Archiv 2024
Im Revier
Anpassungskünstler im Verborgenen
Als Nahrungskonkurrent oder Jagdbeute nehmen den Dachs nur wenige wahr. Zudem ist er die einzige Raubwildart, die dem Menschen nichts „raubt“. Seine Biologie allerdings ist
einzigartig und es wert, sich ihr eingehend zu widmen.
Wenn die Winternächte länger werden und die Temperaturen fallen, dann verziehen sich Dachse in ihre Baue. Früh im neuen Jahr werden dann die Embryos einer neuen Dachsgeneration zu wachsen beginnen. Welch komplizierter und hoch entwickelter Entwicklungsprozess dem vorausgeht, ist den meisten nicht bekannt. Heute wissen wir: Wenn die jungen Dachse im Frühjahr erstmals aus ihrer Wurfhöhle kommen, dann haben manche bereits einen Entwicklungsverlauf hinter sich, der mehr als ein Jahr gedauert hat – auch wenn sie erst vor ein paar Monaten das Licht der Welt erblickten.
Dornröschenschlaf und Gruppensex
Ende September dieses Jahres machte eine Meldung aus der Humanforschung Schlagzeilen. Es wurde berichtet, dass auch der menschliche Embryo eine Entwicklungspause einlegen kann. Als Vergleich dafür wurde das Reh herangezogen. Die Keimruhe (Diapause) bei Rehen wurde bereits 1854 erwähnt oder vermutet, Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie dann auch bestätigt. Tatsächlich gibt es diesen „embryonalen Dornröschenschlaf“ jedoch bei mehr als 130 Säugetierarten. Was vielen nicht wirklich bewusst ist: Auch die Entwicklung vieler Insekten wird von einer Ruhephase unterbrochen. Die Schmetterlingsraupe stellt ein frühes Entwicklungsstadium dar, die Zeit, während der die Puppe den Winter überdauert, entspricht der Diapause. Damit wird deutlich: Die Entwicklungsverzögerung ist ein Ausweg, um regelmäßig wiederkehrende Perioden ungünstiger Umweltbedingungen zu umgehen. Rehkitze im Hochwinter hätten wenig Überlebenschancen.
Die Keimruhe gibt es auf unserer Nordhalbkugel aber nicht nur bei Rehen – sie tritt auch bei den Mardern auf. Unser heimischer Dachs kann sich übers ganze Jahr paaren. In der Regel gibt es jedoch zwei Fortpflanzungs- oder Paarungsphasen: Die eine dauert von Jänner bis Mai, die zweite von Juli bis August. Der Nachwuchs kommt zwischen Jänner und März zur Welt. Das heißt: Ein Dachsweibchen kann sich im Extremfall bereits elf Monate vor dem Werfen paaren.
Was wirklich dazu führt, dass sich die Blastozyste im Hochwinter weiterentwickelt, ist noch nicht vollkommen klar. Der Einfluss der Tag-Nacht-Länge auf die Ausschüttung von Hormonen ist im Bau tief unter der Erde schwer vorstellbar. Dennoch lösen Hormone den Vorgang aus. Dabei geht man von einem Zusammenhang zwischen Fettreserven und Hormonausschüttung aus. Möglich, dass der Abbau der Fettreserven während der Winterruhe als Auslöser für die Weiterentwicklung der Blastozyste dient. Die Blastozyste ist eine befruchtete Eizelle, die sich bereits mehrere Male geteilt, aber noch nicht in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat. Erst wenn das geschieht, wächst der Embryo heran. Bei Dächsinnen, die in besserer körperlicher Verfassung sind, ist das früher der Fall.
Damit sind wir mit den Besonderheiten rund um die Fortpflanzung beim Dachs aber noch nicht am Ende. „Superfötation“ ist bei dieser Wildart ebenfalls möglich: Auch wenn das Weibchen bereits trächtig ist, können zusätzlich neue Embryos gebildet werden. Dennoch kommen alle Jungen zur selben Zeit auf die Welt! Bisher ist das nur bei sechs Säugetierarten bekannt. Das ist ein besonderer Weg in der Entwicklungsgeschichte, denn in der Regel setzen Dachse bei jedem Zyklus nur eine Eizelle frei. Indem sie sich über mehrere Zyklen paaren und nach der Befruchtung der Eizelle die Keimruhe eintritt, ist es möglich, dass es in jedem Wurf mehr als nur ein Junges gibt. Und um hier noch eines oben draufzusetzen. Nicht selten sind es mehrere Väter, die an einem Wurf beteiligt sind – oft sind die Jungen aus einem Wurf daher nur Halbgeschwister. Es kann bis zu fünf Junge geben.
Dieser außergewöhnliche Fortpflanzungszyklus bietet einige Vorteile. Zum einen kann damit der Fortpflanzungserfolg der Weibchen erhöht werden. Wenn mehr Eizellen übers Jahr befruchtet werden, wird damit eine erfolgreiche Trächtigkeit wahrscheinlicher. Paart sich das Weibchen mit mehreren Männchen, ist zudem die Chance größer, dass die Eizelle tatsächlich befruchtet wird. Damit kann es mehr Junge geben. Weil Dachse oft in Familiengruppen leben und Paarungen mit verschiedenen Männchen erfolgen, weiß keiner, wer der Vater der Jungen ist. Infantizid (Kindsmord) tritt daher kaum auf. Alles zusammen führt zudem zur Erweiterung der genetischen Diversität. Da sich mehrere Männchen an der Fortpflanzung beteiligen, sollte es schlussendlich auch weniger Streitereien oder Belästigungen innerhalb der Gruppe geben. Weil Dachsjunge sehr früh im Jahr zur Welt kommen, bleibt ihnen auch mehr Zeit, um bis zum nächsten Winter zu wachsen.
Verbreitung und Speiseplan
Der Europäische Dachs besiedelt unterschiedlichste Gebiete quer durch Europa. Sein Verbreitungsgebiet reicht von den Britischen Inseln bis in den Norden Schwedens und Finnlands ebenso wie von Spanien über den nördlichen Mittelmeerraum bis in die Türkei, nach Israel, den nördlichen Iran sowie Teile Afghanistans und Tadschikistans ...
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Praxiswissen für Revierbetreuer
Jagen auf Muffelwidder in der Brunft
Der büchsenschussähnliche Knall, wenn die Schnecken zweier im Brunftkampf rivalisierender Widder heftig aufeinanderprallen, versetzt den Jäger in Aufregung wie ein röhrender Hirsch. Allein schon das Bild kämpfender Widder fasziniert und zieht den Beobachter unweigerlich in seinen Bann.
Jagdkultur
Wildrücken nach italienischer Art
Armin und Uschi Deutz verbindet beide der Beruf des Tierarztes, die Faszination zur Jagd und die intensive Beschäftigung mit dem Wildbret. In der überarbeiteten Neuauflage ihres erfolgreichen Buches „Das Wildbret“ findet sich neben Klassikern so manches exotische Schmankerl, wie dieser Wildrücken.
Zutaten für den Rücken: 800 g Rücken (von schwächeren Stücken) oder Filets (von stärkeren Stücken), Salz und Pfeffer, etwas Öl, 1/16 l Wildfond oder Wildsuppe, 1 EL Butter.
Zutaten für die Fülle: 50 g schwarze Oliven, 50 g in Öl eingelegte Tomaten, 50 g Parmesan oder Pecorino, 1 EL frisch gehackte Petersilie, 2–3 EL Olivenöl.
Rücken (oder Filets) gründlich parieren (alle Sehnen und Silberhäute entfernen), mit Salz und Pfeffer einreiben, der Länge nach einschneiden, aber nicht ganz durchschneiden. Die Zutaten für die Fülle sehr klein hacken oder pürieren, so viel Öl zufügen, dass eine dicke Paste entsteht. Das aufgeklappte Fleisch vorsichtig etwas klopfen und mit der Fülle bestreichen, zusammenklappen und mit Spicknadeln verschließen oder mit Garn umwickeln. Die Filets bzw. den Rücken in einem Bräter in heißem Öl von allen Seiten anbraten. Zugedeckt im auf 140° C vorgeheizten Backrohr 15–30 Minuten je nach gewünschtem Durchgarungsgrad garen (bei einer Kerntemperatur von 60° C ist das Wildbret medium, also rosa). Das Fleisch herausnehmen und den Bratenrückstand mit Wildfond oder Suppe aufgießen, aufkochen und einreduzieren lassen und mit kalter Butter montieren.
Variante für Fülle: 50 g Parmaschinken, 50 g in Öl eingelegte Tomaten oder Pesto Rosso, 50 g Parmesan oder Pecorino, Basilikum und 2–3 EL Olivenöl fein hacken bzw. pürieren.
Armin und Uschi Deutz: „Das Wildbret – Vom Aufbrechen bis zur Zubereitung“. 160 Seiten, farbig bebildert, Format: 16,5 x 22 cm, ISBN: 978-3-7020-2255-6, Preis: € 33,-. Leopold Stocker Verlag, www.stocker-verlag.com
Wildbret ist ernährungsphysiologisch wertvolles, naturbelassenes Fleisch, das wundervoll schmeckt und zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Das Buch beschreibt alles Wissenswerte zur Gewinnung von erstklassigem Wildbret: von der Versorgung des erlegten Wildes über Wildbrethygiene und Lebensmittelrecht bis hin zur detaillierten Zerwirkkunde mit zahlreichen Schritt-für-Schritt-Fotos. Über 50 ausgewählte einfache und schmackhafte Rezepte für die Zubereitung von Wildfleisch vervollständigen auf 160 Seiten dieses praktische und umfassende Handbuch, das in keiner Jägerbibliothek fehlen sollte.
Waffe, Schuss & Optik
Dentler DR21: Zu kurz, um wahr zu sein ...
Die Wünsche der Jäger hinsichtlich ihrer Büchse sind heute sehr vielfältig. Ganz oben stehen jedoch eine hohe Führigkeit mit kurzer Gesamtlänge und ein Schalldämpfer. Hinzu kommen die gewohnte Balance, Handspannung, Geradezug und hohe Wirksamkeit der Patrone. Mit dem Kurzrepetierer DR21 versuchte der Montagehersteller Dentler den Wünschen der Jäger zu entsprechen.
Keine Frage, eine kurze Waffe hat Vorteile bei der Jagd. In engen Kanzeln stößt man damit kaum geräuschvoll an und beim Führen der Büchse sowie bei Nachsuchen stört kein langer, über den Kopf hinausreichender Lauf. Und sicherlich wurde bereits mehrmals versucht, Büchsen mit einer Art Bullpup-Bauweise zu verkürzen. Dentler aber wollte keine Waffe für den professionellen Bereich oder das Sportschießen bauen. Er konzentrierte sich auf eine Jagdwaffe und auf die Bedürfnisse der Jäger. Heraus kam der 87 cm lange Geradezugrepetierer DR21 – D für Dentler, R für Repetierer und 21 für das Jahr 2021, in dem die Entwicklung begann.
Technische Basics
Für die Standardkaliber wurden 52 cmund für Magnumkaliber 60 cm gewählt. Bei diesen Lauflängen wird gegenüber 61 bzw. 66 cm langen Läufen nicht allzu viel an Geschoßgeschwindigkeit und damit Energie eingebüßt. Die Läufe stammen von Lothar Walther, haben 17 mm Mündungsdurchmesser und ein Mündungsgewinde M15x1 mit Abdeckmutter. Bei herkömmlichen Repetierern liegt das Magazin vor dem Abzug. Bei den Blaser Geradezug-Repetierern R93 und R8 liegt das Magazin über dem Abzug, was die Baulänge schon verkürzt. Beim DR21 liegt das Magazin hinter dem Abzug, was zu deutlicher Verkürzung der Gesamtlänge beiträgt. Parallelen zum Steyr AUG kommen einem dabei unwillkürlich in den Sinn.
Als Materialien kommen Stahl und Kunststoff zum Einsatz. Das Magazin wurde im Hinterschaft untergebracht, davor liegt der Abzug. Bei der Testwaffe DR21 Premium im Kaliber .308 Win. liegt die Lauflänge bei 52 cm, was nicht viel Energieverlaust bei diesem Kaliber bedeutet. Die RWS-Patrone Short Rifle mit 150 gr HIT-Geschoß übertraf sogar die Herstellerangabe der V0 von 870 m/s mit gemessenen (Doppler-Radar) 905 m/s.
Die Waffe hat eine Art Chassis, ein stabiles Aluminiumgehäuse mit einem Bettungsblock für den frei schwingenden Lauf und die Verschlussführung. Der Verschluss läuft in einer Schienenführung. Verriegelt und entriegelt wird über den griffigen sowie gut greifbaren Kammerstängel mit einem Drehwarzenverschluss mit sechs Warzen (120 Quadratmillimeter Verriegelungsfläche, Mauser 98 = 56 Quadratmillimeter) in einer Laufkulisse. Ist der Verschluss nicht voll verriegelt, dann kann das Schloss nicht gespannt werden. Beim Versuch, dann zu spannen, öffnet sich der Verschluss vollständig. Zum Schließen des Verschlusses sind ein kräftiger Schwung und ein Vordrücken des Kammerstängels erforderlich. Bei zaghaftem Schließen funktioniert es nicht. Es sollte dann der Verschluss mit der Hand von hinten nach vorne gedrückt werden, damit der Kammerstängel in seine vordere Verschlussverrieglungsstellung gleitet. Das ist auch eine Methode, um die geräuschvollen Verschlussgeräusche zu vermeiden. Sollte einmal eine Patronenhülse festsitzen, dann hilft die Öffnungshilfe in Form eines massiven Stiftes weiter, der sich am Monoblock abdrückt und über den Kammergriff angesteuert wird. Der Verschlusskopf mit Auswerfer im Stoßboden und seitlichem Auszieher lässt sich werkzeuglos vom Alu-Verschlussgehäuse entnehmen, indem man den Auszieher nach außen drückt und ihn abzieht. Das Verschlussgehäuse kann ausgefädelt und schräg nach oben abgehoben werden, nachdem man im Magazinschacht die zwei Taster für den Verschlussfang nach unten drückt. Etwas umständlich, aber schnell machbar.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer November-Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen!
Im Revier
Wildbret unter Dach und Fach
Die Hofkirchner Jäger haben einiges investiert, um die Vermarktung von Wildbret professionalisieren zu können. Der Erfolg gibt ihnen recht und spornt an, die nächsten Schritte in Richtung Veredelung zu wagen.
Die nur 660 ha große Gemeindejagd Hofkirchen hat seit Kurzem ein Alleinstellungsmerkmal der besonderen Art. Zum Zwecke der Wildbretvermarktung wurde auf der grünen Wiese ein Jagdhaus errichtet. Damit ist der hygienische Weg vom Revier bis auf den Teller uneingeschränkt möglich.
Die beiden hauptverantwortlichen Akteure sind Thomas Peheim und Gerhard Fuchs. Thomas Peheim ist der jagdliche Leiter in Hofkirchen, Gerhard Fuchs ist der Kassier und Hegeringleiter in diesem Gebiet. „Insgesamt sind wir drei Gesellschafter und elf weitere Jäger bzw. Jägerinnen, die gleichberechtigt auf der ganzen Fläche jagen“, erklärt Gerhard Fuchs. „Wir schauen dabei, dass die Gesellschaft gemeinschaftlich gut funktioniert, weil eine Reviereinteilung auf so kleiner Fläche bei uns nicht möglich wäre.“ Thomas Peheim ergänzt: „Es dürfen bei uns alle mitjagen, die ihren Hauptwohnsitz in Hofkirchen haben und die sich integrieren wollen.“
Primär Reh- und Flugwild
Gejagt wird primär auf Rehe. 44 Stück stehen am Abschussplan, wobei rund zehn Stück davon Fallwild sind. „In den letzten Jahrzehnten hat die Zersiedelung hier bei uns leider stark überhandgenommen, mit dem dazugehörigen Verkehr. Gewisse Verluste auf der Straße sind dabei nicht zu vermeiden“, so der Jagdobmann. „Auch beim Hasen liegt der Großteil der Strecke auf der Fahrbahn, geschossen werden nur wenige.“ Hoher Stellenwert kommt hingegen der Flugwildjagd zu. „Wir bejagen einen Fischteich, wobei wir hier ein sehr gutes Einvernehmen mit den Fischern haben, ihr Obmann ist selbst Jäger. Wenn wir die Enten nach dem Abendeinfall hochmachen, sind ansehnliche Strecken zu erwarten. Um die 50 Stück an einem Abend waren hier schon möglich.“ Enten werden aber auch bei der Hauptjagd mitgeschossen, die traditionellerweise im Herbst stattfindet. „Wir machen sehr viel für die Fasane und betreiben seit acht Jahren ein Auswilderungsbiotop“, erklärt Gerhard Fuchs. „Das Verwunderliche dabei: Die Besätze haben zugenommen, gleichzeitig ist aber die Strecke gesunken. Das liegt daran, dass die Hahnen einerseits wirklich wild sind, bei der kleinsten Störung abstreichen, und das mit einer Geschwindigkeit, die uns als Schützen überfordert. Vielfach sind sie einfach zu schnell für uns!“ Und es gibt noch einen zweiten Grund: „Als die Fasane früher an jagdnahen Terminen ausgewildert worden sind, haben wir ja gewusst, wo sie sich aufhalten. Acht von zehn Hahnen waren uns am Jagdtag sicher. Heute verteilt das Wild sich so im Revier, dass das nicht mehr so einfach möglich ist.“
Mit viel Fleiß und Liebe zum Detail haben die Hofkirchner Jäger ihr Jagdhaus errichtet. Wesentliches Element ist der Bereich mit Kühl- und Zerwirkraum, der auch von den benachbarten Jagden mitbenutzt werden darf. Alles Wildbret aus dem Revier wird mittlerweile direkt vermarktet oder selbst verzehrt.
