Archiv 2020

Jagderlebnis

Mythos weiße Gams

In den verschiedenen Sagen des Alpenraumes rankt sich so manche Legende um die weiße Gams. Der Aberglaube besagt, dass derjenige, der es wagt, eine weiße Gams zu erlegen, binnen Jahresfrist ein toter Mann ist. Vielfach hat sich das auch tatsächlich bestätigt ...

Von Siegfried Erker

 

Eine gesichtete weiße Gams hat schon früher die Fantasie vieler Bergbewohner und Jäger beflügelt, und heute ist das nicht anders. Es gibt viele zu Papier gebrachte Sagen und Geschichten über weiße Gämsen, wie z. B. von Georg Graber – „Sagen aus Kärnten“, 1912 – und Heinrich Herzog. So ist überliefert, dass auf der Egger-Alm im Oberen Gailtal eine reiche Bauerstochter einen armen Burschen – der ihr von Herzen zugetan war – verhöhnte und verschmähte. Für eine Heirat machte sie zur Bedingung, dass er goldene Haare und goldene Zähne haben müsse. In seinem Zorn verwünschte er daraufhin die Angebetete, die sich in eine weiße Gams verwandelte und von Jägern immer wieder in der Weißen Wand gesichtet wurde. Drei Brüder, die ihr als Jäger nachstellten, führte die weiße Gams nacheinander ins Verderben. Danach wurde sie jedoch nicht mehr gesehen. Heinrich Herzog schrieb in „Schweizersagen für Jung und Alt“ (1871) über einen Jäger namens Rieggi, der bereits 99 Gämsen erfolgreich bejagt hatte. Als er jedoch seine Hundertste im Anblick hatte, war dies eine weiße Gams, die gleichzeitig auch eine Warnung an ihn war, dass er seine Leidenschaft auf Gämsen bezähmen müsse. Rieggi hielt nichts von dieser Warnung und verfolgte die fliehende weiße Gams. Da rief ihm plötzlich eine vorwurfsvolle Stimme zu: „Rieggi, warum verfolgst du meine weiße Gamsgeiß, die mich mit Milch und Käse versorgt? Rieggi, Rieggi! Nimm den Hut vor den Kopf, damit du nicht siehst, wie hoch du fallen wirst!“ Daraufhin stürzte der Jäger in die Tiefe. Bei dieser Sage finden wir den Anknüpfungspunkt ins Reich der Berggeister, denn des Öfteren wird auch behauptet, dass weiße Gämsen stets aus der Herde der Saligen (Gestalt der Sagenwelt in der Alpenregion) stammen und dem, der sie sieht und jagt, Unheil und den nahen Tod verkünden. Eine alte Überlieferung weiß auch zu berichten, dass jener Jäger, der ein solches Göttertier zur Strecke bringt, noch sterben muss, ehe das Jahr sich gerundet hat.

 

In meinem Leben hatte ich auch bereits zwei Erlebnisse auf eine weiße Gams. Mitte der 1990er-Jahre war ich mit meinem Freund Manfred und dem zuständigen Berufsjäger Andreas im Untertal bei Schladming unterwegs auf Gamswild. Der Aufstieg war für uns – damals noch im jugendlichen Saft stehend – trotz des sehr steilen Geländes nicht übermäßig beschwerlich. Immer wieder bekamen wir Gämsen in Anblick, jedoch die richtigen und zum Abschuss freigegebenen zeigten sich uns nicht. Ich kann mich noch sehr gut an diese Situation erinnern, als ob es gestern gewesen wäre, als plötzlich aus dem Nichts auf einem Stein eine weiße Gamsgeiß auf rund 150 Meter vor uns stand und zu uns verhoffte. Keiner von uns hatte sie kommen sehen, wir waren – gut gedeckt hinter einem großen Stein – zu sehr mit dem Beobachten von drei anderen Gämsen beschäftigt, die zwischen 100 und 200 Meter vor uns in einem Lawinenhang ästen. Majestätisch stand die weiße Gams da droben, weiß wie der Schnee war sie, obwohl es zu dieser Jahreszeit noch keinen gab. So, wie die weiße Gamsgeiß gekommen war, verschwand sie auch wieder. Gut eine Stunde verweilten wir noch auf unserem Aussichtsplatz und beobachteten angespannt die Rinnen und Wände um uns herum, die weiße Gamsgeiß war jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Wir hätten sie sowieso nicht erlegt, aber doch gerne etwas länger beobachtet.

Aus rein strategischen Gründen hatte mein Jagdfreund in dieser Jagdsaison auch das Brunnsteinerkar zu seinem bestehenden Jagdgebiet dazugepachtet, damit der gute Gamsbestand in seiner Altersstruktur in beiden Jagdgebieten erhalten bleibt. Der dortige damalige Berufsjäger Hermann zeigte uns gleich bei einem unserer ersten Treffen mit Stolz einige Fotos von einem weißen, etwa fünfjährigen Gamsbock, der im Brunnsteinerkar bereits mehrfach gesichtet worden war. Gegen Ende Juli war ich mit meiner Frau, ihrer Cousine und deren Mann bei bestem Sommerwetter zum Salztragen am Berg unterwegs. Die Fernsicht war atemberaubend, kein Wölkchen trübte das strahlende Blau des Himmels, überhaupt hätten wir den Termin nicht besser wählen können, denn trotz Hochsommer war die Temperatur angenehm und nicht schweißtreibend. An diesem Tag stiegen wir über 16 Kilometer am Berg herum, um Salz für das Gams- und Rotwild auszubringen. Wir hatten im Linzerhaus auf der Wurzeralm Quartier genommen und von unserem Zimmer aus konnte ich fast das ganze Brunnsteinerkar einsehen. Kaum hatte der Tag zu dämmern begonnen, suchte ich auch schon das Kar vor mir mit dem Fernglas ab und hatte auch prompt das Glück, den weißen Gambock in den frühen Morgenstunden das erste Mal – so quasi vom Bett aus – in Anblick zu bekommen. Es gelang mir sogar, ihn einige Zeit zu beobachten. Ein Abschuss dieses majestätischen und sagenumwobenen Gams kam für mich nicht infrage und auch der Jagdpächter schloss sich meiner Meinung an, nicht zuletzt wegen des Mythos, der unter Jägern gut bekannt ist. Dieser Gamsbock sollte alt werden, uns über viele Jahre hinweg mit seinem Anblick erfreuen und ein natürliches Ableben haben, es kam jedoch anders als von uns geplant, denn er wurde im August erlegt. Der Schütze und sein Pirschführer wurden bei der Erlegung mehrfach beobachtet. Der Jagdgast soll angeblich aus Deutschland gewesen sein. Ob diesem die Erlegung Unglück gebracht hat, ist nicht überliefert.

 

Eindringlich wurde der einstige Thronfolger Franz Ferdinand von seinem Jäger davor gewarnt, eine weiße Gams zu erlegen. Der Thronfolger hielt sich jedoch trotz Warnung nicht an den Rat seines Jägers und erlegte am 27. August 1913 im Alpwinkel im Bluntautal (Salzburgerland) eine weiße Gams. Wie aus vielen unserer Geschichtsbücher bekannt, wurde er im Juni 1914 Opfer eines Attentats in Sarajevo. Auch Kronprinz Rudolf von Österreich, der eine weiße Gams erlegte, schied daraufhin innerhalb eines Jahres in Mayerling 1889 aus dem Leben. Der rumänische Diktator Ceausescu liebte ebenfalls das Gamswild und erlegte im Revier Busteni (Butschetsch-Gebirge) zwei weiße Gams und wurde danach innerhalb eines Jahres getötet. Erfahrene alte Gebirgsjäger, die einst Könige und Kaiser auf Gamswild in den Karpaten führten, prophezeiten immer das Ende des Jägers innerhalb eines Jahres, wenn er eine weiße Gams zur Strecke bringt. Viele behielten recht!

 

Können auch Sie von mystischen Begegnungen mit weißen Gams berichten? Der Autor freut sich über Zuschriften an die Redaktion.

 


Urphänomen Jagd

Erkenntnis des Todes

Bei der Jagd ist der frühe Mensch stets intensiv in Kontakt mit dem Tod gekommen – dem der Beute, aber auch dem von Mitgliedern der Sippe, die Jagdunfälle erlitten. Irgendwann in dieser Zeit ist auch ein Todesbewusstsein entstanden, welches das Verhalten des Menschen bis heute prägt.

Ausgehend von frühen gemeinsamen Vorläufern trennten sich die Hominini (Menschenartigen) vor etwa fünf bis sieben Millionen Jahren von den Schimpansen. Gegenwärtig gilt Sahelanthropus als die älteste bekannte Art, die aufrecht ging. Ob sie allerdings ein direkter Vorfahre des Menschen ist, bleibt umstritten. Sicher ist dies erst für die Australopithecinen, die vor vier Millionen Jahren auftauchten und vor zwei Millionen Jahren schließlich zum Homo erectus evolvierten. Zur Homo-erectus-Gruppe zählen eine ganze Reihe von Funden, von der Frühform Homo rudolfensis über H. ergaster bis zu H. pekinensis, floresiensis, rhodesiensis und heidelbergensis, wobei aus Letzterem vor 200.000 Jahren in Europa der Neandertaler hervorging. Daraus ist schon zu ersehen, dass die Homo-erectus-Gruppe vor einer Million Jahren von Afrika aus ganz Eurasien zu besiedeln begann. Aus den in Afrika verbliebenen Formen von H. erectus entwickelte sich über den H. rhodesiensis vor 200.000 Jahren der archaische Homo sapiens. Allerdings verließ dieser erst vor 70.000 Jahren Afrika, machte vor 40.000 Jahren noch einen Evolutionsschritt zum modernen Menschen H. sapiens sapiens, wobei es auch zu Einkreuzungen einiger Neandertaler-Gene kam, und breitete sich langsam über den Rest der Welt aus, bis er vor 15.000 Jahren über Alaska auch in die Neue Welt gelangte.

 

Vom Pflanzen- zum Allesfresser

Wesentlich ist nun für unser Verständnis des Menschen als Jäger, dass die Australopithecinen noch Pflanzenfresser waren, ihre Spätformen jedoch schon Aas und Insekten aufnahmen. Mit dem Übergang zur Homo-erectus-Gruppe vor mehr als zwei Millionen Jahren spielte dann die Jagd eine immer größere Rolle. Vor allem für die Besiedelung Eurasiens stellte die Ernährung mit tierischem Eiweiß und Fett eine unabdingbare Voraussetzung dar, um auch in Zonen mit gemäßigtem und kaltem Klima – insbesondere im Winter – überleben zu können. Der älteste Speerfund stammt aus Mitteleuropa und ist 400.000 Jahre alt. Auch stellten Homo erectus bzw. seine unmittelbaren Vorformen schon vor 2,5 Millionen Jahren Faustkeile her. Die frühesten, allerdings unsicheren Hinweise auf die Nutzung von Feuer wurden auf 1,5 Millionen Jahre datiert, sicher belegbar ist der Feuergebrauch vor einer halben Million Jahren. Zu dieser Zeit jagte H. erectus wie erwähnt schon mit Speeren, verzierte Muscheln mit geometrischen Mustern und konnte sich, so schließt man aus der Anatomie des Gesichtsschädels, auf gewisse einfache Weise sprachlich artikulieren. Auch hatte sich das Gehirnvolumen im Laufe dieser langen Zeit stark vergrößert.

 

Den ausführlichen Beitrag von Christian Carl Willinger finden sie in der November-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

Fütterung im Fokus

Im letzten Artikel der Reihe „Integrales Rotwildmanagement“ standen jagdliche Einflüsse auf Rotwild und dessen Lebensraumnutzung im Fokus. Nun wollen wir mit dieser Thematik fortsetzen und die Winterfütterung als potenzielle Maßnahme zur Wildlenkung genauer unter die Lupe nehmen.


Waffe, Schuss & Optik

Wildbeobachtung bei Nacht – drei Technologien

Wie der Blick in die Kataloge von Jagdausstattern verrät, entwickelt sich die Jagd in eine Richtung, bei der sich die Pirsch- und Ansitzzeiten immer tiefer in die Nacht hinein verlegen. Technisch gesehen sind es vor allem drei Arten von Beobachtungs­geräten, die Licht ins Dunkel der Reviere bringen.

 

 


Frauen in der Jagd

Bleiben, wer man ist ...

Annemarie Moser ist in einem ganz natürlichen Umfeld mit der Jagd aufgewachsen. Vater und Großvater waren Jäger. Das hat auf sie abgefärbt und sie selbst durch ihre aktive Karriere begleitet.

 

Ganz einfach, du fährst bei der Kirche hinauf, und da, wo der hölzerne Gams steht, da bin ich.“ Ganz einfach. Und der nette Briefträger, der mich auf der kleinen Parkfläche oberhalb besagter Gams anspricht: „Willst sicher zur Annemarie. Da unten steht sie schon!“ Ganz einfach. Und dann gibt es köstliche Leber vom frisch erlegten Schmalspießer, Reis und Kartoffeln, ein Safterl, Kaffee und Kuchen. Und zum „Ratschen“ hätten wir noch lang etwas gehabt, die Annemarie und ich. Annemarie Moser ist eine der berühmtesten Frauen Österreichs. Völlig unnötig, sich hier allzu lang über ein Leben zu verbreitern, das zumindest jedem halbwegs sportinteressierten Bürger dieses Landes über dreißig bekannt ist. Annemarie Pröll, wie sie vor ihrer Heirat geheißen hat, ist ein Bergbauernkind. Eines von acht. Den Hof führt heute ihre Nichte. Er liegt ein paar Hundert Meter über dem Dorf. Ein wunderschönes Dorf übrigens, eingebettet in eine freundliche Berglandschaft. Keine schroffen, abweisenden Berge, sondern freundliche, auf denen sich üppige Wiesen mit Waldstücken abwechseln. Berge, die dieses sportliche Ausnahmetalent hervorgebracht haben. An der Einfahrt in den Ort stößt man gleich auf ein Plakat mit Bildern der ehemaligen Skirennläuferin. Wie es sich wohl anfühlt, ständig auf seine eigenen Denkmäler zu stoßen? Noch ehe ich die Frage stellen kann, kommt die Antwort ganz von allein: Den ganzen Ruhm und Rummel kann man nur unbeschadet überstehen, wenn man bleibt, wer man ist.

 

Natürliches Selbstverständnis

Annemarie Moser, wie sie seit ihrer Heirat heißt – heute auch keine Selbstverständlichkeit mehr, seine Zugehörigkeit zu einem Mann mit dem gleichen Namen zu besiegeln –, strahlt genau das aus: vollkommen natürliches Selbstverständnis. Unkompliziert. Sie ist, wer sie ist. Und genau das ist auch ihr Zugang zur Jagd. Sie ist eben einfach Jäger. Und wir sind uns einig darin, dass man kein „in“ anhängen muss, um als Frau etwas zu sein – etwas zu können. Sie war ja auch Weltmeister, wie sie sagt, immerhin fünf Mal. Das „in“ hängt erst heute dran.

 

Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer Oktober-Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.


Reviergang im Oktober

Irgendwo weit hinten

Piotr nahm das Glas vor die Augen. Dann sah auch ich das Wild: Zwei Alttiere, ein Kalb und ein Spießer waren es. Schwarzbeere, Eichenjugend und Pilze äsend, zogen sie langsam von uns weg. Piotr mahnte zur Vorsicht ...

Bruno wollte ich sehen und wenigstens einmal in meinem Leben Emma an mich drücken. Sonst nichts. Doch als es bekannt wurde, kam die Einladung zur Jagd ... Viertel vor sieben: Die Welt noch von der Nacht umschlungen. Schwarz der Wald, dunkel und konturlos verschmelzend See und Himmel. Wind, starker Wind, der manchmal drohte, sich zum Sturm auszuwachsen. Dann wieder kurze Momente fast völliger Windstille. Als ich die Tür hinter mir schloss, löste sich ein Schatten aus dem Schwarz der Nacht und trat in den Lichtschein der Hoflampe – Pan Piotr, der Förster. Er war mir angekündigt, sollte mich führen. Sprachprobleme bereinigten wir mit Gebärden. Nur ein kurzes Stück fuhren wir, dann blieb das Auto stehen und wir pirschten los. Das Revier war wie so viele in jenem Land fast ohne Hochsitze. Es ging auch so, ohne Vollmöblierung, ohne Kirrung und Restlichtverstärker; man wollte Jäger bleiben.

 

Nach zehn Minuten blieb Piotr im Schutz des Waldrandes stehen und nahm sein Glas. Oben, auf einem der sanften, von den Gletschern modellierten Hügel, grasten Kühe. Zwischen und neben ihnen drehten Sauen den Boden um. Unter diesen waren drei bunte Überläufer, Nachkommen irgendeines in den Wäldern am See frei nach Nahrung suchenden Ebers. Solche Bastarde waren relativ häufig. Keiler paarten sich mit Hausschweinen und Zuchteber versuchten es mit Bachen. An Schießen war nicht zu denken und so pirschten wir vorsichtig bis zu einer überaus dicken, von Schnee und Stürmen zerzausten zwischen Wald und Schilf wachsenden Weide. Piotr spekulierte darauf, dass die Sauen mit zunehmendem Licht durch ein inselartiges Wäldchen herunter zum Schilf ziehen würden. Schon am Vorabend, als wir von der überaus freundlichen Polizei zu unserem Haus am See eskortiert wurden, überquerte eine nicht ganz „arische“ Rotte unseren Weg. Das Haus lag weit draußen in der Einsamkeit der Landschaft, für einen Fremden kaum zu finden. Sandwege, dann uraltes Pflaster aus Bachsteinen, dann wieder desolate Betonschwellen … Piotrs Überlegung schien aufzugehen. Irgendwann zogen die Sauen der kleinen Waldinsel zu. Es wurde ernst. Nach 15 Minuten hörten wir sie vor uns im Wald brechen. Die Frischlinge waren alle bereits fleckenlos und somit selbstständig. Piotr flüsterte mir „Mama“ zu und ich antwortete fragend „Bastard“. Er zuckte die Schultern und nickte. Offenbar überließ er mir die Entscheidung.

