Archiv 2021

Mythen und Naturgeschichten

Raufüßiger Flötenspieler

Als eine der ausschließlich nachtaktiven heimischen Eulenarten ist der Raufußkauz nur selten zu beobachten. Im Gegensatz dazu ist jedoch sein wohltönender Revierruf vielen Jägern vertraut.

 

Der Ruf des Raufußkauzes besteht aus mehreren schnell gereihten „Flötenelementen“ auf „ü“ und erinnert in der Tonfärbung deutlich an eine Okarina. Raufußkäuze bewohnen in sieben Unterarten den gesamten borealen Nadelwaldgürtel von Skandinavien über Russland und Sibirien bis nach Kanada und Alaska. In Mitteleuropa bevorzugt diese Art strukturreiche Wälder mit Fichten, Tannen und Buchen von Mittelgebirgs- über alpine Lagen bis hin zur Baumgrenze. Wesentlich für das Vorkommen ist dabei das ausreichende Vorhandensein von Bruthöhlen, wobei vor allem Schwarzspechthöhlen genutzt werden. Umgekehrt stellt eine starke Präsenz von Fressfeinden wie dem Uhu, vor allem aber von Baummarder und Waldkauz, eine deutliche Beeinträchtigung des Lebensraums für diesen kleinen Kauz dar. Die Bezeichnung „Kauz“, abgeleitet vom spätmittelhochdeutschen „kuze“, findet sich dabei nur im Deutschen und ist vermutlich eine lautmalerische Namensbildung, abgeleitet vom Ruf einer der anderen Kauzarten wie Wald- oder Steinkauz. Einer anderen Interpretation nach könnte „Kauz“ jedoch auch von „Katze“ abgeleitet sein, da beide Tiere nachts scharf sehen und den Mäusen nachstellen. So heißt die Eule etwa im Französischen auch „chat-huant“, was so viel wie „höhnende Katze“ bedeutet. Wurden Eulen und Käuze aufgrund ihrer nächtlichen Lebensweise und der zum Teil schaurigen Rufe im Volksglauben früherer Zeiten zu „Totenvögeln“ und „Leichenhühnern“ verklärt, galten sie im antiken Griechenland auch als Sinnbild der Weisheit. So leitet sich auch der Gattungsname für den Raufußkauz, „aegolius“, von einem griechischen Wort für Eule ab, während der Artname „funereus“ wiederum auf die unheilvolle Interpretation der Eulen als Ankünder des Todes verweist, denn das Wort bedeutet „zur Bestattung gehörend“. Die deutsche Bezeichnung Raufußkauz bezieht sich auf die dicht befiederten Füße, wobei „rau“ ein veralterter Begriff für „Pelz“ oder „pelzig“ ist. Die bis zu den Krallen dicht weiß befiederten Zehen dieser Eule sind wohl eine Anpassung an die zum Teil extrem winterkalten Bedingungen im Lebensraum dieser Tiere. Zudem jagt diese Art vor allem während der Nachtstunden als Ansitzjäger. Die Beute, vorwiegend Mäuse, wird dabei akustisch lokalisiert und im Stoßflug erbeutet, wobei die punktgenaue Wahrnehmung durch die großen und, vor allem beim Raufußkauz, deutlich asymmetrisch ausgebildeten Ohröffnungen möglich wird.

Markus Zeiler

 


Im Revier

Das Rauschen im Wald

Noch mehr als Hirschbrunft und Blattzeit ist die Rauschzeit des Schwarzwildes geheimnisumwittert und legendenumwoben. Sauen sind in dieser Zeit jedoch häufig auch tagsüber unterwegs – ein Umstand, den Jäger nutzen können. 


Praxiswissen für Revierbetreuer

Auf Waldhasen treiben

Dort, wo der Hase selten ist, ist dem Jäger auch der Ansitz am Pass geläufig. Doch es lässt sich im Freundeskreis auch erfolgreich auf den Hasen in kleinen Waldtreiben jagen. Spannend bleibt dabei auch die insgeheime Hoffnung auf Fuchs oder Waldschnepfe im vorweihnachtlichen Waldrevier oder zum Hasensilvester.

Weitgehend lautlos folgt die kleine Gruppe Jäger ihrem Ansteller auf einem kleinen Erdweg durch den Wald. Alle 40 Meter bleibt einer an der Markierung stehen und folgt den leisen Anweisungen seines Gruppenführers. Als die restliche Mannschaft weiterzieht, scharrt er sich im Schutze einer starken Kiefer seinen Standplatz eben und winkt seinen beiden Standnachbarn zu, damit sie ihn trotz seiner Warnweste später nicht übersehen. Geräuschlos gleiten die beiden Schrotpatronen ins Lager der Flinte, bevor sie geschlossen und gesichert wird. Gespannt warten die Schützen nun auf das Anblasen des Treibens. Doch geschossen werden darf schon gleich, nachdem der Stand sicher eingenommen wurde, denn insbesondere der Fuchs versucht sich schon beim Anstellen davonzustehlen. Bereits vor zehn Tagen hat sich der Jagdleiter dieser kleinen Jagdgesellschaft Gedanken bei jedem Schützenstand gemacht, ihn mit einem farbigen Fähnchen markiert und überall für genügend freies Schussfeld gesorgt.

 

Besatzhöhe ermitteln!

Der Hasenbesatz des Reviers ist zwar nicht so üppig, um eine große Treibjagd abzuhalten, doch groß genug, um jedes Jahr im Kreis von ein paar Jagdfreunden ruhigen Gewissens kurz vor Weihnachten einige kleine Standtreiben im Waldteil des Reviers abhalten zu können. Es dauerte ein paar Jahre, bis sich der Jagdherr zu dieser Jagd entschließen konnte. Beim Rehansitz Anfang September sah man euphorisch den allabendlich auf die Stoppeln und Wiesen austretenden Hasen zu und freute sich auf eine gemütliche kleine Gesellschaftsjagd. Doch später im Herbst zeigte sich kein Langohr mehr. Am Stammtisch grübelte man über Hasensterben, Seuchenzüge, zu viel Raubwild bis hin zu Abwanderungen der Hasen in wärmere Tallagen, bis man sich zu einer nächtlichen Inventur mittels Scheinwerferzählung überzeugen ließ. Plötzlich waren die Hasen wieder da, insbesondere auf den an den Wald angrenzenden Wintergetreideschlägen.

 

Fixe Äsungszeiten

Der Hase gilt als äußerst „konservativ“ in seinem Verhalten. Streng nach der Uhr rückt er abends gegen 19 Uhr auf die Äsung aus. Was der Jäger im Spätsommer noch bei gutem Licht beobachten kann, fällt wenige Wochen später bereits in völlige Dunkelheit. Die im Sommer gezählten Hasen verbleiben im Revier, sie sind äußerst standorttreu und entfernen sich selten weiter als 500 Meter um den Ort ihrer Geburt, was verschiedene Telemetrie-Untersuchungen ergeben haben. In stark abwechslungsreich strukturierten und mit Wäldern gemischten Revieren ziehen sich die Hasen nach der Ernte und der unruhigen Zeit der Feldbestellung häufig in die Waldteile zurück. Fegt der Wind über die blanken Äcker, suchen sie Schutz in vergrasten Randbereichen innerhalb des Waldes oder drücken sich zwischen den Wurzelausläufern mit dem Hinterteil in den Windschatten starker Baumstämme. Spätestens wenn der erste Schnee liegen bleibt, verlassen sie den weißen „Präsentierteller“ und stellen sich um in den nahen Wald. Jetzt ist die Zeit der kleinen Waldjagden gekommen, um Hase und Fuchs, vielleicht auch Schnepfe und Fasan zu jagen. Aufgrund des unübersichtlichen Geländes im Wald eignen sich nur Vorsteh- oder Standtreiben, bei denen die Schützen markierte feste Stände einnehmen und Treiber diszipliniert in Linie immer wieder geräuschvoll durch das abgestellte Treiben gehen. Je nach Wetter richtet sich die Ansage an die Treiber, wie sie zu laufen haben. Bei trübem, weichem Wetter liegen die Hasen fester als bei Frost und Sonnenschein. Deshalb geht die Treiberwehr deutlich langsam, immer wieder Pausen von einer knappen Minute einlegend, und mit unterschiedlicher Geräuschkulisse, um die Hasen zu verunsichern. Nicht selten greift der Jagdleiter an solchen Tagen auf die Konstellation eines Scherentreibens zurück und lässt zwei Treiberwehren gegeneinander laufen. Bei klarem Frostwetter hingegen kann deutlich schneller getrieben werden, da das Wild früh aufsteht. Allerdings plane man nun auch mehr Schützen ein und verringere die Abstände! Je nachdem wie die Seiten des Standtreibens abgestellt werden, unterscheidet man zwischen der offenen und geschlossenen Form. Sie sollte flexibel der zuvor ermittelten Besatzhöhe angepasst werden. Denn die offene (nur eine Linie Vorstehschützen) oder die halboffene Form (mit Flankenschützen, nur die Grundlinie hinter den Treibern bleibt offen) schont den Niederwildbesatz, denn alte Häsinnen lassen sich meist überlaufen und brechen nach hinten aus. Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere Rammler und Junghasen gerne zeitig aufstehen und nach vorne gen Schützenlinie oder Flanken laufen. Sie bevorzugt zu erlegen soll Ziel dieser Jagdart sein. Die geschlossene Form des Treibens, bei der das gesamte Treiben umstellt wird, schadet besonders einem ohnehin geringen Niederwildbesatz, denn es wird dabei zu gründlich gejagt.

 

30 bis 50 Hektar große Triebe

Das Treiben ist fast lautlos mit den Schützen abgestellt worden. Beide vorausgehenden Ansteller bestätigen durch das Jagdhornsignal „Das Ganze“, dass das Treiben nun steht. Günstig bei der Planung der einzelnen Treiben ist, wenn wir lange, etwa 30 bis 50 Hektar große rechteckige Treiben entlang von möglichst geraden Waldrändern und Waldwegen zügig abstellen können. Wir haben die halboffene Form gewählt, wobei die Flankenschützen erst ab der zweiten Hälfte des Treibens gestellt sind. Hinter den Treibern stehen keine weiteren Schützen. Die Treiberwehr ist auf der Grundlinie ausgerichtet. Mit einem geringen Abstand von höchstens zehn bis fünfzehn Schritten zueinander stehen die ortskundigen Treiber und warten auf das Signal. In der Mitte der Wehr steht der Treiberführer, der durch seine beiden Flügelmänner unterstützt wird. Heutzutage stehen sie mit Handfunkgeräten in Verbindung und sprechen ihre Strategie im Treiben ab. Insbesondere die eingelegten Stopps und das Ausrichten der Abstände an Querwegen und Rückegassen entscheiden über den Erfolg des Treibens. Entsprechend den Unfallverhütungsvorschriften tragen sowohl sie als auch die Schützen eine großflächige Warnkleidung.

 

Gemischte Doublette

Endlich klingt das „Anblasen des Treibens“ in sauberen Tönen über das Tal. Geräuschvoll setzt sich die Treiberwehr langsam in Bewegung. Ich habe meinen Stand im vorderen Bereich des linken Flügels bezogen. Der Wind bläst leicht links von mir ins Treiben. Vor mir stehen ein paar alte, knorrige Eichen, unterbaut mit lockeren Trupps aus jungen Fichten, und auf gute Schrotschussweite beginnt ein altes Eichengatter. Der löcherige Zaun umschließt noch die ins Stangenholz auswachsende Eichenkultur. Während die Treiberwehr noch weit weg zu hören ist, bewegt sich der konstante Spurlaut eines Jagdterriers, der zur Unterstützung der Treiber im dichten Unterholz dazugeschnallt wurde, direkt auf mich zu. Fast zeitgleich bemerke ich eine sich am Stamm einer alten Eiche drückende Schnepfe. Sie zu erlegen wäre ein Traum. In Zeitlupe tausche ich die eine Jagd-Streu-Patrone gegen eine Trappatrone aus. Als ich die Läufe der Flinte zuklappe, sehe ich den vom Hund gejagten Hasen direkt auf mich zulaufen, warte, bis die Entfernung stimmt, und fahre auf. Die spitz auf den Kopf gesetzten Schrote lassen ihn rollieren. Aufgeschreckt startet die Waldschnepfe schräg von mir weg, doch als sie genug an Höhe gewonnen hat, ereilt sie die Garbe feiner Schrote. Schnepfen sind sehr weich, oft genügen wenige Randschrote für einen tödlichen Treffer. Während der Jagdterrier schüttelnd den Krummen beutelt, schickt mein Standnachbar seinen Deutsch-Kurzhaar, dass er den Vogel mit dem langen Gesicht unbeschadet bringen kann. Die Freude ist grenzenlos, denn zum einen sind Doubletten mit unterschiedlichen Wildarten an sich nicht sehr häufig im Jägerleben, zum anderen ist die Erlegung einer Waldschnepfe immer ein besonderes Ereignis.

 

Der besonnene Weidmann ist gefragt!

Ist Flugwild in einem Waldtreiben zu erwarten und vom Jagdherrn freigegeben, muss seitens der Schützen äußerst diszipliniert darauf geachtet werden, dass es beim Schuss mindestens doppelte Mannshöhe erreicht hat. Zu groß wäre die Gefahr, andere Jagdteilnehmer in dem unübersichtlichen Gelände mit Schroten im Gesicht zu verletzen. Deshalb gilt beim Schuss auf Flugwild immer die Regel, es erst ab einem Anschlagswinkel von mindestens 40° zu beschießen. Es fallen noch ein paar weitere, meist Einzelschüsse, ehe das Signal „Hahn in Ruh“ das Treiben beendet. Anders als bei den großen Feldtreibjagden erscheint das Wild bei den kleinen Waldjagden eher langsam, nichts für den jagdlichen Sportsmann, sondern eher etwas für den besonnenen Weidmann, der für den Kochtopf jagt. Der langsam im Schutz des Unterholzes dahinhoppelnde Hase, hie und da sogar verhoffend, stellt keine großen Ansprüche an die Schießkunst, wohl aber an das jagdliche Verhalten des ausharrenden Jägers vor dem Schuss. Der unruhige Geist wird Reineke und Mümmelmann erst gar nicht in Anblick bekommen. Die kleine Waldtreibjagd auf Niederwild ist leider an vielen Orten in Vergessenheit geraten. Häufig kennt sie der Hunde führende Jäger nur mehr als graue Theorie in Form eines Prüfungsfaches zur Standruhe bei Hundeprüfungen. Es wäre sehr schade, wenn auf diesem Wege aus Desinteresse oder Unkenntnis wieder eine weitere auf jagdlichem Handwerk beruhende Art zu jagen verloren ginge.

 


Waffe, Schuss & Optik

Rößlers Flüsterbüchse

Rößler Waffen hat sich zu Beginn mit einfachen, preiswerten Repetierern einen Namen gemacht. Mittlerweile umfasst das Sortiment jedoch auch eine Palette von Waffen für Spezial­anwendungen. Die Titan Whisper ist ein solches Beispiel dafür. 


Praxiswissen für Revierbetreuer

Spannende Pirsch auf Breitschnäbel

Stockenten lassen sich beinahe in jedem Revier bejagen. Dazu braucht man keine schilfgesäumten großen Seen. Für eine spannende Jagd allein mit seinem Hund oder mit einer Handvoll Jäger lohnt sich die Pirsch auf Wildenten, um an den einen oder anderen schmackhaften Gaumenschmaus zu kommen.

 

Raureif sitzt auf den Grasspitzen und ziert die langen Schilffahnen am Ufer des kleinen Flüsschens, das sich stark mäandrierend durch das weite Wiesental schlängelt. Immer wieder münden Gräben zur Entwässerung der Wiesenflächen dort ein und schieben den mitgebrachten Sand wie ein Minidelta vor sich her. Bereits an den Vortagen habe ich aus der Entfernung und von den befahrbaren Brücken die Flussabschnitte mit dem Fernglas eingesehen und erkundet. So auch heute Morgen. Es liegen einige Schofe an den flacheren Gleithängen des Flüsschens, zudem sitzen einzelne auf den Erlenstämmen, die der Biber nach und nach ins Wasser gefällt hat, fetten ihr Gefieder oder ruhen auf einem Ruder, den Kopf ins Gefieder geschoben.

