Im Revier

Land der Jäger zukunftsreich ...

Die Anzahl der Jägerinnen und Jäger hat sich in Österreich im Zeitraum von 1957 bis 2024 mehr als verdoppelt. Dadurch ist die Jägerdichte von durchschnittlich 0,7 auf 1,7 Jäger je 100 Hektar angestiegen. Der Trend hält ungebrochen an.

Im Revier

Waffe, Schuss & Optik

"Es geht um die  Sicherheit von uns allen!"

Die Novelle zum Waffengesetz tritt schrittweise in Kraft. Auf den ersten Blick scheint vieles kompliziert und schwer verständlich. Innenminister Gerhard Karner hält die Novelle für praktikabel und praxistauglich. Folgendes Gespräch führten wir am Martinstag in der ANBLICK-Redaktion in Graz.

Waffe, Schuss & Optik

Herr Bundesminister, welchen Einfluss auf die Waffengesetzgebung haben Sie als Person konkret gehabt?

Gerhard Karner: Ich war selbst am Tag des Amoklaufs in der Stadt Graz. Es hat in den Tagen danach zahlreiche Gedenkveranstaltungen gegeben mit erschütternden Szenen und mahnenden Worten. Die Worte des Schulsprechers, "Bitte, liebe Regierung, tun Sie etwas!", sind mir noch deutlich in Erinnerung. Daher war für die Bundesregierung sehr rasch klar, wir müssen handeln. Und es gibt ja Bereiche, wo wir schon erste Änderungen gemacht haben, etwa beim Datenaustausch zwischen den Behörden, aber auch die sogenannte Abkühlphase.

 

Aber auch für Sie war klar: Sie müssen handeln?

Das ist meine Verantwortung. Ich bin der Innenminister der Republik Österreich und daher für das Waffengesetz verantwortlich. Uns – der gesamten Bundesregierung – war klar, wir können nicht zur Tagesordnung übergehen und müssen Maßnahmen im Waffengesetz setzen. Ich habe aber auch klar gesagt, die Jägerschaft muss bei dieser Novelle weitestgehend ausgenommen werden, weil Jägerinnen und Jäger ohnehin eine sehr strenge Prüfung ablegen. Das ist auch gelungen. Die Jägerinnen und Jäger und die Sportschützen sind weitestgehend ausgenommen. Und zwar deshalb, weil es eine fundierte Ausbildung und strenge Prüfung gibt.

 

Wer hat die konkreten Abänderungsvorschläge erarbeitet und sind diese Ihrer Meinung nach auch treffsicher?

Ja, das sind sie. Experten haben das Gesetz in enger Abstimmung mit unterschiedlichsten Interessenvertretern erarbeitet – mit Personen aus der Jagd, aus den Reihen der Sportschützen, aber auch aus der Psychologie. 

 

Also Fachleute vom Ministerium?

Sowohl mit Experten aus dem Ministerium als auch mit Fachleuten aus der Jagd hat es intensiven Kontakt gegeben. Während der Begutachtungsphase hat es 460 Stellungnahmen gegeben, auch aus der Jägerschaft und von anderen betroffenen Expertinnen und Experten. Natürlich sind auch diese Punkte dann noch eingearbeitet worden.

 

Aus unserer Sicht scheint das Waffengesetz verkompliziert worden zu sein. Ist es Ihrer Meinung nach trotzdem ein praktikables Gesetz geworden?

Im Gegenteil: Es wurde einfacher und auch strenger. Aber natürlich: Wenn jemand eine Waffe erwerben will, dann hat er gewisse Voraussetzungen zu erfüllen. Für die Jägerschaft hat sich nichts verändert, bis auf ganz kleine Details. In Zukunft wird man auch beim privaten Verkauf einer Waffe einen Händler einbeziehen müssen und die Abkühlphase wird auch bei den Jägerinnen und Jägern von drei Tagen auf vier Wochen verlängert.

 

Die Ausnahmen für Jäger sind gut begründet und gut gelungen. Sehen Sie dennoch die Gefahr, dass übers Hintertürl jetzt Personen zur Jagd kommen, um diese Vorteile zu genießen, die eigentlich bei der Jagd nichts zu tun haben sollten?

