Erzeugen rasante Kaliber Hämatome?

 

Rasante Kaliber erzeugen Hämatome, das weiß jeder. Doch was ist überhaupt ein rasantes Kaliber und was der Maßstab für die Größe der Hämatome? Und darf man alles glauben, was auf der Stammtisch-Akademie gelehrt wird? Bruno Hespeler geht diesem Mythos nach.

Grundsätzlich entstehen Hämatome nur am lebenden Wesen, egal ob Hase, Reh oder Mensch. Wir wollen uns hier auf mit der Büchse geschossenes Schalenwild konzentrieren. Trifft das Geschoß auf den Wildkörper, entstehen Druckwellen. Diese, aber auch das Geschoß selbst zerstören Blutgefäße. Je stärker die Druckwellen sind, umso mehr Blut wird in Körperhohlräume gepresst. Bei einem Lungentreffer entleert sich das meiste Blut einfach in die Brusthöhle. In der Brusthöhle entstehen keine Hämatome, höchstens an den Wänden und in der Lunge. Öffnen wir beim Aufbrechen das Zwerchfell, fließt das im Brustraum befindliche Blut ab.
Höhlen bilden sich aber auch im Gewebe. Wer schon einmal ein Reh zerwirkt und für die Küche fertig gemacht hat, kennt das: Er findet auf der Ausschussseite ein Hämatom. Das kann ganz unterschiedlich ausgebildet sein. Manchmal ist es einfach eine große Blutblase, die mit den Fingern angehoben und entfernt werden kann. Manchmal wird das Blut aber auch zwischen die Gewebeschichten gepresst. Dabei können großflächige Hämatome entstehen. Einschuss und Ausschuss können sich beide im Bereich der Kammer befinden und dennoch haben wir auf der Ausschussseite ein bis vor die Keulen reichendes Hämatom.

Die Größe eines Hämatoms bestimmen nicht Kaliber oder Laborierung alleine. Auch das Verhalten des Wildes im Moment des Schusses nimmt Einfluss auf die Hämatombildung. Ein Reh, das ruhig äst, hat einen schwächeren Kreislauf als eines, das sich bewegt. Das Herz eines flüchtenden Rehs pumpt mehr Blut durch den Körper als das eines ziehenden.
Quittiert das Wild einen Schuss mit Flucht, dreht es „die Herzpumpe“ noch einmal voll auf und es wird viel Blut aus dem System gepresst. Entsprechend groß können die Hämatome werden. Handelt es sich um einen Lungenschuss, der das Wild vor allem in die Brusthöhle ausbluten lässt, führt das dazu, dass der Kreislauf schnell zum Erliegen kommt.
Keinen Einfluss hat der Jäger auf den Zustand des Herzens im Moment des Treffers. Es kann sich im Zustand der Kontraktion befinden und steht dabei unter Druck. Entsprechend stark wird das Blut aus getroffenen Gefäßen gepresst. Das Gegenteil ist die Erschlaffungsphase mit einem Minimaldruck. Also entscheidet über Größe und Umfang von Hämatomen auch der momentane Brutdruck.

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