An jedem Fließgewässer im Revier finden sich Stockenten. Egal ob an einem Fluss, einem schnell fließenden Bach oder einem langsam dahinziehenden Graben, fallen Enten ein, um nach Nahrung zu gründeln oder sich auszuruhen. Insbesondere wenn die Fischteiche abgelassen sind und sich auf den großen Wasserflächen Eis bildet, weichen die Breitschnäbel auf die Fließgewässer aus. Immer wieder sind es dabei dieselben Stellen, die die Enten bevorzugt aufsuchen. Stellen, wo das Wasser langsam fließt, wo sich die Strömung strudelt oder sich angeschwemmter Sand zu Sandbänken aufbaut und so genügend Flachwasserbereiche zur Nahrungssuche bietet. Wo Erlen und Weiden das Fließgewässer begleiten, finden sie unter dem überhängenden Ufer sicheren Aufenthalt gegenüber dem Habicht, der gerne entlang der Gehölze am Fluss jagt. Wenngleich der jagdliche Erfolg bei Frost am besten ist, sollten wir die Entenpirsch gerade dann nicht zu oft ausüben, denn gerade jetzt hat auch die Ente Notzeit und muss mit ihren Energiereserven sparsam umgehen. Doch auch bei offenem Wetter hält die Störung einer Jagd sicherlich vierzehn Tage an.

 

Bindung ans Revier erhöhen

Um die Enten im Revier zu binden und dem Nahrungsmangel im Winter entgegenzuwirken, können Kirrungen helfen. Auf geeigneten Futterflößen bieten wir den Breitschnäbeln Getreide, Mais oder Eicheln. Es hat sich bewährt, die Flöße in Abständen von wenigen Hundert Metern an besonders langsam fließenden Stellen am Ufer mit feinen Ketten oder dünnen Drahtseilen zu verankern. So können sie sich dem schwankenden Wasserpegel anpassen und den Enten stets trockenes Futter bieten. Statt Unmengen von Druschabfall anzufahren – was auch fast überall aufgrund der Gewässereutrophierung untersagt ist –, sollten wir uns die Arbeit machen, morgens oder am frühen Vormittag kleine Mengen an reinem Futter auszubringen. So wird es täglich geholt und die Enten stellen sich auf den Zeitpunkt der Vorlage ein. Soll dann tagsüber gepirscht werden, treffen wir sie sicher auch dort an.

Wir sind an diesem kalten Vormittag zu dritt. Zwei auf der Wasserjagd erfahrene Vorstehhunde begleiten uns. Der Plan ist, dass wir breit gefächert mit einer knappen Schrotschussweite von 20 bis 25 Metern zueinander die einzelnen Flussabschnitte so angehen, dass wir unbemerkt von den Enten bis fast ans Ufer gelangen. Entlang des kleinen Flüsschens nutzen die meisten Landwirte das Uferstreifenprogramm, das in erster Linie wegen des hier häufig vorkommenden Bibers aufgelegt wurde. Nahezu alle zehn Meter finden wir die tief ausgetretenen Rutschen der großen Nager. Ihre Baue befinden sich weit im Uferbereich und würden unter der Last der schweren Traktoren sicher einbrechen. Dank der beruhigten Uferzone wächst überall ein wenige Meter breiter Schilf-streifen. Er bietet gute Deckung für uns Jäger beim Angehen, aber auch sicheren Sicht- und Windschutz für das Wasserwild, falls Hochwasser das gesamte Bett ausfüllt.

 

Enten direkt angehen

Es macht wenig Sinn, das Fließgewässer am Ufer oder beiderseits entlangzulaufen. Zu groß wäre die Gefahr, dass versteckt liegende Enten den Jäger entdecken und vorzeitig verstreichen. Sinnvoller ist es da, sich vorher Kenntnisse über die beliebten Stellen zu verschaffen und diese dann stets von der Landseite direkt anzugehen. Auch wenn die Fließgeschwindigkeit in unserem Fall eher gering ist, gehen die Hundeführer an die Außenposten der kleinen Schützenlinie. Der auf der Entenjagd erfahrenste Hund steht dabei stromabwärts, damit möglichst keine Beute verloren geht. So können sie die heruntergefallenen Enten schnell nachsuchen.

 

Den ausführlichen Beitrag von Wildmeister Matthias Meyer finden Sie in der November-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 


Im Gamsrevier

Ein Revier aufbauen

Wer beim Aufbau eines Reviers gleich an Aufhege denkt und dies auch noch mit überhöhten Schalenwildbeständen verbindet, der überlegt oft nicht, dass Aufbau auch Altersaufbau und Sozialstruktur miteinschließt. Sowohl Gams- als auch Rotwild kann von Natur aus bis zu 20 Jahre alt werden – und zwar männliche ebenso wie weibliche Tiere. In vielen Revieren erreicht aber kaum ein Hirsch oder Gamsbock das zehnte Lebensjahr. 


Zurück auf kalter Fährte

Die Elche vom Dachstein

Es wandern heute noch immer wieder Elche nach Österreich ein, doch es gab auch eine Zeit, in der sie Standwild waren. Knochenfunde in sogenannten „Schachthöhlen“ in den Nördlichen Kalkalpen zeugen davon.


Waffe, Schuss & Optik

Beretta BRX 1: Viel Gewehr für überschaubar wenig Geld

Beretta ist hierzulande vor allem für seine Flinten und Pistolen bekannt. Daneben verfügt das Unternehmen auch über enorm viel Know-how, was die Fertigung von Selbstladebüchsen für den zivilen und behördlichen Bereich angeht. Dies wurde nun genutzt, um einen Jagdrepetierer von 
Grund auf neu zu konzipieren.

Das beinahe schon 500 Jahre alte Familienunternehmen Beretta mit Sitz in Gardone Val Trompia in Nord-italien produziert selbst bis zu 300.000 Waffen pro Jahr. Dazu kommt die Produktion der Tochter- und Schwestergesellschaften. Zum Konzern gehören unter anderem Sako und Tikka, Benelli, Franchi oder neuerdings auch Holland & Holland. Beretta selbst hatte bislang keinen Repetierer im Programm. Nach sechsjähriger Entwicklungsarbeit wurde nun ein von Grund auf neu konzipierter Repetierer vorgestellt – der BRX1.

 

Klare Vorgaben

Bei Beretta kann man selbst auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, was die Entwicklung von Waffen angeht. In der Zentrale gibt es daneben eine sehenswerte Waffenkammer, in der auch Fremdmarken zu finden sind. „Für uns ist das vor allem ein Ort der Inspiration“, freute sich Carlo Ferlito, General Manager bei Beretta, bei einer Besichtigung vor Ort. „Es ist alles schon erfunden worden. Nun geht es darum, Vorhandenes zu verbessern oder es in einen neuen Kontext zu setzen.“ Im Fall des BRX1 heißt das: Der aus dem Bereich der halb- und vollautomatischen Waffen bekannte Drehkopfverschluss galt als gesetzt. Fest stand auch der Preis. In der Folge hatten die Ingenieure und Designer weitgehend freie Hand, um ihre Vorschläge dazu auf den Tisch zu legen.

Rund 70 Leute arbeiten bei Beretta in Forschung und Entwicklung. Marco Bassoli leitet den Bereich: „Wenn wir auf einem weißen Blatt Papier beginnen wie bei dem BRX1, dann heißt das nicht, dass wir unserer Fantasie freien Lauf lassen. Es geht um folgende Frage: Was können wir entwerfen, und was können unsere Maschinen ohne große Adaptionen in der Produktionsstraße fertigen?“ Dem ist alles unterzuordnen, damit am Ende ein preislich interessantes Produkt mit angemessen hoher Qualität herauskommt. „Das muss jedem klar sein. Wir könnten den besten und präzisesten Repetierer am Markt fertigen. Aber den uns gesetzten Preisrahmen könnten wir so sicher nicht halten. Es geht also darum, einen Kompromiss zu entwickeln, der möglichst hohe Produkteigenschaften mit vertretbarem Herstellungsaufwand vereint.“

Große Hilfestellung hierbei bringen neue Technologien wie der 3-D-Druck. Bei Beretta können hier sowohl Kunststoffteile für Prototypen hergestellt werden als auch Metallelemente. Das bringt einerseits den Vorteil, dass alle Arbeitsschritte im eigenen Haus erledigt werden können. Daneben spart man sich vor allem jede Menge Zeit.

 

Das Konzept des BRX1

Vom ersten Eindruck des Erscheinungsbildes des BRX1 darf man sich nicht täuschen lassen. Denn auch wenn man glaubt, Ähnlichkeiten mit am Markt verfügbaren Modellen erkennen zu können – so ist es nicht! Kernstück ist ein Drehkopfverschluss, der aus der Militärtechnik kommt. Ähnlich wie bei einem Sturmgewehr ist es damit möglich, beim Repetiervorgang die Kammer gerade nach hinten zu führen, ohne mit der Hand irgendwelche Drehbewegungen zur Entriegelung machen zu müssen. Wird die Kammer nach vorne bewegt, steht der bewegliche Verschlusskopf am Patronenlager an. Bewegt man die Kammer noch weiter nach vorne, wird der Kopf mechanisch entriegelt und die Vorwärtsbewegung der Kammer in eine Drehbewegung des Kopfes umgewandelt. So ist es möglich, dass der Verschlusskopf mit seinen Warzen im Lauf verriegelt. Das Öffnen funktioniert genauso – nur umgekehrt. Standardkaliber verriegeln übrigens mit acht Warzen, Magnumkaliber mit 16.

Subjektiv hat man das Gefühl, dass der Repetiervorgang beim BRX1 sehr geschmeidig vor sich geht, es muss allerdings ein Widerstand von fünf Kilo überwunden werden. Das ist nötig, damit sich die Kammer nicht ungewollt öffnet, etwa wenn man mit dem Hinterschaft irgendwo anschlägt. Da es nur ein System für die gesamte Kaliberpalette gibt, ist der Repetierweg verhältnismäßig lang. Wenn man möchte, kann man die Patrone auch recht leise ins Lager repetieren. Der normale Ladevorgang des Geradezugrepetierers geht im Anschlag sehr schnell und natürlich deutlich hörbar vor sich. Bei schneller Schussfolge auf Drückjagden oder bei der Reduktionsjagd spielt das jedoch ohnehin keine Rolle.

 

 

 

Den ausführlichen Beitrag  finden Sie in unserer November-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.
 

 


Praxiswissen für Revierbetreuer

Hasenjagden im kleinen Stil

Für die Bejagung des Feldhasen bieten sich verschiedene Jagdarten an. Neben der beschaulichen Ansitzjagd am Pass in eher hasenarmen Revieren haben die meisten das Bild großer Treibjagden mit vielen Treibern, Hunden, Jägern und ergiebigen Hasenstrecken vor Augen. Doch das sind vor allem Bilder aus der Vergangenheit. Was heute bleibt, sind kleine Streifen und die spannenden Such- und Buschier­jagden mit guten Vorstehhunden.

 


Jagd heute

Was tun mit dem Wolf?

Der Wolf ist eines der perfektesten Raubtiere unseres Planeten. Er kann Situationen analysieren, Ereignisse vorhersehen und für sich vorteilhafte Schlussfolgerungen ziehen. Er ist ein hoch entwickeltes Tier, das sich ziemlich leicht auf sich verändernde Bedingungen einstellt. Wie man mit ihm umgehen sollte, zeigt ein Blick nach Russland.

Die Journalistin und Buchautorin Ludmilla Leonidowna Stischkowskaja führte Ende der 1980er-Jahre – noch unter anderen politischen Verhältnissen – das nachfolgend abgedruckte Gespräch mit dem russischen Wolfsforscher Dmitri Iwanowitsch Bibikow (1916-1997). Dem Gespräch liegen also die damaligen Wolfsbestände zugrunde. Heute hat der Wolf in einigen Gebieten wieder zugenommen. Die Journalistin führt mit folgenden Worten zum Gespräch hin: „Der Wolf ist wie jedes andere Tier ein untrennbarer Bestandteil der Natur. Aber das kluge und mutige Raubtier ist historisch mit dem Leben und Wirtschaften des Menschen verbunden, und deshalb ist die Beziehung zum Wolf ambivalent: Die einen fordern, er müsse mit allen Mitteln verfolgt werden; die anderen meinen, der Wolf sei notwendig und sogar nützlich. Wo liegt die Wahrheit? Irgendwo in der Mitte. Diese Ansicht vertritt zumindest der bekannte russische Wolfsforscher D. I. Bibikow, mit dem ich das folgende Gespräch geführt habe.“

 

Dmitri Iwanowitsch, der Mensch war doch nicht immer mit dem Wolf verfeindet. Wenn wir weit in die Geschichte zurückschauen, sehen wir, dass die Urmenschen Seite an Seite mit den Wölfen gelebt haben, dieselben Nahrungsquellen nutzten – die für sie erreichbaren Tiere –, und es gab keine Feindschaft zwischen ihnen. Die Mythen und Legenden vieler Völker zeugen davon, dass der Mensch auch später keine negative Einstellung zum Wolf hatte. Wodurch sind die Konflikte entstanden?

 

Zuerst einmal: Sie haben recht, Wolf und Mensch haben Jahrtausende lang friedlich miteinander gelebt, bis der Mensch mit Viehzucht und Ackerbau anfing. Damit wurden die Ressourcen an frei lebenden Huftieren knapper, an ihre Stelle trat mehr und mehr das Vieh. Die Wölfe fingen an, auf das Vieh zu jagen. Damit war die Feindschaft besiegelt. Zum Ackerbauern und Viehzüchter geworden, begann der Mensch, Angst vor dem Wolf zu haben und ihn zu verfolgen. Im Mittelalter erreichten die Angst vor dem Wolf und der Hass auf ihn in Europa ihren Höhepunkt.

 

Welche Rolle spielte das Aufkommen der Schusswaffen im Kampf gegen den Wolf?

 

Damit wurden die Wolfsbestände in vielen Gebieten der Alten Welt massiv dezimiert und stellenweise sogar völlig ausgelöscht. Zuerst „befreite“ man die höchstentwickelten Länder mit hohen Bevölkerungsdichten vom Wolf. Am frühesten verschwanden sie in England, Anfang des 16. Jahrhunderts. In Irland hielt sich der Wolf bis Anfang des 17. Jahrhunderts. In Schottland wurde der letzte Wolf im Jahr 1743 getötet. Auch in Frankreich wurden sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts selten, hielten sich an einigen Orten aber bis zum Ersten Weltkrieg.

 

Seit einigen Jahren haben die Wölfe in Russland stark zugenommen. Warum? Manche behaupten, die Medien seien mit daran schuld, weil die Journalisten den Wolf für einen „Sanitäter“ hielten. Sie schrieben freundliche Artikel und daher habe sich bei vielen Leuten eine allzu tolerante Beziehung zum Wolf gebildet. Ist es so?

 

Nein, es gab schon früher sprunghafte Wolfszunahmen, die letzte nach dem Krieg, Ende der 1940er-, Anfang der 1950er-Jahre. Die Wölfe wurden dann intensiv bekämpft, jährlich wurden an die 40.000, manchmal sogar 60.000 geschossen. Anfang der 1960er-Jahre waren nur mehr rund 50.000 übrig geblieben. Der Schaden am Vieh hatte sich um das Zehnfache verringert. Einige zogen den voreiligen Schluss, dass die ganze Wolfsfrage Anfang der 1980er-Jahre erledigt sein würde. Doch entgegen diesen Prognosen hat der Wolf in den 1970er-Jahren wieder beträchtlich zugenommen. Das kam deshalb, weil man der Regulierung der Wolfspopulationen nur mehr wenig Beachtung schenkte. Bei den Wölfen muss man da sehr auf der Hut sein! Andererseits hatten die Wölfe in den 1970er-Jahren aber auch eine hervorragende Nahrungsgrundlage. Es gab viele Elche, viele Wildschweine, viele Saiga-Antilopen und auch viele Wild-Rentiere. Auch die Viehzucht trug dazu bei, weil sie bei der Tierkadaverentsorgung schlampig war und so den Wölfen eine weitere gute Nahrungsquelle eröffnete. Zweifellos hatte auch die Wilderei einen gewissen Anteil: Es bleibt da immer angeschweißtes Wild im Wald zurück, und gar nicht so wenig. Schließlich setzte in Russland in den 1970er-Jahren auch noch die Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte ein, wodurch Tausende kleine Dörfer verödeten. In vielen dieser Dörfer hatten früher Wolfsjäger gelebt. Es entstanden somit große unbesiedelte, vom Menschen kaum mehr aufgesuchte Landstriche. Damit haben die Wölfe viel zusätzlichen Raum für Jagd und Jungenaufzucht bekommen.

 

Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unerer Oktober-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 

Leseprobe aus: Ingolf Natmessnig (Hg.): „Wolfsjagd in Russland“, Österr. Jagd- und Fischerei-Verlag.


Im Revier

Fallenjagd im Blätterdach

Siebenschläfer werden seit der Antike wegen ihres köstlichen Fleisches, ihres verwertbaren Fells und ihres medizinischen Öls gejagt. Auch heute stellt ein Teil der kroatischen Jäger diesen Kleinsäugern nach.

