Im Revier

Professionell blatten lernen ... Die zehn häufigsten Fehler in der Blattzeit

Die Blattjagd auf den roten Bock zählt zu den spannendsten Jagdarten im Revier. Doch um hierbei erfolgreich zu sein, bedarf es deutlich mehr, als Filmchen im Internet zu schauen. Nur wer das nötige Know-how, Einfühlungsvermögen in das Verhalten des Wildes, Ausdauer und Erfahrung besitzt sowie bereit ist, fleißig zu üben und seine Fertigkeiten zu perfektionieren, wird erfolgreich sein und zu einem Könner heranreifen. Viele Fehler passieren einfach aus Unwissenheit und werden vom zustehenden Bock mit hämischem Schrecken quittiert – das Nachsehen hat ein frustrierter Jäger!

Das Blatten aufs Geratewohl

Das Blatten ohne Revierkenntnisse und gezielte Vorbereitungen, ohne zu wissen, welches Wild wo seinen Einstand hat, ist in aller Regel zum Scheitern verurteilt. Hin und wieder mag vielleicht sogar einmal ein Rehbock springen, die Chancen auf sicheres Ansprechen und Erlegen bleiben dennoch gering. Vielfach wird das Wild aus einer ganz anderen Richtung zustehen als erwartet, häufig wird es den Jäger umschlagen und wieder abspringen, ehe er es zu sehen bekommen hat. Springt ein Bock, ist ein Ansprechen in dem kurzen Augenblick fast unmöglich. Auch wenn heute in den meisten Revieren kein Rehbock nach Alter und Güte mehr angesprochen, sondern mangels Wissen willkürlich geschossen wird, rächen sich wiederholte und häufige Fehlabschüsse hinsichtlich der Altersstruktur.

 

Die falsche Tonlage

Ein häufiger Fehler bei der Blattjagd ist die Wahl einer zu hohen Tonlage. Ursache dafür ist in den wenigsten Fällen ein falsch gestimmtes Lockinstrument als vielmehr der verkehrte Ansatz. Aus Unsicherheit oder Unkenntnis wird bei Mundblattern verkrampft ein Ton herausgepresst, der sich als zu hoch erweist. Der Jäger ist dann erstaunt, dass bei ihm meist nur Geißen springen. Sicherlich kann bei einer hochbrunftigen Geiß auch einmal ein Bock dabeistehen und im Schlepptau folgen – 
die Regel ist es sicher nicht. Nur die wenigsten Jäger werden in der Blattzeit die natürlichen Lautäußerungen des Rehwildes schon vernommen haben und halten sich daher an den hohen, lauten Fiepton von Kitzen, den sie im Rahmen der Wildtierrettung deutlich öfter hören. Springen also meistens Geißen, muss der Jäger seinen Blatter nachjustieren oder mit den Lippen einen anderen, vor allem aber lockereren Ansatz suchen.

Verständigungsprobleme oder monotones Blatten

Der Einsteiger bei der Blattjagd folgt gern den Rezepten von Herstellern der Lockinstrumente. Sie geben grundsätzlich denselben Ablauf vor: Warten nach Einnehmen des Standes bis zu 15 Minuten; ein bis drei leise Fieptöne; wieder langes Warten; Wiederholung der leisen, wenigen Fieptöne; wieder langes Warten; jetzt vielleicht ein zaghafter Sprengfiep nach der bisher bekannten leisen Fieptonfolge und so weiter. Das Blatten richtet sich prinzipiell nach der allgemeinen Brunftsituation im Revier und im Besonderen nach der regionalen oder örtlichen am Stand selbst. Stehen die Böcke noch oder schon wieder vermehrt bei den Geißen, trifft man überall suchende Böcke an und begegnet man auffallend oft Kitzen, die allein unterwegs sind. Je nach Bedarf beginnt der Jäger am Stand mit dem Kitzfiep, dem Kontaktfiep, dem Sprengfiep oder geht im Notfall sogar mit dem Angstgeschrei aufs Äußerste. In manchen Fällen kann auch das Benutzen des Blatters kontraproduktiv sein und das imitierte Plätzen und Schlagen oder Schrecken bringen den gewünschten Erfolg in Form des alten Rehbocks. Nur wer nicht in Stippvisiten das Blatten im Revier zaghaft probiert, sondern wer sich möglichst lange in der Brunft am Wild aufhält, wird einen Ein- und Überblick vor Ort erlangen.

Erscheint der Bock, wird das Blatten sofort eingestellt, um ihn in Ruhe anzusprechen und abzuwarten, bis er schussgerecht steht. Wenn der Bock zusteht, steht er spitz von vorne. Ein weidgerechter und Wildbret schonender Schuss verbietet sich so. Wer sinnlos weiterblattet, wird den Bock nicht vor dem Stand stoppen können und riskiert, dass der Bock den Jäger erkennt und vergrämt abspringt, überhastet gefehlt oder schlimmstenfalls krankgeschossen wird.
 

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