 

Die beiden „Mamas“ überquerten mit ihren Frischlingen zuerst den Weg. Den Schluss machte eine dreifarbige Überläuferbache. Sie zeichnete gut und nahm das nahe Schilf an. „Kaputt“, murmelte zufrieden mein Führer und bot mir eine Zigarette an. Als ich ablehnte, kramte er eine kleine Flasche mit der Aufschrift „olej słonecznikowy“ – Sonnenblumenöl – aus seinem Rucksack und reichte sie mir. Slawische Sonnenblumen scheinen schärfer zu sein als mitteleuropäische … Eine Zigarettenlänge warteten wir, dann untersuchte Piotr den Einwechsel, nickte mit dem Kopf und verschwand im Schilf. Wenige Meter drinnen lag verendet die Bache. Gemeinsam zogen wir sie heraus. Als ich mein kleines Messerchen mit der gerade einmal fünfeinhalb Zentimeter langen Klinge und der ebenso zierlichen Aufbrechsäge aufklappte, wehrte Piotr entschieden ab. Dann, als ich unmissverständlich darauf bestand, das von mir erlegte „Halbwild“ selbst aufzubrechen, bot er mir sein Jagdmesser an. Ich blieb stur. Der gute Piotr schaute mir kritisch und immer wieder den Kopf schüttelnd zu. Ich aber war gottfroh, mich nicht blamiert zu haben. „Der Vorführeffekt lauert überall“, belehrte mich dereinst ein wohlmeinender Freund …

 

Irgendwo hinter Schilf und Gehügel, hinter bunten Eichen und dunklen Föhren trompeteten letzte Kraniche: Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen, über weite Felder lichte Wunder geh’n. Hätte Piotr mich an diesem Morgen nicht abgeholt, hätte ich es ihm ehrlichen Herzens verziehen; es machte ja, so war ich überzeugt, wirklich keinen Sinn. Das Wetter verschlechterte sich. Die Wolken hingen tief und der Wind trieb immer wieder Regenschwaden vor sich her. Später, als Piotr mich zurück zum Haus gebracht hatte, trugen die ans Ufer schlagenden Wellen weiße Gischtkronen. Vorm Fenster ein Rotkehlchen, das unterm Vordach Schutz suchte. Überm See vom Wind getriebene Kormorane. Flackerschein im Ofen. Kein Computer, kein Fernseher, kein Telefon, kein Radio. Kein Bedürfnis, das Erlebnis dieses Morgens per SMS in die Welt zu posaunen. Stille, nichts als Stille. Tee. Erinnerungen und eine Handvoll Sehnsucht … Am Spätnachmittag kam Piotr erneut, um mich abzuholen. Der Wind hatte zugelegt. Wieder wäre ich gerne im Haus geblieben. Freund Gerhard hatte mir Heinz Staudingers „Der alte Diezel“ mit auf den Weg gegeben. Dazu kam Henryk Okarmas „Der Wolf“. Ich hatte Okarma vor Jahren in Polen kennen und schätzen gelernt. Aber nun musste ich wohl mit, ließ mir nichts anmerken und folgte. Wir umfuhren den See und ließen das Auto des Windes wegen vorm Waldrand stehen, denn schon auf der Fahrt mussten wir immer wieder heruntergebrochenen Föhrenästen ausweichen. Auf sandigem Weg pirschten wir langsam, den Wind meist im Gesicht, durch große Altbestände. Viel Sinn sah ich in dieser Pirsch nicht. Nie wäre ich als Pirschführer selbst bei solchem Wind mit einem Gast ins Revier gegangen. Es wäre mir zu gefährlich gewesen. Jede der alten Kiefern trug brüchige Dürrästn. Jagdlich war ich nicht wirklich bei der Sache. Meine Gedanken kreisten bald um Menschen, die mir nahestanden, dann wieder um die jungen Eichen, die unter den alten Föhren eher selten „Kniehöhe“ erreichten, und um die zahllosen Maronen-Röhrlingen, von denen man, ohne den Weg zu verlassen, in Kürze einen Eimer hätte füllen können.

 

Manchmal blieb Piotr, eine Zigarette rauchend, einige Zeit an einen Baum gelehnt stehen. Bei einer solchen Pause drückte er plötzlich seine gerade angerauchte Zigarette wieder aus und nahm das Glas vor die Augen. Dann sah auch ich das Wild: Zwei Alttiere, ein Kalb und ein Spießer waren es. Schwarzbeere, Eichenjugend und Pilze äsend, zogen sie langsam von uns weg. Piotr mahnte zur Vorsicht. Schritt für Schritt zogen wir uns hinter eine langgestreckte Erhebung zurück, hinter der uns das Wild nicht eräugen konnte. Das Rauschen des Windes verschluckte jedes Geräusch. Eigentlich eine komfortable Situation! Als Piotr erstmals ein paar Schritte auf die Erhebung machte und vorsichtig hinübersah, hatte er das Wild kaum 60 Meter vor sich. Er deutete mit beiden Zeigefingern einen Spießer an, legte sich auf den Boden und bedeutete mir, es ihm gleichzutun. Der Rest war eher banal. Schuss brach, Spießer lag. Messerchen am Vormittag frisch geschärft. An den Fingern Ruch nach Pansen. Geronnener Schweiß. Piotr hatte einen Kälberstrick im Rucksack. Gemeinsam zogen wir den Spießer zum Weg. Dann deutete er zurück zum Aufbruch, der liegen geblieben war, und meinte vielsagend: „Wilk!“ Auf einem Drittel der Landesfläche kommt heute der Wolf vor und entsorgt, was zu entsorgen ist. „Land der dunklen Wälder …“

Bruno Hespeler


Mut zur gepflegten Unordnung

Die alte Buche

Bauernwald, richtig gepflegter Bauernwald, die Fichten Herbst für Herbst gegen Verbiss geschützt, im Dickungsalter sauber aufgeastet, im Stangenholzalter bereits peinlich von jedem Laubholz befreit … Und dann liegt da mitten in schönster Ordnung und Sauberkeit eine etwas verlotterte Parzelle. 


Praxiswissen für Revierbetreuer

Keilerwaffen einfach selbst präparieren

Sauber präparierte Keilerwaffen im Jagdstüberl unterstreichen die Freude des Erlegers. Zugleich reflektieren sie aber auch Achtung und Wertschätzung dem erlegten Wild gegenüber. Vieles kann man ganz leicht auch selbst versuchen.

 

 


Klimawandel und Wildtiere

Infektionsdruck steigt

Der Einfluss des Klimawandels auf die Verbreitung von Krankheitserregern kann direkt erfolgen, indem sich Krankheitserreger bei höheren Temperaturen in der Umwelt schneller vermehren, oder auch indirekt bei jenen Krankheitserregern, die beispielsweise über Zecken übertragen werden, wie Univ.-Doz. Armin Deutz im Rahmen der Fachtagung „Klimawandel und Wildtier“ in Graz erläuterte.

 

Der Klimawandel führt dazu, dass mittlerweile eine Parasitenentwicklung bereits auf Seehöhen von über 2.000 m stattfinden kann und dass sich durch die raschere Entwicklung der Infektionsdruck mit Parasiten bis zum Herbst deutlich erhöht. Die frei lebenden Stadien der wichtigsten Magen-Darm-Parasiten von Wiederkäuern stellen jegliche Weiterentwicklung unter 5° C ein. Steigt die Temperatur im Frühjahr an, werden die Parasitenstadien wieder aktiv. Bei 7° C dauert es fünf Wochen, bei 9° C drei Wochen und bei 15° C nur etwa neun Tage, bis aus den mit der Losung ausgeschiedenen Eiern von Magen-Darm-Parasiten eine infektionsfähige Larve heranwächst (Prosl, 2008). Neben der Temperatur ist die Feuchtigkeit in der Losung und in deren Umfeld ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung von Parasiten. Auch hier gilt, dass Feuchtigkeit im Zusammenhang mit geeigneten Temperaturen das Überleben der Parasiten begünstigt. Trockenheit verkürzt die Überlebensfähigkeit der meisten Parasiten, ebenso wie direkte UV-Bestrahlung. Mit dem Ansteigen der Waldgrenze und höherer Bodenvegetation kommt es dazu, dass weniger UV-Licht auf Parasiten und ihre Entwicklungsstadien einwirken kann und diese somit länger infektiös bleiben.

 

Neue Herausforderung 
für Bergwild Besonders überraschend bei eigenen Untersuchungen in den Hohen Tauern war der Nachweis des Roten Magenwurmes bis auf über 2.500 m Seehöhe, der in der Außenwelt wärmeliebend ist und beim Gamswild in alpinen Lebensräumen in früheren Jahrzehnten noch keine Bedeutung hatte. Mittlerweile verursacht dieser Parasit regional erhebliche Ausfälle bei Gamswild, was möglicherweise auch mit der erst kurzen Koevolution zwischen Wirt und Parasit und Problemen mit der Immun­abwehr zusammenhängen könnte. Der Rote Magenwurm lebt im Labmagen von Wild- und Hauswiederkäuern, ernährt sich von Gewebeteilen und saugt Blut aus der Labmagenschleimhaut. Dadurch kommt es zu großen Blutverlusten und Anämie. Dies führt häufig zu schweren klinischen Erkrankungen und plötzlichen Verendensfällen.

 

Zecken und Stechmücken 
als Krankheitsüberträger Zecken sind neben Stechmücken in Mitteleuropa die bedeutendsten Überträger von Krankheitserregern (Viren, Bakterien und Parasiten) auf Menschen und Tiere. Klimawandelbedingt kommen Zecken bereits auf rund 1.700 m Seehöhe vor, zusätzlich treten „neue“ Zeckenarten auf. Übertragbare Krankheiten sind beispielsweise Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Babesiose oder auch Tularämie, die mittlerweile nicht nur in Ostösterreich, sondern auch in Salzburg auftritt. Zusätzlich ist mit dem Auftreten von bislang in Mitteleuropa nicht vorkommenden Zecken- und Mückenarten zu rechnen. Neben dem allseits bekannten Gemeinen Holzbock vergrößern sich derzeit die Verbreitungsgebiete der Auwald- und Hyalomma-Zecken. Die Verbreitung der weltweit rund 850 Zeckenarten ist vor allem von Witterungsfaktoren wie der Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Schildzeckenarten werden rund fünf Jahre alt, Lederzecken sogar bis zu zehn Jahre. Mittlerweile ist ein Vordringen des Gemeinen Holzbocks bis in den Norden Skandinaviens festzustellen. Für dieses Vordringen sind die milderen Winter mit einer geringen Anzahl von Tagen mit unter -12° C verantwortlich. Es ist auch belegt, dass Zecken bei höheren Wintertemperaturen im Winter aktiv bleiben und auf Wirtssuche gehen, unter 6 bis 7° C ziehen sich Zecken in obere Bodenschichten zurück. Zur Babesiose, verursacht durch einzellige Blutparasiten, die durch Zecken übertragen werden, liegen bei Wildwiederkäuern Untersuchungen aus der Schweiz vor (Michel et al., 2014). In 10,7 % von insgesamt 984 untersuchten Blutproben von Reh-, Rot-, Gams- und Steinwild konnten fünf verschiedene Babesien-Arten nachgewiesen werden. Auch in eigenen Untersuchungen wurde Babesiose u. a. bei einem Gamsbock in Judenburg/Steiermark auf einer Seehöhe von 1.500 m nachgewiesen. Dieser Fall, übrigens der erste beschriebene klinische Fall bei Gamswild in Österreich, ist ein deutliches Zeichen des stattfindenden Klimawandels und seiner Auswirkung auf Krankheitsüberträger.

 

 

Auf dieser Bezirkskarte von Murau sind Gebiete bis 1.000 m Seehöhe blau (= Zeckenrisikogebiete bis vor etwa 20 Jahren), zwischen 1.000 und 1.500 m rot (= mittlerweile zusätzliche Risikogebiete) und über 1.500 m grün dargestellt – Risikogebiete für zeckenübertragene Krankheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich vergrößert! 

 

Neu auftretende Krankheiten
Es erscheint vordringlich, dass sich Human- und Veterinärmediziner, Epidemiologen und Wildbiologen mit neu in Mitteleuropa auftretenden Krankheiten, Krankheitserregern und Vektoren auseinandersetzen. Beispiele für solche Erreger und Infektionen sind Leishmanien, West-Nil-Virus, Usutu-Virus, Hepatitis E oder Krim-Kongo-Fieber. Leishmanien sind einzellige Parasiten, die sich in Blutzellen vermehren und zu Erkrankungen beim Menschen, bei Hunden und Schafen führen. Jährlich erkranken weltweit geschätzte 1,5 Mio. Menschen an der Hautform dieser Krankheit und rund 500.000 an der inneren Form und mindes­tens 60.000 sterben daran. Das Vorkommen der Leishmaniosen ist an das Vorkommen von Sandmücken gebunden, welche den Erreger bei der Blutmahlzeit aufnehmen und bei der nächsten Blutmahlzeit übertragen. Lange war man der Meinung, dass Sandmücken in Europa nur im Mittelmeergebiet vorkämen. In jüngerer Zeit aber wurden auch in verschiedenen Teilen Mitteleuropas, so auch in Deutschland, Sandmücken-Vorkommen nachgewiesen. Wenn sich der Trend mit der globalen Erwärmung so fortsetzt, ist zu erwarten, dass sich diese Problematik noch weiter verschärfen wird.

 


Reviergang im September

Freude und Groll am Maisfeld

Wie ich so meinen Gedanken und Schwachheiten nachhing, trat ein Bock aus. Er musste aus dem Mais gekommen sein. Schon hatte ich ihn im Zielfernrohr und auf roter Decke ein tanzendes Absehen. Lass es sein, tu’s nicht …

Da, nein – doch oder doch nicht? Irgendetwas Graues, Braunes, vielleicht auch Graugrünes hatte sich in dem Gewirr aus Monosäulen, Kratzdisteln und Goldrute bewegt. So geht es dir halt, wenn du unter einer Rotschwäche leidest. Mit dem Glas suchte ich immer wieder vergeblich die Fläche ab. Doch meterhohe Schlagflora verschluckt ein Reh leicht. Wenige Tagen zuvor genoss ich mit Heidi noch die vergleichsweise heile Welt des Hohen Karstes. Wir erfreuten uns über Bärenanblick wie über Wolfslosung und kondolierten aufrichtig dem Besitzer etlicher Zwetschkenbäume, die einem Bären zum Opfer gefallen waren. Medved hatte die noch relativ jungen Bäume nacheinander erklommen und es sich in ihren schwachen Kronen, mitten zwischen den blauen Früchten, gemütlich gemacht, bis eine Krone nach der anderen unter seinem Gewicht kapitulierte.

 

Wieder ein Blick zu den Disteln und da stand tatsächlich ein Reh: Bock – Allerweltsrehbock – „Gästeklasse III“ nach uralter, längst pensionierter Ordnung … Sch… dich nix, hatte Klaus gemeint … Rechtes Knie auf den Sitz gezogen. Stechender Schmerz, der wohl sagte: Lass es sein. So gut es ging eingeklemmt. Schießauflage, angebracht für europäische Normfiguren. Für menschliche Kriegsware, die mit steigendem Wohlstand mehr in die Breite als in die Höhe wuchs, etliche Zentimeter zu hoch … Egal – Luft angehalten, Züngerl berührt und Rückschlag gespürt. Und das Böckerl stand, schaute wie ungläubig in meine Richtung, um schließlich mit lockerer Baritonstimme „Pfü Gott“ zu schrecken. Weg war er. Herrgott, warum? Ja – es war „saublöd“ zu schießen, aber ich schoss ohne Zwang. Niemand hätte es von mir verlangt. Neulich waren wir bei Milka zum Essen eingeladen. Dem Pršut folge eine Zelenjavna juha, eine Gemüsesuppe, und ich stütze so diskret wie möglich meinen rechten Ellenbogen auf der Tischplatte auf, um den Löffel halbwegs ruhig zum Mund zu führen. Ich erschrak ob meines Zitterns, bemühte mich, nicht aufzufallen.

 

Früher hatte ich gelegentlich einen Gast in ähnlicher Situation zu führen und wünschte, er würde endlich Verantwortung zeigen und das Gewehr im Schrank lassen … Flüge bunter Distelfinken suchten ihre „Namensgeber“ nach Samen ab. Immer wieder Ringeltaubenflüge am Himmel. Häher, die von den wenigen noch stehenden Randbäumen zum Mais pendelten und immer wieder „Proben“ nahmen. Die Fläche, auf der das „beschutzengerlte Böckerl“ wohnte, war dem Sturm geschuldet. Nur am Waldrand waren einige wenige Bäume stehen geblieben. Wald und Feld trennte und verband gleichermaßen ein Weg der „Premium-Klasse“. Er war einer der wenigen, die noch nicht unter Asphalt begraben worden waren. Landmaschinen, heute mehr als doppelt so schwer wie vor vierzig, fünfzig Jahren, und regelmäßige Landregen hatten aus dem Weg eine Art Sonderbiotop gemacht. Tiefe Löcher hatten sie hinterlassen. In manchen stand Wasser, andere waren schlammig. Nichts für Abendspaziergänger und nichts für Radelfahrer. Ja – vielleicht war’s wirklich Zeit, aufzuhören, Verantwortung zu zeigen. Trotzdem suchte ich mit dem Glas wieder und wieder die Fläche ab. Wozu? Wegen der Distelfinken oder wegen der letzten späten Weidenröschen? Und warum hatte ich eigentlich die abgeschossene Hülse mit einer Patrone ersetzt? Wie ich so meinen Gedanken und Schwachheiten nachhing, trat ein Reh auf die Premiumpiste – wieder ein Jahrling. Er musste aus dem Mais gekommen sein. Schon hatte ich ihn im Zielfernrohr und auf roter Decke ein tanzendes Absehen. Lass es sein, tu’s nicht … Das Böckerl gab sich einen Ruck, „hüpfte“ verspielt durch Weidenröschen und Distel und entzog sich weiterer Versuchung. „Hab‘ auch kein Verständnis, wenn man zu einem runden Geburtstag ein Wildtier totschießen muss.“ So schrieb mir jüngst ein wirklich hochgeschätzter Kollege im doppelten Sinne. Auch er war lange Berufsjäger und schrieb sich später als höchst erfolgreicher Autor Freude und Groll von der Seele.

