Praxiswissen für Revierbetreuer
Feldraine und Insektenwälle fördern
Bei hohen Bonitäten und großen Arbeitsbreiten am Acker sind Bäche, Hecken und Feldgehölze hinderlich. Als Ersatz mit weit mehr als nur jagdlicher Zielsetzung eignen sich Insektenwälle. Sie lassen sich schnell, unkompliziert und beliebig in den Ackerbau integrieren und liefern augenblicklich Erfolge für die Artenvielfalt, die Landwirtschaft und die Jagd.

Früher häufige Ackerwildkräuter finden sich in den intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide, Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben kaum. Selbst in den Wiesen ist die Artenzusammensetzung meist auf wenige stickstoffliebende Grasarten geschrumpft – und damit verbunden die Bandbreite an Insekten. Mit jedem verschwundenen Vertreter der Insektenfauna, aber auch mit den Wild-
kräutern und ihren Samen sind wichtige Glieder in der Nahrungskette verloren. Insbesondere spezialisierte und aufeinander angewiesene Partner verschwinden schneller als Generalisten, doch am Ende verschwinden auch die höhergestellten Glieder – Feldhühner, Singvögel und Feldhasen, denen die Lebensgrundlage genommen ist. Vor diesem Hintergrund spielen natürliche Refugien wie Saumbiotope und damit Wegeränder, Ackerränder, Uferstreifen und Feldraine eine Schlüsselrolle. Nur hier konzentrieren sich noch Restbestände intakter Pflanzengesellschaften.
Vergessene Traditionen
Während sich noch einige Linienstrukturen begleitende Saumbiotope entlang von Wegen, Bahnlinien, Wald-rändern und Gewässern finden, scheint der früher als Ackergrundstücksgrenze überall vorhandene Feldrain fast ausgestorben zu sein. Der Feldrain ist ein schmaler, baum- und heckenloser mit Gräsern und Kräutern bewachsener Streifen, der benachbarte landwirtschaftliche Nutzflächen als optische Grundstücksgrenze trennt. Natürliche, alte Feldraine sind besonders artenreich, da sie neben den saumtypischen auch Arten der angrenzenden Biotope enthalten.
Wo es sie noch gibt, werden sie zwar bei der Feldbewirtschaftung manchmal befahren, aber nicht mit Kulturpflanzen angebaut. Dennoch wird ihre natürliche Flora mitunter von der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung durch Düngereintrag oder die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln zwangsläufig unregelmäßig beeinträchtigt. Vor allem in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft gibt es daher auch auf den Feldrainen die ursprünglich hohe Artenvielfalt nicht mehr im selben Maß. Wenige konkurrenzstarke Gräser und nährstoffliebende Ruderalarten dominieren den Pflanzenbestand, nicht zuletzt aufgrund einer fehlenden oder ungeeigneten Pflege. Nutzte man früher nach der Ernte den kräuterreichen Aufwuchs als Heu, werden die Streifen heute meist mehrfach aus Gründen der Ackerhygiene gemulcht, so dass eine Blüte und Samenreife auf dem Feldrain nicht gegeben sind.

Ideal für Insektenstreifen (Beetle Banks) eignen sich Flächen inmitten von Äckern. Das Vorgewende sollte beiderseits mit landwirtschaftlichen Kulturfrüchten wie auf dem restlichen Acker bestellt werden. Das erleichtert dem Landwirt bei der Bewirtschaftung das Umfahren des Walls und erschwert Raubwild oder neugierigen Augen, ihn zu finden (siehe Schema rechts). Als sinnvoll hat sich eine Breite von fünf Metern herausgestellt. Gepflügt wird von beiden Seiten nach innen, wodurch der Wall etwa kniehoch wird.
Helfende Hände
Einen Samenanflug aus dem Umfeld sowie einen Samenvorrat im Boden gibt es in ausgeräumten Landschaften mit intensivem Ackerbau für eine natürliche Wiederbesiedlung nicht. Sollen verarmte Saumbiotope deshalb aufgewertet oder neu angelegt werden, müssen sie mit entsprechenden Mischungen eingesät werden. Doch enthalten diese überwiegend kurzlebige und konkurrenzschwache Kulturarten und Zuchtsorten, manchmal sogar Neophyten, die für die spezialisierten Insekten ungeeignet sind. So blühen sie zwar im Anbaujahr, werden aber in den darauffolgenden Jahren wieder von den Gräsern und Ruderalarten verdrängt.
Künstliche Beetle Banks
Um diese wertvollen Strukturen wieder in die Feldflur zu bringen und die Artenvielfalt aufzuwerten, bieten sich künstlich angelegte sogenannte Beetle Banks oder Insektenwälle an. Diese Agrarumweltmaßnahme stammt ursprünglich aus England, wo sie seit Jahrzehnten erfolgreich für die Artenvielfalt und Landwirtschaft gleichermaßen angewandt wird. Anfangs nur mit Knaulgras begrünt, sollten für die Hühnervögel Nistplätze und für die Hasen Sassen gefördert werden. Später dienten sie mit einer speziellen mehrjährigen Saatmischung aus Süßgräsern und Wildkräutern dazu, Nützlinge wie räuberische Laufkäfer, Marienkäferlarven, Spinnen und Schlupfwespen zu fördern, die für die natürliche Schädlingsbekämpfung im benachbarten Acker gedacht waren. Das Besondere an diesem Wall ist sein eigenes Mikroklima und die feste Durchwurzelung durch die Gräser. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ackerrandstreifen sorgen das höhere Profil und der ungestört verbleibende Aufwuchs bei den Insekten für beste Überwinterungsbedingungen. Aufgrund der hohen Insektendichte und der lockeren Deckung nutzen Rebhuhn, Feldlerche und andere bodenbrütende Feldvögel sowie der Feldhase den Feldrainersatz bevorzugt in der ausgeräumten Kulturlandschaft, wie Studien der Game Conservancy Deutschland belegen.
Dabei ist es irrelevant, wo der Landwirt die Beetle Bank anlegt. Deutlich effektiver als parallel zu einem Ackerrand ist die langjährige Nutzung inmitten des Ackers.
Den ausführlichen Beitrag von Wildmeister Matthias Meyer finden Sie in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
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