Nein, das sehe ich nicht. Einzelfälle wird man nie ausschließen können. Aber ich bin selbst Jäger. Und ich kenne uns Jäger, dass wir selbst größtes Interesse daran haben, wenn wir mit Jagdfreunden unterwegs sind, dass wir auf uns schauen. Auf uns schauen heißt, dass wir die Hege und Pflege und ein fermes Weidwerk an den Tag legen und nicht eine Organisation sind, der die Waffenlobby wichtiger ist als Natur und Jagd. Daher bin ich davon überzeugt, dass auch die Landesjagdverbände darauf achten, dass das eigene Ansehen in der Öffentlichkeit so bleibt, wie es ist. Und weil das Ansehen der Jagd aufgrund der Arbeit der Verbände ein solches ist, wie es ist, ist es ja gelungen, in diesem Waffengesetz die Jägerschaft bei der Verschärfung weitestgehend unberührt zu lassen.

Die Jägerschaft macht also einen guten Job und eine Vorfilterung, dass es fragwürdige Personen gar nicht in die jagdlichen Kreise schaffen.

So verstehe ich die Arbeit der Verbände, wobei ich den niederösterreichischen Jagdverband näher kenne als den steirischen, weil ich dort ja auch viele Jahre Funktionär bin, und so lebe ich das auch. Wir haben beispielsweise das freiwillige Übungsschießen eingeführt. Am Anfang gab es Widerstand und Diskussionen, jetzt sind alle Jägerinnen und Jäger sehr dankbar, weil es ein enormer Beitrag zur Sicherheit bei der Jagd ist.

 

Heute hat ein Waffenfachhändler aus Osttirol angerufen und Dampf abgelassen. Er vermisst die Kommunikation von Ihrer Seite mit seiner Branche, wo der Waffenfachhandel doch in Zukunft zum verlängerten Arm der Behörde wird.

Ich bin überzeugt, dass die Wirtschaftskammer ihrer Verantwortung nachkommen wird, ihren eigenen Betrieben Empfehlungen zu geben, wie sie vorgehen sollen. Im Gesetz wurde geregelt, dass ein angemessenes Entgelt dafür verlangt werden kann. Und ganz bewusst ist das dem freien Markt überlassen worden, festzulegen, was das kosten kann, darf, soll. Da ist die Wirtschaftskammer eben der richtige Ansprechpartner. 

 

Die Novelle tritt zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft. Gibt es schon einen genauen Fahrplan?

Der erste Teil der Novelle zum Datenaustausch zwischen Stellungskommission und Waffenbehörde, aber auch die Verlängerung der Abkühlphase sind bereits mit 1. November in Kraft getreten. Die weiteren Teile werden Mitte nächsten Jahres in Kraft treten – bis dahin ist auch das Zentrale Waffenregister entsprechend angepasst.

 

Sehen Sie noch andere Stellschrauben in Ihrem Ressort, um Gewaltverbrechen mit Schusswaffen zu verhindern, außer das Waffengesetz zu verschärfen?

Eines ist klar festzuhalten: Der Großteil der Gewalttaten passiert nicht mit Schusswaffen, sondern vorwiegend durch Hieb- oder Stichwaffen, oft mit Messern als Tatwaffe. Aber selbstverständlich gehen wir auch gegen den illegalen Waffenbesitz vor. Das ist tägliche Arbeit des Staatsschutzes und des Bundeskriminalamts.

 

Wie steht es um die Diskussion über das Anrecht freier Bürger, Waffen zu tragen?

Dazu ist eine vernünftige, reflektierte Diskussion notwendig und das ist gelungen. Wer soll in einem modernen und demokratischen Rechtsstaat das Recht auf eine Waffe haben und welche Voraussetzungen sind zu erfüllen? Es hat Stimmen gegeben, die gefordert haben, dass sämtlicher privater Waffenbesitz verboten werden soll. Es ist Aufgabe des demokratischen Rechtsstaates, dass jene, die Waffen tragen, auch gut geprüft sind und wohlüberlegt wird, wer das tut. Es geht um die Sicherheit von uns allen. 

 

Beim Messertrageverbot soll auch noch was kommen?

Das ist Teil des Regierungsprogrammes in Zusammenhang mit dem Thema Jugendkriminalität, wo unterschiedliche Maßnahmen gesetzt werden müssen. Wir haben in Graz zum Beispiel eine Waffenverbotszone eingerichtet, um effektiver kontrollieren zu können. Faktum ist, dass die Verletzungen und Delikte mit Faustfeuerwaffen zurückgehen und jene mit Stichwaffen deutlich zunehmen. Wenn dem so ist, haben die Politik und die Gesellschaft die Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken. Die Experten der Polizei haben den Vorschlag für ein generelles Messertrageverbot erarbeitet. Es ist ein Teil eines Maßnahmenpakets gegen Jugendkriminalität. Man kann keinem vernünftigen Menschen erklären, warum ich mit der Machete in der Stadt herumrennen muss, warum die Machete am Beifahrersitz liegen muss. Das ist derzeit erlaubt, weil sie nicht als Waffe gilt. Aber der Knicker in der Lederhose oder das Schweizer Messer als Jausenmesser in unseren Taschen wird weiterhin Teil der Lebensrealität in Österreich sein.