 

Von meiner Leiter überblickte man die halbe Gemarkung. Mais, fast von Horizont zu Horizont. Mitten drinnen das Dorf, am Rande eine Biogasanlage. Im Gasthaus lagen bunte Prospekte vom Verkehrsamt, aufgepeppt mit Bildern von blühendem Löwenzahn, rosa Blutweiderich an einem Graben und blutroter Abendsonne hinterm Wald, als er noch ein solcher war und noch nicht Parkplatz für Monosäulen. Was wäre die Fremdenverkehrswerbung ohne Photoshop? Ich las etwas vom Einklang mit der Natur, von gelebtem Brauchtum und von vielen Kostbarkeiten, die hier wachsen sollten. Da saß ich und wusste nicht, ob ich dem zweiten Jahrling für sein „Davonhüpfen“ danken oder gram sein sollte. Vielleicht sollte ich noch einmal eine Zelenjavna juha zurate ziehen, oder besser eine Frittatensuppe? Wenn das eigene Alter den Löffel nicht mehr ruhig zum Mund führt, bekommt das Hemd nur einen „Tarnanstrich“. Wenn aber der Stachel nicht mehr sicher auf seinem Ziel klebt, werden vielleicht Knochen zertrümmert, Sehnen und Muskeln zerrissen und unglaubliche Schmerzen gesät. Meine Gedanken flüchteten wieder in den Karst, dann in die Schilfwildnis an der Sočamündung, zu der Unzahl dort rastender Vögel und sie verirrten sich im Gewirr der tausend masurischen Seen. Bald – eh nimmer lang hin … Heidi sagte, wir hätten fast nichts mehr in der Kühltruhe, wobei mit „nichts“ Wildbret gemeint war. Wie, wenn wir alle für unsere eigene Küche jagen würden, fiele da manchmal die Entscheidung schießen oder nicht schießen leichter? Wäre dann vielleicht die Fähigkeit, sich dem Wild zu nähern, gar wichtiger als der weite Schuss, mit dem wir nur allzu gerne prahlen? Auf einer Randfichte saßen jetzt zwei Krähen, genossen sichtlich letzte Abendsonne. Krähen – nein, alle Rabenvögel – faszinieren. Sie analysieren, lernen und lehren einander, ziehen logische Schlüsse, haben ein gutes Gedächtnis, benutzen Werkzeuge und sind vielleicht überlebenstüchtiger als wir. Nur eins sind sie halt nicht: bewaffnet und daher uns unterlegen. Für manchen Jäger sind sie schlicht Schädlinge, die man nicht braucht, außer zur eigenen jagdlichen Belustigung.  

 

Auf dem Premiumweg stand wieder ein Reh – nicht Geiß, nicht Kitz und nicht Bock. Vierzig Meter mögen‘s gewesen sein. Wenn, dann musste es schnell gehen und es ging schnell, keine Zeit, die Suppe vom Löffel zu schwappen. Kurze, steinwurfweite Todesflucht – aus! Durchatmen, sitzen bleiben. Noch vor dem Abbaumen die kleine Flasche mit Schnappverschluss: zwei Drittel Hollerblüten und ein Drittel Kriecherl, auf der Basis von 36-prozentigem Korn. Beim Trinken Flascherl versehentlich mit der rechten Hand gehalten. Das Schmalreh sah’s nicht mehr! Das ungeahnte Finale des Abends war frustrierend. Motorenlärm, klapperndes Blech: Zwei Wohlstandskinder jagten mit ihren Geländemaschinen den Premiumweg herauf. Die Löcher und Suhlen schienen willkommen. Dreck spritzte, Abendfriede war beim Teufel – Saubande, elendige!


Jagareien aus Südtirol

Zähes Ringen um die Murmeljagd

Die Murmeltierjagd hat in Südtirol zwar eine lange Tradition, doch versuchen Tierrechtler und Jagdgegner seit Jahrzehnten, die „Murmentenjagd“ zu torpedieren. Auf der anderen Seite fordern die Landwirte mit Nachdruck eine Bejagung, weil die kleinen Nager auf den Mähwiesen beträchtliche Schäden verursachen. 


Waffe, Schuss & Optik

Einer für alle ...

Die Freigabe von Schalldämpfern für Jäger in den österreichischen Bundesländern hat auch unter den verschiedenen Herstellern für Neuentwicklungen gesorgt. Die Firma WHED rund um Ernst Demmelmayr hat im Sommer dieses Jahres einen neu entwickelten Schalldämpfer auf den Markt gebracht. Der Schalldämpfer MK1 50 Multikaliber ist ein rein österreichisches Produkt und besticht in erster Linie durch seine Vielseitigkeit. 

von Josef Haslauer

 

 

Das modulare System des wartungs- und reinigungsfreien MK1 50 erlaubt es, das Innenleben des Schalldämpfers in nur wenigen Augenblicken genau an die Kalibergröße anzupassen. Das funktioniert über wahlweise im Lieferumfang enthaltene Kaliberrohre von Kal. .17 bis 9,3 mm, welche mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet sind und mit einem Gewinde im Mündungsbereich des MK1 verschraubt werden. Die Farbe für das entsprechende Kaliber lässt sich auch am zusammengebauten Schalldämpfer im Bereich der Mündung gut erkennen und beugt so der Verwechslungsgefahr vor. Ein weiterer Vorteil des flexiblen Schalldämpfers ist, dass er mittels Gewindeadaptern an die verschiedensten Mündungsgewinde von M12x1 bis M18x1 sowie die zölligen Gewinde 1/2x20“, 1/2x28“ und 5/8x24“ angepasst werden kann. Somit wird es möglich, den MK1 für mehrere Jagdgewehre mit unterschiedlichen Mündungsgewinden und Kalibergrößen einzusetzen. Ideal für Jäger, die mehrere Jagdwaffen mit verschiedenen Kalibern und Laufmündungsgewinden besitzen, dafür aber nur einen Schalldämpfer verwenden wollen. Die Oberfläche des Dämpfers ist harteloxiert, wodurch der aus Leichtedelstahl gefertigte Schalldämpfer perfekt geschützt wird und nur durch grobe Fremdeinwirkung zerkratzt werden kann. Die Gesamtlänge des als Overbarrel gefertigten Schalldämpfers beträgt 245 mm, wobei die gesamte Waffenlänge um 155 mm verlängert wird und 90 mm über den Lauf geschoben werden. Das Gewicht beträgt 418 g bei einem Durchmesser von 50 mm. Aufgrund der hohen Materialstabilität kann der Schalldämpfer problemlos auch im Schießkino oder auf halbautomatischen Waffen genutzt werden. Laut Hersteller reduziert der MK1 beim Erstschuss den Schussknall um 38,5 dB bei einer Standardlaborierung im Kaliber .308 Win.

 

 

 

Eigene Erfahrungen

Im Praxistest wurde der Schalldämpfer auf einer Blaser R8 Professional Success Semi Weight im Kaliber .308 Win. geführt. Eingeschossen wurde die Waffe mit 11,0g/170gr Geco Teilmantelmunition. Für den jagdpraktischen Alltag kann es von großem Vorteil sein, wenn das Schussbild einer Waffe mit Schalldämpfer bzw. ohne Schalldämpfer nahezu identisch ist. Um die Abweichung der Trefferlage mit bzw. ohne MK1 Schalldämpfer zu eruieren, wurde am Schießstand zuerst eine Gruppe von drei Schüssen auf 100 m ohne Schalldämpfer geschossen. Dabei wurde ein Streukreis von 22 mm erreicht. Nach dem Abkühlen der Waffe wurde der MK1 an der Mündung montiert und es wurden drei weitere Schüsse auf die Scheibe abgegeben. Das zweite Schussbild mit Schalldämpfer wies einen Streukreis von 30 mm auf und lag 27 mm neben dem ersten Schussbild. Derselbe Versuch wurde auch auf 200 m durchgeführt, und es konnte annähernd dasselbe Ergebnis erzielt werden. In diesem Fall spielt es also keine Rolle, ob ein schneller Schuss im Revier bis 200 m mit oder ohne MK1 Schalldämpfer abgegeben wird. Wer den Schalldämpfer MK1 erwerben möchte, muss dafür 490,- Euro bezahlen und bekommt neben dem Dämpfer und einem Kunststoffetui einen passenden Gewindeadapter sowie ein Kaliberrohr mitgeliefert. Jedes weitere Kaliberrohr kann um 25,- Euro bzw. jeder weitere Gewindeadapter um 29,- Euro dazu erworben werden. Ein Kupplungsschlüssel für die Zerlegung und eine Dose Keramik-Paste werden ebenfalls dazugegeben.

 

Fazit

Der Schalldämpfer von Ernst Demmelmayr ist für den technisch orientierten und fortschrittlichen Jäger sehr gut geeignet und für alle jagdlichen Situationen nutzbar. Mit den 490,- Euro ist er im mittleren Preissegment platziert und stellt aufgrund der hohen qualitativen Verarbeitung ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis dar. Aufgrund seiner Vielseitigkeit und der soliden Verarbeitung ist der Schalldämpfer auch gegenüber anderen Produkten namhafter Hersteller konkurrenzfähig. Insgesamt wirkt das Erscheinungsbild des MK1 50 Multikaliber-Schalldämpfers schlank, leicht und elegant. Vor allem auf modernen Kugelrepetierern macht er einen sehr führigen Eindruck.


Waffe, Schuss & Optik

Neuer Anlauf für Bleiverbot

Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene tut sich wieder etwas in der Diskussion um das geplante Bleiverbot. Als Generalsekretär des Dachverbandes „Jagd Österreich“ ist DI Klaus Schachenhofer tief in diese involviert und versucht, das Schlimmste für die Jäger abzuwenden. 

 

Sehr geehrter Herr Generalsekretär, die Diskussion um das geplante Bleiverbot kocht wieder hoch. Grund dafür ist, dass dieses im Regierungsübereinkommen von Türkis-Grün verankert wurde. Was konkret tut sich da?

 

Klaus Schachenhofer: Die Diskussion um bleihaltige Munition geht schon sehr lange zurück. In Österreich ist seit dem 1. Juli 2012 die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd auf Wasservögel verboten. Ursprünglich wurde das Bleiverbot auf Wasservögel eingeführt, um den auftretenden Bleivergiftungen entgegenzuwirken. Dieses Verbot soll auf EU-Ebene auf eine Gebietsbeschränkung in Feuchtgebieten ausgeweitet werden. Das Problem dabei ist, dass die allgemeine Feuchtgebietsdefinition laut RAMSAR-Konvention als Gebietskulisse angegeben wird. Die EU-Kommission hat bestätigt, dass im Zuge dieser Definition alle sichtbaren und temporär sichtbaren Gewässer betroffen sind.

 

Temporäre Gewässser entstehen ja auch nach einem Gewitter ...

 

Genau. In temporären Feuchtgebieten sind derzeit laut Kommission auch alle kleineren Pfützen, die nach einem Regen­ereignis entstanden sind, inbegriffen. Die Landschaft kann sich daher binnen Minuten flächendeckend zu einem temporären Feuchtgebiet umwandeln. Zusätzlich ist eine Pufferzone von 100 Metern um diese Gebiete vorgesehen. Also gilt diese geplante Beschränkung nicht nur für Wasservögel, sondern künftig auch für sämtliches bodennahe Niederwild. Weiters gilt ein Besitz- bzw. das Trageverbot bleihaltiger Munition in diesen Feuchtgebieten und die Beweislast liegt in diesem Fall bei der Jägerin bzw. beim Jäger.

 

Das wären massive Einschränkungen. Womit begründet man das?

 

Die Begründung dieser Maßnahme wird mit dem Vorwand des Schwermetalleintrages in die Umwelt angeführt, aber auch Bleifrei-Ersatzstoffe gelten als ökotoxikologisch. Aus diesem Grund spricht man nur mehr von reinem Stahlschrot, der aus unserer Sicht einige Probleme in Hinblick auf Beanspruchung alter Waffensysteme, Sicherheit, Tötungswirkung verursacht und vor allem dadurch auch Tierleid mit sich bringt.

 

Gibt es für Sie oder „Jagd Österreich“ denn keine Möglichkeit, sich gegen diese Maßnahmen zu wehren?

 

Doch, und das machen wir auch. Die Europäische Kommission hat jetzt dem REACH-Ausschuss einen überarbeiteten Vorschlag für ein Verbot von bleihaltiger Schrotmunition in Feuchtgebieten vorgelegt, über den am 23. Juni 2020 beraten und diskutiert wurde. REACH steht übrigens für Registration, Evaluation, Authorisation of Chemicals (Registrierung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien). Eine schriftliche Abstimmung soll bis 15. Juli 2020 folgen. Erstmalig wurde seitens der österreichischen Delegation ein positives Voting in Aussicht gestellt. „Jagd Österreich“ hat diesbezüglich bereits im Frühjahr 2019 ein Positionspapier verfasst, welches laufend angepasst wurde.

 

Das ausführliche Interview finden Sie in unerer August-Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.


Jagd heute

Wildtiere im Aufwind: Eine Folge des Klimawandels?

Der Klimawandel wirkt sich zwar direkt auf die Artenvielfalt aus, doch er ist nur eine der vielen Ursachen, die für deren Rückgang verantwortlich sind. Und es gibt auch Profiteure der Erderwärmung, wie Klaus Hackländer bei seinem Vortrag in Graz erläuterte.


Jagd heute

Der Wolf als Stein des Anstoßes

In der gebirgigen Schweiz gibt es rund 80 Wölfe, die immer häufiger für Konflikte sorgen. Um die Akzeptanz für den Wolf zu erhalten, sollen Wölfe nun menschenscheu gehalten und nötigenfalls auch bejagt werden – so die Denkweise der schweizerischen Bundespolitik. Doch dieser Plan stößt auf Widerstand.

Volksabstimmungen mit jagdlichem Hintergrund scheinen in der Schweiz derzeit eine gewisse Konjunktur zu haben. Den Auftakt machte die Volksabstimmung über die kantonale Initiative „Wildhüter statt Jäger“ im September 2018, welche die im Kanton Zürich praktizierte „Milizjagd“ zugunsten einer Regiejagd nach dem Vorbild des Kantons Genf abschaffen wollte. Die von Tierschutzkreisen lancierte Initiative wurde mit einem wuchtigen Nein-Stimmen-Anteil von 84 % verworfen (der ANBLICK berichtete). Nun steht in der Schweiz die Revision des eidgenössischen Jagdgesetzes (JSG) an. Da die Gesetzesvorlage des Bundes insbesondere eine weitergehende Bejagung des Wolfs ermöglichen soll, haben Naturschutzkreise das Referendum ergriffen. Nun soll das Schweizer Stimmvolk darüber entscheiden.

 

Revision des Jagdgesetzes

Obschon bei der Ausarbeitung der Gesetzesvorlage zum revidierten Jagdgesetz mit der wildökologischen Raumplanung, der Einschränkung der Wildenten- sowie Schnepfenjagd diverse Punkte eine Rolle gespielt haben, handelt es sich erkennbar um eine „Wolfsvorlage“. Das derzeit geltende eidgenössische Jagdgesetz trat nämlich 1985 in Kraft, also zu einer Zeit, in welcher die Schweiz über keine (ständigen) Wolfsvorkommen verfügte. Im Jahr 1995 wurde erstmals ein dauerhaft auf dem schweizerischen Staatsgebiet lebender Wolf festgestellt. Zu einer eigentlichen Rudelbildung kam es erstmals im Jahr 2012 im Gebirgskanton Graubünden. Seither haben sich in verschiedenen Regionen insgesamt acht Wolfsrudel gebildet, sodass von etwa 80 Wolfsindividuen ausgegangen wird. Da die schweizerische Bergwelt bis in ihre Hochlagen landwirtschaftlich genutzt wird, haben sich bald nach dem Wiederauftreten des Wolfs diverse Konflikte ergeben. So kam es insbesondere in der Umgebung von Bergbauernhöfen, Ziegen- und Schafalmen immer wieder zu Wolfsrissen, denen mitunter gleich mehrere Schafe zum Opfer fielen – ab 2009: 300 bis 500 Ziegen und Schafe jährlich. Auch wurde festgestellt, dass die Wölfe zunehmend an Scheu vor dem Menschen verloren und – angezogen von Nutztieren und Hausmüll – menschlichen Siedlungen, insbesondere in der Winterzeit, näher und näher kamen. Zuletzt kursierten in den sozialen Medien Filmaufnahmen, bei welchen Wölfe Hofplätze von Bauernhöfen oder sogar Hauptstraßen inmitten eines Dorfes querten. Weiters war feststellbar, dass es in den betroffenen Regionen immer wieder zu illegalen Wolfsabschüssen kam. Obschon der Wolf mittlerweile wieder ein akzeptierter Teil der heimischen Fauna ist, war dieser Zustand für die kantonalen Jagdbehörden auf Dauer nicht tolerierbar. Dies, weil er die Akzeptanz des Wolfs, insbesondere bei der Bergbevölkerung, zu untergraben drohte. Um aber die Akzeptanz für den Wolf zu erhalten, sollen Wölfe menschenscheu gehalten und nötigenfalls auch bejagt werden – so die Denkweise der schweizerischen Bundespolitik.

 

Pragmatischer Umgang mit wachsenden Wolfsbeständen

Die jetzt geplante Gesetzesrevision wurde maßgeblich durch die parlamentarische Motion des Christdemokraten Stefan Engler, Ständerat für den Bergkanton Graubünden, zur Frage „Zusammenleben von Wolf und Bergbevölkerung?“ angestoßen. Nach den Materialien zur Gesetzesvorlage will die Revision des eidgenössischen Jagdgesetzes die rechtliche Grundlage für einen „pragmatischen Umgang mit den wachsenden Wolfsbeständen“ schaffen. In Hinblick auf den Wolf bringt das revidierte Gesetz daher die folgenden Änderungen:

– Erlegen von Wölfen aus Rudeln: In der gewissermaßen präventiven Bejagung von Wolfsrudeln liegt die eigentliche Neuerung im schweizerischen Wolfsregime. Damit Wölfe die Scheu vor Menschen, Herden und Siedlungen bewahren, dürfen die Kantone Wölfe aus einem Rudel erlegen, bevor Schaden entstanden ist. So sollen Konflikte zwischen Mensch und Wolf bereits frühzeitig über angepasste Wolfsbestände vermieden werden. Das Erlegen von Wölfen ist allerdings an mehrere Voraussetzungen geknüpft: Die Kantone sind an den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gebunden und dürfen z. B. nicht in ein Wolfsrudel eingreifen, welches sich fernab von Schafherden oder Dörfern aufhält. Zudem müssen sie gegenüber dem Bund vorgängig detailliert begründen, weshalb Abschüsse erforderlich sein sollen. Bund und Naturschutzverbände können gegen eine kantonale Abschussverfügung zudem – 
wie bisher – Beschwerde einlegen. Der Wolf bleibt somit eine geschützte Tierart und auch ein bejagtes Rudel soll grundsätzlich erhalten bleiben können. Wie diese präventive Wolfsbejagung genau aussehen wird, ist noch nicht bekannt. Der Erlass von detaillierten Regelungen wird auf der Verordnungsebene erfolgen, also durch den schweizerischen Bundesrat.

– Erlegen von Einzelwölfen: Wie bereits heute können die Kantone für ein einzelnes Tier den Abschuss bewilligen, wenn es trotz Maßnahmen zum Schutz von Schaf- und Ziegenherden Schaden angerichtet hat. Konkret müssen binnen vier Monaten mindestens 15 Nutztiere gerissen worden sein. Neu können die Kantone den Abschuss von Einzelwölfen aber auch bewilligen, wenn diese auffällig werden, etwa wenn sie in Schafställe eindringen oder ohne Scheu durch menschliche Siedlungen streifen. Nach den Gesetzesmaterialien wird damit der Handlungsspielraum der Berner Konvention „maximal ausgeschöpft“. Man will also der Bergbevölkerung bzw. der Landwirtschaft möglichst weitgehend entgegenkommen.

