Jagderlebnis

Druckfehler

Von Druckfehlern, die selbst in seriösen Büchern trotz vieler Korrekturprogramme vorkommen, will ich nicht erzählen. Ich meine hier jene Fehler, die ich mit dem Druck auf den Abzug meiner Büchse machte ...

Jagderlebnis

Bei uns sind im Zuge der Wildfeindlichkeit vielerorts alle Schranken gefallen. Ganz besonders beim Gams- und Rehwild. Speziell die Staatsjagdreviere mit ihrer Parole "Wald vor Wild" haben jede Hemmung, auch einmal einen Druckfehler zu machen, beseitigt. Ich habe es selbst erlebt, als ich, ohne Revier, mich um einen Pirschbezirk beim "Vater Staat" bewarb. Der mich einweisende Förster blickte missbilligend auf mein umgehängtes Fernglas: "Das brauchen Sie hier nicht, wenn’s Rot kommt, dann passt’s schon, da müssen Sie nicht lange schauen."

Ich war so perplex, dass ich eine ganze Zeit lang brauchte, um dann zu fragen: "Was dann, wenn’s das Rotkäppchen ist?" Da war’s dann am Förster, perplex zu sein.

Bei den Drückjagden in eben diesem Staatsjagdrevier, wo ich nach den Trieben zu Nachsuchen bereitstand, lagen regelmäßig etliche abgeworfen habende Böcke auf der Strecke. Mit einem Achselzucken wurde über dieses Schonzeitvergehen hinweggegangen.

Doch zurück zu der lang vergangenen Zeit, da ich als Sechzehnjähriger mit druckfrischem Jugendjagdschein einen Rehbockabschuss geschenkt bekam. Ich war damals Mitglied der Jagdhornbläsergruppe des Münchner Jagdverbandes und man wollte mir für die vielen Einsätze eine Freude machen. Man hatte mir zur Belohnung einen Bockabschuss gekauft. Voller Freude fuhr ich mit dem Rad die etwa 40 Kilometer in das Revier im abgelegenen Hinterland. Den Drilling hatte ich im Futteral an der Fahrrad-Mittelstange festgebunden und auf dem Buckel drückte der grüne Rucksack mit meinen Siebensachen.

Im Orte Langenpettenbach angekommen, meldete ich mich beim Sepp, dem Jagdaufseher. Dieser, ein freundlicher Austragsbauer, zeigte mir das Revier und meinen vorgesehenen Wirkungsbereich. Wir saßen am Abend noch gemeinsam an, hatten zwar keinen Anblick, aber der Sepp vertröstete mich: "Da gehst am Morgen alloa naus, da kannst gar nix falsch machen! Um Schlag fünfe kommt von der Talsenke herauf ein semmelgelber Bock. Rechts zoagt er auf Sechser, links hat er bloß a Gabel. Der ist so pünktlich, nach dem kannst dei’ Uhr stellen!"

Hurra, endlich alleine jagern!

Die Nacht in dem Bauernhof, in dem auch der Sepp in seinem Austragsstüberl hauste, war kurz. Noch vor dem Morgengrauen hörte ich die Bäuerin im Stall unter meiner Stube die Kühe zum Melken aufmüden: "Auf zu Gott!", rief sie ihren Viechern zu.

Ich schwang mich auf meinen Drahtesel und ab ging’s zu meinem Ansitz. Der junge Tag dämmerte herauf und tatsächlich, als die Kirchturmuhr die fünfte Morgenstunde schlug, zog vom Talgrund der semmelgelbe Bock auf meinen Hochsitz zu. Ein kurzer Blick durchs Glas, ja pfeilgrad, rechts zeigt er auf Sechser. Das ist er! Als er in Schuss-entfernung heran war, hatte ich längst den Hahn der von einem Freund ausgeliehenen Büchsflinte gespannt. Über Kimme und Korn gut zusammengeschaut, und schon brach der Schuss mit der alten Försterpatrone 9,3 x 72R. Der Semmelgelbe versank im taunassen Klee.

Stolz und überglücklich konnte ich die Wartezeit nach dem Schuss kaum ertragen und eilte dann mit raschen Schritten zum Kleefeld. Als ich voller Freude das Haupt des Erlegten emporhob, traf mich fast der Schlag. Ja, beim schwarzen Samiel! Das war ein wunderbar regelmäßiger, blutjunger, beidseitiger Sechserbock, ich konnte das Gwichtl drehen und wenden, wie ich wollte, aus der linken Stange wurde keine Gabel. Die Welt drohte zusammenzustürzen. Ganz benommen schleppte ich den Erlegten in den Wald und brach ihn erst einmal auf. Dann hockte ich mich völlig fertig auf einen Baumstumpf und überlegte: Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich brach ihm links ein Ende ab oder ich erschoss mich hier auf der Stelle. Allen Ernstes überlegte ich, Schrot oder Kugel zu nehmen, für so groß hielt ich die Schande meines Vergehens. Oh Gott, was würden meine Gönner beim Jagdverband zu meiner Verfehlung sagen? Ich dachte an meine entehrten Eltern. Doch dann, nach schrecklichen Minuten, entschloss ich mich für die dritte Möglichkeit: Ich wollte zu meinem Fehler stehen und mein Versagen voller Scham bekennen.

Als nach einiger Zeit der alte Sepp, der den Schuss vernommen hatte, nach mir schauen kam, kratzte er sich sorgenvoll den Stoppelkopf: "O mei, da wird der Herr Dokter schee schimpfen! Aber, Bua, denk dir nix, an Kopf wird’s net kosten!"