Siebenschläfer (Glis glis) sind eine besonders interessante und spezifische Niederwildart in Kroatien. Sie dürfen nur in einem kleinen Teil Kroatiens und Sloweniens bejagt werden, dort ist die Siebenschläferjagd auch eine jahrhundertealte Tradition und Teil des historischen und kulturellen Erbes. Diese Tradition lebt auch heute noch fort und ist im Teil von Gorski kotar (Gerovo, Tršće und Prezid) am präsentesten, ebenfalls bejagen Einzelpersonen oder Familien Siebenschläfer in Lika, Istrien und auf den Inseln Krk, Brač und Hvar.

 

Biologie des kleinenWaldbewohners

Siebenschläfer haben große, schwarze Augen, rundliche Ohren und einen weniger buschigen Schwanz. Das Gesicht weist keine Zeichnungen, aber lange Tasthaare auf. Die Tiere werden bis zu neun Jahre alt und erreichen ein Gewicht von 70 bis 160 Gramm. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 13 bis 18 cm, dazu kommt der 11 bis 15 cm lange Schwanz. Die Fußballen dieser Tiere sind stets etwas feucht und so beschaffen, dass Siebenschläfer Bäume und Wände ohne Probleme erklimmen können. Angeblich erhielt er seinen Namen wegen seines sieben Monate dauernden Winterschlafs, jedoch dauert diese Ruhephase oft von Anfang September bis Anfang Mai des nächsten Jahres und damit etwas länger als sieben Monate. Man findet diese Tiere in Laubwäldern oder Obstgärten. Der Siebenschläfer sucht sich gerne Verstecke in Baumlöchern, Vogelhäuschen und auch unter den Dächern von Häusern, Hüten und Hochsitzen. Für seinen Winterschlaf gräbt er sich in der Regel im September etwa 30 bis 100 cm tief in die Erde ein, um dort vor Frost geschützt zu sein. Er nimmt in seiner Erdhöhle, die nicht wesentlich größer ist als er selbst, eine kugelförmige Körperhaltung ein, um seine Wärmeabgabe bestmöglich zu reduzieren. Spätestens Anfang Mai – also nach bis zu acht Monaten – gräbt er sich nach einer mehrstündigen Aufwachphase wieder aus. Einen Monat nach dem Erwachen aus dem langen Winterschlaf beginnt die Paarungszeit.

 

Siebenschläfer in Kroatien

Siebenschläfer sind aufgrund der großen Waldfläche in ganz Kroatien weit verbreitet, dürfen aber nur südlich der Save bejagt werden, nördlich davon gelten sie als geschützte Art. Er ist besonders in Buchenwäldern präsent, da seine Hauptnahrung Buchenfrüchte sind, sodass eine größere Anzahl von Siebenschläfern im Dinarischen Gebiet (Gebirgsgebiet Kroatiens) vorherrscht, wo Buchenwälder dominieren und wo Siebenschläfer ein traditionelles Wild waren und sind. Die Siebenschläferjagd ist eine ganz besondere Art der Jagd, die in einem Teil von Gorski kotar besonders ausgeprägt ist. Die Städte Gerovo, Tršće und Prezid mit den umliegenden Dörfern bilden das Zentrum der Siebenschläferjagd in Kroatien. Ihre lange Tradition hat sie zu einem kulturellen Erbe gemacht. Obwohl es heute weniger leidenschaftliche Siebenschläferjäger gibt, wurde die Tradition beibehalten, so dass die „Puharske noći“ (Siebenschläfer-Nächte) als traditionelle kulturelle, historische und touristische Veranstaltung organisiert werden. Die Siebenschläfer unterscheiden sich in vielen Details von anderen Wildarten, insbesondere in ihrer Lebensweise, ihrem periodischen Auftreten in großer Zahl, der Jagdweise und der Verwendung von Fleisch und Fett. Die Populationsdichte hängt ausschließlich vom Ertrag der Buchensamen ab. Daher ist nicht jedes Jahr ein „Siebenschläfer-Jahr“, demnach werden sie in Jahren mit geringer Zahl nicht bejagt.

 

Siebenschläferjagd und -hege

Um Siebenschläfer und die Siebenschläferjagd besser kennenzulernen, besuchten wir die erfahrensten Siebenschläferjäger in Gerovo in Gorski kotar. Ihre Erfahrungen und die besondere Verbindung zwischen den Bewohnern dieses Ortes und den Siebenschläfern sind interessant. Für die Gesprächspartner, die uns am meisten über Siebenschläfer und die Siebenschläferjagd erzählen können, haben wir aus rund 60 prominenten Siebenschläferjägern, Kollegen und Experten für dieses spezielle Thema ausgewählt. Zdravko Turk ist Förster und einer der bekanntesten Siebenschläferjäger in Gorski kotar, aber auch ein Experte, der sich um den Erhalt von Arten und Lebensräumen kümmert. Željko Kauzlarić arbeitet in der Forstdirektion Delnice in der Abteilung für Ökologie und Waldschutz. Željko erforschte die Siebenschläfer und verfasste 2012 seine Magisterarbeit dazu. Tomislav Kuzele ist ebenfalls Förster, der Leiter des Forstbetriebs Gerovo, in dessen Gebiet Siebenschläfer traditionell gejagt werden. Damit die Siebenschläfer die bestmöglichen Bedingungen haben, bemühen sich die kroatischen Förster, alte Buchen mit Löchern und Höhlen zu erhalten, die eine Grundvoraussetzung für die Besiedlung und Vermehrung der Siebenschläfer sind. Dies sind Bäume, die als Nutzholz ohnehin keinen besonderen Wert haben, aber für Siebenschläfer notwendig sind. Manchmal werden Häuschen, ähnlich den Nistkästen von Vögeln, aufgestellt, damit die Siebenschläfer Platz zur Fortpflanzung haben.

 

Nachhaltiges Konzept

Die traditionelle Siebenschläferjagd nimmt in Art und Umfang keinen Einfluss auf die Siebenschläferpopulation. Im Allgemeinen wird sie auf nicht einmal zwei Prozent der Fläche von Buchenwäldern ausgeübt. Die Anzahl der Siebenschläfer wird außerdem sorgfältig überwacht. Nur in den Jahren des Massenvorkommens werden sie bejagt. Es gibt Gebiete, in denen in den letzten 100 Jahren noch nie Siebenschläfer gejagt wurden. Zudem ist in den letzten Jahren die Einwohnerzahl der Siedlungen in Gorski kotar zurückgegangen und dementsprechend gibt es deutlich weniger aktive Siebenschläferjäger. Heute sind in dem gesamten Gebiet, in dem die Tradition der Siebenschläferjagd erhalten geblieben ist, nur noch 50 bis 60 aktive Siebenschläferjäger vorhanden. Historisch gesehen ergab sich die Notwendigkeit der Bejagung dieser kleinen Waldbewohner in erster Linie daraus, die oft zahlreichen Familienmitglieder mit Fleisch versorgen zu können. Schließlich gab es keine Haustierzucht für Fleisch in der heutigen Menge. Siebenschläfer waren daher ein wichtiges Nahrungsmittel. Das Fleisch des Siebenschläfers wurde in speziellen Behältern gelagert und mit Salz konserviert oder in Fett gebraten und so für den Winter und bis zum darauffolgenden Sommer gelagert. Auf der anderen Seite durften die Bauern kein Hochwild jagen, hatten aber das Recht auf Niederwild, und da es in manchen Jahren viele Siebenschläfer gab, wurden diese massenhaft bejagt. So ist diese Tradition und Sitte bis heute charakteristisch für Gorski kotar geblieben.

 

Traditionelle Zubereitung

Das Wildbret wird meistens durch Frittieren in Öl oder Fett zubereitet, jedoch ohne Zusatz von Gewürzen, um den ursprünglichen Geschmack des Fleisches nicht zu verfälschen. Eine weitere Spezialität ist das Gulasch, für dessen Zubereitung jedoch ältere und größere Siebenschläfer verwendet werden. Für das Gulasch werden auch Siebenschläfer aus den Bereichen verwendet, wo es mehr Eichen oder Kastanien gibt, da sie durch diese Nahrung Tannine bekommen. Dadurch erhalten diese Siebenschläfer einen bitteren Geschmack, wenn sie gebacken werden, deshalb werden sie zu Gulasch zubereitet. Sehr interessant ist, dass für die Zubereitung von Siebenschläferspezialitäten die Siebenschläfer nicht gehäutet, sondern ihre Haare abgeflämmt werden, was dem Ganzen ein besonderes Aroma verleiht. Nach dem Verbrennen der Haare ist es wichtig, die verbrannte Schicht gut zu waschen. Das eben geschilderte Abbrennen ist eine lokale Besonderheit von Gerovo, während die Tiere in anderen Gegenden ganz normal abgebalgt werden. Weitere Siebenschläferfleischspezialitäten sind Siebenschläfersuppe, panierte Siebenschläfer oder Siebenschläferrisotto.

 

Den aussführlichen Beitrag finden Sie in der Oktober-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Faustfeuerwaffen im jagdlichen Einsatz

Geeignete Holster für Jäger

Der Unterschied zwischen dem Besitz einer Faustfeuerwaffe und deren gelegentlicher Nutzung am Schießstand und dem Führen einer solchen im Jagdbetrieb ist, dass sich der verantwortungsbewusste Jäger bereits bei der Anschaffung Gedanken über ein passendes Holster machen sollte.


Im Revier

Rotwild-Interesse schlägt Haselhuhn-Interesse

Betreut man ein Rotwild-Revier, so wird das Haselhuhn ein Lückenbüßer sein und bleiben: Wenn das kleine Waldhuhn schon so „frech“ ist, seine Balzzeit ausgerechnet mit der des Rotwildes zu synchronisieren, bleibt es eben ein Nebendarsteller. Ob das unserem kleinsten Raufußhuhn zum Vorteil oder Nachteil gereicht, ist schwer zu sagen. 

 

Die wichtigste Konsequenz aus der Tatsache, dass Haselwild aufgrund der herausfordernden Schalenwildjagd im Herbst ins jagdliche Hintertreffen gerät, ist, dass man kaum etwas über die Haselhühner und ihre Bestände weiß. Aus wenigen Zufallsbeobachtungen werden oft bereits allgemeine Schlüsse gezogen. Fragt man ein bisschen herum, bekommt man Antworten mit großen Gegensätzen. Von „So gut wie verschwunden“ bis zu „Immer mehr“ ist alles drin. Zählungen gibt es nicht, Bestandesschätzungen entbehren oft fundierter Grundlagen. Lückenhafte Kenntnisse und heimliche Lebensweise wirken zusammen. Gesichert ist, dass es früher auch gute Vorkommen in der Umgebung von Graz gegeben hat. Die Steiermark gehörte Ende des 18. Jahrhunderts angeblich noch zu den haselhuhnreichsten Ländern der Monarchie. Bachofen von Echt und Hoffer beschreiben noch 1930 etliche größere Bestände um Graz und im Osten der Steiermark. Um 1900 dürften die Bestände „im sanft gewellten Hügellande“ massiv zurückgegangen sein. Diese Vorkommen sind mittlerweile erloschen.

Beinahe unsichtbar. Bestandeszahlen lassen sich für Haselwild auf großer Fläche nur schwer abschätzen, da ihr Leben oft im Verborgenen stattfindet. Selbst die Bodennester werden im Unterholz versteckt und sind kaum auffindbar.

 

Den ausführlichen Beitrag von DDr. Veronika Grünschachner-Berger finden Sie in der September-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 


Waffe, Schuss & Optik

Der Weitschuss und seine Tücken

Je weiter die Schussdistanz, umso mehr Faktoren beeinflussen die Trefferlage. Auf den Markt kommen vermehrt Optiken, mit denen man diese Abweichungen berechnen und korrigieren kann. Eines der ausgereiftesten Systeme bietet hier Leica. Wie so ein modernes Zusammenspiel von Fernglas, Zielfernrohr und Smartphone aussieht, wurde der ANBLICK-Redaktion am TÜPL Seetaler Alpe vorgeführt.


Im Revier

Den Zeitpunkt des Verendens bestimmen

Eine der ersten Fragen bei aufgefundenem Fallwild oder auch bei Rissen dreht sich meist um den Zeitpunkt des Verendens bzw. die Liegedauer des Tieres. Dazu können Anleihen aus der veterinär- und humanmedizinischen Gerichtsmedizin genommen werden.

Für die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest ist es von hohem Interesse, wie lange ein aufgefundener Kadaver schon liegt, weil das unter Berücksichtigung von Inkubationszeit und Krankheitsdauer einen Rückschluss auf den Einschleppungszeitpunkt der Seuche erlaubt. Die Liegedauer des ersten aufgefundenen ASP-positiven Wildschweinkadavers, in der Fachsprache „Postmortem-Intervall“ (PMI) genannt, wird dafür herangezogen. Das PMI ist also der Zeitraum zwischen Verenden eines Tieres und Auffinden seines Kadavers. Für die Abschätzung des PMI bei Wildschweinkadavern gibt es interessante aktuelle Untersuchungen aus Deutschland. Zahlreiche Referenzdaten zur Verwesung und Beteiligung von Insekten basieren auf forensischen Studien an Hausschweinen. Der Zersetzungsablauf bei Wildschweinen wurde erst in wenigen Untersuchungen systematisch analysiert, aktuelle Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass er langsamer abläuft als bei Hausschweinen. Ursache dafür könnte die widerstandsfähigere Schwarte sein, die die Bauchhöhle vor Aasfressern und Aasinsekten besser schützt.

 

Erste Todeszeichen

Zur PMI-Schätzung müssen die Todeszeichen sowie innere und äußere Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Unter diesen „Leichenerscheinungen“ werden die Veränderungen zusammengefasst, die sich nach dem Verenden entwickeln und bereits am ungeöffneten Körper zu erkennen sind. In den ersten ein bis zwei Tagen nach Todeseintritt erlauben die sogenannten frühen Todeszeichen wie Totenkälte, Totenstarre, Austrocknung der Schleimhäute und Totenauge mit Spannungsverlust der Augäpfel sowie glanzlos trübe Hornhaut recht sichere Rückschlüsse auf den Todeszeitpunkt. Falls Fallwild bereits in den ersten 24 Stunden nach Todeseintritt gefunden wird, wäre es ausreichend, den Zustand des Kadavers als „frisch“ zu bezeichnen und das PMI auf ein bis zwei Tage einzugrenzen. Die später einsetzenden postmortalen Veränderungen werden dann vor allem durch die Aktivität von Insekten und Aasfressern verursacht.

 

Beginnende Zersetzung

Der Zersetzungsprozess wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die sich in ihrer Summe schwer vorhersagbar auf den Gesamtablauf auswirken. Alle Methoden zur Schätzung des PMI werden mit der Dauer des Liegens des Kadavers zunehmend ungenauer. Bei großen Kadavern ist die Fäulnis ausgeprägter als bei kleinen, was sich in einem früheren Einsetzen und einer länger anhaltenden Phase der mikrobiellen Gasblähung manifestiert. Bei Neugeborenen laufen Fäulnisprozesse langsamer ab, Wunden (auch Schusswunden) beschleunigen die Fäulnis. Je niedriger die Temperatur, umso langsamer laufen Fäulnis und Verwesung ab und umso weniger aktiv sind die kadaverbesuchenden Insekten. Auch die Entwicklungsgeschwindigkeit vom Ei zum adulten Insekt verlangsamt sich bei niedrigen Temperaturen. In der kalten, insektenarmen oder -freien Jahreszeit kann sich die Zersetzung eines Kadavers, über mehrere Wochen hinziehen, während in der warmen Jahreszeit Maden in der Lage sind, mehrere Tonnen Schweinekadaver binnen weniger Tage zu skelettieren. Feuchter Boden bzw. Wasser können den Zersetzungsprozess beschleunigen oder bremsen, abhängig davon, ob der Kadaver an der Oberfläche oder komplett unter Wasser ist, sowie von der Menge des Wassers, dessen Temperatur, Salzgehalt und pH-Wert. Dies ist von Bedeutung für ASP-infizierte Tiere, da diese häufig in Suhlen aufgefunden werden. Verenden sie dort, können ihre Körper gegebenenfalls besser konserviert bleiben als solche, die auf trockener Oberfläche verwesen. An der weiteren Zersetzung eines Kadavers sind folgende Proszesse beteiligt: Auflösung durch körpereigene Enzyme, Fäulnis, Verwesung und Nutzung durch Aasfresser. Bei starker Trockenheit oder Dauerfrost kann der mikrobielle Abbau gehemmt werden und es kommt zur Mumifizierung. Bei Sauerstoffmangel wie unter Wasser oder in feuchtem Lehmboden kann es zur Fettwachsbildung kommen. Fettwachs ist eine gräulich-weiße, anfänglich schmierig-weiche, später krümelig-feste bis harte Substanz. Bei Wildschweinkadavern, die in Käfigen vor großen Aasfressern geschützt waren, wurde die Bildung von Fettwachs immer dann beobachtet, wenn sie im Spätsommer ausgelegt wurden und die Bauchhöhle nicht vor dem ersten Kälteeinbruch durch mikrobielle Prozesse, Insekten oder Nagetiere eröffnet wurde. Fettwachs führt dazu, dass sich die weitere Zersetzung verlangsamt oder sogar zum Erliegen kommt und die äußere Körperform über lange Zeit fast vollständig erhalten bleibt. Werden Kadaver begraben, hängt ihre Zersetzungsgeschwindigkeit vor allem von der Temperatur, der Bodenbeschaffenheit sowie der Grabtiefe ab.

