Mit der Mariazeller Erklärung wurde im Jahr 2012 der Forst-&-Jagd-Dialog ins Leben gerufen. Nun wurde die elfte Jahresbilanz in feierlichem Rahmen präsentiert. Drei Musterreviere wurden mit Preisen ausgezeichnet.
Der Forst-&-Jagd-Dialog hat sich auch auf lokaler und regionaler Ebene schon vielfach bewährt. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit Waldmonitoringsystemen wie dem bundesweiten Wildeinflussmonitoring oder Vergleichsflächensystemen in den Bundesländern im Konnex mit Wildpopulationen hat sich bewährt. Der jährlich dem Parlament vorzulegende Wildschadensbericht zeigt aber noch deutliche Verbesserungserfordernisse und -potenziale bei unseren Bemühungen auf. Die Ursachen für den Wildeinfluss sind vielfältig – örtlich stark verstärkte Wildstandsregulierungen erscheinen unverzichtbar!
Österreichs Wälder stehen insbesondere aufgrund des rasant fortschreitenden Klimawandels vor großen Herausforderungen. Die Waldbiodiversität stellt sich als besonders vielfältig dar. Um diese und die vielen wichtigen Waldfunktionen, wie z. B. den Schutz vor Naturgefahren, weiterhin sicherstellen zu können, ist die Schaffung ausgeglichener Wald- und Wildverhältnisse weiterhin das Gebot der Stunde. Der gemeinsame Dialog zur Erreichung guter Lösungswege auf allen Ebenen – von den Kanzleien bis zu den Jagd-revieren – zur Sicherung gesunder Wälder mit deren Wildtierpopulationen ist ein guter Garant dafür.
Preisträger 2024/25
Vom gut und fachlich geführten Dialog geht es jetzt immer mehr zur Umsetzung. Zahlreiche Best-Practice-Beispiele in allen Bundesländern zeigen, dass die Botschaft vielerorts angekommen ist. Um das zu verdeutlichen, werden heuer wieder drei Mariazeller Preise verliehen, um zu zeigen, dass es funktionieren kann! Es wurden in drei Kategorien eine Genossenschaftsjagd, eine Eigenjagd und eine Jagd der Bundesforste ausgezeichnet.
Genossenschaftsjagd Geboltskirchen. Geboltskirchen liegt am nordöstlichen Ausläufer des Hausruckwaldes im Bezirk Grieskirchen. Hauptwildart ist das Reh. Geringe Schwarzwildvorkommen und vereinzelt Muffelwild bestimmen neben bescheidenen Niederwildvorkommen das jagdliche Geschehen. Seit 19 Jahren wird bei den jährlich stattfindenden Flächenbegehungen im Rahmen der ober-österreichischen Abschussplanverordnung mit der Jägerschaft, dem Bezirksforstdienst und den Grundbesitzern die beste Verbissstufe eins erreicht. Dieses hervorragende Ergebnis konnte nur erreicht werden, da von den 25 Jägern neben der jagdlichen Tätigkeit viele Arbeitsstunden für Verstreicharbeiten an den zahlreichen Naturverjüngungen geleistet werden.
Eigenjagd Gutsverwaltung Neudau Kottulinsky. Die Reviere liegen im Lafnitztal in den Gemeinden Neudau, Wörth und Hackerberg auf einer Seehöhe von 300 bis 350 Metern. Die Eigenjagdflächen-Vorpachtflächen betragen 942 und 243 Hektar, die Fläche der dazugepachteten Gemeindejagd Neudau 380 Hektar. Die Bejagung obiger Reviere ist durch die Lage von Neudau – umgeben von Thermalbädern und der Zunahme von Naturverjüngungen – nicht einfacher geworden ist. Eine erfolgreiche Blattjagd auf Rehböcke, eine Jagd auf gut fliegende Enten und eine Schwarzwild-Treibjagd mit einer zufriedenstellenden Strecke lohnen den Aufwand einer oft aufwendigen jagdlichen Bewirtschaftung, die wiederum zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Wild, Wald und Feld geführt hat.
ÖBf-Jagdgebiet Bärengraben. Das Jagdrevier Bärengraben in der Nähe von Pinkafeld im Bezirk Oberwart gehört zu einem größeren zusammenhängenden Jagdgebiet. Michael Kirnbauer ist als Abschussnehmer für eine Fläche von insgesamt 140 Hektar zuständig, die sich an der Südseite des Wechselgebietes befindet. In dem sanft hügeligen Gelände kommen Rehwild, Rotwild und Schwarzwild vor. Die Waldflächen zeichnen sich durch eine große Baumartenvielfalt aus. Besonders hervorzuheben ist, dass in den vergangenen Jahren gezielt Maßnahmen ergriffen wurden, um den Fichtenanteil zugunsten der Eiche zu reduzieren. Die Zusammenarbeit zwischen den Bundesforsten und Michael Kirnbauer ist von einem partnerschaftlichen Umgang und einer klaren Zielorientierung geprägt. Regelmäßige Jagdkundentage sowie Besprechungen und Ortsbegehungen bieten Raum für den Austausch von Erfahrungen und die gemeinsame Planung der nächsten Schritte. So gelingt es, im Revier gemeinsam die optimalen Voraussetzungen für einen Umbau hin zu einem klimafitten Wald zu schaffen.