 

Den gesamten Artikel von Klemens Jansen finden Sie in unserer August-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 


Mut zur gepflegten Unordnung

Feuchtgebiete im Miniformat

In der Land- und Forstwirtschaft hinterlassen Arbeiten immer wieder mehr oder weniger tiefe Spuren im Waldboden. Kleine, oft nur temporäre „Feuchtgebiete“ entstehen.


Im Revier

Hoch hinaus ...

Nicht immer braucht es einen hohen Hochsitz, oft tut es ein Bodensitz auch. Aber ehrlich: Der Reiz, in die Höhe zu steigen, sowohl beim Bau als auch während der Jagd, ist so manchen Jägern in die Wiege gelegt worden.


Im Revier

Stubenhocker und Weitwanderer

Die im Rahmen dieser Telemetriestudie (ANBLICK 6/2020) gesammelten Daten wurden genutzt, um die Rotwildbewirtschaftung im Projektgebiet gezielt ausrichten und anpassen zu können. Erfahrungen und Erkenntnisse, welche zum Verhalten, zur Verteilung, zur Bejagung und Bewirtschaftung von Rotwild im Alpenraum gewonnen werden konnten, möchten wir mit Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, teilen. Aus diesem Grund soll der dritte Artikel der Serie „Integrales Rotwildmanagement“ erste spannende Einblicke in Ergebnisse gewähren, welche durch die Besenderung dieser Wildart erlangt werden konnten.

GPS-Punkte besenderten Rotwilds (blau: Hirsche, rot: Tiere) für die Monate Februar (7 Tiere, 8 Hirsche) und Juli (7 Tiere, 7 Hirsche) des Jahres 2017. Peilungen erfolgten alle 2 Stunden 45 Minuten. Im Rahmen des Projekts konnte gezeigt werden, dass Rotwild sein Raumnutzungsverhalten im Laufe eines Jahres verändert und auch die Größe des genutzten Lebensraumes variiert. 

 

Den gesamten Artikel finden Sie in der Juli-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

Zäune als Wildtierfallen

Es wird sich nie gänzlich vermeiden lassen, dass sich Wildtiere in Zäunen verfangen. Zumindest sollten Zäune aber instand gehalten und nicht mehr benötigte Zäune abgebaut werden.  


Jagd heute

Wild lässt Herzen besser schlagen

So manchem geht das Herz auf, wenn er köstliches Wildbret verzehrt. Dass dies aber auch gesundheitlich gut ist fürs Herz, erklärt der Internist und Kardiologe Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Zenker im Gespräch mit Herbert Trummler. 

Dass Wildbret außerordentlich gesund ist, hat sich mittlerweile ja schon weitgehend herumgesprochen. Können Sie, Herr Primar Zenker, bitte noch einmal aus der Sicht des Mediziners die Vorzüge von Wildbret erläutern?
Generell muss man sagen, dass die Ernährung für die allgemeine Gesundheit eine ganz zentrale Rolle spielt. Gleichzeitig wissen wir, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor an erster Stelle unserer Todesstatistiken stehen. Früher hat man oft gemeint, dass bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen die sogenannte mediterrane Ernährung sehr gut wäre. In den letzten fünf Jahren ist aber – wissenschaftlich dokumentiert – etwas Neues aufgekommen, nämlich die sogenannte „Nordische Diät“, wie sie in Skandinavien vorkommt – und diese beruht zu einem Gutteil auf dem Genuss von Wildbret. Neben Fisch, regionalem Gemüse und Obst wird Wildbret dabei als echtes Superfood bezeichnet.

 

Hat Fleisch nicht auch einen gewissen Vitamingehalt?

Definitiv, und auch hier sprechen die Vergleichszahlen für sich bzw. für die Qualität von Wildbret: So hat etwa Rotwild einen fünffach höheren Wert an Thiamin als ein Rind, auch wesentlich mehr Riboflavin und Pantothensäure.

 

Was ist denn Ihr persönliches Lieblingsgericht?

Wildragout vom Reh oder Hirsch, das ich selbst mit großer Begeisterung zubereite.

 

Sie machen also alles selbst – vom Schuss übers Zerwirken bis hin zum Servieren?

Ja, und ich habe da sehr viel Freude dabei. Ich faschiere das Fleisch auch gerne und mache dann feine Sachen von Sugo bis hin zum Wildburger.

 

 

Das ausführliche Interview finden Sie in unserer Juli-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.
 

 


Im Revier

Des Fleisches Lust ...

„Wir jagen nicht, um zu töten, sondern wir töten, um gejagt zu haben“ – so schrieb der spanische Philosoph José Ortega y Gasset einst über das Wesen des Weidwerks. Dies mag einen Kern der Jagd ausmachen – die kulinarische Lust sicher den anderen …

Wie oft habe ich es schon so erlebt: ein lauwarmer Abend auf dem Ansitz. Ruhe. Stille. Eins mit der Natur. Mit sich im Reinen. Und plötzlich steht wie aus dem Nichts ein Stück Rehwild da. Schussgerecht auf 60 m. Der Moment ist gekommen, ich spreche das Stück als Jahrling an und die Entscheidung ist schnell gefallen: Die Büchse vorsichtig, leise in die Schulter gezogen, das Stück steht breit. Feuer! Ich habe geschossen, das Stück fällt um, schlegelt noch kurz, dann ist das Leben ausgehaucht. Alle Spannung fällt von mir ab, weicht einer tiefen inneren Befriedigung. Weil ich so „perfekt“ getötet habe? Die „Lust am Töten“ auskoste? Nein!

 

Barbarischer Nimbus?

Unleugbar, da liegt ein Stück, weil ich es geschossen habe. Aber es ist nicht dieser Akt der Herrschaft über Leben und Tod, der mir die tiefe jagdliche Befriedigung verschafft. Die Erleichterung nach dem Schuss ist bloß die Mischung eines vielfachen „Geschafft-Habens“ – die Beute liegt, leidet nicht, weil ich einen sauberen Schuss angebracht habe. Wer diesen feinen, aber alles entscheidenden Unterschied zwischen „Entsorgung“, die dann auch für keine ehrliche Küche mehr taugt, und Weidwerk nicht nachvollziehen kann, verleugnet in meinen Augen entweder einen gehörigen Teil seines emotionalen Facettenreichtums oder – schlimmer noch – flieht und negiert ihn! Angler werden es verstehen, und das Angeln ist mir schlagender Beweis für die Existenz dieses Unterschieds, weil dort der Beuteerfolg gerade nicht zwingend mit dem Beutetod einhergeht! Beim Angeln fällt die geschilderte Spannung ab, wenn der Fisch sauber gekeschert an Land und damit in den Besitz des Anglers gehoben wird. Egal, ob er ihn anschließend zurücksetzt oder tötet. Diese Wahl habe ich bei der Jagd nicht. Und ich behaupte sogar, das ist auch gut so! Man denke nur, was die heute gängige Praxis des „Catch und Release“ in der praktischen Anglerei und ihrer gesellschaftlichen Stellung angerichtet hat – die Reduktion der lebenden, leidensfähigen Kreatur zum „Sportobjekt“. Da ist mir beim Jagen die „Todesvariante“ die liebere, weil ehrlichere. Ja, ich muss jetzt auch „B“ sagen, töten, den Preis zahlen und diese Überwindung aufbringen, deren das Töten bedarf. Aber nun liegt das Stück! Fragt sich also: Wohin damit? Na, in die Küche, wohin denn sonst?

 

Fleischeslust?

Sind diese Gefühle meiner Erziehung geschuldet? Oder sind sie schlicht natürlicher Ausdruck einer in zivilisierten Gesellschaften wünschenswerten Empathie und Sachlichkeit? Ich weiß es nicht, und es spielt für meine weiteren Erwägungen auch keine Rolle. Denn alles, was nun zählt, ist die Frage des „Warum“. Ich habe getötet, und das nicht ohne vernünftigen Grund. Einer kann eben sein, die Beute als Nahrung zu verwerten, und es ist mir der liebste. Selbst wenn ich das erlegte Stück nicht einmal selbst verwerte, sondern das Fleisch verschenke oder verkaufe. Auch beim Verwerten begegnet mir der gesamte emotionale Facettenreichtum wieder. Um ein lustvoller Fleischesser zu werden, musste ich mich nie anstrengen oder überwinden. Englisch gebratene Filets, fein zu rohem Carpaccio aufgeschnittener Rückenlachs? Aber überwinden muss ich mich ein weiteres Mal zur Fleischgewinnung. Ich bin ja kein – im Sinne einer handwerklichen Ausbildung – gelernter Metzger, dem alles routiniert von der Hand ginge. Ich muss Disziplin für diese Arbeit aufwenden, mich anstrengen und mir Fähigkeiten erarbeiten. 

 

Den gesamten Artikel von Andreas Haußer finden Sie in unerer Juni-Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.


Unser Wild im Juni

Isegrim im Anmarsch

Seit einigen Jahren ziehen Wölfe wieder ihre Fährte durch Österreich. Grund genug, sich mit Isegrim und der Situation hierzulande und in unseren Nachbarländern zu beschäftigen.

Auch nach Österreich kehrt der Wolf zurück. Nachdem es in den vergangenen Jahrzehnten Einzeltiere waren, die den Weg zu uns gefunden haben, sind mittlerweile auch schon reproduzierende Rudel bestätigt. Die Entwicklung folgt damit einer europaweiten Ausdehnung bzw. Zurückeroberung einstmals durch den Wolf besiedelter Gebiete. Beim Nachbar Deutschland wurde der erste Nachwuchs bereits im Jahr 2000 verzeichnet. Bei einer jährlichen Reproduktionsrate von 30 bis 35 % hat sich der Bestand dort schnell und kontinuierlich erhöht. Bis zum Jahr 2019 wurden offiziell 105 Rudel, 29 Paare und 11 territoriale Einzeltiere verzeichnet. In 100 Territorien wurde dabei Reproduktion mit insgesamt 393 Welpen bestätigt. Der Deutsche Jagdverband kommt nach einer Hochrechnung auf einen aktuellen Bestand von 1.800 Wölfen.

 

Hoher Schutzstatus

Grundsätzlich unterliegt der Wolf der sogenannten FFH-Richtlinie und ist hier im Anhang IV gelistet. Das bedeutet, dass er EU-weit zu den streng geschützten Arten gehört. Dennoch ist der Umgang in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Während er in Deutschland und Italien nicht bejagt wird, zeigt ein Blick zu unseren französischen Nachbarn, dass dort jährlich 50 Tiere entnommen werden und sogar eine Obergrenze von 500 Wölfen festgelegt wurde (Pfannenstiel, 2019). Schweden hat den günstigen Erhaltungszustand seiner Wölfe bei 300 Tieren eingeordnet. In den drei baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen) werden im Jahr etwa 300 Wölfe erlegt. In der Slowakei wurden in den zurückliegenden 50 Jahren jährlich durchschnittlich etwa 82 Wölfe geschossen, dies entspricht etwa 1,7 Stück pro 100.000 ha (Rajsky et al., 2019).

 

Opportunist Wolf

Lange nahm man an, dass der Wolf auf weitgehend ausgeräumte Wildnislandschaften angewiesen wäre. Doch spätestens mit der Wiederbesiedlung weiter Teile Europas zeigte sich, dass sich diese Art auch sehr flexibel in Kulturlandschaften etablieren kann. Wie adaptationsfähig der Wolf generell ist, zeigt sich auch darin, welche Lebensräume er imstande ist zu besiedeln. Auch wenn es sich um verschiedene Unterarten handelt, ist er gleichermaßen in arktischen Lebensräumen wie auch in den Halbwüsten der Arabischen Halbinsel anzutreffen. Dies ist verbunden mit sehr individuellen phänotypischen Merkmalsausprägungen. Denn während die Wölfe im arabischen Bereich kaum 20 kg schwer werden, erreichen die Wölfe in Nordamerika schnell 80 kg und mehr.

 

So individuell wie sein Körpergewicht kann dabei auch seine Raumnutzung sein. Allein in Europa schwankt die Größe der Streifgebiete zwischen 8.000 und 167.600 ha (Mattisson et al., 2013, Kusak, 2005, Ciucci et al., 1997, Okarma et al., 1997). Dabei gibt es ein signifikantes Gefälle. So sind die Reviergrößen in Süd- und Zentraleuropa mit bis zu 25.000 Hektar eher kleiner. Demgegenüber können sie zum Beispiel in Skandinavien schnell das Doppelte und noch mehr erreichen. Die Größe der Reviere hängt in hohem Maße von der Nahrungs-Zurverfügungstellung des Lebensraumes ab. Das Revier wird so angelegt, dass das residente Paar und seine Nachkommen ernährt werden können. Potente Reviere, die viel Nahrung liefern, bleiben deshalb deutlich kleiner, als es in ausgeräumten Landschaften der Fall ist. Folgerichtig wird also auch die Wolfsdichte in erster Linie über die Nahrung reguliert. Denn nicht der Wolf bestimmt über den Wildbestand, sondern der Wildbestand bestimmt über den Wolf (Ziemen, 2003). Sehr hohe Dichten konnten zum Beispiel im Yellowstone-Nationalpark mit bis 98 Tieren pro 100.000 Hektar nachgewiesen werden.

 

Mehr verrät Konstantin Börner in der Juni-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.


Entscheidungshilfe bei der Hundewahl

Welpenkauf ist Vertrauenssache

Ganz unabhängig von der Wahl der Rasse geht es auch darum, einen Züchter zu finden, der vertrauenswürdig ist. Schließlich soll dieser gewährleisten, dass der künftige Jagdbegleiter auch hält, was dieser verspricht.

Das größte Qualitätsmerkmal des verantwortungsvollen Züchters ist: Er lässt sich über die Schulter und in seine Aufzuchtbedingungen schauen. Gute Züchter wollen wissen, wem sie einen Welpen geben, und dabei den Eindruck haben, dass ihr Welpe in ein gutes Zuhause kommt. Den anderen ist das egal – Hauptsache, der Hund ist weg und das Geld ist da. Bevor man heiratet, sollte man die Schwiegermutter betrachten. Auf uns gemünzt lautet entsprechend die Devise, den Züchter und seine Zuchthunde genauer zu betrachten. Schönheitschampionate und Ausstellungstitel haben für einen Jagdhund keine große Aussagekraft – Schönheit jagt nicht! Viel wichtiger ist, dass der Züchter die Elternhunde auch wirklich im Einsatz hat und die notwendigen Prüfungen nicht nur zur Wertsteigerung seiner Welpen abgelegt hat.

 

Sich selbst einen Eindruck verschaffen

Worauf wir konkret unser Augenmerk legen sollten, ist Folgendes: Wie werden die Elterntiere gehalten? Welchen Eindruck macht die Mutterhündin? Wie ist deren Beziehung zum Menschen und zum Züchter? Sind die Hunde wesensfest – wirken sie sicher, zufrieden und entspannt oder eher unsicher, ängstlich, verhätschelt oder gar aggressiv? Wie verhält sich der Züchter gegenüber seinen Hunden – ist er hart und grob oder vertrauensvoll, souverän und freundlich? Hat der Wurf Kontakt mit der Familie, Kindern oder auch anderen Hunden außer der Zuchthündin? Oder werden die Welpen stattdessen isoliert gehalten? Ist der Wurf draußen im Freien, haben die Welpen genügend Auslauf oder geschieht die Aufzucht drinnen im dunklen Stall, kommt vielleicht sogar Rotlicht zum Einsatz? Gibt es einen abwechslungsreichen Wurfzwinger mit Spielwiese? Fressen die Welpen jeder aus seiner Schüssel oder trainieren diese ihr Sozialverhalten beim Streit um den besten Platz an der gemeinsamen Schüssel? Wie sind die hygienischen Bedingungen? Ist der Zwinger stark verschmutzt oder – das andere Extrem – findet die Aufzucht auf mit scharfen Desinfektionsmitteln gereinigten Fliesenböden oder im Keller / Stall / einer Garage statt? Sind Hunde an Haus, Auto und Geräusche (Rasenmäher – Mülltonne), Halsband, Leine gewöhnt? Hat der Züchter vielleicht sogar schon Schleppen gearbeitet und Wildkontakt hergestellt? Wurden die Welpen bereits vorsichtig mit der Reizangel gearbeitet? Viele Kriterien, die man nicht am Telefon abklären kann, sondern die bei einem ausgiebigen Besuch des Züchters abgefragt werden müssen. Zu diesem Besuch schadet es nicht jemanden mitzunehmen, der sich auskennt.

 

Welchen Eindruck hinterlässt man selbst?
Die Qualitätsmerkmale des guten Welpeninteressenten wollen wir aber ebenfalls nicht außer Acht lassen. Der engagierte potenzielle Welpenerwerber will dem Züchter über die Schulter schauen. Er interessiert sich für die Hunde und die Aufzucht und schätzt seine Fähigkeiten, seine Jagdmöglichkeiten und auch den vorgesehenen Einsatzbereich seines Welpen realistisch ein. Er bereitet sich rechtzeitig und umfassend auf den Einzug des neuen Jagdgefährten vor. Auch hier treten von Zeit zu Zeit Welpeninteressenten auf, die einen großzügigen Umgang mit der Wahrheit pflegen und das Blaue vom Himmel herunterlügen, nur um an einen Welpen zu gelangen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Ein potenzieller Interessent gab an, er besäße eine große Eigenjagd im Gebirge. Am Ende stellte sich heraus, dass er in einer Großstadtwohnung mit Balkon lebte und gar keine Jagdmöglichkeit hatte. Fragen Sie nach, denn Welpenkauf ist Vertrauenssache!


Unter Jägern

Revierfahrten im Grenzbereich

Beim Fahren im abschüssigen Gelände und auf nicht befestigten Wegen kommt es nicht selten zu brenzligen Situationen. Wichtig ist hier, nicht in Panik zu verfallen und klaren Kopf zu bewahren. Im Offroad-Parcours am Spielberg kann man das unter professioneller Anleitung auch lernen. 