 

Beteiligung von Aasfressern

Werden Kadaver durch Aasfresser genutzt, ist der Zersetzungsprozess besonders variabel, weil Aasfresser einerseits innerhalb kurzer Zeit größere Mengen Innereien und Muskulatur aufnehmen und andererseits auch Kadaverteile verschleppen können. Damit beschleunigt sich der Zersetzungsprozess erheblich. Für forensische Versuche werden Kadaver auch mit Käfigen vor Aasfressern geschützt, damit beobachtet werden kann, wie rasch der Abbau nur durch Insekten und Fäulnis verläuft. Kadaver werden nicht nur durch Füchse, Schwarzwild, Raben- und Greifvögel genutzt, sondern auch Mäusearten und Eichhörnchen nagen an den Knochen ...

 

Den aussführlichen Beitrag von Dr. Armin Deutz finden Sie in der September-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Praxiswissen für Revierbetreuer

Gewissenhafte Kahlwildjagd beginnt schon vor der Brunft!

Besonders in kleinen Revieren herrscht die Angst vor, dass die Erlegung von Kahlwild vor der Brunft die Chance auf einen passenden Hirsch mindern könnte. Dabei ist es genau umgekehrt. Wer früh beginnt, kann viel entspannter jagen!


Praxiswissen für Revierbetreuer

Auch wenn’s schnell gehen muss ...

Die Blattzeit ist im Rehrevier ein besonderer Höhepunkt des Jagdjahres. Es passiert immer wieder, dass ein bislang unbekannter Rehbock spontan auf die ersten Locklaute zustürmt. Jetzt heißt es, zügig anzusprechen, denn das Zeitfenster bis zum Schuss kann schon ziemlich eng werden.

 


Im Revier

Wenn es heiß hergeht ...

Rehe sind sehr flexibel, was ihre Lebensraumansprüche angeht. Dennoch kann die zunehmende Hitze infolge des Klimawandels dazu führen, dass diese Hirschart damit überfordert ist. Und zwar nicht direkt durch die brütende Hitze selbst, sondern indirekt über die Verschiebung des Vegetationszeitpunktes.

Martin Ossmann hat im letzten ANBLICK-Editorial für alle Jäger gesprochen: „Haupttriebfeder für die sommerliche Jagd auf den Rehbock ist die Lust am Jagen. Niemand geht an den Hundstagen jagen, um den Wald effizient vor Verbissdruck zu retten.“ Aber was wird auf Reh und Jäger in den nächsten Jahrzehnten zukommen, wenn heuer sogar in Kanada bereits Anfang Juli Spitzentemperaturen zwischen 40 und 50 Grad im Schatten gemessen wurden? Wie wird die Jagd in der Rehbrunft in 50 Jahren vor sich gehen? Wird die Rehjagd nur noch über 2.000 Höhenmetern stattfinden oder wird man sich über die Unterstützung des Luchses freuen, um der überbordenden Rehbestände Herr zu werden? Die schnelle Klimaerwärmung findet gerade massiv statt. Wissenschaftler versuchen mit verschiedensten Ansätzen, potenzielle „Klimaverlierer“ von „Klimagewinnern“ auseinanderzusortieren, um Handlungsbedarf zu erkennen. Ganz generell ist man versucht, dem Reh gute Chancen einzuräumen, mit der Erwärmung zurechtzukommen: Lebensraum-Generalisten, die eher wärmere Temperaturen bevorzugen, wird wahrscheinlich das Leben eher leichter gemacht. Laub-Mischwälder, der von Rehen eher bevorzugte Lebensraum, werden sich eher ausdehnen.

 

Ist die Geschichte lehrreich?

Es gibt bereits genügend Beispiele vom Vermögen der Rehe, sich relativ schnell ausbreiten zu können, wenn die Lebensräume passen. Bereits in den Eiszeiten hat Rehwild bewiesen, wie schnell es sich an neue Gegebenheiten anpassen kann. So wurden im letzten eiszeitlichen Maximum vor etwa 20.000 Jahren Rehe aus unserer gemäßigten Klimaregion in südlichere Teile Europas zurückgedrängt. Mit der darauffolgenden Erwärmung breiteten sie sich aus diesen Rückzugsgebieten aber gleich wieder nach Norden aus. Auch die Britischen Inseln waren von Eis bedeckt und „rehfrei“. Die Wiederbesiedlung des Rehwildes in ganz Europa scheint nach Verbesserung der Umweltbedingungen wieder relativ schnell erfolgt zu sein. Diese früheren Klimaänderungen haben die Evolutionsgeschichte des Rehwildes maßgeblich geprägt, aber in der Neuzeit kam der Einfluss des Menschen entscheidend dazu. Starke Bejagung ließ in manchen Gebieten das Rehwild verschwinden, ebenso waren viele Habitatveränderungen menschengemacht. So galt das Rehwild in der Schweiz Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgestorben und eroberte erst Anfang des 20. Jahrhunderts diese Lebensräume wieder. Im Süden Großbritanniens gab es ebenfalls infolge von Jagd und Abholzungen bis in das 18. Jahrhundert keine Rehe mehr. Erst mit großflächigen Wiederaufforstungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts dehnten sich die Rehbestände vom Norden her wieder aus, oder Rehe wurden gleich direkt wieder angesiedelt.

 

Den aussführlichen Beitrag von DDr. Veronika Grünschachner-Berger finden sie in der August-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

Wildbrethygiene im Sommer

Die hohen Umgebungstemperaturen im Sommer sowie die oftmals hohe Luftfeuchtigkeit bergen einige zusätzliche Hygienerisiken in der Versorgung erlegten Wildes. Und beim Reh kommt noch der Faktor „Brunft“ hinzu.

Brunftaktivitäten haben bei allen Wildarten einen deutlichen Einfluss auf die spätere Wildbretqualität. Gegenüber beispielsweise skandinavischen Ländern, wo Jäger „wildbretorientierter“ jagen, hat die Brunftjagd in Mitteleuropa wesentlich größere Bedeutung und Tradition. In diesem Zusammenhang ist jedenfalls zu beachten, dass Wildbret von brunftaktiven männlichen Stücken aufgrund des niedrigen Glykogen-Gehaltes der Muskulatur nur mangelhaft reift und damit schon wegen des höheren pH-Wertes anfälliger gegenüber einem Verderb ist als zu anderen Jahres­zeiten. Zudem ist beim Schuss auf den treibenden oder aufs Blatten springenden Bock oft mit einem schlechteren Sitz des Schusses zu rechnen. Weitere Risiken resultieren im Sommer aus den hohen Temperaturen beim Transport des erlegten Wildes sowie aus einem möglichen Fliegenmadenbefall. An guten Blatttagen besteht auch die Gefahr, dass nach der Erlegung des ersten Rehbockes weitergepirscht wird und dieser dann – aufgebrochen oder nicht – ungekühlt lagert oder an der Hüttenwand hängt.

 

Aufbrechen: unverzüglich, sorgsam und sauber

Der Zeitraum von der Erlegung bis zum Aufbrechen muss das ganze Jagdjahr über möglichst kurz gehalten werden. Erst durch ein rasches Aufbrechen und die damit verbundene Entfernung der Brust- und Bauchorgane wird eine Kühlung des Wildkörpers möglich. Die spätere Wildbretqualität hängt besonders vom Anfangskeimgehalt der Fleisch­oberflächen und dieser besonders vom Sitz des Schusses, der Arbeitshygiene beim Aufbrechen und dem Zeitraum zwischen Erlegen und Aufbrechen sowie dem Zeitraum bis zur Kühlung ab. Oft passieren sogenannte „Weichschüsse“ aber erst beim Aufbrechen … Während bei gutem Schuss, fachgerechtem Aufbrechen und damit niedrigem Ausgangskeimgehalt Wildbret bei 5° C über zumindest zwei Wochen lagerungsfähig wäre, ist es bei hohem Ausgangskeimgehalt bei derselben Temperatur lediglich zwei bis drei Tage lagerfähig, womit sich eine Vermarktung über Sammelstellen zu Wildverarbeitungsbetrieben verbietet, da die Lagerdauer viel zu lange ist und die Lager- bzw. Transporttemperaturen oft recht hoch sind.

 

Ausschweißen, reinigen und auskühlen

Anhaftender Schweiß an der Wildbret­oberfläche „konserviert“ nicht das Fleisch, wie früher immer wieder behauptet, sondern ist einer der besten Nährböden für eine Bakterienvermehrung. Deshalb sind aufgebrochene Stücke noch körperwarm gründlich zu reinigen, was mit Wasser von Trinkwasserqualität erfolgen soll beziehungsweise bei bereits abgekühlten Tierkörpern durch Abtragen mit dem Messer zu geschehen hat. Nach dem Auswaschen muss das Stück jedoch unbedingt hängen, damit Wasser abrinnen und verdampfen kann und eine Pfützenbildung in den Körperhöhlen vermieden wird. Gröbere Verunreinigungen sind großzügig mit dem Messer auszuschneiden oder abzutragen. Das Auskühlen des Wildkörpers sowie das Abtrocknen der Körperhöhlenoberflächen muss, vor Insekten geschützt, im Hängen stattfinden. Als Fliegenschutz eignen sich Netze, wobei Fliegen aber durch kleinste freie Öffnungen eindringen können. Stücke, bei denen der Brustkorb beim Aufbrechen nicht durchgehend geöffnet wurde, sollten besser an den Hinterläufen aufgehängt werden, da sich sonst bei an den Vorderläufen aufgehängten Stücken die aufsteigende warme Luft aus der Bauchhöhle und der Schlögelgegend in der fast geschlossenen „Brustkuppel“ fängt und der Schulterbereich damit erst verzögert abkühlt.

 

Den aussführlichen Beitrag von Dr. Armin Deutz finden Sie in der August-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.
 


Waffe, Schuss & Optik

Wie man sich bettet, so liegt man ...

Bei der richtigen Schießtechnik stellt sich das Treffen automatisch ein. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die stabile Auflage der Waffe, die man mit unterschiedlichen Methoden erreichen kann. Vom Wetterfleck bis zum Zweibein leisten diverse Gegenstände dabei hervor­ragende Dienste.

Ganz links oben im Kar steht eine ganz alte, gelte Geiß, die packen wir. Am besten legen Sie sich hier hin und schießen über meinen Rucksack“, wies mich mein Pirschführer ein. Es dauerte einige Zeit, bis ich richtig lag, doch fühlte ich mich zu keiner Zeit so ausgesprochen wohl. Und während ich versuchte, in irgendeiner Weise die Waffe so zu platzieren, dass ich bequem durch das Zielfernrohr sehen konnte, ohne dabei zu wackeln, mahnte der Jäger zur Eile. „Das Rudel wird langsam unruhig, wenn es passt, sollten Sie schießen.“ Doch entweder war ich oder die Waffe nicht in einer optimalen Schussposition oder die Waffe wackelte. Doch jetzt galt es, ich drückte die Waffe so fest wie möglich auf den Rucksack, und als das Springen des Absehens merklich weniger wurde, erhöhte ich den Druck am Abzug. Mit einem immensen Schlag kam mir das Zielfernrohr ins Gesicht und meine Stirn platze im Moment auf. Doch auch die Gams hatte die Kugel bekommen, aber auch hier war der Schuss nicht optimal gewesen, der Schuss war etwas weich auf der Leber. Nur durch das starke Kaliber .300 Win. Mag. und das schnell ansprechende Hornady SST-Geschoß ging die Geiß nach kurzer Flucht ins Wundbett, um bereits verendet zu sein, als wir sie fanden. „Da haben wir ja noch mal Glück gehabt“, sagte der Jäger, als er mir den Bruch überreichte.

 

Treffen darf keine Glückssache sein

„Glück ist nicht das, was ich haben will“, dachte ich mir. Wenn ich auf ein Stück Wild schieße, dann muss das schon besser und sicherer gehen. Im Grunde genommen ist erfolgreiches und sicheres Schießen eine Komponente aus Waffe, Schütze und Auflage. Und je besser die Auflage ist, umso sicherer kann der Jäger den Schuss antragen. Wir unterscheiden hier ganz klar den freihändigen und den aufgelegten oder angestrichenen Schuss. Während der Jäger beim freihändigen Schuss vollkommen auf sich selbst gestellt ist, hilft schon das Anstreichen, um bestimmte Bewegungsmomente zu minimieren. Für einen wirklich präzisen Schuss, gerade auf größere Distanzen oder auf kleine Ziele, muss aber die Waffe unbedingt ruhig liegen. Am besten liegt eine Waffe dann auf, wenn sie an zwei Punkten, sprich am Hinterschaft und am Vorderschaft, satt aufliegt. Eine Waffe darf keinesfalls mit dem Lauf aufgelegt werden. Auch ist darauf zu achten, dass die Waffe nicht auf einem zu harten Gegenstand aufgelegt wird, der im Schuss einen Prellschlag verursacht und so zu einer Verlagerung der Treffpunktlage führt. Im Zweifelsfalls immer etwas dazwischenlegen, besonders gut geeignet ist hier zum Beispiel ein Gewehrriemen aus Neopren. Je nach Bauart sollte die Waffe im hinteren Bereich des Hinterschaftes und im zentralen Bereich des Vorderschaftes aufgelegt werden. Ist der Vorderschaft sehr massiv und der Lauf liegt nicht an, kann die Waffe recht weit vorne am Vorderschaft aufgelegt werden. Ein großer Abstand zwischen den Auflagen erhöht die Festigkeit der Position. Andere Waffentypen sollten in der Mitte des Systems aufgelegt werden.

 

 

 

Mit Heckauflage oder frei aus der Schulter

Egal mit welchem Modell, mit einem Zweibein ist der Jäger deutlich im Vorteil. Seit kurzer Zeit gibt es von dem Allgäuer Büchsenmachermeister Andreas Jakele einen Hecksporn für Jagdwaffen, der ähnlich wie eine Schaftkappe nachträglich montiert und angebracht werden kann. In dieser Schaftkappe steckt eine grobe Gewindestange mit Kugel, mit der die Position der Waffe exakt eingestellt werden kann. Wer nur mit dem Zweibein arbeitet, muss die Position der Waffe anders fixieren, wobei der Schuss aus der freien Schulter der anspruchsvollste Schuss ist. Einfacher ist die Position der entgegengesetzten Arme. Hier kann die Faust oder die Hand genutzt werden, um die gewünschte Höhe zu erzeugen. Oft ist aber auch ein Auflegen des Hinterschafts möglich, welches für den präzisen Schuss eher förderlich ist. Besonders gute Auflagen sind Sandsäcke mit hochgezogenen Seitenflügeln.

Zweckentfremdung des Fernglases

Eine gute, wenn auch recht exklusive Waffenauflage ist das Fernglas, welches, vor dem Schützen aufgestellt, den Vorderschaft aufnehmen kann. Nur sollte man hier stets darauf achten, dass die Linsen nicht beschädigt oder die Drehaugenmuscheln dabei ruiniert werden.

 

Den ausführlichen Beitrag von Christoph Tavernaro finden Sie in unserer August-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.
 

 



Im Revier

Jagdhunde: Impfen und wie oft?

Auch in der Veterinärmedizin gibt es hitzige Diskussionen zum Thema Impfungen. Dieser Beitrag erläutert die Geschichte der Vakzination, immunologische Hintergründe, die Herdenimmunität und aktuelle Infektionskrankheiten des Hundes, gegen die geimpft werden kann oder soll.


Im Revier

Klein, aber oho!

Zu den Kleinsäugern zählen in erster Linie Arten bis zu einem Kilogramm Lebendgewicht. Viele sind unscheinbar und selten, andere bergen hohes Potenzial, sich explosionsartig zu vermehren – mit allen Konsequenzen. Besonders in Bezug auf das Ausbleiben der Waldverjüngung sind diese Arten auch für Jäger von Interesse.