 

Noch eine letzte Frage zu Ihrer Person. Sie selbst sind Jäger: Möchten Sie sich dazu äußern?

Ich bekenne mich natürlich gerne dazu und habe das auch mehrfach gesagt. Ich habe mittlerweile über 20 Jagdkarten, komme nur leider nicht viel zum Jagen und bin vielleicht kein so fermer Jäger wie andere. Aber wenn ich Zeit habe, mache ich es mit großer Freude und Leidenschaft. Ich geh bei mir daheim raus Rehwild jagern. Da bin ich allein am Hochstand, der Hund, der Große Münsterländer, sitzt unten. Das genieße ich dann sehr. Und da hat man auch Zeit, darüber nachzudenken: In welche Richtung geht die Jägerschaft? Gerade zum Waffengesetz habe ich auch viele Gespräche und Diskussionen mit Funktionären und Bezirksjägermeistern aus Niederösterreich gehabt.

 

Gerade deswegen hat Ihnen aber auch starker Gegenwind entgegengeweht.

Als Innenminister ist man Gegenwind gewohnt. Da muss man sich öfters wärmer anziehen. Aber das braucht a Jaga auch.

 

Herr Bundesminister, vielen Dank für das Gespräch.

Jagd Heute

Wald, Wild und Jäger im Wandel

Die Waldbilder ändern sich aus bekannten Gründen rasant. Im Rahmen der 29. Wildtier-managementtagung in St. Jakob in Defereggen wurde beleuchtet,  was Veränderungen in den Lebensräumen für die Tiere selbst bedeuten. Wer sind die Gewinner, wer sind die Verlierer und welche Rolle nehmen Forst- und Jagdwirtschaft ein?

Jagd Heute

Im Revier

Können Jäger Fuchs und Schakal regulieren?

Wildbiologen sind in der Vergangenheit immer wieder der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Jagd auf die Regulierung von Raubwildpopulationen hat. Natürlich stand dabei meist der Rotfuchs im Zentrum. Doch zunehmend geht es auch um den Wolf oder den Goldschakal. 

Im Revier

Wie in vielen europäischen Ländern hat der Goldschakal auch in Kroatien im letzten Jahrzehnt stark zugenommen – womit die Zahl der Konflikte ebenfalls angestiegen ist. Die Kroaten sprechen sogar von einem dramatischen Anstieg und betonen dabei die Notwendigkeit für Raumplanung und Populationskontrolle. Die Jagd ist eine Möglichkeit, um hier lenkend einzugreifen. Wildbiologen aus Kroatien und Slowenien wollten daher wissen, welchen Einfluss der Lebensraum und die Wetterbedingungen auf den Jagderfolg haben. Das ist eine recht ungewöhnliche Fragestellung, wenn es um wildbiologische Grundlagenforschung geht. 

Wir sind in einem 10.500 ha großen Tieflagenrevier entlang der Save. Es geht um 106 Reviergänge über fünf Jahre. Erlegt wurden dabei 217 Schakale – alle mit der .222 Remington unter Zuhilfenahme von Nachtsichtgeräten. Im Durchschnitt waren das zwei Schakale je Jagdtag, maximal wurden fünf Tiere auf einer Jagd erlegt. Insgesamt waren darunter 16 Prozent Jungtiere und 84 Prozent erwachsene Schakale. Mehr als die Hälfte wurden im Kulturland ohne Wald erbeutet. Das Wetter – besonders Tagestemperatur und Niederschlag – beeinflusste den Jagderfolg, vor allem bei den Rüden. Der Jagderfolg auf erwachsene Rüden war bei höheren Temperaturen und stärkerem Niederschlag geringer. Der Nordwind war im dortigen Revier ein schlechter Begleiter, bei Westwind war der Jagderfolg höher.