Gerechte Bockjagd
Großer Stellenwert kommt naturgemäß der Bockjagd zu. Gefüttert werden die Rehe seit Jahren nicht mehr, was aufgrund der mittlerweile milden Winter auch nicht unbedingt notwendig ist. Von „Ablenkfütterungen“ zur Schadensvermeidung halten die Hofkirchner Jäger ebenfalls wenig, da sich die ungefütterten Rehe bestmöglich über die Revierfläche verteilen. Wenn man an Notzeiten denkt, kommen einem hier momentan eher die heißen Sommer als die kalten Winter in den Sinn. Im Tal gibt es zwar genügend Wasser, auf den trockenen, oft schottrigen Hügeln ist das kühle Nass allerdings mitunter rar, was sich in Sommern wie dem soeben zu Ende gegangenen unübersehbar an der verdorrten Vegetation ablesen lässt. Wenn bei 14 Gesellschaftern acht „bessere“ Böcke frei sind, braucht es einen gerechten Aufteilungsschlüssel, der sich über Jahre bewährt hat. „Zu Beginn der Schussszeit sind alle angehalten, im Revier die möglichen Abschussböcke zu dokumentieren, dann setzen wir uns zusammen und machen uns aus, welche schussbar sind“, erklärt Thomas Peheim. „Die Aufteilung erfolgt dann im Rotationsprinzip. Wir haben eine Liste. Wer zuoberst auf dieser steht, darf sich den für sich besten Bock im ganzen Revier aussuchen, wobei natürlich nicht gesagt ist, dass er den dann auch tatsächlich erwischt ...
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Wildtierernährung neu gedacht
Rehwild füttern: Wenn, dann anständig!
Wer Rehen beim Überwintern helfen will, muss sich an deren Bedürfnissen orientieren. Das gilt für die Anlage der Fütterung ebenso wie für deren Betrieb. Rehe sind Feinschmecker und Genießer. Sie brauchen Platz und lieben es, in der Sonne zu dösen.
Hier geht es zum Video: Rehwildgerechte Tristenfütterung
Praxiswissen für Revierbetreuer
Dubletten und Tripletten
Wer sich bemüht, den Kahlwildabschuss auf tierschutzgerechte Dubletten auszurichten, jagt störungsarm und effektiv. In der Folge wird das Wild wieder tagaktiv und sichtbar, die Wildschäden gehen zurück. Dem Muttertierschutz ist dabei allerdings höchster Vorrang einzuräumen!
Waffe, Schuss & Optik
Bleifrei der Sonderklasse im Extremtest
Schussbilder bestätigen die Präzision der bleifreien SMB-Geschoße von Scheiring bzw. Styria Arms. Über tausend Abschussberichte geben Zeugnis der Wirkung auf Schalenwild. Unter Revierbedingungen konnte Waffenjournalist Roland Zeitler sie auf über 500 Meter auf die Scheibe schießen – hier seine Zusammenfassung.
Herbert Scheiring aus Ferlach stellt an seine Waffen hinsichtlich Sicherheit, Zuverlässigkeit und Schussleistung höchste Ansprüche. Seine Kipplaufwaffen sollen auch auf 500 m Entfernung engste Streukreise liefern. Je nach Kundenwunsch werden die Waffen auch auf sehr weite Entfernungen über die 300-Meter-Distanz hinaus erprobt. Ballistische Daten werden dem Käufer mitgeliefert, ebenso die ASV eingerichtet und ein Kestrel-Windmesser kann mitgeliefert werden. Der Kestrel 5700 Elite beinhaltet das ballistische Programm von Applied Ballistics. Mit diesem Werkzeug arbeiten nicht nur Scharfschützen, sondern nahezu alle sportlichen Long-Range-Schützen weltweit. Die BC-Werte G1 und G7 werden nicht von den Herstellern übernommen, da diese oft „geschönt“ sind. Sie wurden mit Schießen und Geschoßgeschwindigkeitsmessungen auf bis zu 1.000 m Entfernung ermittelt. Präziser geht es nicht. Doch was nützt die präziseste Büchse, wenn die Munition hinterherhinkt? Fabrikpatronen jedenfalls erfüllten nicht die Anforderungen von Herbert Scheiring. Letztendlich blieb ihm nichts anderes übrig, als seine eigenen bleifreien Geschoße zu entwickeln und damit seine Patronen zu laden – hochpräzise Laborierungen für das jeweilige Kaliber. Natürlich mit höchster Präzision aus seinen Waffen. Streukreise, die ich mit seinen Kipplaufbüchsen schoss (je fünf Schuss hintereinander auf 100 m) überzeugten mich und bedürfen keines Kommentars: 6x62 Frères: 6 mm, 6,5 Creedmoor: 5 mm, 7 mm STW: 13 mm, .308 Win.: 16 mm, .338 Lapua Magnum: 8 mm. Aus einem Bergstutzen brachte es die 6x50R Scheiring auf 7 mm und die 8x75 RS auf 11 mm Streuung, beide Läufe schossen auf 25 mm mit sechs Schuss (drei Schuss je Lauf) zusammen.
Was nützt die präziseste Jagdpatrone, wenn sie auf Wild keine zufriedenstellende Wirkung zeigt? Vollblutjäger Herbert Scheiring und sein Mitinhaber Stefan Zeindl-Wildmann suchten nach einem idealen Geschoß für ihre Patronen. Es sollte eine sehr gute Wirkung auf unterschiedlichste Entfernungen entfalten – also sowohl für die Nahdistanz als auch für sehr weite Schüsse bis auf über 500 m. Anspruchsvolle Schafjäger wollen einfach Chancen auf weite Distanzen nutzen können und trainieren auch dafür. Geschoße und Patronen der großen Hersteller fielen leider durch. Die meisten waren schon nicht präzise genug und schossen nicht die geforderten engen Streukreise. Unterschiedliche Fertigungen von Los zu Los verschärften die Situation noch. Einige wenige schossen zwar präzise, aber es mangelte an der Wirkung auf weite Entfernungen. Hinzu kam die Tatsache, dass wohl keine bleihaltigen Jagdgeschoße mehr eine Zukunft haben. Nationale und EU-Gesetze werden dies verhindern. So musste ein bleifreies Geschoß her, das die gesetzten Anforderungen erfüllte. Auch hier wurde Scheiring auf dem internationalen Markt nicht fündig. Scheiring landete nach langer Suche bei dem Aero-Geschoß von Styria Arms und begann mit dem österreichischen Geschoßhersteller eine Kooperation. Dessen Aero-Geschoße bildeten die Grundlage für eine Weiterentwicklung, die schließlich zu den SMB-Geschoßen – Scheiring Monolith Bullet – führte, die Herbert Scheiring heute in seinen Patronen verlädt und lose SMB-Geschoße anbietet.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer Oktober-Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Praxiswissen für Revierbetreuer
Brunfthirsche locken
Für viele Jäger ist das Angehen des Hirsches mit und ohne Hirschruf die Krone der Jagd. Mitunter stehen die Hirsche aber auch auf das deutlich leisere Mahnen zielstrebiger zu als auf den imposanteren Ruf.
Nähern sich die Tage der Hochbrunft um den 20. September, stellt der Jäger fest, wie stark selbst alte und erfahrene Hirsche auf das brunftige Tier, aber auch das gesamte Brunftgeschehen ringsherum fixiert sind. Eine ideale Ablenkung, um ihn anzupirschen – wäre da nicht das stets hellwache Kahlwild im Umfeld. Schon so manches mühevolle und nervenaufreibende Angehen eines Brunfthirsches im Einstand haben die Damen zunichtegemacht und vor dem Jäger gewarnt.
Bereits gute zwei Stunden vor Sonnenaufgang sind wir im Revier und nähern uns vorsichtig im schwachen Schein der Lampe auf dem sorgfältig gepflegten Pirschpfad dem Brunftplatz. Das Ziel heute Morgen ist ein geschickt in den Waldtrauf eingebauter Schirm. Von außen getarnt mit Ästen und Zweigen, dazu umsäumt von geschickt gestutzten jungen Fichten, erlaubt er einen geräumigen Ausblick auf eine von Bodenwellen kupiert ins Waldgebiet hineinragende Wildwiese. Als wir uns langsam dem Ansitz nähern, hören wir immer wieder einen anstoßenden Hirsch. Er scheint mit seinem Rudel mitten auf der Wiese zu ruhen. An dem sonst klaren und kalten Brunftmorgen ist es noch ruhig. Ein leichter Wind geht, der uns aber konstant entgegensteht. Im Schirm angekommen, bestätigt ein Blick durch das Wärmebildgerät die Vermutung. Das Brunftrudel liegt vertraut draußen auf rund 300 Meter. Rechts davon – etwas abseits – sitzt der Platzhirsch in seinem Lager und setzt müde immer wieder zum Melden an. Der niedergetane Hirsch beschränkt sich aber auf ein mehr oder weniger lautes Knören. Ist der Ruf einmal etwas lauter, klingt es eher faul und abgeschlagen. Der alte Hirsch schreit meist nicht mehr so eifrig. Häufig lässt sich feststellen, dass er noch weit vor dem Einsetzen der Dämmerung allein oder mit einem brunftigen Tier den Brunftplatz verlässt und manchmal auf Umwegen im Bestand seinem Tageseinstand zustrebt.
Verhalten gekonnt einschätzen
Erscheint der Jäger erst kurz vor dem Hellwerden am Brunftplatz, meldet dort fleißig ein besserer Beihirsch und treibt das Brunftrudel zusammen. Entsprechend groß ist dann die Enttäuschung. Ist man also zeitig vor Ort, entgeht einem nicht, wie sich der alte Platzhirsch schreiend in Richtung Einstand aufmacht. Mit der nötigen Ortskenntnis und den entsprechenden Windverhältnissen bleibt so genügend Zeit, um ausholend vorzugreifen und ihm in einem lichteren Bereich, wo Ansprechen und Schießen möglich sind, den Wechsel zu verlegen. So stehen die Chancen gut, wenn man den Wechsel weiß, um den Hirsch meldend, manchmal in Begleitung eines brunftigen Stücks ruhig erwarten zu können.
Wir haben es aber auch schon in den Jahren zuvor mehrfach erlebt, dass er bereits eingezogen war, bevor wir zur Stelle waren. Da kann dem Jäger helfen, wenn er so ortskundig ist, dass er weiß, wie und wo der Hirsch noch längere Zeit in seinem Einstand herumzieht. Gibt es die Örtlichkeit her, dass von einem Hochsitz aus Schneisen und Blößen einzusehen sind, eröffnet sich manchmal eine weitere Gelegenheit zum Erfolg. Steht der Alte aber in den Tagen der Hochbrunft morgens länger beim Rudel, steigen die Chancen für den Jäger. Mitunter kann man dann sogar beim Ein- oder Auswechseln auf den Brunftplatz dem Hirsch die Kugel antragen, ohne ihn angehen zu müssen. Die weitaus spannendere Jagd ist zweifelsfrei aber, ihn zu verhören und dann zu versuchen, an den Hirsch heranzukommen und bis zu seiner Erlegung dranzubleiben. Das kann ohne Hirschruf funktionieren, manchmal aber eröffnet erst der gekonnt eingesetzte Ruf beim Angehen die Möglichkeit, den Hirsch erlegen zu können.
Die Kunst des hirschgerechten Jägers
Allerdings muss man mit dem Hirschruf umgehen können. Doch bis es so weit ist – denn erlernen lässt sich der richtige Gebrauch nur in der Praxis – hat man sicher so manchen Hirsch vergrämt. Nicht umsonst ist und bleibt der Hirschruf die hohe Kunst des hirschgerechten Jägers. Für den Laien kommt noch ein weiteres Problem hinzu, selbst wenn er den Hirschruf erfolgreich einsetzen kann. Meist steht der Hirsch oder ein unbekannter Beihirsch im dichten Einstand so überraschend zu, dass ein sicheres Ansprechen sehr schwierig oder gar unmöglich wird und die Jagd mit einem enttäuschenden Fehlabschuss endet.
Noch weit bevor man die ersten Umrisse erkennen kann, müssen wir leider feststellen, dass der Alte auch an diesem Morgen das Rudel verlässt und stumm den Weg in seinen Einstand aufnimmt. Es macht keinen Sinn, ihm heute Morgen den Weg zu verlegen, denn wo wir uns eine Chance ausrechnen, passt der Wind nicht. Auf keinen Fall wollen wir riskieren, ihn vorzeitig noch zu vergrämen. Der richtige Augenblick für seine Erlegung wird schon noch kommen, da bin ich mir sicher. Vielmehr beschließen wir, hier noch eine Weile auszuharren und weiter zu beobachten, denn neben dem Platzhirsch sollten wir noch einen Blick auf den einen oder anderen Beihirsch werfen. Dazu eignet sich dieser Platz hervorragend. Im Dunstkreis des gut besuchten Brunftplatzes herrscht an manchen Tagen hier ein reges Kommen und Gehen. Neben bereits bekannten Hirschen taucht auch gelegentlich ein Unbekannter auf, den sich lohnt einmal näher anzuschauen. Als es hell genug ist, hat sich ein bereits bekannter Hirsch zum Kahlwild gesellt und röhrt nun aus vollem Hals. Er ist immer wieder bemüht, das nun langsam einziehen wollende Kahlwild zu umrunden und mit Eckzahndrohen auf der Freifläche zu halten. Sobald ein Alttier versucht, aus dem Harem auszubrechen, überholt er es in voller Flucht und treibt es zurück. Notfalls setzt er dazu auch seine Geweihstangen ein. Als das Rudel bereits auf 150 Meter heran ist, ziehen immer mehr Stücke in den jungen Kiefernbestand ein und streben dem Einstand zu.
Mahnen statt röhren
Mit dem Mahnen, einem Kontaktlaut des Alttieres zu Kalb und Hirsch, versuche ich, den Hirsch zum dichteren Zustehen zu bringen, um wenigstens noch einige Bilder zu erbeuten. Bereits auf die ersten nasalen Laute reagiert er, verhofft und sichert in unsere Richtung. Auf weitere Laute zieht er dem Schirm entgegen, hebt immer wieder das Haupt und meldet. Offenbar geht er davon aus, noch anderes Kahlwild übernehmen zu können oder welches vergessen zu haben. Immer dichter kommt der aufmerksame Hirsch in einem raumgreifenden Troll. Unverkennbar ist dabei sein Imponiergehabe. Doch nicht nur er scheint sich für das immer wieder einmal „mahnende Tier“ zu interessieren. Aus dem rechts gelegenen Kiefernstangenholz können wir das leise Anstreichen eines ziehenden Hirsches mit dem Geweih ausmachen. Der Hirsch steht nun vor uns in der freien Fläche und äugt alles ab. Der Wind steht konstant gut. Trotzdem dreht der Hirsch um und folgt in einem leichten Troll dem bereits eingezogenen Kahlwild auf demselben Wechsel.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Waffe, Schuss & Optik
Schaftrevolution aus der Steiermark
Das Gröbminger Unternehmen FBT verkauft formgewordene Ideen für den individuellen Jagdbedarf. Daneben zählen mittlerweile auch renommierte Waffenhersteller zu den Großkunden. Vorhandene Waffen lassen sich auf diese Weise mit überschaubarem Aufwand wesentlich verbessern.
Im Revier
Es fuchst sich wie noch nie
Der Rotfuchs ist ein erfolgreicher Generalist. Die vielen Unterarten besiedeln etwa 70 Prozent der Landfläche unserer Nordhalbkugel. Den Weg hat ihm vielfach der Mensch bereitet.
Der Rotfuchs zählt zu den Aufsteigern im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen (auch wenn der Begriff umstritten ist). Faktum bleibt: In der Geschichte der Erde ist der Mensch zu einem Einflussfaktor geworden, der biologische, geologische und auch atmosphärische Entwicklungen massiv überformt. Das hat Auswirkungen auf die Artenvielfalt und damit auch auf Wildtiere.
Kulturfolger
Die Begriffe „Kulturfolger“ und „Kulturflüchter“ werden gerne verwendet, um auszudrücken, ob Wildtiere oder Pflanzen von der Landnutzung des Menschen profitieren oder ob sie sich infolge dessen in noch weitgehend unbesiedelte, naturnahe Lebensräume zurückziehen. Doch die Kultur der Landnutzung ändert sich und damit auch die Gewinner und Verlierer unter den Wildtieren. Typische Kulturfolger in der Feldflur waren in der Vergangenheit Rebhuhn, Wachtel, Lerche, Hamster und Feldhase – ganz zu schweigen von einer Vielfalt an Insekten und Pflanzen. Die Weidewirtschaft im Wald und auf der Alm hat Auerhuhn und Birkwild gefördert. In unserer heutigen Kulturlandschaft gehören sie alle zu den Verlierern – es sei denn, ihnen wird besondere Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme zuteil. Derzeit bringen die aktuellen Landnutzungsformen für diese Arten jedenfalls mehr Nach- als Vorteile. Unter den Gewinnern sind heute Reh und Wildschwein, Krähe und Ringeltaube oder Steinmarder und Fuchs.