Mäuse, was für ein Thema! Wer braucht denn die bei der Jagd? Sie versauen nur die Jagdhütte, verbreiten das Hanta­virus. Viel Positives fällt einem vorerst einmal nicht ein, wenn man an die gefüllten Fallen, die angenagten Vorräte und das ehemals so gute Bettzeug denkt. Das Mausmanagement reduziert sich auf die Frage, wie man die Jagdhütten von ihnen freibekommt. Man hat ja anderes zu tun. Aber wenn man neben dem jagdlichen „Pflichtprogramm“ auch Zeit für die Beobachtung von Lebensraum und andere Mitbewohner aufbringen kann, eröffnet sich eine Unzahl spannender Themen. Kleinsäuger gehören da eindeutig dazu. Und für Optimisten unter den Lesern der Serie: Immerhin haben es manche Arten geschafft, sich an den Menschen anzupassen! Ob uns das freut oder nicht: Manche Jahre sind recht ruhig im Bodensitz. Man sitzt relativ alleine. In anderen Jahren hat man das Gefühl, nur einer von vielen zu sein. Überall raschelt und mauselt es. Heuer ist wieder ein Jahr der großen Gemeinschaften beim Ansitz. Das Mäusejahr hat es in sich. Aber warum schaffen es die langschwänzigen Waldmausarten sich grenzenlos zu vermehren, die menschliche Präsenz sogar auszunutzen, während nahe Verwandte bereits am Rande des Aussterbens sind?

 

Kleine Säuger mit großer Wirkung

Dass Waldmausarten und Rötelmäuse in einigen Jahren explosionsartige Vermehrungsraten hinlegen, bevor die Populationen wieder zusammenbrechen, erlebt jeder, der in Wald und Flur unterwegs ist. Diese „Mausjahre“ folgen immer auf besonders massive Buchenmastjahre. Das gemeinsame Waldverjüngungsprojekt der Institute für Waldökologie (Georg Gratzer) und Wildbiologie (Ursula Nopp-Mayr und Frederik Sachser) der BOKU hat sich Samenfraß und Samentransport durch Kleinsäuger seit vielen Jahren im niederösterreichischen Urwald Rothwald genauer angesehen. Dort wurde gezeigt, wie massiv Kleinsäuger auf die Gestaltung des Waldes einwirken können. Dies trotz der Theorie, wonach Buchen ihre Samenproduktion in manchen Jahren besonders hochfahren, um zumindest einen Teil ihrer Nachkommen vor Samenräubern zu retten. Wenigstens ein paar Samen sollten zur Verjüngung der Buchen übrig bleiben. Die langjährigen Studien der BOKU ergaben ein anderes Bild: Im auf ein Mastjahr folgenden Frühjahr stieg die Zahl der samenfressenden Kleinsäuger so stark an, dass praktisch keine Bucheckern zur Keimung kamen. Die „Sättigungstheorie“, wie sie von Eichen und in anderen Lebensräumen bereits bekannt war, ist im Urwald bei Buchen widerlegt worden. 

 

Den gesamten Beitrag von Veronika Grünschachner-Berge Sie in unserer Juli-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Unter Jägern

Arbeitstier und Spaßmobil

Klein, wendig und enorm leistungsstark präsentiert sich der Traxter. Das prädestiniert ihn zu einem Revierfahrzeug, mit dem man praktisch überall hinkommt. Daneben macht das Fahren mit ihm Spaß – und der Aufmerksamkeit aller Nachbarn kann man sich gewiss sein ... 


Unter Jägern

Fahrlässiger Wildunfall: Schadenersatz möglich

Grundsätzlich ist es möglich, den Verlust von Wild als Schaden geltend zu machen, wenn man diese Schuld jemandem anlasten kann. Bei Verkehrsfallwild ginge es konkret darum zu beweisen, dass der Unfalllenker fahrlässig gehandelt hat, wodurch es zur Kollision gekommen ist. Gelingt dies, muss dessen Haftpflichtversicherung zahlen.

 

Knapp 75.476 Wildtiere kamen 2019 infolge einer Kollision mit einem Fahrzeug in Österreich zu Schaden. Rein rechnerisch kann man darauf schließen, dass pro Stunde auf österreichischen Straßen 8,6 Wildunfälle erfolgen. Führt man sich nun diese Zahl vor Augen, so kommt man zum bedenklichen Ergebnis, dass alle sieben Minuten ein Wildtier mit einem Fahrzeug kollidiert. Selbstverständlich wünscht sich kein Fahrzeuglenker einen Wildunfall, bedauerlicherweise liegt das Verschulden nicht immer beim Wildtier. Häufig achten Fahrzeuglenker nicht auf die Hinweisschilder bzw. beachten die Gefahren nicht, die sich vor allem bei einsetzender Dämmerung ergeben. Als innerhalb eines Jahres auf einer einzigen Straße im Bereich Klagenfurt-Land fast 100 Rehe und Hirsche bei Wildunfällen ihr Leben lassen mussten, klagten zwei Kärntner Anwälte in 25 Fällen für die zuständige Jägerschaft unter dem Leitspruch „Zurück in die Fahrschule!“ die Haftpflichtversicherung der Kollisionslenker. Am 6. Mai 2021 gab das Landesgericht Klagenfurt den beiden Anwälten in einem Fall recht und verpflichtete die Haftpflichtversicherung zur Leistung eines Schadenersatzanspruchs für das zu Tode gekommene Wildtier. Diese Entscheidung mit dem Titel „Wer in Zukunft auf der Straße mit Hirsch, Reh oder anderen Wildtieren kollidiert, hat nicht nur den verursachten Schaden am Kfz, sondern soll auch für das getötete Wildtier bezahlen!“ wurde von vielen Jägern geteilt und sorgte für Euphorie in der Jägerschaft. Zahlreiche Jäger werden sich im Zusammenhang mit dieser Entscheidung aktuell die Frage stellen: Besteht bei einem getöteten Wildtier im Straßenverkehr ein Schadenersatzanspruch? Die Antwort ist Ja, wenn Sie dem Kollisionslenker ein Verschulden nachweisen können. Denn in der Vergangenheit mussten schon öfters bei Geschwindigkeitsüberschreitungen im Gefahrenbereich „Wildwechsel“ die Haftpflichtversicherungen des Kollisionslenkers Schadenersatz leisten. Ebenso gibt es Entscheidungen, die besagen, dass durch Treibjagden ausgelöste Kfz-Wild-Kollisionen den Jagdleiter verantwortlich machen, wenn dieser keine tauglichen Warnzeichen aufgestellt hat. In der gegenständlichen Entscheidung hat man dem Kollisionslenker ein Verschulden mit einem Sachverständigen nachgewiesen, indem der Lenker zu schnell unterwegs war und dabei zusätzlich von der Sonne geblendet wurde. Laut Sachverständigengutachten hätte der Kollisionslenker gar nur 73 km/h fahren dürfen, denn bei reduzierter Geschwindigkeit hätte sich eine Kollision verhindern lassen.

 

Voraussetzungen, um einen Schadenersatzanspruch zu begründen

Das Schadenersatzrecht ist im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) geregelt. Als Schaden gilt ein Nachteil, der dem Eigentum, den Rechten oder einer Person direkt zugefügt wird. Ein Schaden kann deshalb entweder ein Personenschaden oder ein Vermögensschaden sein. Dabei ist ein Schädiger zum Schadenersatz verpflichtet, wenn er den Schaden nicht nur verursacht, sondern auch rechtswidrig und schuldhaft gehandelt hat. Nachfolgendes Beispiel soll Ihnen einen Schadenersatzanspruch veranschaulichen: Peter ist ein leidenschaftlicher Autoliebhaber und öfters schneller mit seinem Fahrzeug unterwegs. Eines Abends ist Peter wieder viel zu schnell unterwegs. Die Hinweisschilder „Achtung Wildwechsel“ nimmt er nicht ernst. Als Peter gerade die 120-km/h-Grenze erreicht, springt ein Rehbock auf die Straße. Der Rehbock hat leider keine Chance und kollidiert mit dem Fahrzeug. Diesen Wildunfall hat zufällig der Jagdpächter Karl beobachtet, der auf diesen Rehbock ansaß. Karl ist außer sich und möchte diesen Rehbock ersetzt bekommen (Schadenersatz). Welche rechtlichen Schritte muss Karl einleiten, um einen Schadenersatzanspruch gegen Peter geltend zu machen? Dem Jagdausübungsberechtigen (Karl) steht das Recht zur Verfügung, einen Wildunfall bei Gericht anhängig zu machen. In den verschiedenen landesgesetzlichen Bestimmungen im Jagdrecht findet sich zu Beginn die Bestimmung, die aus dem Grundeigentum erfließende, den jagdbaren Tieren nachzustellen, sie zu fangen und zu erlegen, sich erlegtes Wild, Fallwild, Abwurfstangen und die Eier des jagdbaren Federwildes anzueignen. Wild ist vor dessen Erlegung herrenlos und kann nur nach den Bestimmungen der jeweiligen Landesgesetze angeeignet werden. Die Verletzung von Wild bei einem Verkehrsunfall berührt damit die Rechte des Jagdausübungsberechtigten. Tiere sind nach dem Gesetz zwar keine Sachen; die für Sachen geltenden Vorschriften sind auf sie aber grundsätzlich anzuwenden (§ 285a ABGB). Wird daher ein jagdbares Tier im Sinne des Jagdgesetzes bei einem Verkehrsunfall verletzt, besteht nach § 4 Abs. 5 StVO Meldepflicht. Danach haben die Personen, die mit einem Verkehrsunfall in einem ursächlichen Zusammenhang stehen (§ 4 Abs. 1 StVO), ohne unnötigen Aufschub die nächste Polizeidienststelle zu verständigen, wenn bei einem Verkehrsunfall nur Sachschäden entstanden ist.

 

Verkehrsunfall mit „Sachschaden“

Ein Wildunfall ist somit ein Verkehrsunfall mit einem Sachschaden (Wildtier). Peter muss somit unverzüglich die nächste Polizeistelle und den Jagdausübungsberechtigten verständigen. Für den Fall, dass die Maßnahme von Peter nicht getroffen wird, liegt Fahrerflucht vor (entsprechend § 99 Abs. 2 a oder Abs. 3 b iVm § 4 StVO). Nur für den Fall, dass alle beteiligten Personen ihre Namen und Anschrift gegenseitig ausgetauscht haben, darf eine unverzügliche Verständigung der Polizei unterbleiben. Die Praxis zeigt der Jägerschaft erfahrungsgemäß oft, dass Kollisionslenker einfach die Unfallstelle verlassen, ohne eine Verständigung abzugeben. Aller Voraussicht und Wahrscheinlichkeit nach liegt das an der Tatsache, dass nur Fahrzeugbesitzer, die im Besitz einer Vollkaskoversicherung sind, einer Verständigung nachkommen, da sie sonst den entstandenen Schaden selbst tragen müssen. Um nach dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) einen Schadenersatzanspruch geltend zu machen, benötigt man einen Schaden, Kausalität, Rechtswidrigkeit und ein Verschulden. Diese vier Voraussetzungen müssen gemeinsam (kumulativ) vorliegen, um einen Schadenersatzanspruch wirksam vor Gericht begründen zu können. Im gegenständlichen Fall hat Karl einen Schaden erlitten. Der zu Tode gekommene Rehbock ist ein Sachschaden. Um den Wert des Rehbockes zu bewerten, greift man in der Praxis auf wildökologische Tabellen. Ein Rehbock kann somit mit einem Wert von bis zu € 2.644,00 bemessen werden. Weiters wird eine Kausalität benötigt. Schon die alten Römer kannten diesen Kausalzusammenhang, sie sagten „conditio sine qua non“ dazu. Das bedeutet: „Wäre der Schaden ohne das Verhalten der Schädigerin ausgeblieben“. Juristisch formuliert bedeutet das: Wenn man sich Peters Verhalten wegdenkt, wäre dann der Rehbock ums Leben gekommen?

 

Nachweis des Kausalzusammenhanges

Die Antwort wird „Nein“ lauten. Somit war das Verhalten von Peter kausal für den entstandenen Schaden – der zu Tode gekommene Rehbock. Peter handelt rechtswidrig, wenn er gegen ein Gebot oder Verbot der Rechtsordnung verstößt, also anders handeln hätte sollen. Die Rechtswidrigkeit ergibt sich im vorliegenden Fall durch den Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung (Schutzgesetz). Die StVO verbietet Straßenverkehrsteilnehmern, auf einer Landesstraße über 100 km/h zu fahren, weil die erhöhte Geschwindigkeit eine erhebliche Gefahrenerhöhung im Straßenverkehr bewirkt. Die Bestimmungen (StVO) sollen die Gefährdung anderer Straßenverkehrsteilnehmer (Leib, Leben, Eigentum) hintanhalten. Weiters wurde Peter durch das Hinweisschild „Achtung Wildwechsel“ vor der Gefahr gewarnt, dass an diesem Streckenabschnitt damit zu rechnen ist, dass Wild die Straße überquert. Somit hat sich die Gefahr des Wildunfalls, die durch die StVO vermieden werden soll, verwirklicht und die Rechtswidrigkeit ist zu bejahen. Ein Verschulden kann man auch annehmen, da einer sorgfältigen und ordentlichen Person ein solches Verhalten nicht unterlaufen wäre. Eine sorgfältige Person hätte die Hinweisschilder „Achtung Wildwechsel“ wahrgenommen und hätte sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten. Somit hat sich Peter (grob) fahrlässig verhalten. Wir kommen damit zum Ergebnis, dass Karl einen Schadenersatzanspruch gegen Peter hat. Entscheidend ist, dass der Jagdausübungsberechtigte bei einer Fallwild-Kollision gerichtlich die Beweislast hat. Das bedeutet, dass Karl die nötigen Indizien braucht, damit er vor Gericht beweisen kann, dass der Kollisionslenker Peter beispielsweise zu schnell unterwegs war, bzw. andere Umstände nachweisen kann, die für ein Verschulden sprechen. An diesem Punkt werden die Jagdausübungsberechtigten in der Praxis am häufigsten scheitern. Denn einerseits ereignen sich viele Wildunfälle erfahrungsgemäß in den Nachtstunden ohne Zeugen und Indizien und andererseits an Stellen, wo sich keine Warnzeichen befinden. Der Gang ans Gericht ist in Österreich oftmals mit hohen Kosten verbunden, was bedeutet, dass den Jagdausübungsberechtigten ein Kostenrisiko trifft.

 

Chancen vor Gericht

Meines Erachtens hat man auf einer Bundesstraße mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h schlechte Chancen, einen Schadenersatzanspruch geltend zu machen. Bei Streckenabschnitten, für welche reduzierte Geschwindigkeiten von 30 bis 70 km/h gelten und zusätzlich Warnhinweise (Achtung Wildwechsel) angebracht werden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, Beweise für einen Wildunfall zu finden und somit einen Schadenersatzanspruch erfolgreich durchzusetzen. Schlussendlich sind diese Verkehrstafeln nicht grundlos in diesen Streckenabschnitten aufgestellt. Sie sollten einerseits vor möglichem Wildwechsel warnen und andererseits die Verkehrsteilnehmer anregen, an diesen Stellen mit einer angepassten und bremsbereiten Geschwindigkeit unterwegs zu sein. Hat man so einen Streckenabschnitt im Jagdrevier, sollte man sich die Unfälle genauer anschauen (Bremsspur, Kollision etc.) und die Erfolgsaussichten anwaltlich abwägen lassen.

Philipp Weißenbäck

 

Im Revier

Auch Waldgams können alt werden

Waldgams sind nicht automatisch Forstschädlinge, die es auf Begegnung zu erlegen gilt. Mit kluger Jagd lässt sich nämlich der Wildbestand in der Jugendklasse regulieren, womit die Ernteklasse durchwachsen kann. Oberförster Heinrich Rappold zeigt in einem Gleinalmrevier, wie das geht.

 


Im Revier

Rotwildlebensraum beeinflussst den Geweiaufbau

Die Ergebnisse einer italienischen Studie bestätigen, was viele schon vermutet haben. Das Landschaftsmosaik beeinflusst die individuelle Entwicklung von Rotwild auch auf kleinräumiger Ebene. Dies kann bei Hirschen anhand von Körpergewicht und Geweihentwicklung festgestellt werden. Besonders trifft das auf Spießer und Hirsche der Jugendklasse zu.

