Lokalaugenschein in schwedischen Wolfsgebieten

Mitte Juli besuchte eine österreichische Delegation den hohen Norden, um sich ein Bild vom dortigen Management der großen Beutegreifer zu machen. Auch der stellvertretende Landesjägermeister Andreas Kühberger und der stellvertretende Generalsekretär von Jagd Österreich, Lutz Molter, nahmen an der Studienreise teil. „Das schwedische Modell zum Wolfsmanagement ist pragmatisch und lösungsorientiert, aber auch hier haben die Bauern große Probleme, ihre Weidetiere zu schützen, denn absolut wolfssichere Zäune stehen gegebenenfalls in Zoos, aber im freien Gelände sieht die Realität meist anders aus. Hier helfen sich die Schweden durch die Schutzjagd und rasche Entnahme der Problemwölfe“, so Kühberger.

Eine Schutzjagd kann nach drei Wolfsattacken beantragt werden und sofern alle anderen Sicherheitsmaßnahmen unter dem Aspekt der Zumutbarkeit ausgeschöpft sind, kann die dortige Behörde die Entnahme der Wölfe anordnen. Dieses Vorgehen wird auch seitens der Europäischen Kommission im Einklang mit der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gesehen. In der „Grimsö Forskningsstation“, der schwedischen Forschungsstation für Großraubtiere, wird der Delegation erklärt, dass es mittlerweile rund 450 Wölfe in Schweden gibt und der Bestand bei der nächsten Zählung im Winter auf über 500 Individuen gestiegen sein könnte, da die Vermehrungsrate der Wölfe sehr hoch ist. Die schwedische Regierung hat dies zum Anlass genommen und eine Absenkung des Bestandes um 150 Wölfe angeordnet. Inwieweit die Europäische Kommission das seit 11 Jahren schwebende Vertragsverletzungsverfahren nun wieder aufrollt, gilt es abzuwarten.

Ebenfalls interessant ist der schwedische Zugang zum Schutz der Interessen von Schwedens Urbevölkerung, der Samen, die hauptsächlich den nördlichen Teil Schwedens besiedeln und dort die Rentierzucht als Tradition, aber auch als wirtschaftliche Lebensgrundlage betreiben. Das schwedische Parlament hat der Volksgruppe der Samen die Rentierzucht im Grundgesetz verankert. Jeder Schaden, der durch große Beutegreifer entsteht (rund 40.000 – 60.000 Rentierrisse im Jahr), wird ersetzt. Zudem wird eine Rudelbildung nahe der Rentiergebiete nicht zugelassen, da das schwedische Parlament die Rechte der Volksgruppe der Samen über den Schutzstatus des Wolfes einordnet. Die Lösung, dass gerade diese empfindlichen und kaum schützbaren Gebiete im Norden Schwedens wolfsfreie Zonen sind, entspricht, umgelegt auf Österreich, unserer Forderung nach Freihaltezonen und einer Raumplanung für Wölfe, wie wir sie bereits 2017 in unserem Positionspapier festgehalten haben. Dies kann ein Lösungsmodell zum Schutz der Almwirtschaft und anderer empfindlicher Gebiete sein.

Lutz Molter, Jagd Österreich