Land- und Forstwirtschaft sind beim Thema Landnutzung in Mitteleuropa immer noch dominierende Faktoren. Mit unglaublicher Geschwindigkeit wachsen jedoch heute in diese bewirtschafteten Flächen Straßen und Siedlungsgebiete, Gewerbe- und Industriezonen hinein. Neben dem direkten Flächenverbrauch spielt auch dabei in der Folge die Nutzung eine wesentliche Rolle. Die größten Artenverluste hat es in der Vergangenheit zwar auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gegeben. In Österreich nimmt der Wald aber deutlich mehr Fläche ein. Um zu verdeutlichen, was sich hier während der letzten Jahrzehnte getan hat, sind die Forstwege ein gutes Beispiel. Das gesamte österreichische Straßennetz hat eine Länge von rund 127.000 Kilometern. Die Länge der Forststraßen übertrifft dies jedoch bei Weitem. 218.000 Kilometer durchziehen Österreichs Wälder. Das ergibt eine Steigerung von rund 40 Prozent während der letzten 30 Jahre. Wenn es von einem Lkw-befahrbaren Waldweg zum nächsten im Durchschnitt nur noch 130 Meter sind, dann ist das für Randlinienbewohner wie Rehe ein attraktives Angebot ebenso wie für den Rotfuchs, der hier rasch und mühelos große Strecken zurücklegen kann.
Erfolgreicher Generalist
Die Beispiele lassen erkennen: Alles zusammen ergibt ein Konglomerat, dessen Teile nicht immer leicht zu trennen sind, aus dem aber insgesamt ein völlig neuer „Lebensraummix“ entsteht. Manche Wildtiere kommen damit zurecht, manche verlieren. Der Rotfuchs ist ein erfolgreicher Generalist. Unter allen Karnivoren besiedelt er das Verbreitungsgebiet mit der größten Ausdehnung. Er ist im Mittelmeerraum einschließlich der nördlichen Sahara ebenso daheim wie an den norwegischen Fjorden entlang der Barentssee. Die vielen Unterarten besiedeln etwa 70 Prozent der Landfläche unserer Nordhalbkugel. Nur auf Grönland und Island fehlen Füchse. Von den Britischen Inseln erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über Mitteleuropa, die Türkei und Israel bis in den Irak und auf die Arabische Halbinsel, von dort über den Iran und Pakistan bis nach Nordindien und Thailand. Im Norden reicht das Vorkommen über Skandinavien und Russland bis nach China und Japan. Nordamerika ist bis auf die südlichen und einige zentrale Teile des Kontinents fast vollständig besiedelt. Die Briten als begeisterte Fuchsjäger haben die Art nach Australien, auf die Falklandinseln aber auch in den Osten der USA gebracht. Insgesamt schätzt man, dass der Rotfuchs heute über eine Fläche von 70 Millionen Quadratkilometern verbreitet ist. Das sind Superlative, mit denen kaum ein anderes Säugetier mithalten kann. Dennoch gibt es innerhalb dieses riesigen Verbreitungsgebietes markante Unterschiede.
Menschlicher Fußabdruck
Im Zeitalter des Menschen bleibt kaum ein Fleck auf unserer Erde unbeeinflusst. Dabei entstehen Nischen, die manchen Arten hohes Nahrungsangebot ebenso wie Brut- und Aufzuchtmöglichkeiten bieten. Licht, Lärm, Luftverschmutzung oder Störungen sind zusätzliche Einflussfaktoren, mit denen die einen gut, die anderen kaum zurechtkommen. Dem „Human Footprint Index“ und dessen Auswirkungen auf Wildtiere wird heute in der Wildökologie große Aufmerksamkeit geschenkt. In Zusammenhang mit Satellitentelemetrie, die die Raumnutzung der Tiere dokumentiert, können damit wertvolle Informationen zu deren Anpassungsfähigkeit gewonnen werden. Wer an den Fuchs denkt, der sollte dabei nicht nur sein vielfältiges Nahrungsspektrum im Auge haben, er sollte sich auch das enorm plastische Verhaltensrepertoire dieser Art ins Bewusstsein rufen. Territorialität, Nahrungsangebot und soziales Verhalten wirken komplex zusammen. Junge Rüden müssen in der Regel abwandern, wenn sie erwachsen werden. Junge Fähen können aber auch daheimbleiben – womit sich größere Gruppen bilden. Sowohl die Größe der Gruppe als auch die Anzahl der Würfe in der Gruppe stehen in Zusammenhang mit Lebensraum und Nahrungsangebot. Bei gutem, beständigem Nahrungsangebot sind die Gruppen größer und die Territorien bleiben stabil. In Gebieten mit wechselndem Nahrungsangebot gibt es keine Familiengruppen und die Größe der Reviere schwankt.
Grundsätzlich variiert die Größe der Streifgebiete von Füchsen mit der Seehöhe, dem Anteil an landwirtschaftlichen Flächen und dem Nahrungsangebot. In den produktiven weiter südlich gelegenen Landschaften Skandinaviens sind die Streifgebiete etwa vier Mal kleiner als im Gebirge oder weiter im Norden. Vor allem die Produktivität einer Landschaft hat Einfluss auf die Größe der Streifgebiete von Füchsen. Ähnliche Grundmuster sind auch für den Wolf belegt. Die Fläche, die ein Wildtier benötigt, um seine Lebensansprüche abzudecken, ist eine Kennzahl, um die Beziehung zwischen Tier und Landschaft zu verstehen.
Eine weltweite Studie auf vier Kontinenten bringt es noch deutlicher auf den Punkt. Sie zeigt, dass der ökologische Fußabdruck des Menschen sehr stark mit der Größe von Streifgebieten bei Füchsen korreliert. Vereinfacht heißt das: Je stärker der Einfluss des Menschen auf die Umwelt, umso kleiner sind die Streifgebiete. Der „Human Footprint Index“ setzt sich wiederum aus verschiedenen Komponenten zusammen. Teilt man diese auf, dann ergibt sich ein noch deutlicherer Zusammenhang mit der Bevölkerungsdichte. Die Streifgebiete in den dichtest vom Menschen besiedelten Zonen sind um 93 Prozent kleiner als jene in Landschaften mit besonders geringen Siedlungsdichten. In Zahlen ausgedrückt, bewegen wir uns in diesen Studien zwischen 75 ha und 1.083 ha. Die Autoren weisen darauf hin, dass in ihrer Arbeit die Produktivität einer Landschaft nicht ausschlaggebend war – das steht jedoch nicht grundsätzlich in Widerspruch zu den vorhin genannten Zusammenhängen, weil die Produktivität einer Landschaft durch anthropogene Nahrungsquellen überlagert werden kann. Ein anschauliches Beispiel liefert die Müllhalde in der Wüste. Studien aus Australien oder Israel waren in diese Erhebung miteinbezogen. Vielleicht etwas näher liegt die Hütte oben in der Bergwelt: Viele bewirtschaftete Berghütten haben ihren Hüttenfuchs, der dort von Resten lebt oder auch gefüttert wird. Ein Beispiel aus Norwegen zeigt wiederum, dass auch die Jagd ihren Beitrag liefert: Die Norweger konnten belegen, dass Aufbrüche von Schalenwild im Wald ebenfalls eine reiche Nahrungsquelle für Füchse darstellen. Der Fuchs selbst kann dabei wieder zum Multiplikator werden, indem er zusätzlichen Druck auf Niederwild oder Raufußhühner ausübt, die ohnehin schon unter geringer Lebensraumqualität leiden. In diesem Zusammenhang kommt dann die Frage der Regulierung ins Spiel.
Im Revier
Gailtaler Gemurmel
In einem Lebensabschnitt, in dem andere auf fernen Kontinenten exotischem Wild nachstellen, das erste Mal auf ein Murmel zu gehen, ist ein Erlebnis der besonderen Art. Es füllt Herz und Magen gleichermaßen ...
Im Revier
Tarnen und Täuschen
Gute Tarnung wird in der Jägerschaft kontroversiell diskutiert, viele fühlen sich ans Militär erinnert. In der Tierwelt ist sie zum Schutz vor Fressfeinden überlebenswichtig. Doch auch jede Jägerin und jeder Weidgenosse sollte sich mit dem Begriff „Tarnung“ beschäftigen, wenn man die Chance auf Beutefang erhöhen möchte, meint Andreas Haußer.
Für tierische Jäger ist Tarnung eine Selbstverständlichkeit ...
Tarnen und Täuschen ist eine uralte und in unzähligen Situationen bewährte Jagdstrategie. Bei der Jagd von offenen Ansitzeinrichtungen aus bietet sie dem Jäger unter anderem den Vorteil, dass ein misstrauisches Stück zwar unschlüssig bleibt, aber trotzdem meist nicht gleich abspringt, wenn es Jäger plus Ansitz wahrnimmt. Und diesen Moment gilt es zu nutzen. Eine gute Tarnbekleidung lässt die Konturen der menschlichen Gestalt weitgehend verschwimmen und soll eine Entdeckung durch das Wild vermeiden. Auch Netzgaze, die man über seine normale Jagdkleidung zieht, leistet gute Dienste und ist zudem ein prima Mückenschutz. Die verräterischen hellen Flächen der Handrücken und des Gesichts, die bei Bewegungen noch stärker ins Auge springen, werden so kaschiert. Dass helle Flächen vom Wild deutlich wahrgenommen werden, beweist der Spiegel des Dam- oder Rehwildes, der eine wichtige innerartliche Signalwirkung hat. Wir kennen ja alle zum Beispiel das Aufspreizen des Spiegels, wenn Rehwild stark beunruhigt ist.
Wie Wildtiere ihre Umwelt wahrnehmen
Die Antwort auf die Frage, warum der Jäger sich tarnen soll, liegt in der visuellen Wahrnehmung des Wildes. Und hier interessiert gerade bei unseren wichtigsten Beutetieren, dem Schalenwild, dessen Sehvermögen: Reh-, Rot-, Damwild usw. sieht sehr unscharf, nimmt aber die kleinsten Bewegungen wahr, und dies bei einer Rundumsicht, was das Annähern, z. B. auf der Pirsch, erschwert. Auf der Jagd mag man es im Revier schon beobachtet haben: Bei einer wahrgenommenen Bewegung, die nicht zweifelsfrei als Feind erkannt wurde, sichert das Stück starr in deren Richtung und versucht, durch Bewegungen des Hauptes die verschiedenen Bildebenen scharf zu stellen. Meist erfolgt danach ein Scheinäsen, das immer wieder durch ein Aufrichten des Hauptes zur weiteren Beobachtung unterbrochen wird. Stellt das Stück fest, dass es keine Anhaltspunkte für eine Gefahr gibt, wird es beruhigt weiteräsen. Bei der Pirsch ist es von großem Vorteil, Vegetation zwischen sich und dem Wild zu haben, da das Stück oft seine Wahrnehmung auf das Gebüsch scharf einstellt und den dahinter unscharf regungslos stehenden Jäger übersieht.
Helle Flächen wie unsere Hände oder unser Gesicht werden vom Wild genauso deutlich wahrgenommen wie der Spiegel des Dam- oder Rehwildes, der eine wichtige innerartliche Signalwirkung hat.
Wichtig ist auch zu wissen, dass das von uns bejagte Schalenwild ein geringeres Farbsehspektrum im Vergleich zum Menschen hat. Zwar funktioniert die visuelle Erkennung bei allen Spezies ähnlich; da gibt es zwischen Mensch und Tier keinen fundamentalen Unterschied. Das Auge ist empfindlich für bestimmte Farben oder Wellenlängen des Lichts und kann diese mit Fotorezeptorzellen erkennen. Aber: Die meisten Säugetierarten haben in den Augen nur zwei unterschiedliche Zäpfchentypen, während der Mensch über drei zum farblichen Sehen verfügt. Darum kann Schalenwild Farben wie Rot oder Orange nicht erkennen. Die orangenen Westen oder Jacken werden von diesen Tieren einfach als schlichte alte, graue Farbe gesehen. Der positive Effekt für Teilnehmer an Drückjagden: Die Sicherheit wird erhöht! Nur Vögel können Rottöne wahrnehmen – eine wichtige Information für den nächsten Entenstrich! Aber Blautöne haben beim Schalenwild wiederum eine ähnliche Wirkung wie die Farbe Orange bei den Menschen. Das hat damit zu tun, dass Rotwild, Elch und Co. nur zwei Farbrezeptoren, Blau und Grün, haben. Was dann beim Jagen bedeutet, dass man keine Jeans tragen sollte. Auch muss der Jagdpraktiker wissen, dass Raub- und Schalenwild in der Dämmerung und bei Nacht wesentlich besser sieht als der Mensch. Und auch dieses Faktum muss man beim Weidwerken beachten, denn einfarbig dunkelgrüne Farbtöne wie das traditionelle Lodengrün sind in der Dämmerung keine gute Tarnung, da sie vom Wild als sehr hell wahrgenommen werden.
Tarnung und Tradition – passt das zusammen?
Das ist eine gute Frage. Im vorigen Jahrhundert bis weit in die 1990er-Jahre war die einfarbige Jagdbekleidung – oft im geräuscharmen Naturstoff Loden – in Grün Standard. Viele konservativ eingestellte Jäger tun sich mit den Tarnmustern schwer, weil sie der Meinung sind, dass Tarnstoffe eher in den Bereich des Militärs gehören. Wenn man sich die Jagdhistorie und die Militärgeschichte genauer anschaut, dann sind die beim Militär oder bei den Scharfschützen heutzutage üblichen Flecktarnanzüge ursprünglich eine jagdliche Erfindung. Sie gehen nämlich zurück auf die uralten „Ghillie-Suits“. Zu den Aufgaben eines „Ghillies“ (= schottisches Wort für Wildhüter) gehörte einstmals auch das Einfangen von Wild für die adligen Jagdherren. Dazu mussten sich die Männer im Wald verstecken und dort regungslos verharren, bis das Wild für den Fang mit Netzen nahe genug herangekommen war. Aus diesem Grund stellten sich die Ghillies schon vor sehr langer Zeit eine spezielle Tarnbekleidung aus Blättern, Stofffetzen und Ähnlichem her, um vom Wild nicht entdeckt zu werden. Grünliche Stofffetzen wurden teilweise mit Lehm eingefärbt, um auch bräunliche Erdtöne zu erzeugen. So also entstand eine perfekt dem Gelände angepasste Tarnbekleidung. Die Benutzung von Tarnbekleidung ist somit eine alte jagdliche Tradition, was die obige Frage klar beantwortet.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagd heute
Bären in Slowenien: Kontrollierte Jagd ist ein Muss
In Slowenien gibt es lokal so hohe Wilddichten beim Braunbären wie kaum wo auf der Welt. Dennoch halten sich die Konflikte mit dem Menschen in Grenzen. Der wichtigste Grund dafür liegt in der streng kontrollierten Jagd. Problembären werden entnommen, der Zuwachs wird großteils abgeschöpft.
Im Revier
Erstklassiges Rehheu jetzt selbst erzeugen!
Als Feinschmecker selektiert Rehwild auf Äsungsflächen besonders schmackhafte Kräuter. Was liegt also näher, als diese jetzt zu ernten und für den Winter zu konservieren? Beherzigt man ein paar Grundregeln, lässt sich das in jedem Revier mit geringem Aufwand umsetzen.
Während der Vegetationszeit ist in den meisten Lebensräumen ausreichend Äsung vorhanden. Mit Beginn des Herbstes entsteht allerdings ein Flaschenhals in der Verfügbarkeit, der durch die Vorlage von geeignetem Wildfutter ausgeglichen werden kann. Im Idealfall baut die Winteräsung auf der Sommeräsung auf, die besonders gut verträglich und auch bekömmlich ist. Deshalb macht es Sinn, dem Reh im Sommer auf den Äser zu schauen.
Äsung aus Sicht des Rehs
Rehwild bevorzugt blatt- und knospenreiche Kräuter, die besonders viel Eiweiß enthalten. Gräser dagegen liefern vor allem Energie in Form von Zucker. Diese werden nur im Jugendstadium aufgenommen, da sie im weiteren Aufwuchs rasch verholzen und dann schwer verdaulich sind. Die attraktiven Kräuter finden sich eher in extensiv bewirtschafteten Wiesen, während Intensivgrünland vorrangig mit ertragreichen Hochleistungsgräsern bestockt ist. Daraus ergibt sich bereits, dass der Auswahl der Mähfläche für Rehheu vorrangige Bedeutung zukommt. Neben der artenreichen Vegetation kommt es daneben auf den Schnittzeitpunkt an. Im Idealfall handelt es sich um den „zweiten Schnitt“ in der Vegetationsperiode. Nachdem der erste Schnitt – das relativ grobstielige Heu – im Frühsommer abgeerntet wurde, wächst in der Folge ein feinerer zweiter Schnitt heran – das Grummet. Dieses kommt den Äsungspräferenzen des Rehs sehr entgegen. Ein guter Weiser dafür, wann das Grummet für die Erzeugung von Rehheu sein optimales Wachstumsstadium erreicht hat, ist die Einschätzung der Wuchshöhe. Diese sollte nicht über die Krickellänge eines guten Bockes hinausgehen, also unter 30 cm liegen.
