Im Wald jagen!

29.04.2025

Die Jagd im Wald hilft dabei, der Scheuheit der Wildtiere auf Offenflächen vorzubeugen. Das Verhalten von Wildtieren während der Jagdsaison ist entscheidend für ihr Überleben. In Schweden, wo jährlich etwa 30 Prozent der Elchpopulation erlegt werden, zeigt eine zehnjährige Studie (in Südschweden), dass Elchbullen und -kühe unterschiedliche Habitatpräferenzen haben, die ihre Überlebenschancen maßgeblich beeinflussen. Besonders auffällig war, dass Bullen, die vermehrt offene, nahrungsreiche Gebiete aufsuchen, häufiger erlegt werden. Die gezielte Bejagung dieser Tiere führt zu einer Selektion, bei der Offenlandpräferenzen in der Population zurückgehen. Um diesem einseitigen Selektionsdruck entgegenzuwirken, sollten alternative Jagdmethoden – etwa Ansitzjagd im Wald oder Bewegungsjagd – verstärkt zum Einsatz kommen. Auch beim heimischen Schalenwild, vor allem Rotwild, gilt: Es sollten nicht ausschließlich Tiere bejagt werden, die offene Flächen nutzen. Eine nachhaltige Regulierung und Reduktion der Bestände muss so gestaltet sein, dass die gesamte Populationsstruktur berücksichtigt wird. Nur so lässt sich vermeiden, dass künftig eine noch stärkere Selektion in Richtung Waldhabitate erfolgt, während Tiere, die Offenland bevorzugen, zunehmend aus den Beständen verschwinden. Eine angepasste Jagdstrategie, die diese Verhaltensmuster einbezieht, ist essenziell für eine nachhaltige Bejagung.

Dr. Rudolf Reiner