Jeder, der sich mit Hirschgeweihen auseinandersetzt, weiß, dass es je nach Lebensraum und Äsungsqualität unterschiedlich starke Geweihe gibt. Je nach Herkunftsgebiet sind diese „männlichen Geschlechtsmerkmale“ verschieden ausgeprägt. Bekannt und bewusst wird uns dies vor allem, wenn wir Ungarnhirsche mit Berghirschen vergleichen oder wenn wir Auhirsche schottischem Rotwild gegenüberstellen. Unterschiede sind aber auch in einer Population auf räumlich viel kleineren Ebenen möglich, wie zum Beispiel auf den Berghängen ein und derselben Bergkette. Luca Corlatti ist ein italienischer Wildbiologe, der sich viel mit Gams beschäftigt. Ab und zu forscht er mit Kollegen aber auch über Rotwild. Am mittleren Apennin zwischen Bologna im Osten und Pistoia im Westen sammelten die Italiener über 20 Jahre Daten über Geweihe, Körpergewicht und Alter der Hirsche. Das Untersuchungsgebiet umfasste eine Fläche von 140.000 ha und erstreckte sich auf beiden Seiten des Apennins. Die Berge reichen dort bis 1.600 m Seehöhe. Charakteristisch sind Wälder aus Hopfenbuchen, Zerreichen, Ahorn und Buchen; Nadelholz gibt es wenig. Auf den Nordhängen in der Provinz Bologna erstreckt sich eine abwechslungsreiche Landschaft mit vielen eingestreuten Wiesen, Äckern und Waldinseln. Auf den Südhängen in der Provinz Pistoia dominieren ausgedehnte Wälder und nur wenige Flecken mit Wiesen und Kulturland. Im Norden ist das Angebot an Wiesen und Feldern dreimal größer als im Süden. Rotwild wurde Anfang der 1960er-Jahre eingebürgert. Die Frühjahrswilddichte liegt bei etwa zwei Stück pro 100 ha. Es gibt keine Winterfütterung. Neben Rotwild kommen Schwarzwild, Rehwild, Damwild und auch der Wolf vor.

Wie viel investiert ein Hirsch 

in den Geweihaufbau? Die Hirsche in Bologna schieben stärkere Geweihe als jene in Pistoia. Bei erwachsenen Hirschen – das sind jene, die fünf Jahre und älter sind – war das Geweihgewicht im Norden durchschnittlich um 20 % höher als im Süden. Die schwersten Geweihe wogen in Bologna 10,8 kg, in Pistoia waren es 6,7 kg. Gemessen wurde hier nur das reine Geweihgewicht ohne Schädel; dieser wiegt in der Regel rund 1,4 kg, bei starken Hirschen 1,6 kg. Das heißt, das starke Geweih mit 10,8 kg kommt dann mit Schädel auf 12,4 kg. Doch es geht hier weniger um Kilo und Gramm, interessant ist dabei, dass die Lebensräume und das Nahrungsangebot auf ein und demselben Gebirgszug diese Unterschiede erklären. Die größten Schwankungen in der Geweihmasse treten bei den Einjährigen auf. Das Körpergewicht der Hirsche nahm auf den Südhängen bis zum 6. Lebensjahr zu, auf den produktiveren Nordhängen bis zum 7. Lebensjahr. Die Hirsche aus dem Bezirk Bologna waren in allen Altersklassen schwerer. Die Italiener heben besonders hervor, dass alle Einjährigen im Süden Erstlingsspieße geschoben haben. Im Norden haben bereits die Einjährigen deutlich mehr in ihr Erstlingsgeweih investiert. Im Durchschnitt waren hier die Spieße 40 cm lang, es gab aber auch Spießer mit bis über 60 cm langen Stangen; 13 % der Einjährigen zeigten sogar Gabeln oder Kronen. Luca Corlatti und sein Kollege Stefano Mattioli führen dies auf das besonders gute Nahrungsangebot im späten Frühling sowie im Frühsommer zurück. Das heißt, hier spielen auch Vegetationsentwicklung und Landwirtschaft eine Rolle, Schwankungen von Jahr zu Jahr sind möglich. Die Einjährigen können es sich in guten Lebensräumen mit viel Nahrungsangebot leisten, die zur Verfügung stehende Extraenergie in den Geweihaufbau zu stecken. Einjährige reagieren besonders stark auf das verfügbare Nahrungsangebot, wobei hier auch die Kondition der Mutter sowie deren Milchleistung eine Rolle spielen. Die Entwicklung der Einjährigen lässt jedenfalls gut auf deren späteren Status sowie auf Körpergewicht und Fortpflanzungserfolg schließen. Das ist auch von Rotwild aus Gatterhaltung bekannt.

 

Den gesamten Beitrag von Hubert Zeiler finden Sie in unerer Juni-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

35 Jahre nach Tschernobyl: Konsum von Pilzen und Wildbret unbedenklich!

Der Reaktorunfall am 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl in der heutigen Ukraine setzte große Mengen Radioaktivität frei, was zumindest bei Schwarzwild und Pilzen heute noch regional nachweisbar ist.


Waffe, Schuss & Optik

Fausfeuerwaffen im jagdlichen Einsatz

Faustfeuerwaffen zählen zu den gefährlichsten Waffen im Jagdeinsatz, da sie so klein und handlich sind, gleichzeitig aber eine große Feuerkraft besitzen. Deshalb ist es umso wichtiger, mit ihnen besonders vorsichtig umzugehen. Das lässt sich lernen, denn es gibt diesbezüglich nun ein Seminarangebot.

Das Waffengesetz gewährt Jägern großzügige Ausnahmen, was das Führen von Waffen angeht. Sie müssen im Gegensatz zu Nichtjägern auch keinen „Waffenführerschein“ machen, um Pistolen oder Revolver besitzen oder führen zu dürfen, da der Gesetzgeber davon ausgeht, dass Jäger hierin besonders geschult verlässlich sind. Ob das in der Praxis auch tatsächlich immer so ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist jeder gut beraten, sich hier im ureigensten Interesse fortzubilden, damit nichts passiert. Eine Möglichkeit hierfür bietet das Seminar „Faustfeuerwaffen im jagdlichen Einsatz“, das gemeinsam von Michael Kohl, Stefan Schwarz sowie der Steirischen Landesjägerschaft angeboten wird.

 

Halbtagesseminar in Zangtal

Die Vortragenden sind allesamt erfahrene Berufswaffenträger, die auch in der Schießausbildung tätig sind. Entsprechend teilt sich das Kursangebot in mehrere Blöcke, die in einem guten halben Tag hintereinander abgearbeitet werden. Austragungsort ist die Kettner Schießarena in Zangtal, wo ein großzügig angelegtes Areal im Freien als auch Schießstände unter Dach viele Möglichkeiten zum Trainieren bieten. Am Beginn steht natürlich eine ausführliche Sicherheitsunterweisung, bevor Trockentraining und der scharfe Schuss auf die Teilnehmer warten.

 

Disziplin!

Mehr noch als bei Langwaffen gilt es beim Hantieren mit Kurzwaffen, hochdiszipliniert zu sein. Das Ausbildnerteam Michael Kohl und Stefan Schwarz haben dafür vier Leitsätze definiert, die es unter allen Umständen einzuhalten gilt. 1.) Gedankendisziplin: „Jede Schusswaffe ist grundsätzlich so zu behandeln, als ob sie geladen wäre!“ 2.) Mündungsdisziplin: „Richte die Mündung einer Waffe niemals auf Lebewesen oder Gegenstände, die du nicht verletzten oder erlegen bzw. beschädigen möchtest!“ 3.) Abzugsdisziplin: „Finger weg vom Abzug, bis die Waffe auf das Ziel gerichtet ist und du bereit bist zu schießen! Finger lang!“ 4.) Verantwortung: „Vor dem Schuss ist das Ziel eindeutig zu identifizieren. Achte auf die Umgebung dahinter. Du bist alleine für jeden abgegebenen Schuss und die Folgen verantwortlich!“ Diese Regeln sind selbsterklärend und brauchen an sich nicht näher erläutert zu werden, da sie ohnehin auch im Jagdbetrieb uneingeschränkt gelten.

 

 

 

Trockentraining an der Waffe

„Wettkampfschützen trainieren etwa zu 70 % trocken und nur zu 30 % mit der geladenen Waffe. Das Endergebnis ist nämlich in beiden Fällen praktisch das gleiche“, erläutert Michael Kohl und ergänzt: „Das hat den Vorteil, dass man auch im Keller oder im Badezimmer üben und Anschlagfehler beispielsweise selbst im Spiegel überprüfen kann.“ Sein Kollege Stefan Schwarz fügt hinzu: „Eine gute Hybridlösung zwischen reinem Trockentraining und scharfem Schuss stellt die Verwendung von CO2-Pistolen dar. Der Vorteil liegt darin, dass man in Bezug auf Funktionsweise der Waffe als auch Treffersitz stets ein Feedback bekommt.“ Neben den sicherheitsrelevanten Themen geht es hier vor allem um eine schnelle und zuverlässige Erfassung des Ziels, also mehr um intuitives Schießen, als um größtmögliche Präzision. Am besten lässt sich das schrittweise einlernen, indem man mit der richtigen Grundstellung und Waffenhaltung beginnt. Daher stellt man sich breitbeinig in leichter Schrittstellung hin, da man so am stabilsten steht und am schnellsten reagieren kann. Dann wird die Kurzwaffe mit der Schusshand aus dem Holster gezogen und auf Brusthöhe gebracht. Dort trifft sie auf die offene, rund 45° nach unten geneigte Führungshand. Beide umschließen den Pistolengriff, wobei beide Daumen in Längsrichtung unterhalb des Schlittens ruhen und die Führungshand etwa zwei Drittel der aufzuwendenden Griffkraft übernimmt. Von der Brust weg „sticht“ die Waffe ins Ziel, bis aus Armen und Schultern ein stabiles Dreieck entsteht. Erst jetzt führt man den Finger an den Abzug und zieht diesen gleichmäßig bis zum Brechen des Schusses durch.

 

Den ausführlichen Beitrag finden Sie in unserer Juni-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 

Anmelung zum Seminer: Steirische Landesjägerschaft


Im Revier

Waldohreulen zeigen die Sinnhaftigkeit von Wegegeboten

Wie genau Wildtiere die Aktivität der Menschen verfolgen, zeigt ein Experiment mit Waldohreulen. Solange sich die Menschen an das Wegegebot halten, herrscht Ruhe. Doch sobald sie die Wege verlassen, steigt der Stresspegel an.

 


Im Revier

Rehwildnachsuchen und ihre Ursachen

Rehe sind in den meisten Revieren die zahlenmäßig bedeutendste Wildart. Doch bei Weitem nicht jedes beschossene Reh kommt auch zustande. Dabei könnten die meisten Nachsucheneinsätze durch überlegtes Handeln des Jägers im Vorfeld vermieden oder im Fall der Fälle die Chancen auf Erfolg erhöht werden. Denn Nachsuchen auf Rehwild sind nicht zu unterschätzen und stellen nicht selten auch erfahrene Gespanne auf eine harte Probe.

Bereits vor zwei Wochen hat in vielen Regionen Österreichs die Rehjagd begonnen, am 1. Mai zog der Rest nach. Bundesweit werden jährlich beinahe 300.000 Rehe erlegt, doch längst nicht alle bejagten Rehe liegen am Anschuss. Sind die Stücke schwer weidwund, findet sie der ausgebildete Jagdhund meist innerhalb weniger Hundert Meter. Für diese einfachen Nachsuchen bedarf es in der Regel nicht eines professionellen Nachsuchengespannes. Doch aus den verschiedensten Gründen, die hier noch näher beleuchtet werden, verursacht der Mensch nicht sofort tödliche Treffer im Randbereich des Wildkörpers oder sorgt mit seinem Fehlverhalten nach falsch interpretierten Pirschzeichen dafür, dass so manche Standardnachsuche zu scheitern droht. Vom Grundsatz her ist Rehwild eine sehr „weiche“ Wildart und geht selbst mit leichten Streifschüssen in der ersten Deckung für gewöhnlich erst einmal ins Wundbett. Verletzungen im Rumpfbereich, also Treffer in Kammer oder Bauchraum, führen fast sicher zu einem erfolgreichen Abschluss einer Nachsuche mit einem brauchbaren Jagdhund. Anders sieht es mit den sogenannten Randtreffern aus. Streifschüsse, Krellschüsse, Laufschüsse und solche durch den Äser verursachen schwierigste Nachsuchen, denn innerhalb kurzer Zeit hören sie auf zu schweißen und führen bei den meisten Gespannen zu deutlicher Unsicherheit. Zudem gibt das leichte Reh für die Fährtenarbeit keine sichere Bodenverwundung ab und sorgt zusammen mit anderen Rehen in seinem kleinen Territorium für ein wahres Fährtengewirr. Und nicht zuletzt verlangt jede Nachsuche bei einem Reh mit Randtreffer nach einem schnellen und zuverlässig wildscharfen Hetzer, der mit hoher Nase dem Wild zu folgen vermag, denn auf ein Stellen mit Standlaut wird der Nachsuchenführer vergeblich warten. Doch mit Selbstdisziplin und Konsequenz bei der Jagd und der Nachsuchenarbeit lässt sich der Anteil an Fehlsuchen deutlich nach unten korrigieren.

 

Gewissenhafte Vorbereitung

Die schießtechnischen Vorbereitungen für den Jäger enden nicht mit der bestandenen Jägerprüfung. Vielmehr sollte ein regelmäßiges Schießtraining obligatorisch sein. Der Schuss auf Wild im Revier erfordert nochmals mehr Erfahrung als die Abgabe eines Schusses unter kontrollierten Bedingungen am Schießstand. Neben der oftmals spontan getroffenen Entscheidung über die richtige Anschlagart, die meist die gewählte Form der Jagdart vorgibt (Ansitzjagd/Pirsch), muss der Jäger in wenigen Augenblicken in der Lage sein, die Schuss­entfernung für seine Waffe und Munition, aber auch sein Können passend zu definieren. Zusätzlich steht das Wild nicht wie am Schießstand scheibenbreit. Nur mit anatomischen Kenntnissen wird es möglich sein, den Haltepunkt so zu korrigieren, dass das Geschoß den längsten Weg durch die lebenswichtigen Organe nimmt und das Stück Wild tierschutzgerecht verendet.

 

Anatomische Kenntnisse

Wer auf Schalenwild jagt, muss wissen, wo welche Organe im Wildkörper liegen. Ebenso spielt die Lage der Wirbelsäule im Großraum des Blattes/Brustkorb eine nicht zu verachtende Größe. Unter den heimischen Schalenwildarten liegt sie beim Schwarzwild deutlich tiefer in Bezug zur optischen Rückenlinie als bei den Wildwiederkäuern. Aber auch bei einigen Antilopenarten ist das der Fall, weshalb sich der Jäger grundsätzlich vor jeder Jagd genauestens mit allen Eigenarten der zu bejagenden Spezies vertraut machen sollte, um von vornherein Fehlerquellen zu minimieren. Denn ein Hochblattschuss, der aufgrund einer möglicherweise weiten Schussdistanz durchaus als Haltepunkt angestrebt wird, kann bei diesen Wildarten schon zum Krellschuss führen und eine schwere, wenn nicht gar erfolglose Nachsuche verursachen. Der dem Wild gegenüber verantwortungsvolle Jäger strebt grundsätzlich den Schuss auf die Kammer an. In einer passenden Schussentfernung ist der tödliche Bereich so groß, dass kleine Wackler das Geschoß zumindest im Rumpfbereich treffen lassen und das Stück immer im Rahmen einer weidgerechten Nachsuche zu bekommen ist.

 

„Da schieße ich doch durch …“

Rehe gehören aufgrund ihrer Anatomie und ihrer Lebensraumnutzung zum sogenannten Schlüpfertyp. Sie fühlen sich in einem deckungsreichen, unübersichtlichen Gelände sicher und verlassen es nur ungern. Zudem verschwindet das Reh mit seiner geringen Schulterhöhe von rund 80 cm in der sommerlichen Vegetation. Ein Großteil des Rehwildes wird teilverdeckt von Halmen oder kleinen Zweigen erlegt. Besonders in der Vegetationszeit treten entsprechend häufiger Krellschüsse auf, wenn das Wild nur mit der oberen Körperhälfte zu sehen ist. Aus einer unbewussten inneren Ablehnung heraus wird das Stück automatisch höher mit dem Absehen angefasst und gekrellt. Je nach Dichte, Dimension und Entfernung der Vegetation zum Reh kann das Geschoß seine Richtungsstabilität verlieren oder gar einem Schrotschuss ähnlich vor dem Wildkörper unkontrolliert zerspritzen. Verletzungen durch Geschoßsplitter verursachen schwere Nachsuchen oder lassen das Wild elendig verenden.

 

Den gesamten Beitrag von Wildmeister Matthias Meyer finden Sie in unerer Mai-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

Auerhuhnschutz: Wann kann Fuchsjagd etwas bringen?

Auerhuhn und Birkhuhn geraten zunehmend unter Druck. Einer der Einfluss­faktoren hierbei könnte eine Zunahme im Prädationsdruck durch generalistische Beutegreifer sein, was im Zusammenspiel mit der Verschlechterung der Lebensräume mancherorts das Zünglein an der Waage sein könnte. Was an diesen Überlegungen dran ist, hat ein Forscherteam im Schwarzwald untersucht.