Das Wertvolle erhalten! Das zweite Kriterium für die Qualität des zukünftigen Rehheus betrifft die Erntetechnik. Es gilt ja, vor allem die feinen Blattanteile zu erhalten. Das gelingt gut, solange das Mähgut frisch und feucht ist. Je weiter der Trocknungsgrad allerdings fortschreitet, um das Heu für die Lagerung zu konservieren, umso leichter gehen diese nahrhaften Kräuterbestandteile verloren. Jede mechanische Manipulation der abtrocknenden Pflanzen am gemähten Feld führt dazu, dass Teile verloren gehen. Diese Bröckelverluste lassen sich aber minimieren. Aus Sicht der Qualitätsoptimierung wäre eine händische Heuernte wünschenswert, also das Mähen mit dem Motormäher oder der Sense. Danach müsste das Mähgut mit der Gabel locker auf der Fläche verteilt und das eine oder andere Mal behutsam gewendet werden, damit es gleichmäßig abtrocknen kann. Bei der Heuwerbung schließlich verursacht das Zusammenheuen mit dem Handrechen die wenigsten Verluste. Die Kräuter inklusive des wertvollen Feinanteils könnten in Bigbags gelagert und für die Vorlage bei der Winterfütterung bevorratet werden. Bei kleinen Mengen, beispielsweise der Mahd der Kräuter und Gräser um den eigenen Hüttenanger, könnten diese auch gleich auf einer dunklen Plane in der Sonne getrocknet werden. Dabei bleiben ebenfalls alle Pflanzenteile enthalten. Möglich wäre auch eine „Gerüsttrocknung“ auf Holz- oder Drahtgestellen, wie das in der Vergangenheit in der Landwirtschaft gang und gäbe war.
Wildtierernährung neu gedacht – Gewinnung und sensorische Beurteilung von Rehheu
Exklusiver Kurzfilm, Produktion: 4ONE.TV und DER ANBLICK, 2024.
Hier gehts zum Film: Wildtierernährung neu gedacht
Wildfutter selbst bewerten lernen!
Die Erzeugung, der Zukauf und die Einlagerung von Wildfuttermitteln gehen nun in die heiße Phase. Jetzt ist es besonders wichtig, die Qualität zu beurteilen. Mit den eigenen fünf Sinnen ist das nach einer fachlichen Einschulung sehr gut möglich.
Qualitativ hochwertiges Wildfutter sieht appetitlich aus, es riecht gut und ist frei von Verunreinigungen. Und es ist geeignet für das Verdauungssystem der jeweiligen Art. Besonders Rehwild braucht hier eine Sonderbehandlung, weil es nur allerbestes Wildfutter annimmt und auch verwerten kann.
In diesem Praxis-Seminar wird genau das unterrichtet. Ing. Reinhard Resch der HBLFA Raumberg-Gumpenstein schult die Teilnehmer darin, bei der sensorischen Bewertung der Futtermittel auf die eigenen Sinne zu vertrauen.
Seminarinhalte:
– Beurteilung von Futtermittelproben anhand von Aussehen und Geruch
– Vorgangsweise bei der Probenentnahme
– Kriterien für eine Reklamation
– Standards für die unterschiedlichen Wildarten erkennen
– Tipps zu Herstellung und Lagerung …
Mitzubringen sind: frische, sorgfältige Proben von eigenem Heu für Reh- oder Rotwild, Gärheu, Grassilage oder andere Saftfuttermittel. Zum Vergleich stehen hochwertige Futtermittel aus Gumpenstein bereit.
Seminar mit Reinhard Resch:
Naturwelten Steiermark, Donnerstag, 5. September 2024, von 14 bis 17 Uhr
Anmeldung: DER ANBLICK übernimmt für seine Abonennten die volle Kursgebühr.
Ihre schriftliche Anmeldung senden Sie bitte ehest an: redaktion@anblick.at
Waffe, Schuss & Optik
Hightech im Tarngewand
Die Konstrukteure der Bergara B14 Wilderness Thumbhole Carbon im Kaliber 6,5 Creedmoor haben mehrere technologische Neuheiten zu einem ansprechenden Gesamtpaket geschnürt. Sowohl Technik als auch Optik verleihen ihr ein Alleinstellungsmerkmal.
Praxiswissen für Revierbetreuer
Blattjagd im Gebirge und ihre Tücken
Nicht jedes Revier im Gebirge ist weit einsehbar. Zumindest das Rehwild ist in den meisten Fällen unsichtbar im dichten Bergwald, oberhalb der Baumgrenze in den Latschenfeldern oder in langgezogenen Hängen mit hüfthohem Kriechwacholder gut verborgen. Nur die Blattzeit zaubert dann so manchen Rehbock aus dem Verborgenen.
Die Rehwilddichte ist für gewöhnlich im Gebirge deutlich geringer als in einem Revier des Flachlandes. Neben natürlichen Feinden wie Fuchs und Steinadler, zunehmend auch Luchs und Wolf, hat das Reh große Probleme mit hohen Schneelagen und Lawinen. Die Winterverluste können jährlich unterschiedlich entsprechend hoch ausfallen. Folglich sind die Einstände der Rehböcke weitläufiger als in der Ebene. Wer im Berg erfolgreich auf bestimmte Rehböcke jagen will, muss eine genaue Kenntnis davon haben, wo er sie im Gelände suchen muss. Wie bei der Jagd auf alte Rehböcke im Flachlandrevier muss der Jäger auch im Bergwald nahe an das Einstandszentrum heran, wenn er Erfolg haben will, denn über weite Strecken lassen sich nur die Jünglinge bewegen. Deshalb hängt in diesem Fall nicht alles, aber doch sehr viel von der Wahl des richtigen Platzes ab.
Mit Argusaugen
Wenn der Rehbock auf das Fiepen des Lockjägers zusteht, macht er das angespannt und sehr aufmerksam mit allen Sinnen. Er weiß ganz genau, von welcher Stelle der Laut kommt, und wird sich meist unauffällig, aber zügig nähern, um einen vermeintlich eingedrungenen Rivalen überraschen und vertreiben zu können. Dabei konzentriert er sich auf jede kleinste auffällige Bewegung. Nur wenn der Jäger selbst im Schatten und gedeckt steht, wird er vom Wild unerkannt bleiben und es hoffentlich frühzeitig bemerken, da er ausreichend die Umgebung einsehen kann. Für die Blattjagd ist ein in die Umgebung eingepasster Schirm oder leicht erhöhter Stand zwar nicht für den sicheren Schuss unbedingt notwendig, aber um den zustehenden Rehbock sorgfältig ansprechen zu können. Denn eine Entscheidung muss in der spannenden Situation schnell getroffen werden, bevor der Bock so nah heran ist, dass er den Jäger sieht oder Wind bekommt und dann abspringt. Sind die Rehböcke nicht bereits vorher ausgiebig angesprochen und bestätigt worden, also leicht zu erkennen, wenn sie springen, passieren gerade jetzt die häufigsten Fehlabschüsse.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagderlebnis
Imagine Roebucks!
In der Rehbrunft springen Böcke auf den Ruf hin manchmal langsam suchend, dann wieder stürmisch oder sie tauchen lautlos wie ein Gespenst vor einem auf. Sie mögen sich in ihrer Fantasie das schon vorstellen, riet der Jäger den Kindern. „Imagine Roebucks!“, flüsterte Prinz Pompasch geheimnisvoll seiner Freundin ins Ohr. „Imagine Roebucks!“, wiederholte Lily ebenso geheimnisvoll.
von Josef Rudolph
Oh-ooh“, hallte es aus den weit geöffneten Fenstern der Beletage über den geräumigen Hof des Schlosses. Die drei Trakte des einfachen, aber gut proportionierten Baus mit einer Fassadendekoration im Zopfstil sind um einen nach Osten geöffneten Hof angeordnet. Die großzügige Weite der Anlage, verbunden mit Alterungsspuren am Gebäude und gemildert durch einen üppigen Bewuchs mit wildem Wein, wirken wie der Eintritt in eine vergangene Welt. Harun schlenderte auf den Haupteingang zu. Er genoss die Stimmung dieses heißen Sommernachmittages und mochte es, wenn der Kies unter seinen Schuhsohlen knirschte.
„First things first. I‘ma say all the words inside my head.“ Seit Beginn der Sommerferien lief der Song „Believer“ der US-amerikanischen Rockband Imagine Dragons auf der Musikanlage von Prinz Pompasch in Dauerschleife. „I‘m fired up and tired of the way that things have been. Oh-ooh.“
Am Anfang waren alle Schlossbewohner von dem Lied begeistert, aber mittlerweile mit ihren Nerven schon ziemlich am Ende und froh, wenn Harun den Buben zumindest für einen Reviergang weglocken konnte.
An der Mauer beim breiten Durchgang, der vom Schlosshof in den englischen Garten, aber auch in das Stiegenhaus und die Schlosskapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit führte, lehnte neben den in den Farben des Teufels gehaltenen und seinem Namen gerecht werdenden Dirt Bike von Prinz Pompasch ein knallrotes, schweres Mountainbike, das ein giftgrüner Luftballon zierte, auf dem in großen, schwarzen Buchstaben „LILY“ stand.
Der Prinz hatte Besuch. Lily Luftballon war – wie Prinz Pompasch – ein angehender Teenager wie aus einem Werbespot: fesch, flott und frech.
Im Inneren des Schlosses war es vollkommen still. Nur im Stiegenhaus selbst war ganz leise Musik zu vernehmen. Harun stieg langsam die Treppe empor, links und rechts an den Wänden Rehkronen und Hirschtrophäen bunt durcheinandergemischt; nicht glatt gekappt, sondern roh abgeschlagen und ohne Brettchen direkt an der Mauer befestigt.
Oben angekommen, war das Lied schon deutlicher vernehmbar, aber erst als Harun die hohe gepolsterte Doppeltür zum saalartigen Zimmer von Prinz Pompasch öffnete, traf ihn die Heftigkeit der Musik wie ein Schlag ins Gesicht.
„Second thing second. Don’t you tell me what you think that I could be.“ Die Kinder hatten die Musikanlage bis zum Anschlag aufgedreht und hüpften zur ohrenbetäubenden Musik wie verrückt herum. Von beiden unbemerkt schlich Harun zur Steckdose und zog mit einem kurzen, kräftigen Ruck den Stecker. Die Musik erstarb unter einem hässlichen Seufzer. „Oh-ooh.“
Das riesige Zimmer im Obergeschoß des Schlosses, das Prinz Pompasch bewohnte, war eine Mischung aus Schreibstube, Konzertsaal, Fitnesscenter und Expeditionslager. Nicht zu vergessen ein halsbrecherisches Hochbett gegenüber der Fensterfront, die einen fantastischen Blick in den Park gewährte.
Zuerst überrascht vom abrupten Ende der Party, hatten sich die beiden Kinder aber rasch gefasst und stürmten auf Harun zu.
„Darf Lily auf die Pirsch mitkommen?“, flehte Prinz Pompasch. „Bitte! Bitte!“
Sie hatte ihre langen, glatten blonden Haare zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden, ihre schlanken, gebräunten Beine steckten in sandfarbenen Khakishorts, darüber ein übergroßes, schmutziggrünes Leinenhemd aus dem Wäschebestand von Prinz Pompasch. An den Füßen die scheinbar unverzichtbaren Converse.
So muss Jane Goodall als Kind ausgesehen haben.
„Ich weiß, du bist abergläubisch,“ setzte er nach, „und nimmst nicht gern Frauen mit auf die Jagd.“
„Das war mein Vater“, knurrte Harun und gab sich geschlagen. „Na kommt, starten wir los!“
Harun hatte dem Drängen der Kinder, auf der Ladefläche des Pick-ups mitzufahren, mit zugegeben schlechtem Gewissen zugestimmt, ihnen Decken unter den Po geschoben und das Heckfenster geöffnet, um jederzeit Gewissheit über die Situation da hinten zu haben.
Nachdem sie die knallende Hitze des Schlosshofes verlassen und die schattenspendende Allee von uralten, riesigen Eichen passiert hatten, umfing sie die angenehme Kühle des Hochwaldes. Ganz langsam rollten sie dahin. Harun parkte den Wagen am Rande eines geräumigen Holzlagerplatzes und stellte den Motor ab. Die Kinder kletterten rasch von der Ladefläche. An ihren Gesichtern war deutlich abzulesen, dass sie die kurze Fahrt sehr genossen hatten.
Das Gelände, in dem Harun blatten wollte, ist ein von Bodenmulden und Gräben durchzogener Hochwald, der jedoch durch kleine Schläge und verwachsene Rückegassen aufgelockert sowie von einem kleinen Bachlauf, dem sie bei ihrem Pirschgang folgen wollten, durchschnitten ist. Das leicht hügelige Waldgelände fasert an seinem Rand in eine Buschlandschaft aus, ehe sich diese in weite Wiesen und Felder öffnet. Harun hatte die Blattplätze so ausgewählt, dass man nach nahezu allen Seiten guten Ausblick und Schussmöglichkeit hatte. Sie waren nicht zu nahe an den vermuteten Einständen des Wildes gelegen und er wollte die Böcke lehrbuchmäßig aus dem Hellen ins Dunkle locken. Das war zumindest der Plan.
Harun prüfte den Wind mithilfe von Seifenblasen, was die Kinder sehr entzückte und es ebenfalls versuchen ließ. Bestens! Sie würden gegen den Wind pirschen.
Er nahm sein Gewehr, ein leichtes Pirschglas und das Dreibein, das aus mit einem Streifen Fahrradschlauchgummi zusammengehaltenen Tomatenstangen vom Baumarkt bestand.
Ohne oberlehrerhaft erscheinen zu wollen, gab er den Kindern eine kurze Einweisung in die Blattjagd, insbesondere darauf, alles genau zu beobachten und auf Geräusche zu achten, da die Böcke sich auf den Ruf hin manchmal langsam suchend nähern, dann wieder stürmisch heranspringen oder lautlos wie ein Gespenst vor einem auftauchen. Sie mögen sich in ihrer Fantasie schon jetzt die möglichen Begegnungen mit den Böcken im Wald vorstellen.
„Imagine Roebucks!“, flüsterte Prinz Pompasch geheimnisvoll seiner Freundin ins Ohr.
„Imagine Roebucks!“, wiederholte Lily ebenso geheimnisvoll. Dann schlichen sie katzengleich los – Harun voran, in der Mitte Lily; den Abschluss bildete der Prinz, um eventuell – ganz Gentleman –
etwaige Attacken von wilden Tieren aus dem Hinterhalt von seiner Freundin abzuwehren. Anzumerken ist jedoch, dass nach gemeinsamen Abendansitzen mit Harun beim Rückweg in der Dunkelheit Prinz Pompasch immer darauf besteht, vorauszugehen, weil er selbst Angst hat, von hinten von Ungeheuern angefallen zu werden. Was er aber nie zugeben würde. Diesmal war aber erstens Lily mit dabei und zweitens war es heller Tag.
Die erste Station war ein umgestürzter Baumriese, in dessen Wurzelloch sie alle bequem Platz fanden. Harun deutete den Kindern, ab jetzt mucksmäuschenstill zu sein, die Ohren zu spitzen und sich nach Möglichkeit nicht zu bewegen.
Dann begann er mit leisem, zartem, langsamem Fiepen: „Fi“ - „Fi“ - „Fi“ - „Fi!“ – warten.
Dann wieder: „Fi“ - „Fi“ - „Fi“ - „Fi“ – und wieder warten. Lange. Aber nichts passierte. Kein Heranschleichen mit dem Haupt am Boden. Kein Heranprasseln mit heraushängendem Lecker. Kein plötzliches Auftauchen aus dem Nichts. Alles blieb still.
Jetzt begann Harun Ton auf Ton, laut und nahezu ohne Unterbrechung zu fiepen.
„Piä“, „Piä“, „Piä“, „Piä“.
„Piä“, „Piä“, „Piä“, „Piä“.
Aber nichts passierte. Kein Heranschleichen mit dem Haupt am Boden. Kein Heranprasseln mit heraushängendem Lecker. Kein plötzliches Auftauchen aus dem Nichts. Alles blieb still.
Das vergebliche Spiel wiederholte sich an weiteren Ständen. An solchen, die traditionell als nahezu sagenhaft sichere Blattplätze gelten, wo immer und sofort die Böcke springen, und an anderen, die generell aussichtslos sind. Harun wusste nur zu gut, dass es immer Tage gibt, an denen die Böcke springen, und solche, an denen sie es nicht tun. Heute schien so ein aussichtsloser Tag zu sein.
Lily Luftballon und Prinz Pompasch wussten das natürlich noch nicht und die anfangs vorhandene Anspannung der Kinder schlug um in beginnende Langeweile. Bei Lily stellte sich Durst ein, bei Prinz Pompasch Durst und Hunger und bei beiden wurden nunmehr auch die Gelsen zum Problem.
Mit enttäuschten Gesichtern traten sie blinzelnd aus dem Wald hinaus in die blendende Helle der offenen Landschaft. Und dann stand vor ihnen ein Bock in der prallen Sonne mitten auf einer kleinen Wiese und naschte von den Kräutern. Seelenruhig.
