Wandern Rehe ab?

Das Problem, das überhaupt keines ist, ist alt: Es ist die Frage, ob Rehe wandern, ob sie im Winter irgendwo anders stehen als im Sommer, aber auch jene, ob Rehe im Laufe ihres (meist kurzen) Lebens ihre Einstände dauerhaft wechseln. Kann es sein, dass der im Sommer oben auf dem Wechsel neben der Autobahn lebende Bock oder die Geiß den Winter drunten im kärntnerischen Sankt Leonhard oder im steirischen Modriach verbringt? Oder: Verlegt der Rehbock seinen „Hauptwohnsitz“ von Maria Gail am Stadtrand von Villach eventuell ins nahe Rosental?

Wir können uns der Frage mit dem hundertfach publizierten Allgemeinwissen nähern, nämlich dass Rehböcke in der Regel als Zweijährige einen Sommerwohnraum beziehen, in dem sie, ganz grob vom Fegen bis zur Brunft, keine erwachsenen Artgenossen dulden. Was sie in der übrigen Zeit des Jahres machen, hängt stark von den örtlichen Verhältnissen ab. Die Sommerwohnräume der Rehe sind meist relativ klein. Häufig nutzen Rehe zwischen April und Brunft kaum mehr als fünf bis höchs-tens zehn Hektar. Im Laufe eines ganzen Jahres kommen sie deutlich weiter herum. Man spricht dann vom Jahresstreifgebiet. Die Größe der Sommerwohnräume wie die der Jahresstreifgebiete hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab und kann erheblich variieren.

Rehe unternehmen mehrere Arten von Wanderungen: Manche wandern saisonal zwischen Sommerwohnraum und Winter-wohnraum. Wo nicht gefüttert wird und Äsung nicht gleichmäßig verteilt ist, ist der Winterwohnraum eher ein Winterstreifgebiet, nicht zu verwechseln mit dem Jahresstreifgebiet. Die Rehe streifen eben – mangels Futterkiste – umher.

Im Frühjahr und Frühsommer finden Wanderungen von Jahrlingen statt. Starke Jahrlinge neigen dazu, weiter zu wandern als schwache Jahrlinge. Manche Jährlinge finden weit entfernt vom Geburtsort eine Nische, in der sie bleiben. Doch häufig halten sich Jahrlinge am Ende ihrer Wanderungen auch wieder in ihrem Geburtsrevier oder in dessen unmittelbarer Nähe auf.

 

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