Waffe, Schuss & Optik

Rund ums Mucken

Sich im Moment der Schussabgabe zu bewegen, die Augen zusammenzukneifen und damit den Schuss zu verreißen bezeichnet man als Mucken. Dieses Phänomen tritt unabhängig vom Alter und von der Anzahl der Jagdjahre bei einer Vielzahl von Jägern auf. Man kann das Mucken allerdings auch wegtrainieren.

Wenn sich die Jäger vor dem Aufgang der Jagd auf dem Schießstand drängen, um die Treffpunktlage ihrer Büchsen zu überprüfen, besteht die Möglichkeit, ihre Schieß-Reaktionen zu beobachten. Das Ergebnis dabei ist ernüchternd: Über die Hälfte der Jäger muckt! Vielen sind ihre Fehlreaktionen bewusst, anderen nicht, und manche leugnen aus Eitelkeit ihre Furcht vor den Schuss-Nebenwirkungen und ihrem daraus entstehenden Mucken. Im Gegensatz dazu mucken – gleiche Kaliber und etwa gleiche Waffengewichte vorausgesetzt – aktive Sportschützen selten. Hier spielen systematisches Erlernen der Schießtechnik unter Anleitung erfahrener Trainer, ständiges Üben und die Vielzahl der abgegebenen Schüsse und somit ein eingeschliffener motorischer Ablauf eine wesentliche Rolle.

 

Dicke Pille für Afrika

Aber auch gestandene, weltweit jagende Weidmänner sind unter bestimmten Bedingungen vor dem Mucken nicht gefeit. Ein Beispiel: Es musste für Afrika unbedingt eine .378 Weatherby Magnum sein. Beim dritten im Liegen abgegebenen Schuss schlug das Zielfernrohr heftig gegen Nasenrücken und Stirn. Blut floss in Strömen. Danach muckte der an sich harte Kerl stets, wenn er mit dieser Büchse schoss. Und nur dann. Die üblichen „Heilmethoden“ schlugen fehl. Schließlich wurde der erneut nach Afrika reisende Jägersmann überzeugt, das bisherige Zielfernrohr gegen ein Swarovski Z6i 1-6x24 EE mit 12 cm Augenabstand zu tauschen. Bereits beim nächsten Schuss war das Mucken verschwunden. Das Gefühl der durch den großen Augenabstand wiedergewonnenen Sicherheit genügte dem Nervensystem des hartgesottenen Jägers, ihn erneut ohne Angst vor dem Schuss den Finger krümmen zu lassen. Doch ist eine solch schnelle „Heilung“ eine Ausnahme. Im Allgemeinen sind Schussangst und Mucken ineinander verflochten. Auslöser für beides sind in aller Regel als unangenehm empfundene Ereignisse rund ums Schießen. Wer im Schuss von seinem Zielfernrohr „geküsst“ wird, vergisst dieses meist mit heftigen Schmerzen und viel Blut verbundene Erlebnis lange nicht. Zudem wird es im Unterbewusstsein registriert. Da in der Folge Schussangst/Mucken vom Unterbewusstsein gesteuert wird, lässt sich das darauf basierende Verhalten nicht bewusst beeinflussen. Aber wir können unserem Unterbewusstsein selbst Botschaften vermitteln. Dies können wir mit mentalem Training tun und damit das Unterbewusstsein beeinflussen, verändern bzw. „umprogrammieren“. Das funktioniert auch mit Verhaltensweisen, ein negatives Programm wird durch ein positives ersetzt, überspielt.

 

 

 

Ursachen für das Mucken

Neben dem erwähnten „Zielfernrohr-Kuss“ gibt es weitere negative Erfahrungen mit ähnlichen Folgen: – Schießstand: Rückstoß wird als sehr unangenehm empfunden, erzeugt mehr oder weniger starke Schmerzen entweder bereits nach dem ersten Schuss oder es bleiben nach Schussserien stärkere Schulter- und Kopfschmerzen über längere Zeit erhalten. – Wer auf dem Schießstand oder im Revier ohne Gehörschutz schießt, kann auch durch den Schussknall ein Trauma und mehr oder weniger lange Ohrenschmerzen bekommen. Bei sensiblen Naturen entstehen schon durch den Schussknall einer Standardlaborierung psychische Probleme. – Das Schießen vor Publikum kann Angst vor Versagen (schlechte Schüsse) erzeugen. Hinzu kommen Zeitdruck, Umfeld-Unruhe. – Auch grausliche Schusswirkung, krankes, sich quälendes Wild, kann zum Mucken beitragen.

 

Waffentechnische Aspekte

Doch wesentlich beeinflussen Waffe, Kaliber und Munition das Auftreten des Muckens. Beginnen wir mit der Waffe und deren Eigenschaften, die die Gefahr des Muckens mindern. Leichte Carbonwaffen sind momentan zwar angesagt, aber Waffen mit genügend Masse schießen sich wesentlich angenehmer. Ein gerader Schaft oder besser ein ergonomisch gestalteter Lochschaft gewährleistet bei allen Anschlagarten eine entspannte Haltung von Schießhand und Arm. Das leidige „Mucken“ wird dadurch wie von alleine fast völlig unterbunden: die wichtigste Voraussetzung für den präzisen Schuss unter allen jagdlichen Bedingungen. Es gibt auch die Möglichkeit, im Schaft einen Kickstop bzw. Spezial-Softschaftkappen zu verwenden, was den Rückstoß ebenfalls mindert. Die sogenannte Mündungsbremse reduziert den Rückstoß ebenso, hat aber den großen Nachteil, dass der Schussknall im Bereich des Schützen noch viel lauter ist und man zwingend mit Gehörschutz schießen muss. Ein Schalldämpfer bewirkt etwas Ähnliches bei gleichzeitiger Reduktion des Schussknalls. Wichtig ist ein ausreichender Abstand von der Schaftkappe bis zum Okular des Zielfernrohres, um rückstoßbedingte Verletzungen zu vermeiden. Hier kommt es auf die richtige Montage an, gleichzeitig gilt es, ein Zielfernrohr mit ausreichend großem Augenabstand (mindestens 9 cm) zu wählen. Wer unbedingt ein schweres Kaliber mit dementsprechenden Nebenwirkungen führen will, sollte zu einer Selbstladebüchse greifen. Deren fühlbarer Rückstoß ist bis zu einem Drittel geringer als der einer Waffe anderen Typs (Repetierbüchse, Kipplaufbüchse usw.). Eine gepolsterte Schulter und eventuell beim Einschießen und bei Schussserien der Einsatz eines Spezial-Schießgestells, welches den Rückstoß weitgehend abfängt, sind ebenfalls anzuraten. Bei der Patrone ist ein dem Schützen angepasstes, möglichst „weiches“ Kaliber von wesentlicher Bedeutung.

 

Den ausführlichen Beitrag von Frank Heil finden Sie in unserer Mai-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

Tierische Allianzen

Ein Eichelhäher krächzt, und das Rotwild verlässt gewarnt die Äsungsfläche. So wie die Hirsche von den Häher-Warnlauten profitieren, gibt es im Tierreich zahlreiche Beispiele für Bündnisse.

 

Tatsächlich wäre die gesamte Evolutionsgeschichte in der uns bekannten Form ohne Kooperationen unmöglich gewesen. Denn diese Entwicklung war nur möglich, weil sich vor etwa zwei Milliarden Jahren frühe Mikroorganismen zusammengetan haben, um komplexere Organismen zu bilden. Die sogenannte Endosymbiontentheorie beschreibt und erklärt dieses Phänomen: Demnach kann die erste richtige pflanzliche Zelle als ein Produkt der Symbiose zweier Vorläuferorganismen aufgefasst werden. Die in den Zellen der heute bekannten Pflanzen vorhandenen Chloroplasten, welche für die Fotosynthese verantwortlich sind, waren also einmal eigenständige Lebewesen.

 

Allianzen im Verborgenen

Auch in tierischen Zellen sind solche Prozesse bis heute nachweisbar. Am auffälligsten in Form von Mitochondrien, den Kraftwerken in tierischen Zellen, die ebenfalls einmal selbstständig waren und auf der Grundlage der Symbiose zweier früherer Mikroorganismen entstanden sind. Es überrascht deshalb auch wenig, dass sich im Genom heutiger Wirbeltiere zahlreiche Gene wiederfinden, die ihren Ursprung in Bakterien, Einzellern oder Archebakterien (Archaeen) haben. Viele solcher Bündnisse zwischen Tieren sind unauffällig, teilweise aber sogar überlebenswichtig für die Partner. Unsere Wiederkäuer wären beispielsweise ohne die unsichtbaren Partnerschaften mit Mikroorganismen in ihrem Verdauungstrakt nicht überlebensfähig. Sie würden mit vollem Pansen verhungern, da die kleinen Helfer überlebenswichtige Funktionen beim Abbau von Nahrungsbestandteilen (Zellulose) oder der Produktion wichtiger Substanzen (z. B. Vitamine) übernehmen. Solche Bündnisse werden als Pansensymbiose bezeichnet, denn auch die Mikroorganismen profitieren von der Verbindung. Den Kleinstlebewesen werden eine ideale Temperatur von etwa 40° C und ein geeignetes sauerstofffreies Milieu bereitgestellt. Übrigens leben im Verdauungstrakt eines Wiederkäuers insgesamt viel mehr Mikroorganismen, als dieser überhaupt Zellen besitzt.

 

Offensichtliche Zusammenarbeit

Deutlich auffälliger sind dagegen kooperative Verbindungen, die Wirbeltiere miteinander eingehen. Besonders außergewöhnlich sind jene, wenn sie aus einem Räuber und seiner potenziellen Beute bestehen. Putzerfische sind ein solches Beispiel. Wie eingespielt und vertraut diese Verbindungen sind, zeigt sich besonders dann, wenn die Tiere im Maul des anderen Fisches – also häufig des eigentlichen Räubers – nach Parasiten suchen. Der Deal ist einfach: Der Wirtsfisch wird seine Schmarotzer los, und der Putzerfisch bleibt am Leben und wird satt. Eine andere, aber ähnlich erstaunliche Symbiose geht der Wellen- oder auch Wassertriel, eine in Afrika lebende Limikolenart, mit Krokodilen ein. Beide vergraben ihre Eier in unmittelbarer Nähe zueinander und bewachen diese gemeinsam. Nähert sich eine Gefahr, stößt der Vogel einen Pfiff aus und alarmiert auf diese Weise das Krokodil. Das sorgt aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit und Aggressivität dafür, dass ein potenzieller Nesträuber schnell das Weite sucht. Untersuchungen belegen dabei, dass beide Spezies ohne den jeweils anderen einen deutlich geringeren Fortpflanzungserfolg aufweisen.

 

Kleine Gaunereien

Neben Bündnissen haben sich in der Natur aber auch Strategien entwickelt, den anderen zu betrügen und sich einen Vorteil zu erschleichen. Der Afrikanische Trauerdrongo ist ein Paradebeispiel dafür. Der in Afrika lebende Sperlingsvogel stößt Warnlaute aus, um anderen Tieren ihre Beute zu stehlen. Dabei setzt er darauf, dass die von ihm ausgestoßenen Alarmsignale das alarmierte Tier dazu veranlassen, zu flüchten und sein Futter zurückzulassen. Bemerkenswert ist, dass der Trauerdrongo dabei nicht nur eigene Alarmsignale nutzt. Denn um Gewöhnungseffekte zu verringern, imitiert er bis zu 32 verschiedene Alarmgeräusche auch anderer Tierarten. Den Untersuchungen zufolge ist er damit in der Lage, 25 unterschiedliche Tierarten zu täuschen und ihnen ihre Nahrung zu stehlen. Neben diversen Vogelarten narrt er auf diese Weise sogar Erdmännchen. Dies ist übrigens auch der Grund, warum der Jäger mit der Hasenklage auf den Fuchs erfolgreich sein kann. Reineke ist bei dem durchdringenden Geschrei der Annahme, dass ein Artgenosse Beute gemacht hat, die er ihm abjagen könnte. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert eine Vogelklage. Ich habe damit sogar schon die ein oder andere Sau zum Zustehen bewegen können. Denn auch sie verstehen die Sprache anderer Arten.

 

Verbindung mit Vor-, aber ohne Nachteile

Während bei dem Beispiel mit dem Trauerdrongo ein Beteiligter geschädigt wird, existieren aber auch Verbindungen, bei denen ein Tier einen Vorteil zieht, ohne das jeweils andere zu beeinträchtigen. Diese Form des Zusammenlebens wird als Kommensalismus bezeichnet. Es leitet sich vom lateinischen Wort commensalis ab, bedeutet so etwas wie Tischgenosse und geht auf den belgischen Parasitologen Pierre-Joseph van Beneden zurück. Konkret handelt es sich dabei um ein Tier, welches für seine eigene Ernährung auf ein anderes Tier angewiesen ist, dieses dabei jedoch im Gegensatz zu einem Parasiten nicht schädigt. Aasfresser sind ein typisches Beispiel für dieses Verhaltensmuster. Ein weiteres interessantes Exempel wurde vor einiger Zeit zwischen zwei Waschbären und einem Weißwedelhirsch festgestellt. Dabei putzen die beiden Waschbären ein Alttier, das dafür bereitwillig das Haupt senkt. Auch wenn gegenseitige Fellpflege unter Artgenossen zu den normalen Verhaltensmustern gehört, ist diese Verhaltensweise zwischen einem Huftier und einem Räuber eine absolute Rarität. Warum es dazu gekommen ist, konnten die Forscher nicht zweifelsfrei klären und es gibt weiterhin Rätsel auf. Sehr komplexe Formen von Koalitionen lassen sich unter Artgenossen feststellen. Diese treten besonders bei sozial lebenden Tieren auf und offenbaren sehr häufig deutliche Parallelen zu menschlichem Zusammenleben. Der Kolkrabe gehört hierbei zu den gut untersuchten Arten. Länger bekannt ist, dass unter den Tieren Freundschaften bestehen. Kommt es zum Beispiel zu sozialen Auseinandersetzungen in der Gruppe, wird danach die Nähe eines „Freundes“ gesucht, und dieser putzt sein Gefieder. Umgekehrt erhält jener in vergleichbarer Situation ähnliche Zuwendungen. Wie stark das Verhalten dabei von dem abhängt, was den Tieren zuvor selbst zuteil wurde, dokumentieren verschiedene Versuche. In einer dieser Studien mussten die Raben miteinander kooperieren, um zwei Stück Käse erbeuten zu können. Nicht nur dass sie grundsätzlich bevorzugt mit Freunden zusammenarbeiteten, merken sich die Raben auch, ob ihr Gegenüber die Beute teilte. War dies nicht der Fall, waren diese später nicht mehr zur weiteren Zusammenarbeit bereit. Derartige Zusammenarbeit existiert jedoch nicht nur bei den sehr intelligenten Rabenvögeln. Auch bei verschiedenen anderen Vogelarten hat man festgestellt, dass nur dann kooperiert wird, wenn sich der jeweils andere zuvor auch als unterstützend zeigte. Um die Fähigkeit zur gegenseitigen Hilfe zu messen, wurden drei in unmittelbarer Nähe zueinander befindliche Nester von Trauerschnäppern überwacht. Für die Messung wurde in der Nähe des ersten Brutkastens eine Räuberattrappe installiert und das zweite Paar zeitgleich eingesperrt. Neben dem betroffenen Paar konnte also lediglich das dritte Brutpaar beim Hassen auf die Attrappe unterstützende Hilfe leisten. Der Gegenversuch brachte dann das Ergebnis. Denn das erste Paar war nicht bereit, die nun am zweiten Nest platzierte Räuberattrappe zu attackieren. Womit zweifelsfrei belegt wurde, dass das Prinzip „Wie du mir, so ich dir“ nicht bloß auf den Menschen anzuwenden ist. Es gilt ebenso für Tiere.

Dr. Konstantin Börner


Im Revier

Aufpassen!

Schmalreh oder Geiß? Zu Beginn der Jagdzeit kann Nachlässigkeit in dieser Frage verheerende Folgen haben. Schließlich will niemand unbeabsichtigt eine beschlagene oder gar führende Geiß erlegen.


Im Revier

Wie tickt das Auerhunhn?

Um zu verstehen, wie Auerwild tickt, stellen wir hier diesmal zuerst das „Auerhuhn und Windkraft“-Projekt vor, das letztes Jahr abgeschlossen wurde und bei dem auch einige Untersuchungsflächen in Österreich lagen. Dann gehen wir der Frage nach, wie sich die sich immer zeitiger ins Frühjahr verschiebenden Vegetationszeiten auf die Auerhuhnbalz auswirken.