Kein Meister ist vom Himmel gefallen, deshalb muss alles, was beherrscht werden will, auch erlernt werden. Das gilt ganz besonders für das Fahren im Gelände, wo bereits kleine Fehler fatale Folgen haben können. Und dann kommt noch eines dazu: Meist ist man alleine unterwegs. Wenn man sich aufgrund eines Fahrfehlers irgendwo im Niemandsland festfährt oder noch Schlimmeres passiert, kann es lange dauern, bis einen Hilfe erreicht. Eine Grundregel beim Fahren im Gelände ist, dass man so langsam wie nötig fährt. Offroad-Instruktor Andreas Topf vom Spielberg im Oberen Murtal erklärt, was damit gemeint ist: „Bei Fahrten im schwierigen Gelände geht es darum, die Hindernisse sicher und materialschonend überwinden zu können. Am besten gelingt das, wenn man im Gelände grundsätzlich mit Untersetzungsgetriebe fährt. Auf diese Weise hat man mehr Zeit, um richtig zu reagieren, auf der anderen Seite hat das Fahrzeug aber auch erst die nötige Kraft, die man zum Weiterkommen braucht.“

 

Grundsätzlich unterscheidet sich die Fahrtechnik bergauf und bergab nicht sonderlich. Wenn man bergauf ins Rutschen kommt, steckt man in der Regel nur fest. Wenn man bergab einmal rutscht, dann geht es unter Umständen unkontrolliert dahin, was es nach Möglichkeit zu vermeiden gilt. „Bergab verwende ich den kleinsten Gang und – soweit vorhanden – 
eine Bergabfahrhilfe. Damit ist es nicht notwendig, dauernd auf der Bremse zu stehen. Falls die Räder blockieren und man ins Rutschen kommt, gibt man am besten etwas Gas, damit die Räder sich wieder drehen. In dieser Phase heißt es kühlen Kopf zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen oder ganz konkret, dass man versucht, den Wagen in der Falllinie zu halten. Stellt er sich nämlich quer, besteht die Gefahr eines Überschlages und dem ist ein Front- oder Heckschaden in jedem Fall vorzuziehen“, betont Andreas Topf. Es kann aber auch vorkommen, dass der Geländewagen beim Bergauffahren rückwärtsrutscht. „Im Prinzip gilt hier das Gleiche. Auf keinen Fall darf man auskuppeln oder bremsen. Es wird der Retourgang eingelegt und mit mäßig Gas fährt man rückwärts, um die Kontrolle zu behalten. Bei manchen Modellen mit Automatik-Getriebe funktioniert das nur eingeschränkt, deshalb sollte das jeder mit seinem Fahrzeug zuvor an einer gefahrlosen Stelle schon einmal ausprobiert haben.“

 

Den ausführlichen Bericht finden Sie in unserer Juni-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.

Ein Video dazu gibt es für registrierte Abonnenten in unserer Online-Ausgabe.

 


Entscheidungshilfen bei der Hundewahl

Papierhund oder Gebrauchskreuzung?

Die Frage, ob unser zukünftiger Revierbegleiter Papiere haben muss oder nicht, ist ein sehr leiden­schaftlich diskutiertes Thema. Rassehund, Gebrauchskreuzung oder gar Mischling, alles lässt sich auf seine Weise argumentieren. Hier sei nun der Versuch einer Versachlichung gewagt.

Unter Zucht verstehen wir grundsätzlich die gezielte Verpaarung von Hunden, um bestimmte (erwünschte) Eigenschaften oder Verhaltenstendenzen vererbbar zu machen. Zu diesen Eigenschaften gehören natürlich das Aussehen und das allgemeine Erscheinungsbild, andererseits auch Verhaltenstendenzen wie – im jagdlichen Bereich – das Vorstehen, der Spurlaut oder das Bogenschlagen bei den Bracken. So entstanden im Laufe mehrerer Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte die uns heute bekannten Rassen, welche normalerweise von einem Verein betreut und gezüchtet werden. Wie nun die jeweilige Rasse nach Meinung der Zuchtvereine auszusehen hat und welche Eigenschaften diese mitbringen soll, ist im sogenannten Rassestandard beschrieben. Vor allem in der Anfangszeit der gezielten Hundezucht setzte man mehr oder weniger stark auf die sogenannte Inzucht (also die Verpaarung relativ eng verwandter Tiere mit erwünschten Merkmalen in Leistung und Erscheinung). Alle Rassen sind folglich auf bestimmte Merkmale vom Menschen „gemachte“ Lebewesen. In genetischer Hinsicht sind Rassen hochgradig instabil: Paart sich ein Deutsch-Drahthaar mit einem Schäferhund, so ist es für die Nachkommen mit der jeweiligen Rasse vorbei. Wir haben dann Mischlinge.

 

Die offiziellen Zuchtvereine

Die unterschiedlichen Zuchtvereine betreiben ein mehr oder auch weniger strenges und konsequentes Reglement bezüglich der Zulassung entsprechender Hunde zur Zuchtverwendung. Sie wählen sehr genau aus, welcher Hund geeignet erscheint und seine Gene weitergeben darf. Gerade wenn auf die Gesundheit großer Wert gelegt wird, ist das Risiko bezüglich entsprechender Erbkrankheiten, wie z. B. Hüftgelenksdysplasie (HD), vergleichsweise niedrig. Die Hunde dieser Zuchtvereine bekommen in der Regel „Papiere“ – also die Ahnentafel, worin neben dem Stammbaum zusätzlich Leistungen und Prüfungsergebnisse vermerkt werden.

Die „offiziellen“ Zuchtvereine sind normalerweise auf Länderebene entsprechend organisiert. Gleichzeitig sind diese Mitglied in den rasseübergreifenden jagdkynologischen Vereinigungen der jeweiligen Länder, in Österreich z. B. beim ÖKV und in Deutschland dem JGHV, beide sind wiederum dem FCI als übergeordnetem internationalem Verband angeschlossen. 

Ein Beispiel: Die Rasse „Alpenländische Dachsbracke“ wird in Österreich vom Klub Dachsbracke betreut, in Deutschland vom Verein Dachsbracke, in der Schweiz vom Schweizer Niederlaufhund- und Dachsbrackenclub SNLC, in Norwegen vom Norsk Alpinsk Dachsbrackeklubb, in Tschechien vom Cesky Club chovatelu alpskeho brakyre jezevcikoviteho usw.

 

Sorge um den Genpool

Diese offiziellen Zuchtvereine betreuen „ihre“ Rasse. Das größte Kapital und gleichzeitig die Existenzgrundlage dieser Vereine ist quasi der Genpool dieser Rasse, auf den in jahrzehntelanger gelenkter Zucht hingearbeitet wurde. Ziel ist es, diesen Genpool zu erhalten. So überrascht es nicht, wenn die offiziellen Zuchtvereine sauer reagieren, sobald sich andere – dritte – Vereine an diesem – ihrem – Genpool bedienen. Wie in einer Werbung für Hustenbonbons könnten sie die Frage stellen: „Wer hat’s erfunden?“

Den jagdlichen Zuchtverbänden geht es um die wesentlichen Kriterien Aussehen (Standard), Leistung und Erbgesundheit. Während nun bei reinen Schönheitszuchten die Leistung kein Kriterium darstellt und teilweise auch die Erbgesundheit deutlich hinter dem vermeintlichen Schönheitsideal zurücktritt, können die Kriterien „Leistung“ und „Gesundheit“ zwischen den einzelnen offiziellen Zuchtvereinen durchaus länderspezifische Unterschiede aufweisen.

Genau hier kommt es zu den ersten Verwicklungen: Die jeweiligen Zuchtvereine der Länder legen eigenverantwortlich Kriterien fest, die ein Hund erfüllen muss, um in dem entsprechenden Land zur Zucht eingesetzt werden zu können. So kann es passieren, dass Hund Anton beispielweise in Deutschland vom Zuchtverein nicht als Deckrüde eingesetzt wird, weil er HD-Status „C“ hat. In Österreich dagegen werden Hunde mit HD-Status „C“ zur Zucht zugelassen. Es bedeutet ja nicht automatisch, dass diese Hunde an HD erkranken, aber sie tragen entsprechend die genetische Anlage in ihrem Erbgut und tragen somit zu deren Verbreitung innerhalb einer Population bei. 

 

Den gesamten Artikel von Alexander Kelle finden Sie in unerer Mai-Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.


Integrales Rotwildmanagement – Ein Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis

Rotwild möglichst wildschadensfrei in die Kulturlandschaft des Alpenraums zu integrieren und gleichzeitig den Wiederaufbau sowie Erhalt stabiler Waldbestände zu fördern ist eine Herausforderung, aber KEIN Ding der Unmöglichkeit. Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts konnten Wissenschaftler und Praktiker gemeinsam geeignete Maßnahmen aufzeigen, um Rotwild zielführend zu bewirtschaften. Die zwölfteilige Serie „Integrales Rotwildmanagement“ blickt hinter die Kulissen dieses Projekts und soll praktische Beispiele für eine zielgerichtete Bewirtschaftung dieser Wildart vermitteln.

Windwürfe und ihre Folgen

Vor knapp 20 Jahren haben Windwurf und Borkenkäfer zu einer massiven Veränderung des Rotwildlebensraumes im Gut Fischhorn geführt. In diesem Pinzgauer Forst- und Jagdbetrieb hat sich auf den Kalamitätsflächen seither eine artenreiche Verjüngung eingestellt. Diese erfreuliche und abzusehende Entwicklung stellt die Rotwildbewirtschafter allerdings vor ganz neue Herausforderungen.

Heftige Sturmereignisse und darauffolgende Borkenkäferkalamitäten zerstörten in den Jahren 2002 und 2003 große Waldflächen in weiten Teilen Österreichs. In den Pinzgauer Wäldern wurden mehr als eine Million Festmeter geworfen, wodurch große Kahlflächen entstanden sind. Derartig massive Veränderungen der Landschaft bedeuten nicht nur neue Herausforderungen für verschiedenste Landnutzer, sondern verändern auch die Lebensräume der Wildtiere drastisch. Auch das Gut Fischhorn, ein Forst- und Jagdbetrieb im Gemeindegebiet Kaprun am Fuße der Hohen Tauern, war großflächig von dieser Naturkatastrophe betroffen. Das Projektgebiet ist Teil dieses Forst- und Jagdbetriebs, umfasst etwa 4.200 ha (Rotwildlebensraum: 3.367 ha), liegt auf einer Seehöhe zwischen 880 m und 3.000 m und weist einen ausgesprochenen Hochgebirgscharakter auf. Das Gebiet unterteilt sich in etwa 1.600 ha Wald, 1.900 ha alpine Weiden sowie ungenutztes Grünland und etwa 700 ha unproduktive Fläche. Die Waldbestände, von denen einige aufgrund der Steilheit überhaupt nicht nutzbar sind (Schutzwald außer Ertrag), weisen primär Schutzfunktion auf. Die beschriebenen Windwurfereignisse sowie Borkenkäferkalamitäten zerstörten etwa zwei Drittel dieser Waldbestände. Es handelte sich dabei vorwiegend um Objektschutzwälder in Steilhanglagen im Kapruner Tal, durch welches die Zufahrt zum Ski- und Wandergebiet rund um das Kitzsteinhorn verläuft . Der Wiederaufbau stabiler Waldbestände in den betroffenen Gebieten ist für die Gutsverwaltung ein wesentliches Ziel, um eine nachhaltige Bewirtschaftung im Kapruner Tal gewährleisten zu können.

Dynamische Veränderungen 

Nachdem hohe Wildbestände und ungünstige Wildverteilungen durch Verbiss, Fege und Schäle die Waldverjüngung hemmen oder gar verhindern können, wurde parallel zur Aufarbeitung der Windwurfflächen damit begonnen, ein spezielles Forst-Jagd-Managementsystem zu etablieren, welches auf die jeweilige Waldentwicklungsphase abgestimmt wurde. Die Jagd sowie das Wildmanagement mussten sich diesen neuen Bedingungen anpassen. Es wurde viel in die großräumige Anlage von Bejagungsinfrastruktur (Pirschsteige, Ansitzeinrichtungen, Schussschneisen …) sowie in jagdliches Personal zur Regulierung und Lenkung der Wildbestände investiert. 

Die vom großflächigen Windwurf geschaffenen Ausgangsbedingungen veränderten sich mit der Zeit sehr dynamisch. Die gesetzten Maßnahmen zeigten ihre Wirkung, wodurch sich eine artenreiche Verjüngung und die Schutzfunktion weitgehend positiv entwickelten. Seit ein paar Jahren wachsen diese ehemaligen Windwurfflächen jedoch in besonders schwierig zu bejagende und schälanfällige Altersklassen ein. Die Bestände entwickeln sich derzeit zu großflächigen Dickungs- und Stangenholzkomplexen und stellen nun für Rotwild, die hinsichtlich Wildschäden am Wald sensibelste Wildart im Projektgebiet, hochattraktive Einstandsbereiche dar.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in der Mai-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.


Jagareien aus Südtirol

Ehrenamtlich tätig für Birkwild & Co.

Laut Weltnaturschutzunion IUCN sind Verlust und Verschlechterung der Lebensräume zwei der Hauptgründe für den Artenschwund. Im Südtiroler Jagdwesen gehört die Erhaltung der Wildlebensräume gewissermaßen zum guten Ton. Jedes Jahr leistet die Jägerschaft unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden, damit Birkwild & Co. auch morgen noch geeignete Habitate vorfinden.

Über das beste Jagdsystem lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Im Hinblick auf den sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und die Pflege des Lebensraumes dürfte das Revierjagdsystem aber unübertroffen sein. Wo man selbst zur Jagd geht, ist die Motivation für den Heger und Pfleger am größten, auch selbst im Biotopschutz aktiv zu werden. Die allermeisten Südtiroler Jäger weidwerken in ihrer Heimatgemeinde. Sie kennen das eigene Revier wie ihre Westentasche, wissen über Einstände, Habitate und die Bedürfnisse des Wildes bestens Bescheid.

 

Natur aus Menschenhand

Da ist es naheliegend, dass die Südtiroler Jägerschaft ein besonders aufmerksames Auge auf die Pflege der Wildlebensräume legt. Die Erhaltung der Kulturlandschaft liegt quasi im Erbgut der Südtiroler. Die Berglandwirtschaft ist hierzulande Gott sei Dank noch weitgehend intakt. Südtirols gepflegte Almen gehören nicht umsonst zu den schönsten weltweit. Man darf aber nicht vergessen: Diese wunderbaren Lebensräume stammen aus Menschenhand und wurden vor Jahrhunderten mühsam geschaffen, indem die Baumgrenze durch Rodungen nach unten gedrängt wurde. Geht der Mensch, verschwinden die Almen. Binnen weniger Jahre ändert sich das Landschaftsbild. Die Almen verbuschen und verstrauchen, ehe dann der Wald die einstigen Offenflächen wieder zurückerobert. Ein Blick in die Westalpen, wo die Bewirtschaftung der alpinen Kulturlandschaft großräumig aufgelassen wurde, zeigt, wie schnell wertvolle Lebensräume verschwinden können. Damit geht auch ein Artenschwund einher, der aus Sicht der Biodiversität sehr zu bedauern ist. 

 

Alpine Maßnahmen

Die Arbeitseinsätze der Südtiroler Jäger zur Erhaltung von Wildlebensräumen erstrecken sich auf verschiedene Einsatzfelder. Den Schwerpunkt bilden Maßnahmen in den Lebensräumen der heimischen Raufußhühner. Besonders in und unterhalb der Krummholzzone werden viele Projekte umgesetzt. Grundvoraussetzung für die Habitatpflege ist zunächst das Einverständnis des Grundeigentümers sowie die Absprache mit der zuständigen Forstbehörde. Ein guter Teil der Flächen im alpinen Bereich ist im Eigentum der öffentlichen Hand oder von Agrargemeinschaften, den sogenannten Interessentschaften. Beide stehen Lebensraumverbesserungen sehr aufgeschlossen und positiv gegenüber. 

In Südtirol kann jedes Revier, das Habitatverbesserungen durchführt, einen Förderantrag an das Verwaltungsamt für Raum und Landschaft stellen. Dort ist der Landschaftsfonds angesiedelt, der 2007 eingerichtet wurde, um Vorhaben zur langfristigen Erhaltung, Wiederherstellung oder Weiterentwicklung der biologischen und strukturellen Vielfalt der Natur- und Kulturlandschaft zu fördern. Allein seit 2016 wurden aus dem Landschaftsfonds 25 Projektflächen gefördert, wobei seitens der Jägerschaft mehr als 9.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet wurden. Der absolute Großteil der Reviere führt jedoch Lebensraumverbesserungen ohne Unterstützung aus dem Landschaftsfonds durch. 

 

Lebensraumhege durch Jungjäger

Seit einigen Jahren gehört die Mitarbeit bei der Lebensraumpflege in Südtirol zum fixen Ausbildungsprogramm der Jungjäger-Praxis. Der Jungjäger kann die Praxisstunden wahlweise im eigenen Revier oder in der Forstschule Latemar absolvieren. Im ersten Fall nimmt der zuständige hauptberufliche Jagdaufseher den Jungjäger-Anwärter unter seine Fittiche. Zum Pflichtprogramm der Praxisausbildung gehören unter anderem Wildzählungen, Ansprechübungen, Maßnahmen zugunsten des Wildes, Wildverwertung und eben auch Mitarbeit bei der Lebensraumpflege. Der angehende Jäger erhält nicht nur die theoretischen Grundlagen vermittelt, sondern er muss auch selbst Hand anlegen. 

Lebensraumverbesserung ist in vielen Südtiroler Revieren ein generationenübergreifendes Gemeinschaftsprojekt. Wer fit ist, übernimmt die Schwerarbeit mit Motorsäge und Freischneider, die älteren Jäger sorgen für das leibliche Wohl. Nach getaner Arbeit sitzt man in geselliger Runde beisammen und die Strapazen sind schnell wieder vergessen. So funktioniert modernes Teambuilding in Jagdrevieren. 

 

Mithilfe der Forstleute

Neben der Jägerschaft sind in Südtirol auch mehrere Forstinspektorate in Projekten zur Erhaltung und Verbesserung von Wildtierlebensräumen aktiv. Besonders hervorgetan hat sich das Forstinspektorat Bozen I, welches den südlichen Landesteil abdeckt. Hier wurden zum Beispiel im Naturpark Trudner Horn unter der Leitung von Amtsdirektor Dr. Rainer Ploner mehrere gezielte Maßnahmen umgesetzt. Ploner, selbst Jäger und Raufußhuhnliebhaber, kennt das Gebiet im Naturpark wie nur wenige andere. Besonderes Augenmerk legt er auf die Erhaltung der bestehenden Auerwild-Balzplätze. Die drei wesentlichen Schlagwörter lauten: auerwildfreundliche Durchforstung, Errichtung von Flugschneisen und Besucherlenkung. 

 

Mit schwerem Gerät

In der südlichen Nachbarprovinz Trient haben Lebensraumverbesserungen ebenfalls einen hohen Stellenwert. Dort sind großflächige Maßnahmen besonders wichtig, weil die Almwirtschaft im Unterschied zu Südtirol deutlich rückläufig ist. Das Trentino fährt seit einigen Jahren schweres Gerät auf. Jedes Jahr werden Projektgebiete ausgewählt, in denen Schreitbagger mit hydraulischen Forstmulchgeräten zum Einsatz kommen. Damit können auch im unwegsamen Gelände Freiflächen geschaffen oder Korridore durch Almrosen- und Latschenfelder gemulcht werden.