Der "Herr Dokter" hat sich dann auch gebührend beschwert bei meinem Mentor, dem alten Wildmeister Scheumann. Doch der gütige, erfahrene Weidmann tröstete mich: "Ich sehe ja, wie dich das wurmt. Was glaubst du, wie viel falsche Böcke ich in meinem Leben schon geschossen habe? Wer noch nie einen Falschen erlegt hat, der hat noch nie richtig gejagt."

Die ausführliche Jagderzählung von Gerd H. Meyden finden Sie in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

Im Revier

Spagat zwischen Muttertierschutz und Reduktion

Zur Aufzucht notwendige Elterntiere stehen bei uns zu Recht unter strengem Schutz. Nicht selten bleibt der Gesetzgeber jedoch eine präzise Aussage schuldig, wie lange diese Zeit im Einzelnen andauert. Das trifft auch für Schwarzwild zu. 

Im Revier

Im Revier

Ein vergessener Marder

Ganz ehrlich: Wann haben Sie das letzte Mal einen Iltis gesehen? Oder sollte man besser fragen: Haben Sie überhaupt schon einmal einen Iltis gesehen? Wissen Sie, wie die Spur aussieht? 

Im Revier

Unter Jägern

Unorthodoxe Bockjagdmethoden

Nur fünf Prozent des Rehwildabschusses in Frankreich erfolgen am Sommeransitz, der Rest bei Drückjagden. Das gilt auch für Böcke, die von September bis Ende Februar bejagt werden. Der Stellenwert der Trophäe ist weit geringer als bei uns, dennoch ziehen manche Jäger einen Bastbock einem abgeworfenen vor. Doch die Jagd auf den verfegten Sommerbock wird populärer.

Unter Jägern

Die Vielfalt der Biotope Frankreichs bietet dem Rehwild im Flachland, aber auch im Mittel- und sogar im Hochgebirge attraktive Lebensräume, die hervorragende Bestände beherbergen und die es zu einer der beliebtesten Wildarten des französischen Jägers machen. Obwohl nur fünf Prozent der Rehwildabschusspläne auf Sommeransitzen basieren, ist diese Praxis in Frankreich in den letzten Jahrzehnten zunehmend populär geworden, aber fast nur im Süden des Landes und von nicht einheimischen Jägern ausgeübt. In vielen Gebieten in der südlichen Hälfte Frankreichs bringt der Verkauf eines Teils der für die Sommerjagd bestimmten Abschüsse einen nicht unerheblichen Geldbetrag in die Kassen der kommunalen Jagdgesellschaften. Dieser Kreislauf war zunächst schwer zu verwirklichen, da die Pirsch nicht zu den lokalen Gepflogenheiten gehörte. Diese neue Einnahmequelle ermöglichte es, in den Schutz von Biotopen und natürlichen Lebensräumen zu investieren, die anderen Arten, insbesondere Niederwild, zugutekommen, deren Jagd vor allem im Süden sehr beliebt ist, darunter Fasanen aus guter Herkunft. Dieses Geschehen war lange Zeit ein gut gehütetes Geheimnis, von dem vor allem die Franzosen nördlich der Loire profitierten, dann nach und nach die Italiener und Spanier, aber auch die Deutschen und sogar einige Österreicher, die hier ein Schnäppchen machten, indem sie mit reellen Erfolgsaussichten Böcke mit Gehörnen von bis zu 500 Gramm und mehr zu kaum glaublichen Pauschalpreisen von 150 Euro inklusive Wildbret erlegen konnten. Diese Preise sind seither gestiegen, da auch die Nachfrage nach den Abschüssen gestiegen ist und obwohl die Zahl der starken Ausnahmetrophäen in der Folge abgenommen hat. Die meisten dieser Gastjäger haben aber verstanden, dass die Suche nach einem kapitalen Bock in ihren Geistern zwar präsent, aber nicht zwanghaft ist, und haben sich stattdessen auf eine authentische Jagd in einer fremden Umgebung mit einheimischen Jägern eingestellt, die anfangs misstrauisch oder sogar feindselig waren, sich aber sehr gut an diese Art des Austauschs anpassen konnten. 

Starke Trophäen rund um Nizza Die zwei besten Rehböcke Frankreichs kommen auch aus dem Süden. Sie sind im Departement Var in Nizzas Hinterland auf dem Truppenübungsplatz von Canjuers unweit vom Mittelmeer im Jahr 1999 erlegt worden: 232,97 und 206,52 CIC-Punkte bei 816 und 761 Gramm Gehörngewicht. Das Departement Gers zwischen den Pyrenäen und dem Zentralmassiv hat ebenfalls einen guten Ruf für seinen Rehwildbestand. Böcke bis zu 500 Gramm sind dort keine Seltenheit. Andere gute Rehwildgebiete befinden sich im Norden, die Departements Aisne, Oise, Ardennes, im Zentrum, der Loiret und Loir-et-Cher und im Osten die Departements Vosges, Meurthe-et-Moselle und Moselle, aber auch Bas-Rhin und besonders Haut-Rhin. Es fällt auf, dass in diesen drei zuletzt erwähnten Departements, die dem Reviersystem unterliegen, Trophäen von vergleichbarer Qualität wie in anderen Departements sind, in denen das Patensystem vorherrscht. Sie sollten jedoch zahlreicher sein, wenn man bedenkt, dass dort Wahlabschüsse getätigt werden und man Böcke nicht ab November auf Drückjagden erlegt, wenn sie bereits abgeworfen haben oder später schon im Bast sind. 

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