Umbau der Alpen
Professor Werner Bätzing steht wie kein anderer dafür ein, den Strukturwandel im Alpenraum ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. Wo früher noch der Senner seine Jodler hat schallen lassen, surren jetzt die Motoren der Schneekanonen. Eine Entwicklung, die unumkehrbar scheint. Doch es bleibt die Chance, hier zumindest lenkend einzugreifen und die Identität des Alpenraumes zu erhalten.
Ist das Verschwinden der Alpen als menschlicher Lebens- und Wirtschaftsraum noch aufzuhalten? Wird es in 30 Jahren in den Alpen überhaupt noch Bauern geben oder degeneriert dieser prachtvolle Lebensraum zum Event- und Erlebnisspielplatz für die Massen aus den Metropolen Europas? Welche Rolle spielt der Jäger für die Zukunft der Alpen? Hat man für ihn überhaupt noch genügend Platz oder wird er gänzlich verschwinden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Kulturgeograf Werner Bätzing seit nunmehr 40 Jahren.
Dr. Gert Andrieu hat mit Werner Bätzing ein Gespräch geführt.
Sind die Alpen von heute in Gefahr?
Ja, heute sind die Alpen in Gefahr, als menschlicher Lebensraum und Wirtschaftsraum zu verschwinden. Einerseits werden Ungunstlagen aufgegeben, was dazu führt, dass große Teile der Alpen verwildern.
Wirtschaften von heute bedeutet: hochproduktiv, hochkonkurrenzfähig und auf globalem Niveau. Dazu sind die Alpen jedoch nicht geeignet! Auch die Entsiedelung geografisch nicht begünstigter Alpenregionen schreitet weiter voran. Es ist abzusehen, dass in Zukunft – unabhängig von Gemeindeflächen – 70 Prozent der Alpenfläche entsiedelt sein werden. Andererseits verstädtern Tallagen entlang europäischer Transitrouten immer stärker. Dort sind viele Arbeitsplätze vorhanden. Diese sind funktional jedoch sehr stark mit München, Mailand, Genf, Wien oder auch Marseille verflochten und haben mit den Alpen im Eigentlichen nichts mehr zu tun. Wirtschaften, welches auf den Alpenraum Bezug nimmt, tritt immer mehr in den Hintergrund!
Welche Aufgaben hat für Sie der Jäger in den Alpen?
Meiner Perspektive nach besteht die zentralste Aufgabe des Jägers in einem vernünftigen Wildtiermanagement. Dabei ist er derjenige, der die Verantwortung für Wildtierbestände dahingehend übernimmt, sie sowohl vor Über- als auch vor Unternutzung zu bewahren. Deswegen weil – wie bereits besprochen – die Alpen eine Kulturlandschaft sind und den Eingriff des Menschen erfordern. Diese Aufgabe ist ein Balanceakt, welcher viel Verantwortungsgefühl und Fachkenntnis gegenüber Wildtieren und den Alpen als Ganzes erfordert.
Heutige Probleme ergeben sich jedoch dann, wenn Jäger versuchen, möglichst rasch zum Abschuss zu kommen, und deshalb an Überbeständen Interesse zeigen. Dabei spielt auch die Fütterung von Wildtieren eine wesentliche Rolle. Diese Aspekte halte ich deshalb für problematisch, da die Verjüngung des Waldes dadurch häufig beeinträchtigt wird. Ich halte die Fütterung jedoch auch dahingehend für ein Problem, weil der eigentliche Charakter von Wildtieren verloren geht.
Das vollständige Interview finden Sie im Oktober-ANBLICK.