anfang an begleitet von Monitoring- und Hegemaßnahmen. Dies führte schnell zur Zunahme der Bestände in ausgeglichenen Geschlechts- und Sozialstrukturen. Das bildet bis heute den Grundstein dafür, dass eine umsichtige, nachhaltige Nutzung das Fortkommen des Steinwildes sichert. Lediglich in Italien gibt es bis heute keine Jagd auf Steinwild, obwohl die Bestände sich stabil erweisen und ebenso eine jagdliche Nutzung erlauben würden. Im Sinne des Gründungsgedankens der AGJSO vor 72 Jahren gilt es in einer Art Beistandspflicht, Argumentarien zu liefern, die dem Mitgliedsland Italien dabei helfen, den politischen Prozess zur jagdlichen Freigabe des Steinwildes in naher Zukunft zu ermöglichen. Unabhängig davon gilt es zukünftig die genetische Situation des Steinwildes besonders unter Beobachtung zu haben. Ein steigender Parasitendruck und die Auswirkungen des Klimawandels werden zusätzlich massiv auf die Vitalität der Steinwildbestände Einfluss nehmen. Die Jagd als integrales Management-Instrument steht für die Mitgliedsverbände weiterhin außer Frage.              

mo