Harun kannte ihn vom Frühjahr her, hatte ihn aber seither nicht mehr vor sich gehabt. Ein richtiger Durchschwindler, der monatelang abtauchte und schwierig anzusprechen war. Eine geringe, wenn auch nicht uninteressante Trophäe mit ungerader Endenanzahl. Altersmäßig schwer einzuschätzen. Entweder war er zweijährig oder sechs. Oder irgendwo dazwischen. Jedenfalls passte er und war schussbar.
Als Harun das Dreibein aufstellte und sein Gewehr vorsichtig in Position brachte, wurden die Augen der Kinder groß und mit einem Mal war die Spannung in ihren Gesichtern wieder zurück.Harun musste diesmal nichts andeuten. Mit den Zeigefingern in ihren Ohren harrten sie gespannt der Dinge, die da kommen.
Als der Bock kurz sein Haupt hob und breit stand, ließ Harun fliegen. Der Schussknall breitete sich wie ein Donnerschlag fast körperlich über die angrenzenden Wiesen und Felder. Der Bock warf auf, als wollte er nach dem herannahenden Gewitter sehen, gab sich aber ansonsten völlig unbeeindruckt und äste weiter.
Hektisch repetierte Harun die nächste Patrone in den Lauf, das Absehen des Zielfernrohres saugte sich wieder auf das Blatt des Bockes; er drückte ab.
Dem Bock war die Sache nun doch nicht mehr geheuer, er machte eine kurze Wendung und sprang völlig unversehrt in hohen Fluchten ab.
„Sniper!“, lachte Prinz Pompasch hämisch, während Lily unpassend kicherte. Harun packte daraufhin die nackte Wut, er repetierte zornig die letzte Patrone aus dem Magazin in den Lauf und fuhr ein weiteres Mal auf. Der Bock verhoffte am Rand zum Wald jenen Bruchteil einer Sekunde, in dem der dritte Schuss fiel. Im Knall war er verschwunden.
„Sniper! Sniper!“ rufend, hüpften die beiden Kinder wie verrückt herum und lachten sich beinahe tot; sichtlich erfreut darüber, dass das Rehlein mit dem Leben davongekommen war.
Harun ließ sie einfach weiter herumhüpfen, lud zur Sicherheit eine neue Patrone in den Lauf und eine weitere ins Magazin und schlenderte langsam auf jene Stelle zu, an der der Bock verschwunden war. Er war sich seiner letzten Kugel sicher und genoss mit einem Mal wieder die Stimmung dieses heißen Sommernachmittages. Den beiden unerklärlichen Fehlschüssen würde er später nachgehen.
„Sniper! Sniper!“, hörte er Lily Luftballon und Prinz Pompasch im Hintergrund rufen.
Am Anschuss war reichlich Schweiß, und als Harun den längst verendeten Bock aus den Randsträuchern ins Freie zog, erstarb mit einem Mal das hämische Rufen der Kinder und sie stürmten herbei, um die Beute zu bestaunen und gemeinsam mit Harun Totenwacht zu halten.
Der Rehbock trat, versehen mit einem letzten Bissen und fürsorglich auf die Ladefläche des Pick-ups gebettet, flankiert von den beiden Kindern, seinen letzten Weg in die Kühlkammer an.
Bei aller Euphorie über die Erlebnisse dieses Nachmittages verweigerten Lily Luftballon und Prinz Pompasch jedoch – ihre Gesichter vor Ekel verziehend und rülpsend Übelkeit vortäuschend –
standhaft das von Harun zum gemeinsamen Abendbrot vorgeschlagene frische Rehhirn mit Ei und gerösteten Nieren. Man einigte sich schlussendlich nach kurzer, heftiger Diskussion auf Pizza. Mit Cola, aber ohne Musik.
Im Revier
Tierische Mischwesen
Vertreter verschiedener Tierarten und sogar Tiergattungen verpaaren sich viel häufiger miteinander, als man erwarten würde. Aus evolutionärer Sicht kann das sogar von großem Vorteil sein.
Waffe, Schuss & Optik
Rößler Signature: Jagdlicher Glücksbringer
Der Beurteilung einer Waffe haftet immer etwas Subjektives an, schließlich ist es das Ergebnis, das zählt. Die Reviererfahrungen mit der Rößler Signature gehen genau in diese Richtung. Sie schießt wie Gift und hat zu gutem Anlauf verholfen. Das anschließende Weidmannsheil ergibt sich daraus fast von selbst..
Im Revier
Bocksprünge und Wachstumsschübe
Wildkörpern von Jungtieren kann man jetzt beim Wachsen zusehen, Geweihen und Federn übrigens auch. Für Menschen ist es unvorstellbar, welch Potenzial hier zur Entfaltung kommt. Der Körper will aber auch trainiert werden, nur so steht er später für Höchstleistungen bereit.
Juni. Schlafen ist nicht. Zu kurz sind die Nächte, wenn man schon in der frühen Morgendämmerung draußen ist und erst im allerletzten Licht abbaumt. Die Dämmerung verläuft übrigens in drei Phasen: In der sogenannten „bürgerlichen“ Dämmerung kann man schon oder noch im Freien lesen; in der „nautischen“ ist der Horizont schon oder noch erkennbar und einige Sterne gerade noch oder schon sichtbar; die restliche Zeit bis zur oder ab der tiefsten Dunkelheit – so es die noch gibt – wird als „astronomische Dämmerung“ bezeichnet. Die Sonne steht dann in einem Winkel von
18 Grad unter dem Horizont. Wenn’s ums individuelle Schusslicht geht, bin ich demnach eindeutig eine Bürgerliche und mein Mann ein alter Seefahrer. Und Sie?
Inflationäres Wachstum
Die Sommersonnenwende bringt dann auch den allerlängsten Tag des Jahres. Und wenn wir schon bei den Superlativen sind – man sagt doch immer, das Geweih des Hirsches sei das am schnellsten wachsende Organ im Tierreich. Bis zu zwei Zentimeter pro Tag, mehrere Kilogramm Masse in weniger als fünf Monaten. Eigentlich würde der Hirsch dazu ein speziell zusammengesetztes, besonders reichhaltiges Futter benötigen. Dass es das in der Natur – in der wirklichen, ohne Zaun und Futtertrog – nicht spielt, sondern dass er die Bestandteile aus den übrigen Knochen seines Körpers abzieht, ist bekannt. In meinem Alter, wo man sich schon ein bisschen vor der Osteoporose fürchtet, macht es ein wenig neidisch, dass der Hirsch diese Vorräte problemlos wieder auffüllen kann. Auch dass das Zellwachstum im Geweihbereich so schnell wie im bösartigsten Tumor verläuft, aber schön geordnet und nur bis dorthin, wo es hingehört.
Was weniger in unseren Köpfen ist – auch andere Tierarten verfügen über überraschende Regenerationsleis-tungen. Seesterne zum Beispiel oder Eidechsen. Und, daran denkt man am wenigsten, weil es so selbstverständlich ist: Vögel! Der männliche Pfau – dessen natürliches Vorkommen wie das seines Verwandten, des Fasans, in Asien zu finden ist – legt gegen Ende des Sommers seine wunderbare, im Alter von fünf bis sieben Jahren bis zu zwei Meter lange Schleppe ab. In nur etwas mehr als einem halben Jahr ist sie in voller Pracht wieder da. Mit bis zu 100 Augenflecken, die der Abschreckung von Feinden und natürlich dem Punkten bei der Damenwelt dienen. Das bedeutet ein Wachstum von fast einem Zentimeter pro Tag, aber das bei hundert Federn gleichzeitig! Was für ein Energieaufwand! Ähnlich wie beim Geweih geht auch das Zellwachstum der Feder von einer gut durchbluteten Bildungszone aus. Je weiter nach außen, desto differenzierter sind die Strukturen, letztlich besteht die fertige Feder aus leblosem Keratin. Ist sie kaputt, kann sie nicht nachwachsen, es muss eine neue her. Der Austausch des gesamten Gefieders – die Mauser – vollzieht sich nach unterschiedlichen Zeitplänen. Der Stockerpel leistet sich eine Vollmauser, weil er die Flugunfähigkeit auf dem Wasser überbrücken kann. Das Habichtsweib erledigt die Rundumerneuerung am Horst, wo sie vom Terzel versorgt wird; der wiederum mausert kleinweise. Er muss flugfit bleiben. Der Auerhahn mausert jährlich alle Federn plus Balzstifte und Brocker, der Bartgeier braucht fünf Jahre, bis er sein gesamtes „Gewand“ erneuert hat.
Tägliches Training
Es gibt im Tierreich aber auch noch andere Vorderbeine, die der durchtrainierteste und bestbeschuhte Jäger nicht toppen kann. Gams- und Steinbockläufe. Von den „Schuhen“, sprich Schalen, haben wir schon zu Beginn des Jahres gesprochen. Solider Rand wie bei einem genagelten Bergschuh, gut haftende Gummisohle innen. Warum aber springen die berglerischen Kitze wie die Teuferln auf und nieder? Sie trainieren ihr Bindegewebe, ihre Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder. Und warum brechen sich die Alten nicht die Läufe, wenn sie mehrere Meter tief aus den Felsen springen? Eben deswegen. Muskeln dienen nicht nur der Bewegung, sondern auch dem Schutz der darunterliegenden Strukturen. Sehnen sind die Verbindung zwischen Muskeln und Knochen. Man kann sie sich wie besonders starke Gummibänder vorstellen. Bänder stabilisieren die Gelenke. Von der Reißfestigkeit und Elastizität dieser Bindegewebe hängt bei extremer Bewegung alles ab. Springt ein Gamsbock mehrere Meter in die Tiefe, so landen vielleicht 40 Kilo Körpergewicht mit hoher Beschleunigung auf den wenigen Quadratzentimetern seiner Schalen. Die Knochen müssen dabei eine extreme Stauchung aushalten. Das gelingt durch eine ausgeklügelte Bälkchenstruktur im Inneren, die sich im Laufe des Lebens stets nach der Belastung ausrichtet. Die beim Aufprall überdehnten elastischen Strukturen dürfen nicht reißen, sondern müssen sich – siehe Gummiband – sofort wieder zusammenziehen, um eine weitere Bewegung zu ermöglichen. Um Belastungen standzuhalten, muss das „Material“ trainiert werden. Je größer die zu erwartenden Herausforderungen, umso früher und aktiver wird trainiert. Dass sich Dachswelpen für ihr späteres recht beschauliches Dahin-dackeln und das muskelbetonte Graben mit dem Training etwas Zeit lassen und im Bau kuscheln können, liegt auf der Hand. Dass andererseits Gamskitze beim Spielen bisweilen den Eindruck tollwütiger Sprungfedern erwecken, verwundert in diesem Zusammenhang auch nicht. Was sehr wohl verwundern könnte, ist, wie Rehe in ihren doch sehr unterschiedlichen Lebensräumen zurechtkommen. Rote Elfen auf grazilen Beinchen und Ballettschühchen. Wenn man allerdings einmal gesehen hat, welchen Luftstand und welche Weitsprungrekorde ein flüchtendes Reh erreichen kann, wundert man sich nicht mehr.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagd heute
Gamswild im Wandel
Während der Gratgams zusehends unter Druck gerät, scheint sich der Waldgams weiter auszubreiten. Das lassen zumindest die Ergebnisse neuer Studien erwarten – auch im Hinblick auf den weiteren Klimawandel.
Veranstaltet vom Verein Grünes Kreuz, dem OÖ Jagdverband und der Steirischen Landesjägerschaft, fand am 19. April 2024 in der Forstfachschule Traunkirchen ein Gamswildsymposium statt. Mit dem „Gams im Wandel“ war das die Anschlussveranstaltung an die Tagung vor fünf Jahren.
Den gemeinsamen Lebensraum von Gams und Mensch vor Augen, bedarf es mittlerweile keiner eingehenden Expertise mehr, um zu erkennen, dass das sich ständig verändernde menschliche Freizeitverhalten und somit die Zunahme der Nutzungsintensität durch Erholungsuchende tiefgreifende Spuren beim Gams hinterlässt. Auch die mittlerweile immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und des damit zwangsläufig verbundenen Wandels in der (Gebirgs-)Forstwirtschaft wirken sich negativ aus. Ein Grund mehr, sich mit den geänderten Lebensumständen des Gamswildes auf den typischen Kalkstandorten näher auseinanderzusetzen.
Gämsen funktionieren dichteabhängig
Flurin Filli vom Schweizerischen Nationalpark präsentierte Ergebnisse der Langzeitforschung aus der Schweiz, bei der ganz klar zum Ausdruck kam, dass Gämsen sich immer nur bis zu einer Kapazitätsgrenze hin entwickeln und die Bestände dann durch harte Winter oder Krankheiten zumindest teilweise in sich zusammenbrechen. Wo diese Grenzen verlaufen, ist dabei nicht immer klar. Erforscht wurde das unter anderem mithilfe von 200 markierten Gamsgeißen, bei denen die Zuwachsleistung ermittelt wurde. Diese ändert sich demnach kaum, allerdings nimmt die Sterblichkeit bei Jahrlingen in unbejagten Gebieten bei hohen Dichten zu. Problematisch ist hier die große Konkurrenz zu Rot- und Steinwild zu sehen, was deutlich im Hornwachstum sichtbar wird. Gämsen müssen auf Äsungsflächen mit weniger und vor allem geringwertiger Äsung auskommen. Die Kapazitätsgrenze für Gamswild sinkt dadurch langfristig ab, wobei Filli betonte, wie wichtig Langzeitforschung für so langlebige Tierarten wie den Gams ist.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.
Im Revier
Wenn es heiß wird
Es ist Hochsommer und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel. Über den Feldern steht die Hitze und die Luft flimmert. Kleine Wasserstellen und Pfützen, die sich im Frühjahr gebildet haben, sind längst ausgetrocknet. Für unser heimisches Wild bedeuten diese Verhältnisse eine Art Notzeit.
Waffe, Schuss & Optik
Krontec OR50: Aus der Mitte
Die Krontec Maschinenbau GmbH aus dem bayerischen Obertraubling fertigt seit über 30 Jahren Präzisionsbauteile für Motorsport, Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik. Das Know-how hinter diesen Produkten fließt nun auch in die Produktion von innovativen Schalldämpfern ein.
Im Revier
Jagdbetrieb Pannatura Esterhazy Betriebe AG: Die Nacht gehört den Wildtieren!
Die Legalisierung des Einsatzes von Nachtzieltechnik wird immer mit der drastisch notwendigen Reduktion von Schwarwild in Verbindung gebracht. Matthias Grün von der Esterhazy Betriebe AG kann dieser Argumentation nichts abgewinnen. Für ihn ist Schwarzwild keine Problemwildart, die es zu bekämpfen gilt, und die Nachtjagd kein adäquates Mittel zur Bestandesreduktion.
Esterhazy ist der größte private Jagdanbieter Österreichs. Auf rund 40.000 ha wurden ungefähr 120 Jagdgebiete mit einer durchschnittlichen Größe von 280 ha festgelegt. Das Jahresentgelt dafür liegt im Mittel bei € 18.500,-. Schwarzwild zählt dabei zu den beliebtesten Wildarten der dort Jagenden – deutlich vor Reh- und Rotwild. Die Jahresstrecke von 1.700 Sauen ist ein Beleg dafür. Den Jagdkunden geht es dabei aber nicht nur darum, Strecke zu machen. Die Ruhe im Revier ist laut einer Befragung eine der wichtigsten Triebfedern für die Jagdausübung. Die Esterhazy-Jäger geben sich dabei durchaus selbstkritisch und sind sich bewusst, dass die Jäger selbst Störfaktoren im Revier sind und dass die Nachtjagd hier besonders heraussticht.
Zudem hat sich der Jagdbetrieb Pannatura ein Leitbild gegeben, in dem es um einen bewussten Umgang mit dem Wildtier geht. An erster Stelle stehen die weidgerechte Ausübung der Jagd und der verantwortungsvolle Umgang mit dem Wild. Weiters geht es darum, für die gesamte Tierwelt ausreichend Ruhe und damit ungestörte Rückzugsräume zur Verfügung zu stellen sowie den Bestand einer artenreichen Tierwelt zu sichern, durch Biotophegekonzepte und lebensraumverbessernde Maßnahmen die Biodiversität zu erhalten sowie einen Beitrag für den Natur- und Artenschutz zu leisten. Es gilt aber auch, die jagdliche Tradition zu wahren und gemeinsam mit den Partnern die Jagd stetig weiterzuentwickeln. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, will man aktiv für die Jagd eintreten, Kooperationen mit namhaften Forschungseinrichtungen eingehen und zukunftsweisende wissenschaftliche Projekte umsetzen. Unterm Strich läuft das darauf hinaus, dass der Einsatz von Nachtzieltechnik mit dem Leitbild nicht in Einklang zu bringen ist.
Nein zur Nachtzieltechnik
Die Gründe für das klare Nein zur Nachtzieltechnik bei der Jagd auf Schwarzwild liegen für Matthias Grün klar am Tisch. Der Nachweis einer nachhaltigen Reduktion ist bislang nicht gelungen, vielmehr kommt es zu Verlagerungseffekten, was anhand von Schwankungen in der Jagdstreckenstatistik klar festzumachen sei ...
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagd heute
Auerhahnen im Schwarzwald: Rückgang mit Hoffnung?
Außerhalb der Alpen gibt es in Zentraleuropa nur wenige Restvorkommen mit Auerwild. Eines davon befindet sich im Schwarzwald. Auf kleinstem Raum kann die Wildbiologie hier versuchen, Ursachen für einen weiteren Rückgang zu eliminieren und neue Besiedlungsanreize zu schaffen.
