Balz auf der Höh’

Oberhalb der Waldgrenze steuert das Balzgeschehen bei zwei Arten dem Höhepunkt entgegen. Zuerst ist das Rodeln der Birkhahnen zu hören. Später, wenn der Schnee weiter nach oben weicht, löst das Schnarren der Schneehahnen dieses ab.


Der Mai ist im Engadin Ferienzeit. Es ist eine ruhige Zeit zwischen der Wintersaison und dem Sommer, wie die Pause in einem Fußballspiel. Die Menschen verlagern ihre Aktivitäten in wärmere Gefilde. Wer denkt, dass jetzt an der Waldgrenze Ruhe einkehrt, hat sich getäuscht. Genau jetzt bieten die Raufußhühner an der Waldgrenze und darüber die spektakulärsten Schauspiele.
Nur wer ganz früh aufsteht, kann den Schautanz der Birkhahnen beobachten. Kennt man einen guten Balzplatz, kann man die Präsentationstänze der Hahnen genießen. Die Musik dazu machen sie gleich selbst. Doch wir sind nicht alleine, die Hennen schauen ebenfalls zu. Sie küren dann in kurzer Zeit den Partner ihrer Wahl, dies muss nicht der Startänzer in der Mitte sein. Der eigentliche Geschlechtsakt ist dann kurz und unspektakulär. Danach gehen beide getrennte Wege, die Henne zieht ihre Jungen alleine auf.
Eine oder zwei Wochen später, die Schneegrenze hat sich nach oben verschoben, können wir dem Schauspiel der Schneehahnen zuschauen. Die Hahnen sind territorial und rufen meist von einer Erhöhung aus. Oft macht uns erst ihr lautes Schnarren auf sie aufmerksam. Mit etwas Glück können wir einen seiner Balzflüge sehen. Im Gegensatz zum Birkhahn bleibt der Hahn im Revier, beteiligt sich jedoch nur indirekt am Brutgeschehen. Er bewacht die Henne und lenkt allfällige Feinde ab, indem er deren Aufmerksamkeit auf sich zieht. Hahn und Henne kommen erst dann wieder zusammen, wenn ihre Jungen selbstständig fliegen können.

Flurin Filli