Die Finanzierung erfolgt nahezu ausschließlich über EU-Gelder, die über das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum zur Verfügung gestellt werden. Die Jägerschaft flankiert die Maßnahmen, indem sie die Instandhaltung der geschaffenen Freiflächen und Korridore übernimmt. Die zurückgewonnenen Lebensräume wollen nämlich auch gepflegt werden. 

 

Mit vereinten Kräften

Die erfolgreich umgesetzten Projekte zeigen uns eines: Wo der Lebensraum stimmt, kehren Raufußhühner auch nach längerer Abwesenheit wieder zurück. Durchgeführte Zählungen untermauern diese erfreuliche Entwicklung. Private und öffentliche Hand sollten daher gemeinsam die Voraussetzungen schaffen, um Lebensräume zurückzugewinnen. Für die Deckung der Kosten bieten sich Instrumente wie das europäische Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum an. Das Allerwichtigste ist und bleibt die Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Grundeigentümern, Jägern, Forstbehörde und anderen Akteuren und Interessengruppen, die sich gemeinsam zur Erhaltung der Wildlebensräume einsetzen wollen. Für die Zukunft gilt es, die Lebensraumverbesserung alpenweit mit vereinten Kräften zu forcieren. Viribus unitis!

 


Waffe, Schuss & Optik

Spektiv mit neuem Sehkomfort

Das Swarovski BTX eröffnet eine ganz neue Dimension in der Wildbeobachtung. Da man wie beim Fernglas mit beiden Augen gleichzeitig durchblickt, ermüdet man auch nicht. Trotz Größe und Gewicht lässt sich das BTX nicht nur für stationäre Beobachtungen, sondern auch ganz hervorragend als Pirschbegleiter einsetzen.  


Unser Wild im April

Schrecken ohne Ende

Im Frühjahr wird es lauter in der Natur. Nicht nur Vögel geben jetzt lautstark Signal, auch unser Rehwild ist nun wieder deutlich häufiger zu hören. Doch wann und warum schrecken Rehe? Welche Stücke schrecken überhaupt? 

Schrecklaute sind unter Huftieren weit verbreitet. Obwohl Rot-, Dam- und Sikawild auch zu vergleichbaren Lautäußerungen imstande ist, ist es das Rehwild, welches besonders häufig schreckt. Dies liegt neben seiner großen Verbreitung und Häufigkeit auch an seiner im Vergleich zu anderen Wiederkäuern ausgeprägteren individuellen Neigung dazu.

Jeder hat schon einmal erlebt, dass Rehe ihren markanten „Bö“-Laut von sich geben, wenn sie eine Gefahr wähnen, die sie nicht eindeutig zuordnen können. Dieser wird dann besonders laut und stakkatoartig ausgestoßen und die potenzielle Gefahrenquelle dabei in der Regel nicht aus den Augen gelassen. Manchmal beobachtet man auch, wie sie dabei mit ihren Läufen aufstampfen und mit dem Haupt auf- und abwippen. Rehe tun dies, um einem vermeintlichen Räuber klarzumachen, dass er entdeckt ist. Eine weitere Verfolgung lohne nicht und beide würden sich energiezehrende Verfolgungsjagden „sparen“.

 

Feindvermeidung

Geschreckt wird im Verlauf des Jahres in unterschiedlicher Intensität. Während es im Winter nur selten zu hören ist, kommt es ab dem Frühjahr zu einem deutlichen Anstieg. Durch die einsetzende Vegetation können Gefahrenquellen nun weniger gut identifiziert werden. Daraus lässt sich die Grundregel ableiten: Je schlechter die Sicht, desto häufiger wird geschreckt. Geschreckt wird grundsätzlich von beiden Geschlechtern und allen Altersklassen. Kitze sind bereits etwa ab dem dritten Lebensmonat dazu in der Lage. Ihr selten zu hörender Schrecklaut hört sich wesentlich höher an als der älterer Stücke. Sie sind auch die Einzigen, die sich sicher von anderen ihrer Art unterscheiden lassen. Böcke erzeugen zwar im Vergleich zu Geißen tiefere und etwas kürzere Töne. Für den Jäger sind diese aber meist nur im direkten Vergleich unterscheidbar.

Interessant ist die Tatsache, dass Geißen mit Nachwuchs häufiger schrecken, als dies weibliche Einzelgänger tun. Nicht selten kann sich, ausgehend von einem schreckenden Reh, ein richtiges Konzert entwickeln, sodass manchmal bis zu fünf Stücke von allen Seiten „Laut geben“. Dies steht jedoch nicht in erster Linie im Sinne des Warnens. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Gemeinschaftsstrategie handelt, womit ein potenzieller Feind verwirrt werden soll (Oli & Jacobson 1995).

 

Territorialschrecken

Grundsätzlich schrecken Böcke häufiger als Geißen (Reby et al. 1999). Oft tun es Böcke auch dann, wenn es keinen erkennbaren Grund dazu gibt. Dieses Verhalten kann nicht im Zusammenhang mit Feindvermeidung oder dem Warnen anderer Rehe stehen. Tatsächlich handelt es sich um einen Laut, der im Sinne der Territorialität zu verstehen ist. Sehr vereinfacht könnte er übersetzt heißen: Hier bin ich, das ist mein Territorium. Dies ist auch der Grund, warum ältere Böcke häufiger schrecken als jüngere. Neben optischen und olfaktorischen Botschaften der Revierabgrenzung ist es als akustisches Signal der Besitzanzeige eines Gebiets zu deuten. Auf diese Weise trägt es dazu bei, sich kampflos aus dem Weg zu gehen. Sehr wahrscheinlich können sich Reviernachbarn sogar an der Stimme erkennen.

 

Fazit

Vermutlich ist diese Form des Lautes evolutiv zunächst im Rahmen der Feindvermeidung entstanden. Später wurde es teilweise umfunktioniert und von Böcken auch zur Territorialabgrenzung eingesetzt. Welche detaillierten Informationen sie noch mitteilen, ist jedoch noch nicht vollständig entschlüsselt. Dem Jäger, der das Schrecken nachahmt, wird es nicht selten gelingen, ein Rückschrecken eines anderen Stück Rehwildes zu provozieren. Vereinzelt wird sich auch ein Bock zum Zustehen bewegen lassen, in der Annahme, es könnte sich um einen Eindringling handeln. Dies zeigen auch Versuche an besenderten Böcken, denen Schrecklaute von ihren jeweiligen Reviernachbarn vorgespielt worden sind. Hier kam es in etwa einem Drittel der Fälle zu einer Reaktion der Territoriumsinhaber auf den vermeintlichen Eindringling. Etwa die Hälfte dieser Böcke schreckte, ohne ihren Platz zu verändern, die andere Hälfte näherte sich dem Lautsprecher und nur einmal floh der Revier-inhaber (Reby et al. 1999).

Selbst Böcke „herbeizuschrecken“ und daraus vielleicht sogar eine zuverlässige Strategie entwickeln zu wollen, ist demnach sicher schwierig. Zuverlässiger lässt sich der nachgeahmte Schrecklaut bei ziehenden Rehen einsetzen, um sie zum Verhoffen zu bringen. Rehe reagieren darauf im Allgemeinen besser als auf einen Pfiff. Vielleicht probieren Sie es selbst einmal aus.


Im Revier

Besuch am "Pelzfellmarkt"

Obwohl die Preise für Bälge, Felle und Schwarten auch in der Schweiz stark zurückgegangen sind, erfreuen sich Pelzfellmärkte – auch bei der nicht jagenden Bevölkerung – noch großer Beliebtheit. Und für viele Jäger ist es der einzige Tag im Jahr, an dem man sich im 
großen Rahmen trifft.


Reviergang im April

Zuwachs minus Abschuss

Ein Referent trug vor, dass der Bestand an balzenden Auerhahnen innert zweier Jahre um einhundert Prozent gestiegen sei. Es war halt so, dass ich in meinem ersten Dienstjahr einen balzenden Hahn gemeldet hatte, zwei Jahre später aber zwei ...

Jeder Monat des Jahres hat seine eigene Stimmung, der Juli die Schwüle des Tages, der November die Schwere der Nebel und Regen. Der April steht im Zeichen des Aufbruchs. Schnee wurde zu Wasser, Frost zu milder Luft. Manche holen ihr an Silvester unverfälscht in den Gewehrschrank gestelltes Gewehr hervor und kämpfen hoffnungsfroh gegen Rost und Bleiablagerung. Die immer weniger werdenden Schießstände, denen es mancherorts an „Gläubigen“ mangelt, erleben im April einen Zulauf wie Kirchen bei der Christmette. Alles wird gut … In Kärnten gibt es seit vielen Jahren vor Beginn der Schusszeit ein Hegeringschießen, das zwar hochoffiziell zur Pflicht erklärt wurde, an dem aber dennoch viele Jäger nicht teilnehmen. Dabei wird ein Stempel des Schießstandes auf der Quittung des Zahlscheins verlangt, der die Jagdkarte sozusagen für gültig erklärt.

 

Auch ich gehörte in den letzten beiden Jahren zu jenen, die nicht am Pflichtschießen teilnahmen. Wie auch, wenn im April nahezu jedes Wochenende beruflich ausgebucht ist? Muss halt der „Treffernachweis“ für meinen Schweizer Jagdpass herhalten. Die Schweizer schenken dem Jäger nichts. Er muss treffen – sauber und zuverlässig treffen. Bei uns in Kärnten muss ich nicht einmal die Scheibe treffen und mit Schrot schießen ist ohnehin nicht vorgesehen. Gleichwohl ist es ja schon ein Minimalerfolg, wenn der Jäger wenigstens einen Schuss auf die Scheibe abgibt, ehe er das Wild zur Scheibe macht!

 

Das waren so die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich auf jenem von der Sonne freigetauten und abgetrockneten Stammholzpolter im Lärchtobel saß. Es war die Hoffnung, unter mir im lockeren Altholz einen Hahn einfallen zu hören. Dort draußen, in der alten Heimat, dürfen die Raufußhühner schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr bejagt werden, ebenso wenig wie die Waldschnepfen im Frühjahr, die Schneehasen oder die „Murmele“. Daher spielen sie im Bewusstsein vieler Jäger auch keine wesentliche Rolle mehr. Selber schauen soll ich, wurde mir gesagt, und in der Früh nach Lust und Laune rausgehen. Die Zeit war begrenzt – zwei Abende und zwei Morgen, mehr nicht.

 

Es musste so auf halb acht zugehen. Wie meist, wenn ich nicht verabredet bin, hatte ich keine Uhr dabei, aber die mit dem leichten Abendwind aus den Schatten heraufziehende Kühle ließ mich frösteln. Hat man sich aus der Sklaverei der Stunden und Minuten befreit, kommt man mit der Intensität des Fröstelns, dem Verstummen einzelner Vogelstimmen und dem Schwinden des Lichtes am Abend ganz gut zurecht. In der Früh dreht man die Skala einfach um. Den letzten Schnaufer verpasst eh keiner von uns.

 

So sitzt man in angesagtem, von der Mehrheit seiner Zeitgenossen als „totenstill“ deklariertem Tobel und wird sich des Lärms bewusst, den sich die Menschheit leistet. Fern draußen, auf der Talstraße, das Aufjaulen etlicher von menschlichen Neurosen gequälter Motoren. Im Minutenabstand das gedämpfte Dröhnen sich folgender, begegnender oder kreuzender Düsenjets. Einmal so etwas wie Flügelrauschen unter mir – verschwommen, von dem, was sich Zivilisation nennt, übertönt. Könnt’ durchaus sein …

 

Der alte Nußbaumer fällt mir ein, ein Vor-Vor-Vorgänger von mir in Böhmen. Irgendwann hatte mir ein nobler alter Herr Nußbaumers Diensttagebuch übereignet. Immer wieder einmal lese ich in ihm. Dann bin ich unendlich dankbar, in der Schule noch Sütterlin gelernt zu haben! In jenen Wäldern waren die Großen Hahnen damals noch überaus häufig. Es gab Jahre, da ließ der Nußbaumer von seinen Holzknechten Ende März Steige zu den Balzplätzen ausschaufeln. Danach stapfte er oder der ihm unterstellte Forstgehilfe im Wechsel Morgen für Morgen zu einem der Balzplätze, um für die Herrschaft und ihre angesagten Hahnengäste zu verlosen. Oder einer von den beiden saß am Abend draußen, um die einfallenden Hahnen von Hang zu Hang auszumachen.

 

Vorbei! Wirtschaftswald aus großen, geschlossenen Reinbeständen, Fichten- und Kiefernstangen, in denen für Balzbäume kein Platz und Naturverjüngung eher unerwünscht war – damals als „ordentlich“ verstanden –, machten die Hahnengänge immer entbehrlicher. So – und jetzt hockt man fast 150 Jahre nach dem alten Nußbaumer im nostalgiegetränkten Lärchtobel und hofft auf des Poltern eines irgendwo im Hang einfallenden Hahns. Und das alles, weil man vor einem halben Jahrhundert in diesen Wäldern noch ein paar wenige Hahnen gespürt, gehört oder gesehen hat. Damals schien diese Wildart unmittelbar vor dem Aussterben zu stehen. Dann, im 1973er-Jahr, ein Auerwildsymposium an einer süddeutschen Universität. Ein Referent trug vor, dass in jenen Wäldern der Bestand an balzenden Auerhahnen innert zweier Jahre um einhundert Prozent gestiegen sei. Es war halt so, dass ich in meinem ersten Dienstjahr einen balzenden Hahn gemeldet hatte, zwei Jahre später aber zwei.

 

Es hätte genauso gut umgekehrt sein können. Der Herr Oberforstrat hatte dann auf Anfrage des für die landesweite Erfassung zuständigen Sachverständigen mitgeteilt, dass sich die Zahl der balzenden Hahnen verdoppelt habe. Mathematisch war das absolut korrekt! Die Wissenschaft nahm’s erfreut zur Kenntnis. Seither wurde immer wieder einmal ein Hahn gesehen – Aussterben scheint eine zähe Angelegenheit zu sein. In meine Gedanken und in die fortschreitende Dämmerung hinein das Aufjaulen von Motoren. Zwei sich scheinbar verfolgende Lichter auf der für Kraftfahrzeuge gesperrten Forststraße. Auf der vorderen im Lichtkegel der hinteren fahrenden Maschine, unter Schlamm versteckt und mit einem Helm maskiert, eine Gestalt auf der Flucht vor der eigenen Inhaltslosigkeit. So schnell wie der Spuk kam, so schnell war er wieder verschwunden. Narrenbande! Es fiel kein Hahn ein an diesem Abend, und so saß ich am nächsten Morgen wieder auf den Stämmen. Sanfter Regen, als ich das Haus verließ, der stärker wurde, je näher ich dem erhofften „Tatort“ kam. Dicke, fast schwarze Wolkendecke über dem Waldgebirge. Kurz vor sechs Uhr erst zarte Dämmerung. In das Rauschen, Rinnen und Tropfen des Regens hinein unbefangen das Lied des Gartenrotschwanzes. Trotzig das Lied zweier Tauber.

 

Der Lodenfleck schon bald ein vollgesogener, großer Lappen. Um sieben Uhr gab ich auf. Zwanzig Minuten bis hinunter zum abgestellten Auto. Ein meinen Weg kreuzendes „Bergmandl“. Statt Hauptschlag und Schleifen nur das Schrecken eines Rehs. Nasser Loden in den Kofferraum. Nasse Socken trotz Stiefeln. Wetter und Situation gemacht zum Beschreiben, zum Erzählen. Zum Erleben ungeeignet. Erinnerungen: Damals, nach den „Lärchtobel-Jahren“, Versetzung in andere Wälder. Nach der alljährlichen Planwirtschaft ein gutes Hahnenrevier. Bestand minus Abschuss plus Zuwachs ist gleich Abschuss … Den allerletzten gesehenen Hahn schoss ein Amerikaner. Zuwachs minus Abschuss … Heute, zwei Tage später, hinterm Katschberg blauer, wolkenloser Himmel. Ich werde Fredi anrufen, fragen, ob ich bei ihnen drüben einen Morgen die Balz erleben kann.

 


Im Revier

Die Hürden bei der Rehkitzrettung aus der Luft

Mithilfe einer mit Wärme­- bildkamera bestückten Drohne können Flächen rasch überflogen und Wärmequellen, wie beispielsweise Rehkitze, aus der Luft relativ verlässlich aufgespürt werden. Doch der Einsatz der Drohne hat noch seine Grenzen.  


So schmeckt unser Wild

Wie im Schlaraffenland

Tauben stehen schon lange am Speisezettel des Menschen, egal ob als Wildform oder aus Haltung in Taubenschlägen. Wie gut diese munden, erkennt man schon daran, dass diese im Schlaraffenland bereits in gebratener Form umherfliegen ...

Es scheint so, als ob die Tauben die Menschen schon seit Urzeiten begleiten. Nur wenige Tiere sind so symbolbeladen: Sinnbild für Frieden, Treue, Unschuld, Liebe und – den Heiligen Geist. Das Alte Testament nennt übrigens schon zwei Taubenarten (Fels- und Turteltaube). Trotz der Symbolik wurden Tauben aber fleißig verzehrt. Bereits in vorchristlicher Zeit wurden Tauben in Taubenschlägen – „Columbarien“ – gehalten und dienten einerseits der menschlichen Ernährung, andererseits wurde so der Taubenmist gesammelt. Es erfolgte aber auch die Bejagung, unter anderem über die Beizjagd. Sprichwörtlich sind auch die gebratenen Tauben, die einem im Schlaraffenland in den Mund fliegen sollen … Heute ist die Taube eine Herausforderung: Bei der Jagd nahe heranzukommen ist nicht einfach und ein Taubenschwarm mag den Jäger freuen – den Landwirt aber sicher nicht. Im Stadtgebiet die Taubenpopulation einzudämmen ist, vorsichtig formuliert, schwierig.

 

Taube süß-sauer

Im Tierbuch des Conrad Gessner findet die Taube breite Erwähnung. Rund fünf Seiten sind den Columbarien gewidmet, dann kommt die Verwendung in der Volksmedizin, aber er führt auch zahlreiche Rezepte an, unter anderem aus der Sammlung des Römers Apicius Caelius. Der wiederum nennt Schmoren, Braten oder Kochen des gerupften Vogels. Bei der Würzung kommen immer Honig und Essig, zum Teil  auch Rosinen vor. Der Autor macht keine Mengenangaben, aber zusammen mit den üblichen Gewürzen wäre das heute ein spannendes Geschmackserlebnis. Die Kochbücher des 18. und 19. Jahrhunderts (Eleonore von Liechtenstein, Bußwald, Prato) führen auch die Herstellung von Pasteten an. Es handelt sich um die klassischen Pasteten mit Teigmantel, eine Zubereitung, die, weil doch arbeitsaufwendig, heute leider nur mehr selten zu finden ist.  Das Kochbuch der Katharina Prato (1858) ist recht ausführlich und die Rezepte lassen sich gut nachkochen: In Suppe ähnlich wie steirisches Wurzelfleisch mit Kren (!) oder paniert … und natürlich gebraten oder geschmort, dabei wird das Fleisch entweder mit Speckscheiben umwickelt oder gespickt und fleißig mit (fettem) Saft oder Suppe begossen, sonst wird es trocken (und zäh). Die Rezepte sind für Haus- und Wildtauben gleichermaßen geeignet und nur wenige Autoren unterschieden zwischen den Taubenarten.