Als Charakterart heimischer Bergwälder ist das Auerhuhn bei uns in Österreich bekannt. Der Anblick von Auerwild im eigenen Revier, vielleicht sogar einer Balz, kann jeden Jäger mit Stolz erfüllen, zeugt es doch von biodiversen, intakten Lebensräumen. Diese sind meist lichte Nadel-Mischwälder mit ausgeprägter Kraut- und Strauchschicht mit Heidelbeerarten und der dazugehörigen Insektenfauna.
Auch im Naturschutz kommt dem größten der heimischen Raufußhühner eine wesentliche Rolle zu. Auerhühner reagieren sensibel auf ihren Lebensraum. Das heißt, wenn sich etwas zum Negativen ändert, dann sind die lokalen Auerhuhnbestände meist schnell und stark davon betroffen. Als sogenannte Indikatorart fungiert es deshalb wie ein ökologischer Kontrollzeiger – ändern sich die Bedingungen im Lebensraum, reagiert das Auerhuhn. Das funktioniert auch umgekehrt. Wenn wir Maßnahmen rund ums Auerhuhn planen und umsetzen, so fördern wir damit das gesamte Ökosystem der biodiversitätsreichen lichten Nadelwälder.
Auerhühner in Europa
Das Auerwild hat generell ein großes Verbreitungsgebiet, wobei die größten Areale in den weitläufigen Wäldern der sibirischen Taiga zu finden sind. Innerhalb Europas ist die Situation schon etwas komplizierter. Als eiszeitliche Reliktart folgt die europäische Verbreitung des Auerhuhns weitestgehend den borealen Nadel-Mischwäldern, die wichtigsten Areale sind in den Alpen zu finden. Zentraleuropäische Bestände existieren aber nach wie vor, vor allem in größeren zusammenhängenden Wäldern wie dem Bayerischen Wald. Das große Problem solcher Populationen ist die Verinselung. Diese Bestände sind abgeschnitten, die nächsten Populationen sind zu weit entfernt für den doch recht standorttreuen Vogel. Einzelne Individuen können durchaus Distanzen zwischen 20 und 30 km zurücklegen, in der Regel allerdings wird von einer Ausbreitungsdistanz von ungefähr 5 bis 10 km ausgegangen. Zudem muss für wanderfreudige Hühner auch die Landschaft zwischen den Kernlebensräumen ein Minimum an Lebensraumqualität bieten, um die Wanderung zu ermöglichen – und das fehlt meist in der intensiven Agrarlandschaft. So kommt es, dass die Auerhuhnforschung in Zentraleuropa sich meist mit verinselten Beständen auseinandersetzt und gerade die Genetik großgeschrieben wird. So auch im Schwarzwald, in dem der Fokus bereits seit Jahrzehnten auf dem Auerhuhn liegt.
Eine Schwarzwald-Story
Der Schwarzwald ist ein knapp 1.500 m hohes Mittelgebirge in Baden-Württemberg, im Südwesten Deutschlands. Bekannt durch Schinken und eine hervorragende Mehlspeise, war und ist der Schwarzwald aber vor allem durch die dortige Forstwirtschaft wirtschaftlich bedeutend. Wirtschaftszweige wie die Köhlerei oder Glasmacherei waren historisch von hoher Wichtigkeit. Auch der Export nach Holland zwecks Schiff- und Städtebaus war von immenser Bedeutung, wie der Begriff „Holländer“ für starkes Rundholz in beachtlichen Dimensionen von 30 m Länge und mindestens 40 cm Durchmesser am schmalen Ende beweist. Ganze Stadtteile Amsterdams stehen auf Schwarzwälder Tannen und Fichten.
Diese intensive forstliche Nutzung, vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, gepaart mit Phänomenen wie der Streunutzung, hatte positive Auswirkungen auf die Lebensraumqualität für Auerhühner. Die lichten Bestände, die übrigen alten Baumindividuen, die sauren Böden und das viele durchdringende Licht erzeugten ideale Bedingungen. Um 1900 wurden an die 3.800 balzende Hahnen gezählt, diese Zahl stellt vermutlich den historischen Höchststand dar. Im 20. Jahrhundert jedoch unterlag die Forstwirtschaft im Schwarzwald einem Wandel. Zunehmende Intensivierung, höhere Stammzahlen, mehr Holzvorrat und vieles weitere führten zu einer Verdunkelung im Wald. Gerade in den letzten Dekaden stellt zudem die zunehmende touristische Nutzung des Schwarzwaldes einen weiteren beeinflussenden Faktor dar. Damit einher ging ein rapider Einbruch der Auerhuhnpopulation. Wurden um 1950 noch 1.200 bis 1.300 Auerhahnen gezählt, fiel diese Zahl mit dem Beginn der genauen Balzplatzzählungen 1971 bereits auf nur mehr 570 balzende Hahnen. Eine jährliche Balzplatzzählung gibt es seit 1983, diese bezeugt den weiteren Rückgang auf das bisher niedrigste Zählergebnis im Jahr 2022 mit 97 balzenden Hahnen. Ein kleiner Anstieg Anfang des 21. Jahrhunderts ist vermutlich auf die Sturmereignisse Vivian (1990), Wiebke (1990) und Lothar (1999) zurückzuführen, die zwar offene Lebensräume schufen, schlussendlich aber keine langfristige Veränderung brachten. Die aktuellen Zählungen aus dem Jahr 2023 haben nun mit 106 Hahnen erstmals wieder mehr Hahnen als im Vorjahr bestätigt. Und während dieser Hoffnungsschimmer für die Motivation und Durchführung von Erhaltungsbemühungen wesentlich ist, so ist er noch längst kein Nachweis einer Trendumkehr.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.
Im Revier
Wolf, Hund oder beides?
Aktuell stehen in Europa 22.000 Wölfen mehrere Millionen frei lebende Hunde gegenüber. Paarungen zwischen den beiden Arten sind nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Für Wölfe ergibt sich daraus aus Sicht des Artenschutzes ein Problem.
Waffe, Schuss & Optik
Sauer 101 Silence GTI: Volles Rohr
Mit ihrem ergonomischen Schichtholz-Lochschaft und dem neuen Integralschalldämpfer mit Außen- und Innenrohr aus Titan wartet die S 101 Silence GTI im Kaliber 8,5x55 mit aufsehenerregenden Eigenschaften auf. Wo sie ihre Stärken ausspielt, zeigte unser Langzeittest.
Im Revier
Durch gezielten Jagddruck Verbiss vermeiden?
Ansteigende Rehwilddichten in den letzten Jahrzehnten erhöhten nicht nur die Jagdstrecke, sondern auch den Verbisseinfluss auf den Wald und dadurch das Konfliktpotenzial zwischen Forst und Jagd. Eine neue Studie der BOKU hat sich dieser Thematik gewidmet und zeigt, wie sich die räumliche Verteilung des Jagddrucks auf die Verbisssituation auswirken kann.
Ein genereller Anstieg der Schalenwilddichten kann in den Kulturlandschaften Europas schon länger beobachtet werden. Dabei kommt dem Rehwild als einer der häufigsten Schalenwildarten eine besondere Bedeutung zu. Denn mit dem Anstieg der Bestände steigt auch deren Einfluss auf verschiedene Landnutzungsformen. Obwohl Rehe besonders gerne Waldrandbereiche besiedeln, sind sie dank ihrer Anpassungsfähigkeit in einer großen Bandbreite an Lebensräumen zu finden. Dementsprechend ist das Rehwild ein typischer Anblick von den Feldern in niederen Lagen über waldreiche Gebiete bis hin ins Gebirge.
Verbiss durch Rehwild
Als „Gourmet des Waldes“ hat das Rehwild klare Vorlieben in seiner Ernährung, man spricht vom Konzentratselektierer. Das heißt, dass Rehwild speziell nach leicht verdaulichen, nährstoffreichen und faserarmen Pflanzenteilen sucht. Attraktive Nahrung finden Rehe dabei häufig in den Knospen, Blättern und Trieben der heimischen Laub- und Nadelbäume. Wird ein solcher Trieb verbissen, kann dies die weitere Entwicklung des Baums nachhaltig beeinträchtigen. Vor allem der Terminaltrieb, also der Leittrieb, bestimmt das Höhenwachstum. Am Leittrieb verbissene Bäume reagieren je nach Art unterschiedlich, wobei als Reaktion das Aufstellen eines oder mehrerer Ersatztriebe oder das Ausbilden sogenannter Kollerbüsche durch flächige Verbuschung der Seitentriebe, besonders bei Fichten, häufig zu beobachten ist. Ist der Verbissdruck auf einer Fläche groß, kann dies zur Beeinträchtigung der Funktionen des Waldes führen. Starker Verbiss behindert dabei die Verjüngungsdynamik, die Baumartenmischung durch den selektiven Verbiss beliebter Arten und nicht zuletzt die Holzqualität. Je nach Waldfunktion können somit die ökonomischen, ökologischen oder soziokulturellen Ziele des Waldes gefährdet sein und der Verbisseinfluss damit zum Problem werden. Dabei muss festgehalten werden, dass ein ansteigender Verbissdruck einerseits durch höhere Wildbestände, andererseits aber auch durch die Ausgestaltung der Landschaft, der Waldstruktur und weitere Faktoren bedingt sein kann. Die sogenannte Verbissdisposition beschreibt dabei die Anfälligkeit von Waldbeständen gegenüber Verbiss. Sie hängt unter anderem auch von Faktoren wie dem Bewaldungsprozent, der Verteilung von Waldinseln in der Fläche oder der Ausgestaltung der Waldverjüngung ab. Die flächige Modellierung der Verbissdisposition ist aufgrund der vielen Einflussfaktoren gar nicht so einfach, derzeit laufen dazu Projekte am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien. Die Wilddichte ist demnach nur einer von mehreren Faktoren, die zur Entstehung von Verbiss beitragen.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Praxiswissen für Revierbetreuung
Fütterungen für Hühnervögel im Revier
In ihren naturnahen Lebensräumen benötigen Feldhühner und Wildvögel keine Fütterung. In der ausgeräumten Kulturlandschaft ist das anders. Ohne eine gewisse Zuwendung sinkt die Besatzdichte weiter ab. Was es beim Bau und der Anlage von Schütten, Futterspiralen und Co. zu beachten gilt, hat Wildmeister Matthias Meyer für uns zusammengefasst.
Jagderlebnis
Die Mähnenspringer vom Mosorgebirge
Steil steigen die Flanken des kroatischen Küstengebirges entlang der Südadria empor. Der schroffe und karge Lebensraum ist Heimat von Mufflons und Mähnenspringern. Hinter der aus Afrika stammenden Ziegenart steckt eine bewegte Geschichte mit noch offenem Ausgang ...
Als Jäger stellt man sich bei Urlaubsreisen an die kroatische Adria oftmals die Frage, welche Wildtiere in den küstennahen Karstbergen leben und ob beziehungsweise wie sie dort bejagt werden. Obwohl die trockene Schroffheit der Kalkfelsen eine gewisse Unwirtlichkeit ausstrahlt, lässt die samtiggrüne Vegetation der Macchia reges Leben vermuten.
Ein in mehrerlei Hinsicht spannender und landschaftlich reizvoller Lebensraum ist das Mosorgebirge in Dalmatien. Der kompakte Gebirgszug ist parallel zur Küste ausgerichtet, liegt in der Region Split und erhebt sich hinter der Stadt Omiš auf 1.339 Meter über dem Meeresspiegel. Untrennbar mit der Jagd in Mosor verbunden ist die Person Miro Stjepan Olujić. Die Biografie des gebürtigen Kroaten ist gleichermaßen umfassend wie beeindruckend. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam er in der Region Slawonien im heutigen Osten Kroatiens zur Welt, zog aber in frühen Kindesjahren mit seinen Eltern nach Dalmatien, wo er nach seinen Ausbildungsjahren an der touristischen Entwicklung des ehemaligen sozialistischen Jugoslawien wesentlich mitgestaltete.
Wir treffen Miro Anfang November nach einer fünfstündigen Autofahrt im kleinen Örtchen Gata am südlichen Ende des Mosorgebirges in einem Café. In den kommenden drei Tagen sollten wir durch Miro und weitere seiner Landsleute tiefe Einblicke in die Natur Dalmatiens, die Jagd und die Bevölkerung bekommen.
Im Jahre 1999 hat Stjepan Miro Olujics Firma, Dalmacijalov d.o.o., vom Landwirtschaftsministerium das staatliche Jagdgebiet Mosor, mit einer Ausdehnung von 12.000 ha, zur jagdlichen Bewirtschaftung gepachtet. Die Region ist sehr unzugänglich und von den vielen ehemaligen historischen Dörfern zeugen heute nur mehr Ruinen aus Kalkstein sowie die typischen Legesteinmauern. Einen Wald im klassischen Sinn gibt es hier nicht. Die Macchia befindet sich gerade im Übergang zu einem Niederwald, ein Bewuchs mit vielen mediterranen Baum- und Straucharten, die übermannshohe, undurchdringbare Bestände bilden, in denen Wildschweine herrliche Einstände vorfinden. Die Früchte der Stein- und Flaumeichen stellen hier überwiegend ihre Hauptnahrung dar. Dennoch hält sich die Vermehrung der Wildschweine auf einem relativ niedrigen Niveau. Etwa 70 bis 80 Stück kommen im Revier jährlich zur Strecke, überwiegend auf der Einzeljagd durch einheimische Jäger.
Biologie der Mähnenspringer: Mähnenspringer stammen ursprünglich aus dem nördlichen Afrika. Das Verbreitungsgebiet reicht von Marokko und der Westsahara bis Ägypten und in den Sudan. Sie wurden zum Zwecke der Jagd im frühen 20. Jahrhundert in Nordamerika in den Bundesstaaten Texas und Kalifornien erfolgreich ausgewildert, während sie in ihren ursprünglichen Lebensräumen vom Menschen beinahe ausgerottet wurden. Ihr angestammter Lebensraum sind Wüsten und Halbwüsten. In Europa wurden sie auch in Spanien und Portugal ausgewildert, wo sie noch heute lokale stabile Populationen bilden. Namensgebend sind die langen Haare an der Kehle, die sich auf die Brust und manschettenartig um die Vorderläufe herum erstrecken und manchmal bis zum Boden reichen. Bei den Männchen sind die Kehlhaare deutlicher ausgeprägt. Mähnenspringer erreichen eine Länge von 1,3 bis 1,7 Metern und eine Schulterhöhe von 75 bis 110 Zentimetern. Männchen wiegen 100 bis 145 Kilogramm und sind somit deutlich schwerer als Weibchen, die 40 bis 70 Kilogramm auf die Waage bringen. Beide Geschlechter tragen Hörner, die der Männchen werden jedoch größer. Sie krümmen sich halbkreisförmig über dem Rücken und können bis zu 85 Zentimeter lang werden, bei Weibchen bis zu 50 Zentimeter. In der freien Wildbahn erreichen sie ein Alter von 15 bis 20 Jahren, können aber bis 25 Jahre alt werden.
Mufflons und Mähnenspringer als begehrte Trophäenträger
In den felsigeren Bereichen leben zwei weitere Schalenwildarten, die bejagt werden. Während das Mufflon als Wildschaf weit über Europa bekannt ist, stellt der Mähnenspringer einen Exoten dar, der sich zoologisch weder eindeutig den Ziegen noch den Schafen zuordnen lässt, sondern neuerdings laut Fachleuten eine eigene Gattung namens Ammotragus darstellt. Grundsätzlich sind die Tiere aber den Ziegen ähnlicher als den Schafen.
Die Besonderheit des Reviers Mosor stellen die bis zu 130 kg schwer werdenden Mähnenspringer dar, an deren heutigem Vorkommen Miro nicht ganz unbeteiligt war und ist. Sie stammen ursprünglich aus dem nördlichen Afrika, sind aber bereits durch die Römer weit in die mediterranen Teile Europas und Asiens gesiedelt worden (siehe Kasten Seite 59). Während der Naturschutz im heutigen Kroatien Mähnenspringer als Neozoen einstuft, setzt sich der nationale Jagdverband aktiv für die Anerkennung als autochthone Wildart ein und fordert klare Managementpläne mit Schon- und Jagdzeiten.
Massives Wolfsvorkommen
Beim Bau der Autobahn Zagreb-Dubrovnik, die auf der Nordostseite des Mosor verläuft, wurden einige Wildbrücken installiert, die heute weiträumige Wanderungen von Großraubwild ermöglichen. Während Braunbären eher sporadisch vorkommen, drückt der Wolf aus dem nahe gelegenen Hinterland über die Grenzen Bosniens massiv bis zur Adriaküste herein. „Obwohl Mufflons und Mähnenspringer beide gute Kletterer sind und die steilsten Regionen des Gebirges bewohnen, können sich die Mähnenspringer wesentlich besser gegenüber dem Wolf behaupten“, erklärt uns Miro bei der Fahrt ins Revier. Ihre schlechte Feindvermeidungsstrategie hat dazu geführt, dass sich die Population der Mufflons in den letzten Jahren von 350 auf etwa 50 Stück reduziert hat. „Mähnenspringer sind eher wie Steinböcke und klettern bei Gefahr direkt in die Felswände, da muss der Wolf klein beigeben.“
Miro lenkt seinen Duster sicher über die schmalen, kurvigen Bergstraßen auf der Südwestseite des Gebirges. Wir werden in wenigen Minuten einem Jagdführer anvertraut, der mit uns an diesem bewölkten und leicht regnerischen Novembertag in die Berge aufsteigen wird. Wir fragen Miro noch im Auto, ob hier die Hornotter, Europas giftigste Schlange, vorkommt. In Miros Antwort steckt der Humor eines echten Dalmatiners: „Schlange kann immer wo sein, aber mehr Angst müssen Sie vor den nassen Steinplatten haben.“ Wir haben die Botschaft verstanden: Immer wachsam sein, wohin man im Gebüsch steigt und greift, aber das Wichtigste ist ein sicherer Tritt.