Die besten Ergebnisse wurden mit der Lockjagd erzielt. Die Hasenklage war am wirksamsten, knapp 40 Prozent der Strecke gehen auf ihr Konto. Mit dem Vogelangstruf wurden rund 13 Prozent erlegt, ebenso viel entfallen auf den Kitzfiep. Das Mäuseln brachte noch zehn Prozent. Etwa ein Viertel der Schakale wurde ohne Einsatz von Lockrufen erbeutet. Auch die Mondphase beeinflusste den Jagderfolg: Der überwiegende Teil, das waren rund 40 Prozent, wurde im dritten Viertel erlegt, 27 Prozent bei Vollmond. Die Studienautoren weisen zudem darauf hin, dass der Anteil erwachsener Schakale in der Strecke außergewöhnlich hoch war (84 Prozent). Sie begründen das mit dem Einsatz der Lockinstrumente: Erwachsene Goldschakale suchen intensiver nach Beute als junge – es kann demnach sein, dass sie auf die Lockrufe stärker reagieren als die Jungen. 

Jagen und Bekämpfen

Im englischen Sprachgebrauch wird zwischen "culling" und "hunting" unterschieden. "Culling" hat zum Ziel, größere Säugetiere intensiv zu verfolgen und wenn möglich auszumerzen oder wenigstens zu regulieren. Die Übergänge zur herkömmlichen Jagd ("hunting") mögen fließend sein, Tatsache ist, dass der Goldschakal ebenso wie der Rotfuchs nur lokal und auch nur kurzfristig effektiv reguliert werden kann. Die Eingriffe werden durch Zuwanderung rasch wieder wettgemacht. Werden Schakale besonders stark bejagt ("over culling"), ist diese Wildart in der Lage, die Verluste zu kompensieren. Das kann dann sogar dazu führen, dass die Bestände anwachsen und in der Folge Dichten erreicht werden, die um das Vierfache über jenen liegen, die vor dem Eingriff erreicht wurden. Das zeigen Forschungsergebnisse aus Israel. Der Goldschakal ist dort weitverbreitet und besiedelt auch Wüstengebiete. Bevorzugt lebt er in der Nähe ländlicher Dörfer, besiedelt aber zunehmend auch urbane Räume. Dabei kommt es zu Mensch-Wildtier-Konflikten auf verschiedenen Ebenen. Das betrifft den Schakal als Krankheitsüberträger – meist geht es um die Tollwut. Es geht um Schäden in der Landwirtschaft – betroffen sind Weidetiere und Bewässerungssysteme. Zudem wird die Erhaltung gefährdeter Wildtiere zur Herausforderung – ein Beispiel liefert die Echte Gazelle (Berggazelle). Neben dem herkömmlichen Ansatz, der auf dem Abschuss aufbaut, befürworten die Wildbiologen aus Israel ein Bündel an Maßnahmen, um Konflikte möglichst zu vermeiden. Das zielt neben der Jagd vor allem darauf ab, die Nahrungsressourcen für den Schakal möglichst gering zu halten. 

 

Fuchsjagd in England

Über die herkömmliche Freizeitjagd können weder Goldschakal- noch Rotfuchsbestände reguliert werden. Heißt das, Profis können es? Für die Briten spielt die Fuchsjagd eine große Rolle, wenn es um die Erhaltung und Unterstützung der Niederwildjagd geht. Von den Britischen Inseln gibt es daher einige Untersuchungen zum Einfluss der Jagd auf die Fuchsbestände. Nüchtern und trocken ausgedrückt, geht es um das "Kurzhalten der Fuchsbestände mittels letaler Kontrolle". Doch auch Berufsjäger oder Wildhüter können nur ein Revier oder eine bestimmte Fläche bejagen. In einer britischen Studie, die vom Game & Wildlife Conservation Trust unterstützt wurde, sind daher 22 Reviere über mehrere Jahre untersucht worden. Dort haben die britischen "Gamekeeper" Füchse verfolgt. In erster Linie geschah das während der Nacht mit Schweinwerfer und Büchse. Auf Basis der Strecken ebenso wie der beobachteten Füchse wurde dann mithilfe von Modellen der Einfluss der Regulierungsmaßnahmen berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass über die Jagd die Fuchsbestände in allen Revieren auf etwa die Hälfte der möglichen Lebensraumkapazität reduziert wurden. Damit lagen die Fuchsdichten im Spätwinter unter der möglichen Tragfähigkeit der Lebensräume, oft waren sie sogar deutlich darunter. Die Briten werten das als Erfolg und schließen daraus, dass damit auch der nötige Nahrungsbedarf und damit der Druck auf das Niederwild halbiert wurde. Dennoch ist zu betonen, dass es noch überall Füchse gab. Über das gesamte Jahr betrachtet, blieb die Fuchsdichte aber nur in wenigen Revieren auf konstant niedrigem Niveau.

Den ausführlichen Beitrag von Hubert Zeiler finden Sie in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.