 

Mager und eiweißreich

Die Taube bietet also viele Möglichkeiten der Zubereitung. Das magere und eiweißreiche Fleisch hat auch eine „gesunde“ Fettsäurezusammensetzung (das Omega-6- : Omega-3-Verhältnis ist 5 : 1; Valencak u. Gamsjäger, 2014). Wie auch bei anderen Wildarten hat das Fleisch einen etwas höheren pH-Wert (in diesem Fall um 5,9); das Fleisch erscheint dadurch etwas dunkler. Ausgelöste Wildtaubenbrüstchen sind wegen dieses höheren pH-Wertes in der Vakuumpackung im Kühlschrank meist nur eine Woche haltbar. Die Jahresstrecke in Österreich beträgt etwas über 14.000, damit hat die Taube die drittgrößte Strecke unter dem Federwild. Hier ist bei der Ringeltaube zweifelsohne viel „Luft nach oben“. Aber wer „Taube à la Wurzelfleisch“ oder ein paniertes Taubenschnitzerl will, muss sich halt mit der Schrotflinte oder der KK-Büchse auf den Weg machen – die Steiermark hat da hinsichtlich der Jagdzeiten die Nase vorn: Weidmannsheil und guten Appetit!

 

Der Autor, Univ.-Prof. Dr. Peter Paulsen, lehrt an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.


Unser Wild im März

Soziale Burgherren

Durch die nächtliche und unterirdische Lebensweise des Dachses bleiben dem Beobachter viele seiner Verhaltensweisen verborgen. Neue Untersuchungen zeigen, dass sein Familienleben mit dem von Wolfsrudeln vergleichbar ist.

Nun sind in diesen Tagen die ersten Dachswürfe bereits gewölft. Von allen Räubern im Land ist Grimbart in diesem Punkt am zeitigsten an der Reihe. Die zunächst rein weiß behaarten und wenig an ihre spätere Zeichnung erinnernden Jungdachse entwickeln sich in den ersten Lebenswochen jedoch nur zögerlich. Erst nach etwa einem Monat öffnen sich ihre Augen und etwa zweieinhalb Monaten wird es dauern, bis sie zum ersten Mal den schützenden Bau verlassen. Dieser wird auch in den kommenden Monaten und über ihr gesamtes Leben hinweg eine sehr zentrale Rolle übernehmen. Denn anders als beim Fuchs spielen die Baue über das gesamte Jahr hinweg eine sehr wichtige Rolle bei den Dachsen. Nicht grundlos nannte man ihn früher deshalb auch „Erdmarder“.

 

My home is my castle

Jede Dachsfamilie verfügt über einen Hauptbau und ein oder mehrere Nebenbaue. In den Bauen befinden sich jeweils mehrere Schlafkammern. Diese werden mit Gras und Moos ausgepolstert, wobei das Polstermaterial zur Reinhaltung im Frühjahr sogar ausgetauscht wird. Oft werden die jeweiligen Schlafstätten der Dachse im Jahresverlauf durchgewechselt. In den wärmeren Jahreszeiten zieht es Grimbart vor allein zu schlafen. Lediglich im Winter sind mehrere Tiere in einer Schlafkammer anzutreffen, was dem Wärmeverlust entgegenwirkt. Die Nutzung der Nebenbaue erfolgt durch die einzelnen Clanmitglieder individuell sehr unterschiedlich (Roper, 1992). Während einige Familienmitglieder niemals in Nebenbauen übertagen, nutzen andere die Nebenbaue zumindest zeitweise als Tagesversteck. Teilweise kann sich bei einigen Clanmitgliedern eine so hohe Bindung an die Nebenwohnstätte ausbilden, dass dort sogar die Jungen zur Welt gebracht werden.  

Vom Bau zur Burg

 

Der Dachs ist, was seinen Bau betrifft, ein konservatives Tier. Ist ein Bau einmal bezogen, wird er im Allgemeinen auch ein Leben lang bewohnt. Auch die nachfolgenden Generationen scheinen im besonderen Maß auf ihre Baue geprägt zu werden. Dieser Effekt führt dazu, dass Baue oft über Generationen weitervererbt werden. Über 30 Röhren können derartige Anlagen dann haben. In Estland ist sogar ein Bau mit 78 Ein- bzw. Ausgängen bekannt. Eine wahrhaftige Burg und die größte jemals dokumentierte Bauanlage befindet sich in England. Sie verfügt über 178 Röhren. Bei einer unterirdischen Gesamtlänge von 879 m 
beherbergt sie über 70 Kammern. Derartige Burgen sind in der Regel jahrzehnte-, manchmal sogar jahrhundertealt. Einen bemerkenswerten Fund machten man bei einer Dachsburg in Norddeutschland. Dort fand man Reste von Schlangen- und Frosch­arten, die es in der betreffenden Region schon lange nicht mehr gibt. Bei einer Analyse fand man heraus, dass einige Knochenreste sogar aus der Eiszeit stammten. Dies lässt die Vermutung zu, dass einzelne Burgen sogar über mehrere Tausend Jahre bestehen können.

 

Den vollständigen Artikel von Konstantin Börner finden Sie in der März-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.


Blick ins Revier

Am Rande des Nationalparks

In der Naturzone des Nationalparks Neusiedler See darf natürlich nicht gejagt werden, um den IUCN-Status nicht zu gefährden. Doch die Reviere in der Bewahrungszone werden jagdlich ganz normal bewirtschaftet, wie ein Besuch in zwei Jagdgebieten im Seewinkel zeigt.


Waffe, Schuss & Optik

Stahl in Aktion

Diesmal geht es um eine Testwaffe eines deutschen Herstellers aus Köln. Dabei handelt es sich um die Steelaction HS – das erste Modell dieser Firma. Mit dieser Waffe möchte der Hersteller alle positiven Eigenschaften sämtlicher am Markt erhältlichen Geradezugrepetierer vereinen sowie eine kostengünstige, robuste und funktionsfähige Waffe für jeden Einsatz präsentieren. 

Der Name Steelaction kommt nicht von ungefähr, denn Kunststoff findet sich an der Waffe lediglich am Zubringer des Magazins – in einem lässigen Rot gehalten –, alles andere ist aus hochfestem Stahl, was sich natürlich auch im Gewicht der Waffe niederschlägt. Die Bodenplatte samt Abzugsbügel ist aus Aluminium, die Kammerkugel aus Holz. Das „HS“ steht für Hunting Short. Verzichtet wurde auf die Möglichkeit der Laufwechselfunktion. Dieser ist – wie von vielen Modellen bekannt – geschraubt. Bei der Auswahl der Läufe überlässt man nichts dem Zufall, sondern setzt auf die Läufe von Lothar Walther. Die Läufe von diesem Hersteller sind nicht nur für ihre Präzision bekannt, sondern auch gleich mit einem Gewinde M15x1 für die Verwendung von Schalldämpfern ausgestattet. Die Testwaffe wurde im Kaliber .308 Win mit zwei Vixen-Zielfernrohren, eines für den täglichen Ansitz, ein 2,5-15x50, und einem Drückjagdglas 1-6x24 ausgeliefert. Die zwei Zielfernrohre waren für mich die perfekte Kombination für diese Waffe. Eingeschossen wurde die Waffe mit der Munition der Marke Lapua, 150 gr Mega. Am Schießstand schoss die Waffe Loch in Loch und ließ auch bei der Jagd keine Wünsche offen. Beim Kontrollschießen staunte ich nicht schlecht, denn die Waffe schoss so genau, dass sogar ein Klick von 7 mm auf der Scheibe für mich ersichtlich war.

 

Die Waffe erinnert mich an den guten alten Geradezugrepetierer aus dem Hause Steyr Mannlicher. Das Geradezugsystem mit Drehkopfverschluss mit drei Verschlusswarzen wird auch von anderen namhaften Herstellen sowohl in Repetierern als auch bei Selbstladebüchsen verwendet. Der Verschluss der Waffe ist sehr kompakt, daher besteht keine Gefahr, dass man den Verschluss beim Repetieren ins Gesicht bekommt. Beim Repetieren wird zuerst nur der Kammerstängel nach hinten bewegt, dann dreht ein Scharnier im Inneren den Verschlusskopf. Mit dieser Bewegung ist die Kammer entriegelt und wird gerade nach hinten gezogen. Die Ausziehkralle zieht die Patronen aus dem Lager und wirft diese kompromisslos aus. Der Verschluss läuft weich, geschmeidig und lässt sich im Anschlag, ohne zu verkanten, repetieren. Die Steel­action verfügt über eine Handspannung, welche bei neuen Waffen schon fast zum guten Ton gehört. Sie ist ebenso einfach wie sicher. Die Waffe lässt sich mit einem Daumendruck auf die aus dem Schlösschen ragende Stange problemlos spannen, wobei dies mit etwas Übung ebenso leicht wie leise funktioniert. Zum Entspannen drückt man die oben liegende Entriegelungstaste. Beim Repetieren bleibt das Schloss gespannt und ruckzuck ist das Magazin leer. Die gegenständliche Waffe verfügt über einen Direktabzug und es besteht die Möglichkeit, ein Abzugsgewicht zwischen 500 und 2.500 Gramm zu wählen. Der Schaft aus Nussholz war für mich zu massiv und die Qualität ließ ebenfalls zu wünschen übrig, denn bei jedem Anschlag blieben Barthaare am Schaftrücken hängen. Diesem Problem könnte man jedoch schnell Abhilfe schaffen, indem man sich einfach eine Waffe mit Kunststoffschaft bestellt.

 

Den ausführlichen Bericht von Christoph Gottsbacher finden Sie in unserer März-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.

 


Entscheidungshilfe bei der Hundewahl

Welpe oder fertig ausgebildeter Hund?

Es spricht vieles dafür, den zukünftigen Jagdhund bereits als Welpen ins Haus zu nehmen und so an sich gewöhnen zu können. Es gibt aber auch einen Markt für „fertige“ Hunde, deren Anschaffung sowohl Vor- als auch wesentliche Nachteile mit sich bringt.

Für die Wahl eines fertig ausgebildeten Hundes sprechen einige Argumente: Dieser ist – aus der Hand eines erfahrenen Ausbilders – in der Regel bereits stubenrein und ans Autofahren gewöhnt. Grundkommandos und auch die jagdliche Ausbildung (sollten) sitzen. Jagdliche Anlagen- oder Eignungsprüfungen wurden bereits abgelegt – der Hund ist „einsatzbereit“. Bei einem professionellen Abrichter darf man deutlich weniger Ausbildungsfehler als bei einem Erstlingsführer erwarten, die einen dann das restliche Hundeleben begleiten. Der neue Hund kann vor dem Kauf „getestet“ und bei der Arbeit beobachtet werden. Man kann sich einen Eindruck vom neuen Jagdbegleiter machen. Auch Wesensmängel, Gebissfehler oder eventuelle Erkrankungen lassen sich besser erkennen als bei einem Welpen, der ja noch am Beginn seiner Entwicklung steht.

 

Problem der Prägung

Großer Nachteil dieser Hunde ist: Wegen der fehlenden Bindung zum neuen Besitzer muss der Hund nicht zwangsläufig so gut funktionieren und arbeiten wie bei seinem Ausbilder. Hier ist der neue Besitzer gefordert, die fehlende Bindung durch viel gemeinsame Zeit nach der Übernahme zu festigen, den Hund auf sich „einzustellen“, zu prägen und so eventuelle Anfangsschwierigkeiten zu überbrücken. Dass ein fertiger ausgebildeter Jagdbegleiter natürlich deutlich teurer ist als ein Welpe, liegt auf der Hand. Für abgerichtete und eventuell schon geprüfte Hunde greift man deutlich tiefer in die Tasche. In den einschlägigen Annoncen verschiedener Jagdzeitschriften werden hier Preise von 1.500,- bis 4.000,- Euro gefordert, höhere Preise sind keine Seltenheit. Der Markt für solche fertigen Hunde ist allerdings im Vergleich zum Welpenangebot recht überschaubar.

 

Platz im Familienrudel

Welpen sind in der Anschaffung deutlich günstiger. Die Preise liegen hier in der Regel im Rahmen zwischen 500,- bis 1.200,- Euro, je nach Rasse. Bei der Ausbildung des Welpen ist der Führer wesentlich mehr gefordert und lernt viel stärker als bei der Übernahme eines fertigen Hundes. Der Welpe ist von Anfang an dabei. Er lernt seinen Platz im „Familienrudel“ sehr schnell kennen und baut die notwendige und für soziale Lebewesen unverzichtbare Bindung zu seinem Führer, die Familie und das tägliche Umfeld auf. Die Erziehung erfolgt vom Anfang an und die Integration fällt entsprechend leichter als bei einem älteren Hund, bedingt aber einen entsprechenden Zeitaufwand und Geduld. Die Mehrzahl der Jagdhundeführer bildet ihren Hund selbst aus. Und Hand aufs Herz: Mir macht es Spaß und Freude, jeden Welpen wachsen zu sehen und mit ihm über die Zeit zu einem Team zusammenzuwachsen.

 

Gebrauchte Hunde

Eine weitere Option ist der „gebrauchte“ Jagdhund. Hier gibt es spezielle Vereine, die Jagdhunde, z. B. nach Todesfällen etc., weitervermitteln (beispielsweise Krambambulli Jagdhundhilfe). Schließlich gibt es auch noch Jagdhunde aus dem Tierheim. Hier weiß man allerdings oft nicht, welche Vorgeschichte der Hund hat, wie er geprägt wurde und wie er sich in verschiedenen Situationen verhält. Die Übernahme eines solchen Hundes empfiehlt sich für erfahrene Rüdemänner und -frauen, die mit den eventuellen Macken entsprechend umgehen können.


Unser Wild im Februar

Zur Ruhe kommen

Eine ordentliche Neue hat das Land in eine weiße Hülle gepackt. Auch wenn sich unser Winter nachweislich verändert hat, bestimmt er in diesen Wochen die Natur. Nun läuft alles auf Sparflamme ab, Ruhe dominiert den Alltag und Ruhe ist dem Wild jetzt in der Schonzeit auch zu gönnen.

Noch ist in den Köpfen der Jäger das abgelaufene Jagdjahr sehr präsent und es stellt sich die Frage, wie viel Einfluss wir mit unseren Tätigkeiten nehmen. Klar ist, dass die Anforderungen an die Jägerschaft wohl so groß sind wie nie zuvor. Es sollen Wildschäden verhindert und Krankheiten abgewehrt werden. Doch sind wir in diesem Eifer im Begriff, das Wild und seine Ansprüche aus den Augen zu verlieren? In diesem Zusammenhang stellt sich daher die berechtigte Frage: Wie viel müssen wir jagen und wie viel dürfen wir überhaupt jagen?

Unstrittig ist, dass anhaltende Jagd das Wild Kraft kostet und Stress bedeutet. Dies gilt insbesondere für diese Jahreszeit. Denn mit dem Winter hat für unsere heimischen Wildtierarten eine harte Zeit begonnen. Bedingt durch kalte Temperaturen, anhaltende Schneelagen und zunehmend verknappende Nahrung, ist der Zeitraum von Jänner bis zum Frühjahr der zehrendste des gesamten Jahres. Sind die meisten Arten im beginnenden Winter noch bei bester Kondition, geht es spätestens mit dem Jahreswechsel an die Reserven. So haben beispielsweise Untersuchungen an Rehen ergeben, dass Geißen im Dezember noch ihre beste körperliche Verfassung des gesamten Jahres aufweisen. Mit dem Jänner lässt diese aber rapide nach. Die einzelnen Arten beschreiten unterschiedliche Wege, um mit den Widrigkeiten des Winters umzugehen. Spezies wie Marderhund, Waschbär und Eichhörnchen halten Winterruhe. Hierbei kommt es zu einer Absenkung der Stoffwechselaktivität. Die Tiere werden jedoch in Abständen wach und nehmen etwas Nahrung zu sich. Siebenschläfer, Murmeltier und Igel dagegen halten Winterschlaf. Im Unterschied zu den Vorgenannten schlafen sie dauerhaft, wobei ihre Atemfrequenz deutlich herabgesetzt ist. Die Körpertemperatur kann bei winterschlafenden Arten auf bis zu ein Grad Celsius sinken. 

 

Den vollständigen Artikel von Konstantin Börner finden Sie in der Feburar-Printausgabe.


Mut zur gepflegten Unordnung

Der alte Obstgarten

Da gibt es so ein verwildertes Grundstück, einen schmalen Streifen, kaum einen Hektar groß. Auf der einen Seite begrenzt von Böschung und Weg, auf der anderen von einem großen Kürbisfeld. Auf dem Streifen stehen Obstbäume, seit Jahren nicht mehr gepflegt, das Gras nicht mehr gemäht. Es ist ein Kleinod in sonst eher einförmiger Landschaft.


Waffe, Schuss & Optik

Präzision aus Salzburg

Bei der Strasser RS 14 Evolution handelt es um ein österreichisches Fabrikat, das es als Geradezugrepetierer sowohl aus technischer Sicht als auch was den Preis angeht mit dem bundesdeutschen Mitbewerb aufnehmen kann. Auch die Munition von Ibex findet ihren Ursprung in Salzburg. Nur die Optik von Nightforce stammt aus Übersee. Was dieses Paket leisten kann, wurde auf der Gleinalm auf Herz und Nieren überprüft.


Unser Wild im Jänner

Fuchsranz hautnah

Was genau bei der Fuchsranz vor sich geht, bleibt dem menschlichen Beobachter meist verborgen. Erst durch moderne Hilfsmittel ist es möglich, das Verhalten während der Nacht und sogar im Bau zu verfolgen und daraus Schlüsse zu ziehen. Wildbiologen sind nun also hautnah am Geschehen dran.