Der erste Anblick
Am Ende der schmalen Bergstraße wartet Michael auf uns. Michael ist ein ehemaliger US-Elitesoldat, Mitte dreißig und scheint topfit zu sein. Er hat sich bei seiner Stationierung in Deutschland zwischen zwei Auslandseinsätzen in eine Kroatin verliebt, heute lebt er mit ihr und dem gemeinsamen Sohn unweit von Split. Michael ist einer von Miros jungen Jagdführern, die nicht nur Jagdgäste betreuen, sondern auch rund ums Jahr die Abschüsse von Sauen und überzähligen Mähnenspringern in dem schroffen Gebirge tätigen.
Jetzt am frühen Nachmittag nehmen wir erstmals die atemberaubende Kulisse wahr. Der leichte Nieselregen hat aufgehört, die Sonne blinzelt durch die dunklen, tief stehenden Wolken auf das glatte Meer. Wir schauen von etwa 400 Meter Seehöhe Richtung Westen, vor uns liegen zum Greifen nahe die Inseln Brač und Šolta. Die feuchte Macchia verströmt einen intensiv würzigen Geruch. „Gehen wir los, wir müssen noch hoch hinauf“, fordert Michael uns auf, ihm zu folgen. Wir fädeln zuerst in einen schmalen markierten Fußweg ein, ehe wir diesen nach kurzer Zeit verlassen und direkt in die Pampa abbiegen. Das gläserne Klirren beim Gehen auf dem grauen Kalkschotter ist laut, was unsere Befürchtungen, einer Viper zu begegnen, schnell zerstreut. Wir kämpfen uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Anfangs war der Bewuchs noch dicht und mannshoch, mit steigender Höhe wird er lichter und kurzwüchsiger. Die Strategie von Michael sieht vor, zunächst an Höhe zu gewinnen, um dann, gegen die Hauptwindrichtung seitwärts pirschend, eine gute Sicht in die steil abfallenden Rinnen zu haben. Es fällt aufgrund der beeindruckenden Kulisse schwer, die Sinne fürs Jagen zu schärfen. Ständig ist man in Versuchung, mit dem Handy die Lichtstimmungen festzuhalten, die die bereits tief stehende Sonne auf den Meereshorizont zaubert. Michael dreht sich plötzlich mit dem gestreckten Zeigefinger über seinen Lippen zu uns um und deutet in eine steile Schotterrinne. Auf gut 150 Meter steht ein kleiner Trupp von Mähnenspringern. Es sind zwei ältere Geißen mit drei jüngeren Stücken, die aber keine Kitze mehr sind. Michael schätzt sie auf etwa eineinhalb Jahre. Wir sind auf ein Kitz aus, auch eine nicht führende Geiß würden wir nehmen, was jedoch bei diesem Rudelwild nicht so einfach festzustellen ist. Die ältere Geiß wirft plötzlich misstrauisch auf und der Trupp zieht, einem Wechsel folgend, quer von uns weg, ehe sie, ohne haltzumachen, zwischen Felsen und Büschen abtauchen. Für diesen Tag sollte das unser einziger Anblick bleiben und wir genießen den Abstieg mit Blick auf die im Meer untergehende Sonne.
Die Sache mit dem Naturschutz ...
In der urigen Konoba unserer Unterkunft im Örtchen Gata knistert das Grillfeuer, auf dem Dragana, die gute Seele des Hauses, bereits herrlich duftende Schweinskoteletts wendet. Miro hat zum gemeinsamen Abendessen einen wichtigen Gast eingeladen. Brankica Šošić hat vor dem Balkankrieg in Sarajevo Forstwirtschaft studiert. Sie leitet heute das Department für Forsteinrichtung der staatlichen Forstverwaltung in Split und hat, beruflich bedingt, tiefe Einblicke in die Entwicklung der Vegetation vor Ort. Brankica kommt schnell zum Kernproblem im Naturschutz: „Wir haben in den ländlichen Gebieten hier überall damit zu kämpfen, dass die ehemaligen Kleinlandwirtschaften praktisch alle weg sind. Niemand führt mehr Schafe, Ziegen und Rinder auf die Weidegebiete, auch wegen der vielen Wölfe. Aktuell entwickeln sich in der Region Split und auf den dazugehörigen Inseln die ehemals offenen Flächen zwischen den Steinmauern in Niederwälder. Die Aleppokiefer zusammen mit der Steineiche bildet dichte Bestände und verdrängt Bodendecker, wie etwa den wilden Salbei und Thymian, die für viele Insekten eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.“ Miro wirft ein, dass unter dieser Entwicklung vor allem das Steinhuhn sehr leidet, weil es die offenen Flächen mit niedrigem Strauchbewuchs benötigt. Niemand wird diese Flächen mit der Motorsäge frei halten können, ein gezieltes Niederbrennen ist auch sehr problematisch und nicht vorgesehen. Somit wären die Wiederkäuer die einzige Möglichkeit, der flächenhaften Verbuschung etwas entgegenzusetzen. Jetzt ist Miro emotional und voll in seinem Element: „Doch während der europäische Naturschutz bei uns aufwendige Projekte mit Beweidung fördern möchte, die auf der Fläche nichts bringen und die sich sowieso keiner mehr antut, fordert er zeitgleich von uns, die Mufflons und Mähnenspringer aufzugeben, beispielsweise sie schutzlos vom Wolf auffressen zu lassen. Das ist doch vollkommen unverständlich!“
Das weitverbreitete Problem wird ersichtlich: Eine nachhaltige Jagdwirtschaft inklusive Beutegreiferregulierug wird in Naturschutzangelegenheiten auch hier am Balkan nicht als Partner miteinbezogen, um einfache und pragmatische Lösungen zu finden.
Dieser gemeinsame Abend mit Miro, Brankica und ihren Jägern gewährte uns noch weitere tiefe Einblicke, wie eng sie alle mit der Natur, der Landnutzung und der Jagd in ihrer Region verbunden sind.
Goran der Antiheld
Der nächste Tag war dermaßen verregnet und stürmisch, dass nicht einmal der Hund einen Fuß vor die Tür setzen wollte und wir uns die Zeit mit einem ausgedehnten Besuch des Küstenstädtchens Omiš vertrieben. Jetzt im November teilte man sich die wenigen geöffneten netten Strandcafés nur mit den Einheimischen.
Am dritten Tag der Reise holte uns Goran nach dem Frühstück ab. Das Wetter schickte sich an zu bessern, aber immer noch zogen von Süden dicke Wolkenbänder mit kurzen Regenfällen heran. Goran ist wie Michael Mitte dreißig, Lkw-Fahrer und begeisterter Jäger, der mehrere Bracken leidenschaftlich für die Saujagd führt. Auch er übernimmt für Miro auf dem Mosor die Gästeführung und hilft beim Abschuss von überzähligem Wild mit, wie er uns in passablem Englisch erzählt. Etwas nördlicher als am ersten Tag will Goran heute mit uns im Revier unser Glück versuchen. Der Aufstieg zwischen Buschwerk und Felsen gestaltete sich anspruchsvoll. Bei kleinen Blößen machten wir halt und glasten die Schotterrinnen und darüberliegenden Felswände nach Wild ab. Auf meine Frage, wie weit hier in der Regel geschossen würde, antwortete Goran pragmatisch: „Leider oftmals zu weit. Die Jäger unterschätzen die Steilheit und den Wind, der hier praktisch immer die Felsen entlangstreicht. Mit etwas Geduld und Geschick kommt man aber gut ans Wild heran.“
Goran selbst führt einen einfachen Repetierer im Kaliber 8 x 57 IS mit preisgünstigem Zielfernrohr. Alle zwei, drei Jahre muss er es tauschen, weil es beim Hantieren in dem felsigen Gelände einfach nicht länger halten kann. Und seine Schießdistanz legt er bewusst nicht über 160 Meter hinaus, weil er sich bis zu dieser Entfernung auch keine Gedanken über den Wind machen muss. Diese klaren Ansagen Gorans sind im Vergleich zu manchen „Weitschusshelden“ im Heimatland eine wohltuende Abwechslung.
Roter Schweiß auf hellgrauem Fels
Am frühen Nachmittag – die Sonne hatte sich durchgesetzt – erreichten wir hoch oben in den Felsen einen Punkt mit weiter Aussicht. Von dort aus sahen wir links von uns, mehrere Hundert Meter auf gleicher Höhe entfernt, eine Gruppe Mähnenspringer. Zügig pirschten wir – nein, kletterten wir – Felsrinne um Felsrinne den fahlgelben Tieren entgegen. Goran deutete auf ein etwas abseits stehende Geiß, neben der eng ein etwa einjähriges Kitz an Zweigen äste ...
Jetzt fielen mir Miros Worte wieder ein auf meine Frage, wie er Mähnenspringer am liebsten zubereite: „Am besten schmeckt Kitz am Grill. Und noch besser, wenn es nach dem Schuss erst gar nicht kalt wird, also schnell auf den Rost kommt.“
Goran nickte mir zu und mein Auge ging ans Zielfernrohr. Der Knall meiner .308 ließ mich heftig erschrecken. In Kroatien sind Schalldämpfer nicht erlaubt und mir wurde überraschend bewusst, dass ich schon einige Jahre keinen Büchsenschuss mehr ohne Schalldämpfer abgegeben hatte. Vom Knall irritiert, erfasste ich die Situation wieder, sah die Geiß mit etwa fünf weiteren Stücken flüchten und das Kitz eine Felsplatte herunterrutschen.
Einprägsam war das Aufbrechen mit gleichzeitigem Blick auf das Meer. Die rote Arbeit war sprichwörtlich, weil sich der helle Schweiß so markant vom grauen Felsen abhob. Goran band mit Schnüren jeweils den Vorder- und den Hinterlauf zusammen und schulterte das Kitz wie einen Rucksack. Gemeinsam starteten wir glücklich den Abstieg.
Mähnenspringerkitz vom Grill
Vieles von der Jagdbeute des Mosor wird in einem Hinterhof noch körperwarm gehäutet und zerwirkt. Miro nimmt das Wildbret in die Großstadt Split mit, wo es unter Freunden und Bekannten reißenden Absatz findet. Auch mit meinem Kitz fahren wir auf den Hof von Maria, wo Michael gerade dabei ist, eine mittelalte Geiß zu zerwirken. Es werden eingelegte Oliven, Käse und Schinken gereicht, dazu gibt es regionalen Weißwein. Katzen tummeln sich um Knochen und es wird lauthals palavert; man saugt das ursprüngliche, einfache Balkanfeeling auf. Und Miro sollte recht behalten: Das frische Fleisch des Mähnenspringerkitzes vom Holzgrill war mit Abstand das Köstlichste, was ich seit Langem gegessen hatte.
In eine ungewisse Zukunft ...
Der Bestand der Mähnenspringer im 12.000 ha großen Mosorgebirge ist mit ziemlich genau 250 Stück taxiert. Die Reproduktion der Geißen ist sehr hoch. Fast die Hälfte der Mähnenspringerziegen setzen zwei oder sogar drei Kitze und können rasch wieder aufnehmen. Trotz dieses rein rechnerisch hohen Zuwachses im Gesamtbestand werden auf dem Mosor in den letzten Jahren nur mehr etwa 20 Stück erlegt, den Rest holen sich die Wölfe. Miro und seine Jäger auf dem Mosor blicken also ungewiss in die Zukunft. Nicht nur der Wolf, sondern auch die massive Verwaldung mit dem einhergehenden Artenverlust bereitet ihnen großes Kopfzerbrechen.
Ing. Martin Ossmann
Waffe, Schuss & Optik
Klemmen oder schrauben?
Die Halterung des Vorsatzgerätes am Zielfernrohr ist eine seiner Schwachstellen. Da stellt sich die Frage, was besser ist: Es mit einem Adapter zu klemmen oder es über ein Gewinde anzuschrauben?
Im Revier
Arten kommen und gehen
Erdgeschichtlich gesehen, sind Arten immer schon in neue Lebensräume aufgebrochen und daraus wieder verschwunden. Neu ist, dass das mit Zutun des Menschen beschleunigt wird. Dabei misst dieser mit zweierlei Maß: Was ihm nützt, duldet er. Der Rest wird bekämpft.
Wer sich heute auf die Jägerprüfung vorbereitet, wird mit Begriffen wie Neozoen, Neophyten und vielen anderen Fremdwörtern konfrontiert, die vor einem halben Jahrhundert das „gemeine Volk“ kaum kannte und die es auch nicht sonderlich interessierten. Inzwischen begegnen wir ihnen auf Schritt und Tritt. Gedanken machen wir uns eher selten über sie. Das sollten wir jedoch, schließlich gehören wir zu den Betroffenen.
Begonnen hat dieser Planet vor mehr als vier Milliarden Jahren, doch erst nach und nach sank die Temperatur langsam auf unter 100 Grad. Für Ratten, Rotkehlchen und Kronenhirsche war das immer noch zu warm. Lange hat es gedauert, bis erstes primitives Leben entstand. Arten kamen und verschwanden wieder. Eine Entwicklung wie heute in der Automobilindustrie setzte ein: Die Modelle wurden komfortabler, teurer und kurzlebiger. Immerhin tummelten sich irgendwann in Mitteleuropa schon einmal Säbelzahntiger, Hyänen und Löwen. Ständige Begleiter aller Klimaänderungen, die es schon gab, lange ehe wir in nennenswerter Zahl die Erde bevölkerten, waren Veränderungen der Flora und Fauna. Das war eine Zeit für Arten, die auch ihr Äußeres dem Klima anpassen konnten. Schneehühner und Schneehasen breiteten sich aus. Andere Arten, die im Winterhalbjahr keine Nahrung mehr fanden, schulten auf Winterschläfer um. Manche packten das nicht ganz und versuchten es als Winterruher. Da sind wir schon bei einer Art, von der wir, wenn die derzeitigen Klimaprognosen zutreffen, eventuell Abschied nehmen müssen – dem Murmeltier, das den Schnee auf seinem Bau als Kälteschutz braucht.
Frühe Klimaflüchtlinge
Irgendwann begann auch der Mensch seine Laufbahn im heutigen Europa. Uns Menschen veranlassten grobe Klimaänderungen stets zu Völkerwanderungen. Hätten ferne Vorfahren nicht jenen Mut aufgebracht, den heute Wirtschaftsflüchtlinge aufbringen, wären wir nicht hier!
Das Klima der Antike – die Erde war inzwischen bereits eine alte Dame – begünstigte Arten, die die Wärme suchten. Für das Aufblühen Roms wie Hellasʼ war das ideal. Als es wieder kälter wurde, verglühten Europas antike Hochkulturen. Ein halbes Jahrtausend später – im Mittelalter – war es in weiten Teilen des heutigen Europas viele Monate des Jahres bitterkalt. Im späten Mittelalter drehte sich das Klima neuerlich. Heute lassen sich dort, wo das „ewige Eis“ inzwischen den Boden freigab, wie etwa am Glockner, Belege für frühe Weidewirtschaft und Bergbau finden!
Der Goldschakal, der inzwischen in halb Europa zumindest sporadisch vorkommt, war zur Römerzeit „Europäer“. Danach war er jahrhundertelang weg. Mit der Klimaänderung kam er als „Wirtschaftsflüchtling“ zurück! Der Europäische Feldhase floh dereinst vor Kälte und Eis in die Wärme oder zumindest in die Trockenheit. Heute macht er dem Schneehasen in den alpinen Hochlagen den Lebensraum streitig. Wärme und Trockenheit sind Verbündete der Steppenlandschaften. Ungut für den Landwirtschaft betreibenden Menschen, aber Hoffnung für die Ziesel!
Der Wechsel von Kälte- und Wärmephasen erfolgte unaufhörlich. Doch die meisten Wechsel waren eher von kurzer Dauer. So folgen bis heute viele kleine „Gipfel“ und Täler aufeinander, ehe es wieder zu einem wirklich großen kommt. Die Klimaforscher kennen daher auch kleine Eis- und Warmzeiten. So eine kleine Eiszeit reichte bis ins 19. Jahrhundert.
Damals bis heute nehmen Vulkanausbrüche zuweilen dramatischen Einfluss auf das Klima. Nach dem Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 in Indonesien, bei dem 71.000 Menschen starben, kam es zu weltweiten Klimaänderungen. Die Auswirkungen waren weit dramatischer als die heißen Sommer der letzten Jahre. In Europa wie in Nordamerika schrieb man damals „das Jahr ohne Sommer“.
Jede Änderung des Klimas führt auch zu großen Verschiebungen in der Pflanzenwelt. Pflanzen sind jedoch die unabdingbare Voraussetzung für tierisches Leben und absolut alle Tiere sind evolutionär auf einen bestimmten Kreis von Pflanzen angewiesen.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagd heute
Was sagt uns die Jagdstreckenstatistik und was nicht?
