Entwicklung der Gamsbestände im Alpenraum

 

Die Bestände des Gamswildes entwickeln sich im Alpenraum recht unterschiedlich. Die Gründe dafür sind vielfältig. So finden sich Regionen, wo sich das Gamswild weiter ausbreitet, während es in anderen teils sogar gezielt zurückgedrängt wurde.

 

 

Unter dem Titel „Die Gams im Alpenraum – wie weiter?“ organisierte der FUST-Tirol im November 2019 in Achenkirch/Tirol eine Gams-Expertentagung mit Teilnehmern aus fünf Staaten des Alpenraumes (Österreich, Schweiz, Deutschland, Italien, Slowenien). Tagungsziel war, eine möglichst objektive Einschätzung der Gamsentwicklung (Bestand, Vorkommensgebiet) und deren Ursachen in den Alpen zu erhalten, um daraus Empfehlungen für ein artgerechtes und zukunftstaugliches Gams-Management abzuleiten. Die Tagung war als Brückenbau zwischen Wissenschaft und Praxis gedacht. Aus den Vorträgen und Diskussionen lässt sich folgendes Fazit ziehen (detaillierte Informationen siehe www.fust.at/fachtagung-gams).

 

Inhomogene Bestandestrends

In den meisten Ländern des Ostalpenraums haben Gamsbestände und Gamsverbreitung nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich zugenommen, in den letzten beiden Jahrzehnten sind sie weitgehend stabil geblieben und in einigen wenigen Fällen haben sie im Vergleich zum Höchststand wieder etwas abgenommen. Wirksam für die Bestandesschwankungen sind in diesen Gebieten die gezielte Bejagung und weitere Einflussfaktoren wie Wetter, Konkurrenz (vor allem Rotwild, Steinwild, Schafe, Ziegen), Krankheiten, Großkarnivoren und zunehmende Freizeit­aktivitäten. Dies sind Einschätzungen der Experten, landesweite verlässliche und international vergleichbare Bestandesdaten fehlen fast überall. Auch die Daten aus langfristigen Abschussstatistiken der Länder sind oft schlecht vergleichbar, sagen wenig über tatsächliche Bestandsveränderungen aus und unterliegen methodischen Änderungen der Datenerfassung. Für einige Regionen sind bessere Bestandesdaten vorhanden (regelmäßiges Monitoring mit gleichbleibender Genauigkeit und Methodik). Trotz all dieser Problematiken lassen sich für den Alpenraum folgende Entwicklungen feststellen: 1.) In vielen Gebieten wurde eine Ausbreitung/Verlagerung der Gams in tiefere Lagen (Wald, Weinberge) bis in Talnähe beobachtet. Die Gams im Wald ist somit keine Seltenheit mehr, was wiederum in vielen Gebieten zu Konflikten mit der Forstwirtschaft führt. 2.) In den Zentralalpen sind die Bestände weitgehend stabil, wobei es zu kurzfristigen Bestandesschwankungen durch Krankheiten, ungünstige Wettergeschehnisse und durch das Jagdmanagement kommt. Vor allem im Ostalpenraum sind manche Bestände zuletzt rückläufig, da nach den Anstiegen der Gamsbestände in vergangenen Jahrzehnten eine Bestandesreduktion durch die Jagd das Ziel war. Damit versucht man, die Fraßeinwirkungen im und die damit möglicherweise verbundenen Wildschäden am Wald gezielt zu reduzieren bzw. Krankheiten durch eine Verringerung der Bestandesdichte vorzubeugen. Eine Abnahme der Gamsbestände ist daher dort nicht als umweltbedingte Abnahme zu sehen, sondern vielmehr als Erfolg einer intensiveren Bejagung bzw. Übernutzung (wie in Tirol und St. Gallen). In einigen schweizerischen Kantonen (St. Gallen, Thurgau und Zürich) hat man zum Zweck des Waldschutzes zudem den Luchs wiederangesiedelt. 3.) In den österreichischen, italienischen, schweizerischen und französischen Rand­alpen zeigt sich durchwegs ein positiver Trend. Dort kommt es zu einer Ausdehnung der besiedelten Habitate, vor allem in tieferen Waldgebieten. Damit einher geht auch eine tendenzielle Zunahme der Bestandeszahlen, auch wenn belastbare und vergleichbare Daten oft fehlen. Trotzdem scheint es so zu sein, dass sich die Gams dort erfolgreich neue Lebensräume erobert. Lediglich im deutschen Alpenraum lassen sich keine eindeutigen Aussagen dazu treffen, da vor allem dazu im bayerischen Alpenraum konkrete Zahlen fehlen.

 

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