Für den Rotfuchs beginnt in diesen kalten Tagen die heißeste Phase des Jahres. Während der Jäger mit den Abläufen der Fortpflanzung vieler heimischer Wildarten sehr vertraut ist, entzieht sich bei Reineke aufgrund des nächtlichen Aktivitätshochs vieles seinen Blicken. Bis heute bestehen deshalb gewisse Unsicherheiten, was im Einzelnen in dieser Zeit geschieht. Erst die Entwicklung modernen Techniken hat Dinge an den Tag befördert und für uns sichtbar gemacht. Denn mit dem Einsatz von GPS-Ortungssendern kann nicht nur die Raumnutzung lückenlos nachvollzogen werden, es kann auch überwacht werden, was die Tiere gerade machen. Schließlich ermöglichen genetische Verfahren zu ermitteln, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis die Tiere eines Untersuchungsgebietes zueinander stehen, und geben auf diese Weise ganz neue Einblicke. Die Ranz zieht sich in unseren Breiten von Ende Dezember bis in den Februar hinein. In Nordeuropa (Norwegen, Nordschweden oder Finnland) ranzen die Rotröcke jedoch erst Ende März. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Welpen in einer Phase zur Welt kommen, in der die Nahrungsbedingungen (Fraßangebot) günstig sind. Rotfüchse sind bereits mit etwa zehn Monaten geschlechtsreif. Fuchsrüden sind dabei im Gegensatz zu unseren Hunden nicht über das ganze Jahr hinweg zeugungsfähig. Ihre fruchtbare Phase beginnt erst Ende November und hält in unseren Breiten etwa bis März an. Fähen haben demgegenüber während eines Zyklus lediglich zwei bis drei fruchtbare Tage.

 

Den vollständigen Artikel von Konstantin Börner finden Sie in der Jänner-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Frisch aus Revier und Labor

Stummes Sterben

Säugetiere in verinselten Lebensräumen zeigen weniger genetische Vielfalt, um Veränderungen in der Umwelt wegstecken zu können. Das gilt auch für den Rothirsch.

Ausrottung geht meist sehr still und leise vor sich. Das zeigt auch eine Studie über das weltweite Verschwinden von Säugetieren, die Ana Lino aus Portugal mit ihren Kollegen aus New York und Brasilien durchführte. 553 sorgfältig ausgewählte Forschungsprojekte verdichteten sich in der Analyse von Lino zu einem klaren Bild: Säugetiere in verinselten Lebensräumen zeigen weniger „Sicherheits-Merkmale“ wie genetische Vielfalt, um Veränderungen in der Umwelt wegstecken zu können. Bei einer Rangordnung der sensibelsten und damit potenziell gefährdetsten Säugetiergruppen liegen an erster Stelle die großen Landsäugetiere. Dann folgen Boden- und Baumbewohner und Pflanzenfresser. Am schlimmsten trifft es die Waldbewohner weltweit. Doch angesichts des globalen Artenschwunds sind viele Naturschützer blind für die Vorgänge vor der eigenen Haustür: zunehmende Zonierung, Ausweitung von No-go-Gebieten und die fatalen Folgen einer Konzentration mit anschließender Reduktion innerhalb enger Grenzen, die man zuvor gezogen hat. Mit dem Modell, das die Forscher nun entwickelt haben, möchten sie genauer erkennen, welche Arten wann akut gefährdet sind. Dabei denken viele Wissenschaftler nicht nur an Brüllaffe und Siebenschläfer, Tibetbär und Kaffernbüffel, sondern auch an Rotwild, das in vielen verinselten Vorkommen ebenso gefährdet ist wie die „exotischen“ Arten.

 


Waffe, Schuss & Optik

Was ist dran am Kugelschlag?

Durch die Möglichkeit der Verwendung von Schalldämpfern erfährt die Diskussion über die Aussagekraft des Kugelschlages eine Renaissance. Der Schweizer Ballistiker Peter Pulver geht der Sache auf den Grund und analysiert, was man davon halten kann.



Unser Wild im Dezember

Paradiesische Zustände

Forscher vertreten die Meinung, dass die Vertreibung aus dem Paradies nichts anderes war als die neolithische Revolution. Damit wird der Übergang von der Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler zur sesshaften als Landwirte bezeichnet. Im Schweiße seines Angesichts musste der Mensch fortan sein Brot verdienen. Doch dem Jäger bieten sich auch heute noch Möglichkeiten, solch urparadiesische Zustände zu erleben.

Es ist dunkel, aus dem Lautsprecher ertönt weihnachtliche Musik, im Auto macht sich der Duft von frisch erlegtem Wild breit. Ich bin auf der Heimreise von einer Jagd. Der Wechsel von der Kälte ins warme Fahrzeug macht ein wenig müde, es ist aber eine zufriedene Müdigkeit. Im Spätherbst, wenn die Tage kürzer werden, wird vielfach in Gruppen gejagt und anschließend das Gesellige gepflegt. Das Jahr klingt aus, die spezielle Atmos-phäre während der Adventzeit regt zum Nachdenken an über das alltägliche, aber auch jagerische Leben.

 

Erlebnisse verbinden

Je weiter das Jahr voranschreitet, desto größer wird der Anteil der Jagden, die nicht mehr als Einzel-, sondern als Gemeinschaftsjagd durchgeführt werden. Der Erfolg des Einzelnen verliert an Bedeutung. Trophäen treten in den Hintergrund, das gemeinsame Erlebnis gewinnt dafür an Bedeutung. Dies finden wir heute in vielen unserer herbstlichen Aktivitäten, sei es auf der Brackierjagd auf Hasen oder bei einem Schüsseltreiben. Am deutlichsten ist dieses gemeinsame Erlebnis meiner Meinung nach bei einem Aserfeuer nach einer Rehjagd im Schweizerischen Mittelland. Hier finden sich die Jäger und Treiber nach der Jagd gemeinsam an einem Feuer ein, sie kochen ihr Abendessen und lassen alte Jagdgeschichten Revue passieren. Vertraute Gefühle der menschlichen Natur kommen zum Vorschein. Analogien zum Lagerfeuer der Jäger und Sammler dürfen gezogen werden. Carel van Schaik und Kai Michel haben den Versuch gewagt, die Bibel und ihre Entstehung zu deuten. Sie vertreten die Meinung, dass die Vertreibung aus dem Paradies nichts anderes war als die neolithische Revolution. Damit wird der Übergang von der Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler zur sesshaften als Landwirte bezeichnet. Dieser Übergang ist im Alpenraum wahrscheinlich langsam vonstattengegangen, im Ursprungsgebiet der Bibelgeschichte rascher. Jäger und Sammler lebten in kleinen Gesellschaften und wanderten ihren Beutetieren nach. Das Gemeinsame war wichtig als Garant für eine erfolgreiche Jagd. Vermutlich gab es für den Einzelnen wenig Eigentum und man hat die Beute geteilt. Geselligkeit war ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Dieses erfolgte zu einem großen Teil von der Hand in den Mund, aber für die kleinen nomadischen Gruppen war immer etwas zum Essen da. Das Leben schien paradiesisch zu sein. Das Sesshaftwerden hat das Leben der Menschen stark verändert, es war der Rauswurf aus dem Paradies. Sie mussten nun im Schweiße ihres Angesichts ihre Lebensgrundlagen erarbeiten. Nicht dass die Jäger und Sammler nicht ins Schwitzen gekommen wären, aber jetzt war knochenharte Arbeit Alltag. Die Menschen waren nun den Launen der Umwelt ausgesetzt. Dürre oder Unwetter konnten innert kurzer Zeit die Existenz ganzer Völker infrage stellen. Mit der Bewirtschaftung nimmt die Bedeutung von Eigentum zu. Nun gilt es, seinen Grund und Boden, welche die Lebensgrundlage bilden, zu pflegen und zu verteidigen. Das Gemeinsame tritt in den Hintergrund und das Teilen bildet nicht mehr die Grundlage für ein erfolgreiches Gedeihen der Gemeinschaft. Die heutige Gesellschaft ist von einer großen Individualität geprägt. Jäger suchen das Urtümliche, etwas, was Halt und Heimatgefühl in einer sich stark verändernden Welt gibt.

 

Suche nach dem Paradies

Die Suche nach dem Paradies oder, anders gesagt, die Suche nach der Wildnis ist heute Teil der Gesellschaft. Während Jäger dies auf eine urtümliche, emotionale Art tun, suchen andere die Einfachheit auf andere Weise. Die Bedeutung von Wildnis und die Sehnsucht nach ihr nehmen vor allem in städtischen Gesellschaften zu. Dies drückt sich in Verlangen nach geschützten Landschaften aus, aber auch in den Sympathien für Tiere, die Wildnis symbolisieren. Ein typisches Beispiel dafür ist die Wiedereinwanderung der Wölfe. Raubtiere brachten nach der neolithischen Revolution für die sesshaften Bauern eine große Unsicherheit, darin gründet auch heute die ablehnende Haltung auf dem Lande. Als Kontrastprogramm zum organisierten städtischen Berufsleben sind aus dieser Sicht Raubtiere ein Farbtupfer. Die Suche nach dem Einfachen, nach der Wildnis, finden wir auch in anderen modernen Tätigkeiten, die auf den ersten Blick gar nichts damit zu tun zu haben scheinen. So ist das Reisen mit dem Motorrad, mit dem Zelt oder Wohnwagen auch eine Gefühlsreise zurück zur nomadischen Lebensweise: mit möglichst wenig Eigentum unterwegs sein. Viele finden darin eine Gegenwelt zum normalen Leben.

 

Licht und Dunkelheit

Im Spätherbst werden die Tage kürzer, die Dunkelheit nimmt überhand. So finden verschiedene Anlässe statt, in denen das Licht den Kampf über das Dunkel gewinnt. Bei Umzügen tragen Laternen Licht in die Nacht. Zuhause zünden wir Kerzen am Adventkranz an. Das Böse wird bei Perchtenläufen mit großem Getöse vertrieben. Auffallend ist, dass die Perchten wie der Teufel in der Regel Hornträger sind. Es gibt in unserer Kultur Tiere, die gut sind, andere wiederum schlecht. Die Guten, historisch gesehen, sind die Hirschartigen. Sie symbolisieren mit dem Verlieren des Geweihs das Vergehen, dem anschließend das Werden folgt. In verschiedenen Kulturen symbolisieren die Hirsche das Göttliche. So kommt es nicht von ungefähr, dass Rentiere den Schlitten von Santa Claus ziehen. Der Mensch teilt vieles in Gut und Böse ein, die Natur ist jedoch wertneutral. Vielfach wird die Bejagung einzelner Arten mit zu hohen Beständen, den verursachten Schäden oder einfach, weil sie ein schlechtes Image haben, begründet. Wie man die Jagd auf die restlichen Wildtiere begründet, darüber wird in Jägerkreisen oft nicht nachgedacht. Die Adventzeit wäre ein guter Zeitpunkt, sich auch darüber Gedanken zu machen.

 

Zeit der Besinnung –  auch jagdlich

Die Vorweihnachtszeit regt zur Besinnung an. Wir sind emotional offen und könnten auch unvoreingenommen reflektieren. Irgendwie sind alle Menschen auf der Suche nach dem Paradies. Die Jäger mit ihrer Leidenschaft, andere, indem sie in ferne Länder reisen oder sich sonst Wildnis wünschen. Aus dem Paradies haben wir uns selbst geworfen und im Alltag entfernen wir uns immer mehr davon. Die Gesellschaft ist süchtig nach neuen technischen Errungenschaften, die beschleunigend wirken. Je mehr dieser Weg begangen wird, desto größer wird die Sehnsucht nach Rückzugswelten. Der Mensch versucht, sich mit verwirklichten Utopien gefühlsmäßig in den paradiesischen Urzustand zurückzuversetzen.

Die lange Fahrt hat ein Ende, ich bin zuhause angekommen. Die ganze Familie freut sich über den Jagderfolg. In den nächsten Tagen wird die Beute verarbeitet und zu Weihnachten im Familien- und Freundeskreis verspeist. Der festliche Rahmen, die Lockerheit, die vertraute Umwelt tragen viel zu einer inneren Zufriedenheit bei. Alles so, wie es einmal früher war. Für eine kurze Zeit sind alle Probleme vergessen, die Welt und das Leben scheinen ganz in Ordnung zu sein.


Praxiswissen für Revierbetreuer

Kaiserstände für die Saujagd

Eine gewisse Unwägbarkeit macht den Reiz der Jagd zwar aus, der erfahrene Jagdleiter kann aber doch einiges dazu beitragen, die Standwahl zu optimieren. Erfolgsgarantie gibt es dennoch nicht, doch die Wahrscheinlichkeit, dem einen oder anderen Gast einen Kaiserstand anbieten zu können, steigt immens an.

Leider finden Saudrückjagden in so manchem Revier noch immer in Form von Standtreiben wie einst die Hasenjagden im Wald statt. Der Misserfolg in Form von geschlossen durchbrechendem Wild, schlechten Treffern und vielen Nachsuchen ist stets die Folge. Bewegungsjagden auf Sauen müssen wie andere Schalenwildjagden auch auf großer Fläche (500 bis 1.000 ha pro Trieb) so ausgerichtet werden, dass sämtliche Einstände des Wildes punktuell und zeitgleich beunruhigt werden und die Schützenstände dazwischen auf ganzer Fläche an den Fluchtwechseln stehen, wenn man gesund und erfolgreich aus der Nummer herausgehen will.

Bei Schneelage lassen sich diese tradierten Wechsel leicht ausgehen und ihr Verlauf wird in der Revierkarte verewigt. Manchmal führen sogar verschiedene feste Wechsel aus einem Einstandsgebiet heraus. Welchen Weg die Sauen dann allerdings nehmen, hängt aber letztendlich von unterschiedlichen Faktoren ab und lässt sich eben nicht verlässlich vorab bestimmen. Meist vertrauen sie bei längeren Fluchten ihrer Nase und streben gegen die Windrichtung an. Doch das ist eben Jagd! Der erfahrene Jagdleiter weiß darum und erstellt deshalb Alternativstände für unterschiedliche Windrichtungen oder Zusatzstände, so dass jeder Wechsel an einem erfolgsträchtigen Platz jeweils von einem Schützen überwacht werden kann. Vor allem die bekannten Fernwechsel sollten unbedingt an mehreren Stellen mit Ständen versehen werden, denn nur sehr selten verlassen einmal beschossene Rotten ihren eingeschlagenen Fluchtweg und laufen in der Folge gleich mehrmals Schützen an.

 

Mehr dazu verrät Wildmeister Matthias Meyer in unserer Jänner-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Praxiswissen für Revierbetreuer

Drückjagd auf Drückeberger

Landauf, landab hört man heuer Klagen darüber, wie schwierig sich die Abschusserfüllung beim Rehwild gestaltet. Drückjagden können hier ein probates Mittel sein, auch wenn viele Jäger immer noch eine Scheu davor haben, so etwas einmal im eigenen Revier auszuprobieren.


Waffe, Schuss & Optik

Volle Leistung aus kurzen Läufen?

Der praktisch einzige Nachteil kurzer Läufe liegt im Leistungsverlust durch verminderten Gasdruck. Die Ingenieure von RWS haben sich dieses Problems angenommen. Seit einem Jahr verlädt RWS unter der Produktbezeichnung „Short Barrel“ in einigen Kalibern moderne Jagdgeschoße, um maximale Leistung aus kurzen Läufen zu gewährleisten. DER ANBLICK hat das Kaliber .308 Win. am Schießstand nachgemessen.


Jagd heute

Die Jagd darf auch fordern

Seit zweieinhalb Jahren ist Max Mayr Melnhof als Salzburgs Landesjägermeister im Amt. In seine erste Bilanz fällt nun auch eine bereits in Kraft getretene Jagdgesetznovelle. Welche Früchte die nötige Aufklärungsarbeit rund um die Gesetzeswerdung getragen hat und vor welchen Herausforderungen die Rotwildüberwinterung in Salzburg zukünftig steht, hat der Landesjägermeister in einem Gespräch mit dem ANBLICK erklärt.

 

Die Salzburger Jagdgesetznovelle ist am 16. Oktober kundgemacht worden. Ist es für Sie ein modernes Jagdgesetz geworden, von dem Wildtier und Jagd gleichermaßen profitieren?

Landesjägermeister Max Mayr Melnhof: Wir sind sehr zufrieden mit dem neuen Jagdgesetz. Es sind fast drei Jahre Arbeit, die da dahinterstecken, und wir haben uns sehr ins Zeug gelegt, jeden Landtagsabgeordneten und alle NGOs von der Notwendigkeit unserer Vorhaben zu überzeugen. Wir haben auch um die nötige Zeit dafür gebeten, um die komplexen Zusammenhänge den Entscheidungsträgern erklären zu können. Dazu haben wir mit ihnen einige Male Reviere besucht, damit die Leute sehen können, was draußen abläuft. Die Aufklärungsarbeit war das Wichtigste. Wir sind ja nicht an Weihnachten und schreiben auch keinen Wunschzettel, wir haben uns weiterentwickeln müssen. Im Großen und Ganzen haben wir Dinge vereinfacht und es profitieren die Wildtiere davon. Wir haben auch zwei Wildtiere wieder in das Jagdgesetz hinzugefügt.

 

Und das sind welche?

Goldschakal und Haselhuhn. Beide bewusst noch ohne Jagdzeiten. Bis in die Neunzigerjahre haben wir den Haselhahn bejagt. Unsere Forderung der Rückgabe wurde zuerst rigoros abgelehnt. Ich habe daraufhin nur eine Frage gestellt: Was ist besser geworden, seit die NGOs für das Haselwild verantwortlich sind? Wir hatten die Verantwortung und sie wurde uns weggenommen. Jetzt sollte es ja Daten bei den NGOs geben: Sind es jetzt seit den Neunzigerjahren mehr Biotope oder weniger? Was ist im Bereich von Skipisten geschehen etc.? Dann hat uns einer einen Vortrag gehalten, wie Haselhühner leben ... Da sag ich, das wissen wir auch, aber wie hoch der Bestand ist, das wisst ihr nicht. Gebt uns die Verantwortung wieder. Innerhalb von zwei Jahren sagen wir euch, wie die Bestände ausschauen, wo sie sind, was wir dafür tun können. Und dann werden wir auch eine Jagdzeit beantragen. Das Argument zählte und ist einstimmig angenommen worden. Die Jagd darf auch fordern!

 

Der Schalldämpfer ist jetzt in Salzburg bei der Jagd erlaubt. Wer profitiert davon?

Es profitieren ganz klar Wildtiere, Jäger und Jagdhunde. Wir haben sehr viele Gegner in den eigenen Reihen gehabt und haben sie noch immer. Die meisten unserer Berufsjäger jagen bereits seit Jahren mit dem Schalldämpfer und sind mittlerweile davon überzeugt. Sie sehen auch, dass sie aus Familienverbänden leichter mehr Stücke erwischen, sei es bei Rehwild oder Rotwild. Schwerpunktbejagungen werden effizienter, man provoziert im dichter besiedelten Gebiet weniger und stört insgesamt seine Umgebung kaum. Wir sind gespannt, ob beim Wild mit der Zeit ein Gewöhnungseffekt eintritt. Bis dato sehen wir, dass das beim Schalenwild nicht der Fall ist. Wir sind äußerst dankbar für den Schalldämpfer – unseren Jagdhunden zuliebe!

 

Das ausführliche Interview finden Sie in unserer Dezember-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.