Seit dem Vorjahr erscheint im ANBLICK eine Beitragsserie mit einem Rückblick auf die Veränderungen der Jagdstrecke in den österreichischen Bezirken seit 1955, je nach Lebensraumtyp und Wildart. Datengrundlage für die in dieser Serie durchgeführten Auswertungen sind die jährlichen Jagdstrecken-Dokumentationen von Statistik Austria. Doch was sagen diese Zahlen aus?
Im Revier
Hirsche investieren in Geweihe – Tiere in Gehirn
Bezogen auf die Körpergröße haben Weibchen von Paarhufern das größere Hirnvolumen als Männchen derselben Art. Die Männer investieren mehr in ihre Geweihe und Hörner. Der Unterschied ist bei den Hirschen größer als bei den Hornträgern. Könnte das erklären, warum Kahlwild klüger ist oder zumindest klüger als die Geweihträger erscheint?l.
Über die Funktion von Hörnern und Geweihen hat sich schon Charles Darwin den Kopf zerbrochen. Unter den Wiederkäuern sind es in der Regel besonders die Männchen, die durch große Hörner, Geweihe oder zu „Hauern“ verlängerte Eckzähne auffallen. Geweihe tragen nur männliche Tiere – die einzige Ausnahme bilden weibliche Rentiere; Hörner tragen auch viele Weibchen. Lange Eckzähne, die aus dem Oberkiefer ragen, zeichnen die Männchen von Moschustier, Wasserreh und Muntjak aus. Hauer, Hörner und Geweihe haben wenig mit Feindabwehr zu tun, sie dienen in erster Linie der Auseinandersetzung zwischen Männchen ein und derselben Art. Wenn sich Geweihe ineinander verhaken, um im Schiebekampf die Kräfte des Gegners zu messen, oder die Hörner von Steinböcken im Stoß aufeinanderkrachen, dann geht es um Hierarchie und Dominanz im Kampf um die Fortpflanzung.
Unterschiedliches Hirnvolumen
Die Geißen von Gams und Steinbock tragen ebenfalls Hörner, sie kommen allerdings viel subtiler zum Einsatz. Man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass eine Gamsgeiß kurz ihr Haupt senkt und dabei mit ihren Krucken gegen einen Jahrling droht. Zudem sind die Hörner von Weibchen immer kleiner, dünner, geringer und weniger geschwungen oder gekrümmt als jene der Männchen. Das gilt für unsere Gams ebenso wie für Büffel, Springbock oder Gnu.
Weit ausladende Geweihe und imposante Hörner faszinieren uns. Kämpfende Hirsche ziehen die Blicke auf sich, aber was geschieht in den Köpfen der Tiere? Um die Frage zu beantworten, haben Forscher von der University of Montana und der California State University 413 Schädel von 29 Arten vermessen. Es ging um Hörner, Geweihe und Eckzähne sowie um Schädelvolumen männlicher und weiblicher Huftiere. Bezogen auf die eher geringe Anzahl der untersuchten Arten geben die Forscher zu bedenken, dass es gar nicht leicht war, wenigstens drei bis fünf weibliche und ebenso viele männliche Schädel einer Art in diversen naturhistorischen Museen zu finden. Die Ergebnisse waren dennoch eindeutig. Zunächst gibt es weder bei Männchen noch bei Weibchen einen Zusammenhang zwischen dem relativen Hirnvolumen und der relativen Größe von Geweihen oder Hörnern. Wenn jemand besonders große Hörner trägt, heißt das nicht, dass sich darunter auch ein besonders großes Gehirn verbirgt. Sehr wohl unterscheiden sich jedoch die Hirnvolumina der weiblichen Tiere von jenen der Männchen: Bezogen auf die Körpergröße haben die Weibchen das größere Hirnvolumen. Die Männer investieren mehr in ihre Geweihe und Hörner. Der Unterschied war bei den Hirschen größer als bei den Hornträgern. Der jährliche neue Aufbau eines Geweihes ist auch bedeutend kostspieliger als der Hornzuwachs.
Vielfalt an „Waffen“
Eigentlich gibt es nur zwei Gründe, warum im Zuge der Evolution „Waffen“ bei Tieren entwickelt wurden: Es geht um den Konflikt zwischen Räuber und Beute und um Auseinandersetzungen bzw. Konkurrenz innerhalb einer Art – Nahrung, Platz und Fortpflanzung sind dabei zentrale Themen. Vereinfacht kann man die beiden Bereiche auch mit „Überleben“ und „Fortpflanzungserfolg“ umschreiben, wobei die Fortpflanzung eindeutig an vorderer Stelle steht. Hörner und Geweihe können zwar zur Verteidigung gegen Feinde eingesetzt werden, man geht heute aber davon aus, dass dies mehr eine Zugabe ist ...
Weiterlesen ... in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Waffe, Schuss & Optik
Leistungsstarker Hybrid mit Wurzeln in den USA
Die Strasser RS 700 AVA-Tahr baut auf dem System von Remington auf und ist mit vielem bereits am Markt vorhandenen Zubehör kombinierbar. Im Kaliber 6,5 Creedmoor mit dem nur sechs Gramm leichten Evolution Green und einem V8 von Zeiss kam dieser Repetierer eine Saison lang am Gleinalmstock zum Einsatz..
Im Revier
Edelmarder – vom Wald ins Kulturland?
Lange Zeit wurde der Steinmarder als typischer Kulturfolger hervorgehoben, der Edelmarder war der Waldspezialist. Heute weiß man: Mit zunehmender Ausdehnung von Waldflächen, Grüngürteln rund um Städte sowie Siedlungserweiterung kommt auch der Edelmarder ins Kulturland.
Vor einigen Jahren wurden auf Basis von Streckenmeldungen Verbreitungskarten für jagdbare Säugetiere in der Steiermark erstellt. Das Bundesland weist vom Dachstein und den Niederen Tauern im Westen bis in die sommerwarme Eichen-Hainbuchen-Region im Osten eine Vielfalt unterschiedlichster Wildtierlebensräume auf. Insgesamt ist die „Grüne Mark“ zu zwei Drittel bewaldet, wobei die Fichtenwälder im Alpengebiet überwiegen. Besonders auffällig bei der erwähnten Kartierung war die Verbreitung des Edelmarders. Dieser Marder wird gern in Zusammenhang mit großen geschlossenen Waldgebieten gebracht – die meisten denken an Nadelwald und Berge –, doch seit etwa zwei Jahrzehnten zeigen immer mehr Studien einen neuen Trend.
Kulturfolger und Kulturflüchter
Baummarder und Steinmarder sind zwei Arten, die einander sowohl im Körperbau als auch in Bezug auf Verhalten und Ernährung sehr ähnlich sind. Im Vergleich mit allen anderen europäischen Marderarten stehen Steinmarder und Edelmarder besonders nahe zueinander und sie besiedeln auch Verbreitungsgebiete, die sich großflächig überschneiden. Dennoch sollten zwei Tierarten, die viel gemeinsam haben und die in ein und derselben Region vorkommen, unterschiedliche Nischen nutzen, um nebeneinander bestehen zu können. Worin liegen also die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden Mardern? Was ist typisch für die Lebensweise des einen und des anderen? Wer einen Jagdkurs besucht hat, wird auf diese Frage spontan antworten: „Der Steinmarder ist eher Kulturfolger, der Baummarder meidet Kulturlandschaften.“ Lange Jahre galt dieses Grundmuster, doch neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich hier einiges geändert hat oder dass unsere Einschätzung bisher nicht ganz richtig war.
In Europa fehlt der Steinmarder auf den Britischen Inseln sowie in Skandinavien und der nordosteuropäischen Laub-Nadelwaldregion. Steinmarder gibt es aber auch im Iran ebenso wie von Zentralasien bis nach China und ins nördliche Myanmar. Der Baummarder besiedelt ganz Europa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel. Im Gegensatz zum Steinmarder lebt er auch in Irland und Großbritannien sowie auf Korsika, Sardinien und Sizilien. Von der Atlantikküste über die Türkei erstreckt sich sein Vorkommen bis in den Kaukasus und den Iran. Im Norden besiedelt er Skandinavien ebenso wie die großen Waldgebiete im Ural und dem Westsibirischen Tiefland. Ein Blick auf die Verbreitungskarten beider Arten zeigt, dass es die größten Überschneidungen in den zentralen Bereichen Europas gibt.
Charakteristika der Steinmarder
Steinmarder sind in Mitteleuropa tatsächlich Kulturfolger. Das ist schon seit dem 16. Jahrhundert belegt. Mittlerweile hat diese Marderart ihren Lebensraum bis in Stadtzentren ausgedehnt. Eine Studie aus Warschau bringt es auf den Punkt: Die polnische Hauptstadt wird sowohl von Steinmardern als auch von Rotfüchsen besiedelt. Während der Steinmarder eher dicht verbautes Gebiet bewohnt, nutzt der Rotfuchs dort häufiger Industriezonen und locker verbaute Wohnsiedlungen. Steinmarder sind mehr im Stadtzentrum zu finden, Rotfüchse an den Rändern. Nahrung, Tagesruheplätze und die Möglichkeit, sich zu bewegen, ohne gleich entdeckt zu werden, sind wichtige Voraussetzungen. Dabei ist mir aus meiner Zeit in Wien noch gut in Erinnerung, wie Steinmarder parkende Autos als Deckung nutzen. Ein Marder kann unter parkenden Autos eine ganze Straße durchlaufen, ohne gesehen zu werden.
Lange Zeit wurde der Steinmarder als wärmeliebende Art beschrieben, in Zusammenhang gebracht wurde dies auch mit der Besiedlung von Städten oder Ruheplätzen in Häusern. Er ist jedoch nicht überall Kulturfolger, im mediterranen Raum meidet er urbane Gebiete und Kulturland sogar. Zudem kommen Steinmarder in den Alpen auch bis über die Waldgrenze vor, in Nepal geht die Art bis über 4.000 Meter Seehöhe. Insgesamt bewohnen Steinmarder in ihrem ausgedehnten Verbreitungsgebiet ganz verschiedene Lebensräume. Meist sind das eher halboffene, manchmal felsdurchsetzte Landschaften, oft mit Laubwäldern, sowie urbane und suburbane Gebiete.
Besonderheiten der Edelmarder
Der optimale Lebensraum für den Edelmarder ist der abwechslungsreiche, lückige, teils lichte Wald mit Lichtungen und eingestreuten dichteren Partien von Unterwuchs. Liegendes Totholz wird gern als Steg und Weg genutzt. Horste, Vogelnester, Eichhornkobel, Schwarzspechthöhlen und im Winter auch Asthaufen dienen als Tagesruheplätze. Warum wir diesen Marder eher mit Nadelwald in Verbindung bringen, hat vielleicht damit zu tun, dass in den Alpen der Nadelwaldanteil von Natur aus hoch ist und in diesen Bergwäldern die Fichte über Jahrhunderte stark vom Menschen gefördert wurde.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagd heute
Die erfolgreiche Expansion des Schwarzwildes
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Österreich kaum Schwarzwild in freier Wildbahn, es breitete sich eigentlich erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus. Seit 60 Jahren gibt es gute Streckenstatistiken, die die Ausbreitung haargenau abbilden.
Jagdkultur
Wildbretküche ohne Schnörkel
Warum man sich bei ihm gern überraschen lässt und was seine Kochkunst ausmacht: Reinhart Grundner kocht mit Jäger, Wirt und Meisterkoch Jörg Fuchs in St. Barbara im Mürztal.
Waffe, Schuss & Optik
Eine österreichische Erfolgsgeschichte
Gaston Glock ist am 27. Dezember im Alter von 94 Jahren gestorben. Der geniale österreichische Konstrukteur hat mit seinen Glock-Pistolen eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die noch lange nicht zu Ende ist. Grund genug, einen Blick auf seine Pistolen und sein Leben zu werfen.
Im Revier
Pelz ganz neu gedacht
Gute Jagdbekleidung muss die Silhouette auflösen, leise, geruchsfrei und in einem breiten Temperaturspektrum zu tragen sein. Kürschnermeister Karl-Heinz Reinold aus Memmingen mit seiner Familie hat hierin eine neue Nische gefunden, wo er den Pelz integrieren kann.
Die Wurzeln der Kürschner-Dynastie Reinold reichen bis ins Jahr 1850 zurück. Damals gründete der Urgroßvater in Königsberg an der Eger das Unternehmen, das später vom Vater in Karlsbad weitergeführt wurde. Nach dem Krieg musste die Familie Reinold allerdings aus dem Sudetenland fliehen und siedelte sich in Ottobeuren in Schwaben an, wo der Vater 1946 einen neuen Betrieb gründete. „Seinen geliebten Drilling hat mein Vater unter Lebensgefahr mitgeschmuggelt, denn wäre er aufgeflogen, hätte man ihn standrechtlich erschossen“, erzählt mir Karl-Heinz Reinold, der die Jagdpassion seines Vaters mit in die Wiege gelegt bekommen hat.
Von guten und schlechten Zeiten
„Offiziell ging ich mit 15 jagen und habe heuer den 50. Jahresjagdschein gelöst“, zwinkert er mir zu. Und natürlich hat auch Sohn Axel mit 16 die Jägerprüfung absolviert. „Wir sind schon etwas jagdverrückt, bei drei Revieren dreht sich fast alles nur um die Jagd“, bestätigt auch Mutter Beatrix, die selbst aktiv mitjagt. So ist die Nähe zum Pelz nicht verwunderlich, die Karl-Heinz Reinold zum Kürschnerhandwerk führte. In den 1970er- und 80er-Jahren waren noch die „fetten“ Pelzjahre. Mit dem Aufkommen des Tierschutzes wurde aber alles anders. „Die Pelzbranche hat sich verbogen und alles schön bunt gemacht, damit es ja nicht als Pelz erkannt wird und die Frauen auf der Straße ihre Ruhe haben“, erinnert sich Reinold zurück. Gleichzeitig versuchten sich die Kürschner mit Leder- und Lammfellmode über Wasser zu halten. „Den Tierschutz haben damals alle unterschätzt“, wirft Axel Reinold ein.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Jagd heute
Nächtliche Beunruhigung von Rotwild
Die Nachtjagd mit elektronischen Hilfsmitteln wirkt sich direkt auf das Verhalten des Wildes aus, wie die Jagdpraxis zeigt. Mittlerweile lässt sich auch wissenschaftlich nachweisen, dass die Nacht wirkliche Quality time für Wildtiere ist. Paul Griesberger hat das zusammen mit Kollegen aus der Wissenschaft und Praxis anhand von Rotwild im Salzburger Kaprun untersucht.
Praxiswissen für Revierbetreuer
Winterliche Saujagden in kleiner Runde
Fällt im Schwarzwildrevier über Nacht eine Neue, hält es keinen passionierten Saujäger mehr zu Hause. Denn wer jetzt nicht im Revier ist, verpasst spannende Augenblicke. Doch damit es später auch wirklich eine Jagd auf bestätigte Sauen wird, muss im Vorfeld sauber und professionell gespurt werden.
Leise knirschend bewegt sich der Geländewagen durch den frisch gefallenen Schnee. Bis weit nach Mitternacht gab es gute zehn Zentimeter neuen, festen Schnee auf die alten Schneereste, ehe es dann gegen Morgen aufklarte. Fällt die erste Neue im Jahr, herrscht im Wald meistens Ruhe. Nur der Fuchs und einige Rehe sind beim weißen Leithund zu spuren. Das meiste Wild, allen voran die empfindsamen Sauen, hingegen ziehen es vor, sich in den dichten Einstand einzuschieben und regelrecht einschneien zu lassen. Sie liegen in den durch die dichten Fichtenzweige abgeschirmten trockenen Kesseln und laufen nicht im Revier. Wenn der Magen knurrt oder die Blase drückt, bewegen die Sauen sich ausschließlich innerhalb des schützenden Einstands. Erst nach einigen Tagen, wenn der Hunger größer wird und in unseren Breiten meist auch die Temperaturen wieder milder werden, werden die Kreise größer. Jetzt sind ihre Aktivitäten in Form von Gebräch in der Laubschicht unter den Eichen im Bestand deutlich im nassen Schnee zu erkennen. Fällt nun wieder Neuschnee, bremst das die Mobilität der Sauen nur, wenn die Nächte durch den Mondschein taghell werden. In dunklen Nächten hingegen halten sie ihre gewohnten Wechsel. Solche Tage, die in unseren Revieren leider immer spärlicher werden, müssen vom Saujäger genutzt werden. Jetzt gilt es zu versuchen, ihren Tagesaufenthalt ausfindig zu machen, damit später effektiv mit einer Handvoll Schützen Beute gemacht werden kann.
Weiterlesen ... in der aktuellen Printausgabe. Kostenloses Probeheft bestellen.
Im Revier
Bewegtes Weidwerk unserer Nachbarn
Bedingt durch die politischen Umwälzungen im 20. Jahrhundert, lassen sich die damit verbundenen jagdlichen Änderungen in der Slowakei wie unter einem Brennglas festmachen. Einst bekannt für seinen Reichtum an Niederwild, trat das Schalenwild an die Spitze. Nun kommen neue Herausforderungen mit den Großräubern hinzu.