Auerhuhn, das scheue Waldhuhn. Das kann doch kein Kulturfolger sein! Auf der anderen Seite braucht es in Mitteleuropa zumindest teilweise eine gewisse Waldbewirtschaftung, um Auerhühner zu erhalten. Wie passt das alles zusammen? Direkter Kontakt mit Menschen wird definitiv gemieden, sieht man von den „narrischen“ Hahnen ab. Bauten von Menschenhand werden ebenfalls gemieden. Anders als bei Birkhühnern gibt es keine auf Liftseilen schaukelnden Vögel oder solche, die neben der Berghütte balzen. Kollisionen mit Seilen oder Leitungen gibt es trotzdem. Es scheint nicht einfach zu sein, sich den Wünschen des Auerhuhns in einer von Menschen gestalteten Landschaft anzunähern. Deshalb haben wir diesmal zwei Teilaspekte herausgegriffen, mit denen sich Auerhühner immer mehr auseinandersetzen müssen. Und diese Bedürfnisse sollten wir Menschen kennen, wenn uns diese Art am Herzen liegt.

 

Windenergieanlagen beeinflussen Auerhühner

Umweltschutz heißt auch, negativen Effekten des Klimawandels entgegenzuwirken und „saubere Energie“ zu produzieren. Auch Österreich hat ein klares Bekenntnis zur Umstellung auf erneuerbare Energie abgelegt, der Ausbau der Windenergie wird in den nächsten Jahren forciert. Es kann allerdings passieren, dass diese Interessen mit solchen aus dem Naturschutz kollidieren. Grundlagenforschung ist daher dringend notwendig, um zu wissen, mit welchen Effekten auf Wildtiere man rechnen muss, um eine Abwägung der Interessen seriös treffen zu können. Der Einfluss von Windkraftanlagen auf Birkwild wurde bereits dokumentiert. Wie aber Auerhühner mit den großen Anlagen umgehen, war bisher noch kaum bekannt. Deshalb wurde zwischen 2014 und 2019 im Schwarzwald, in Österreich und in Schweden mit mehreren Methoden der Einfluss von Windenergieanlagen auf Auerhühner untersucht. Das Projekt wurde von international anerkannten Auerhuhnexperten aus ganz Europa wissenschaftlich begleitet. Hier präsentieren wir in Kürze die Ergebnisse des deutschsprachigen Projektabschlusses. Den vollständigen Bericht findet man auf der Webseite der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg, www.fva-bw.de, oder auf Anfrage bei den Autoren.

 

Vorher-nachher-Studie

Die erste Frage war, ob die Raumnutzung von Auerhühnern durch die Windräder beeinflusst wird. Das wurde in Deutschland, Österreich und Schweden in einer „Vorher-nachher-Studie“ durch systematische Kartierungen von indirekten Auerhuhn-Nachweisen sowohl in Windparks als auch auf Referenzflächen ohne Windräder untersucht. Dazu wurden Auerhühner in einem schwedischen Windpark besendert. Diese Ergebnisse zeigten einen klaren Effekt der Windräder: Je näher die Lebensräume an einer Windenergieanlage liegen, desto weniger werden sie genutzt. Bei besenderten Auerhühnern in Schweden war dieser Effekt bis zu einer Distanz von 850 Metern beobachtbar. Das bedeutet nicht, dass dieser Bereich von Auerhühnern ganz gemieden wird. Aber der Lebensraum rund um der Windräder erscheint beeinträchtigt. Welche Faktoren dafür verantwortlich sind, konnte nicht geklärt werden, da Lärm, Schattenwurf und Sichtbarkeit der Windenergieanlagen miteinander korrelieren. Die besenderten schwedischen Auerhühner zeigten zudem, dass Lebensräume weniger genutzt werden, je näher sie an den Zufahrtswegen der Windenergieanlagen liegen. Das weist auf eine weitere Beeinträchtigung der Vögel durch die Weginfrastruktur hin. Die Kartierung indirekter Nachweise ergab jedoch keine Auswirkungen auf die Dichte der Auerhuhn-Nachweise in den Gebieten. Die Werte unterschieden sich nicht von denen der Referenzgebiete. 

 

Den gesamten Beitrag von Veronika Grünschachner-Berger, Ursula Nopp-Mayr und Joy Coppesfinden Sie in unserer April-Printausgabe.
Kostenloses Probeheft anfordern.


Waffe, Schuss & Optik

Zur sorgfältigen Verwahrung von Schusswaffen

Jeder Jäger ist dazu verpflichtet, seine Schusswaffen und Munition vor einem unberechtigten Zugriff zu schützen. Besonders beim Transport beziehungsweise vor und nach einer Jagd ist 
hier Vorsicht geboten.


Im Revier

Vom Weingarten bis ins Hochgebirge

Südtirol, die nördlichste Provinz Italiens, liegt mitten in den Alpen. Doch über den südlichsten Landeszipfel gelangt hier durch das Tal der Etsch warme Luft aus dem Mittelmeerraum bis weit ins Innere der Berge. Die schützen vor Wind und Wetter aus dem kalten Norden und lassen gleichzeitig einen Hauch des Südens bis weit ins Land herein.

 

Dieser Teil Tirols südlich des Alpenhauptkammes lässt sich nach Gebirgsgruppen wie folgt gliedern: Entlang der Landesgrenze zu Österreich liegen die Ötztaler Alpen, die Stubaier Alpen und im Osten des Brenners die Zillertaler Alpen. Der Vinschgau im Westen mit seinem niederschlagsarmen, trockenen inneralpinen Klima reicht von den Ötztalern im Norden bis zur Ortler-Gruppe im Süden. Der Ortler überragt dort mit 3.900 Metern unseren Großglockner noch um einige Meter. Die Sarntaler Alpen ergeben das Herzstück des Landes. Von Bozen bis zu den Drei Zinnen erstrecken sich die Dolomiten. In allen Regionen sind Gams daheim. Selbst an jenen Hängen, die bei den Weinbergen von Kaltern ins breiter werdende untere Etschtal abfallen, leben noch Gams – doch diese Lebensräume wurden erst spät wieder aufgefüllt. Lothar Gerstgrasser war 13 Jahre lang als Wildbiologe beim Südtiroler Landesjagdverband tätig. Wir kennen uns lange, und ich bin überrascht, als er mit erzählt, dass er mit Jahresbeginn 2021 zur Landesregierung gewechselt ist. Lothar kennt das Land und ist selbst mitten in Südtirol in der Gemeinde Naturns daheim. Der Ort liegt am Eingang zum Vinschgau und ist mit 450 mm Jahresniederschlag der niederschlagsärmste im ganzen Land. Schon lange bevor Lothar Gerstgrasser in Wien Forstwirtschaft studierte, war er mit Wald und Natur eng vertraut. Sein Vater war Jäger und er selbst ist auch schon früh zur Jagd gekommen. Dabei erzählt er am Beispiel seiner Heimatgemeinde, wie sich Jagd und Wildstand in Südtirol entwickelt haben. Noch Anfang der 1960er-Jahre hatten Ansässige kein Jagdrecht. Die Jagd war einer gut situierten Minderheit vorbehalten, was zu Rebellion und Widerstand unter der Bergbauernjugend führte. Heute hat im Südtiroler Revierjagdsystem jeder das Recht, in seiner Heimatgemeinde unabhängig vom Grundbesitz zu jagen. Lothar selbst war in Naturns die Nummer 77. Heute gibt es hier 110 Jäger auf einer Fläche von insgesamt 6.600 Hektar. Doch der Talboden ist wie in weiten Teilen des Vinschgaus mit Obstplantagen bedeckt, wo es kein Schalenwild gibt. So bleiben vom Gemeinderevier noch rund 4.500 Hektar übrig. Vor gut 20 Jahren wurden im Revier rund 120 Rehe und knapp 30 Stück Rotwild erlegt. Heute liegt die Strecke beim Rotwild bei 140 Stück, während jene beim Reh auf etwa 70 bis 80 abgefallen ist. Der Anstieg beim Rotwild ist aber nicht nur auf Kosten des Rehwildes gegangen, er hat sich auch auf die Gamswildbestände ausgewirkt.

Gams jagen darf man in Südtirol nur zu zweit. Jeder Gamsjäger jagt mit einem Pirschführer, der einen Fünf-Tage-Kurs absolviert hat. Die Ausbildung umfasst die Biologie der Wildart ebenso wie Bejagungsrichtlinien, Bewegung und Verhalten am Berg sowie zwei Tage Exkursionen im Gelände.

 

Den ausführlichen Artikel von Dr. Hubert Zeiler finden Sie in der aktuellen März-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 


Im Revier

Bleichen ohne konzentriertes Wasserstoffperoxid

Viele Jäger haben bisher die ausgekochten Schädel mit einer konzentrierten Wasserstoffperoxid-Lösung selbst gebleicht. Die Chemikalie ist nun auch in Österreich verboten worden. Wer auf das traditionelle Bleichen nicht verzichten will, muss sich nach brauchbaren Alternativlösungen umschauen.


Im Revier

Subaru Forester: Der Name ist Programm

Es befindet sich bereits die fünfte Generation des Subaru Forester am Markt. Das Herzstück des neuen Forester ist ein E-Boxermotor, bei dem der Benziner zusätzlich von einem Elektromotor unterstützt wird. Wie sich das Mild-Hybrid-Modell im Revier und auf der Straße verhält, hat der ANBLICK getestet.


Waffe, Schuss & Optik

Kompromissloses Paket aus Österreich

Die Zukunft ist jetzt – so bewirbt die altbewährte Waffenschmiede Steyr Arms GmbH aus Kleinraming ihr neues Pferd im Stall: die Steyr Monobloc. Ob das tatsächlich zutrifft, hat ein Praxistest im vergangenen Jagdjahr gezeigt.


Jagdkultur

Pelze fürs Leben

Eine Familie, eine Leidenschaft – Peter Subosits führt gemeinsam mit seiner Frau Birgit und Sohn Philipp den Kürschnerbetrieb Peter’s Pelze in St. Veit an der Glan. Die Verwertung heimischer Felle steht bei der Jägerfamilie im Vordergrund.

 


Im Revier

Wie Wissen vererbet werden kann

Neue Forschungsergebnisse bestätigen, dass Verhaltensmuster von Individuen nicht nur erlernt und damit eine Reaktion auf die Umgebung sind. Sowohl positive als auch negative Erfahrungen werden auch von einer Generation an die nächste weitervererbt. 

Ein Schuss zerreißt die Stille und das beschossene Kitz bricht sofort zusammen. Die Geiß springt ab und sichert aus einiger Entfernung. Der Jäger verweilt still auf dem Sitz und denkt darüber nach, wie die Geiß unmittelbar und langfristig auf den Abschuss reagieren wird. Man weiß, dass Rehe und auch andere jagdbare Arten sehr individuell damit umgehen. Während solche Ereignisse an einigen scheinbar spurlos vorübergehen, reagieren andere deutlich sensibler. Eine Raumnutzungsstudie wies nach, dass eine besenderte Geiß nach dem Abschuss eines ihrer Kitze die betreffende Fläche nicht mehr aufsuchte. Interessanterweise übertrug sie den Zusammenhang auch auf gleichartige Flächen, die sie von nun an ebenfalls mied. Neben der Frage, welche Folgen der Abschuss für die unmittelbare Raumnutzung hat, bleibt offen, welche längerfristigen Konsequenzen ein solcher Abschuss hinterlassen könnte. Klar ist dabei, dass bestimmte Erfahrungen durch soziales Lernen an die Nachkommen weitergegeben werden. Seit einiger Zeit ist aber auch bekannt, dass erlernte Erfahrungen nicht nur im Erbgut gespeichert, sondern manchmal auch an die nächste Generation weitergegeben werden können.

 

Brücke zwischen Erbgut und Umwelt

Der Mechanismus, der sich dahinter verbirgt, ist die sogenannte Epigenetik. Im Fachgebiet der Epigenetik (Epi = darüber, Genetik = Abstammung) steht die Erforschung des Epigenoms im Mittelpunkt – also der Regulierungsmechanismen, die eine Art Betriebsanleitung zur Nutzung unseres Erbgutes sind. Diese Betriebsanleitung ist im Laufe des Lebens flexibel, sodass Organismen unmittelbar auf Umweltbedingungen reagieren und sich anpassen können. Tiere, aber auch Pflanzen nutzen diesen Mechanismus. Umwelteinflüsse wie Temperatur, Ernährung, Bewegung und Stress können das Epigenom im positiven wie im negativen Sinne verändern. Der zentrale Mechanismus ist das gezielte Ein- und Ausschalten von Genen. Fixieren sich diese Änderungen auch in den Keimzellen (Ei- und Samenzellen), können sie an die nächste Generation vererbt werden. Wie und unter welchen Umständen die Nachkommen erlerntes Verhalten von ihrer Mutter erben, wird derzeit intensiv erforscht.

 

Die Gefahr ständig in der Nase

Kanadische Forscher haben untersucht, wie trächtige Mäuse und ihre Nachkommen auf den Geruch ihrer Räuber reagieren. Dazu wurden die Mütter in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit täglich für eine Stunde mit dem Geruch von Rotfüchsen oder Kojoten konfrontiert. Wie verhielten sich nun die Nachkommen? Obwohl diese zuvor keinen direkten Kontakt mit dem Räuber hatten, zeigten sie sich als besonders furchtsam gegenüber seinem Geruch. Zugleich kam es zu einer erhöhten Ausschüttung von Corticosteron, einem Stresshormon. Mit diesem Mechanismus würde es zu einer erhöhten Prägung auf den Feind kommen, schlussfolgerten die Biologen. Inwieweit die Tiere dadurch tatsächlich aufmerksamer sind und weniger häufig von Füchsen erbeutet werden, ist indes noch nicht bekannt.

 

Anpassungen an Hitze und soziale Aspekte

Auch physikalische Informationen aus der Umwelt können epigenetisch verarbeitet werden. Am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung wurde an Meerschweinchen untersucht, wie sie auf bestimmte Temperaturbedingungen reagieren. Im Versuch hielt man einige Tiere für zwei Monate in einer um 10° C wärmeren Umgebung. Die Analyse zeigte, dass die Tiere Gene aktivierten, die Informationen zum Schutz vor Hitze enthielten. Interessant dabei ist, dass diese physiologische Anpassung von den Vätern auf die Nachkommen vererbt wurde. Man vermutet, dass die Nachkommen so besser auf die vorherrschenden Bedingungen vorbereitet sind. 

 

Den gesamten Beitrag von Konstantin Börner und Kathleen Röllig finden Sie in unerer Februar-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Im Revier

Stilles Anrühren von Fuchs und Sau

Zum Anrühren von Fuchs und Sau braucht man häufig nicht viel Druck. Wenn der Treiber mit dem Wind langsam und wie ein Pilzsucher leise, manchmal nur leicht hüstelnd oder vor sich hinredend scheinbar ziellos durch den Bestand geht, werden Fuchs und Sau frühzeitig rege und verlassen den Einstand immer gegen den Wind.

Von Wildmeister Matthias Meyer

Lautlos habe ich meinen schon so oft bewährten Stand in einem Kiefernbe-   stand eingenommen. Den Standplatz habe ich vor wenigen Tagen großzügig von Blättern und Ästchen freigekratzt. Die Nadelstreu bietet zusätzlich einen guten Geräuschdämpfer. In knapper Schrotschussweite liegt ein alter Naturbau, den Fuchs und Dachs seit Jahrzehnten gemeinsam oder im Wechsel bewohnen. Auf der kleinen Kuppe in diesem wenige Hektar großen Wäldchen habe ich genügend Sichtfeld. Der Bauernwald bietet auf kleinster Fläche sehr unterschiedlichen Waldbau. Neben alten, maroden und schon längst nicht mehr für den Forstschutz notwendigen Kulturzäunen stehen Stangenhölzer, in denen es selbst bei Sonnenschein kaum hell wird. Dort, wo der Wind die eine oder andere steinalte Buche geworfen hat, entwickelt sich eine üppige Naturverjüngung, durchsetzt mit weit ausladenden Brombeeren. Gerade diese Inseln beherbergen regelmäßig Füchse, die die Ruhe und Abgeschiedenheit im winterlichen Sonnenlicht genießen. Sind diese kleinen Inseln groß genug, stecken sich hier auch immer wieder Sauen. Nachdem ich nochmals den Wind geprüft habe, lade ich meine Gewehre. Ja, richtig, seit hier immer wieder mit Sauen zu rechnen ist, steht auch der Repetierer neben der Flinte mit den aufgebockten Läufen. Eigentlich liebe ich diese wenigen Tage im Jahr, wo ich mit der Bracke allein zum Jagen gehen kann. Auch wenn es in erster Linie dem Fuchs gilt, bringt sie hin und wieder einen Hasen oder eine Schnepfe vorbei – und immer wieder in den letzten Jahren eben auch mal Schwarzwild. Darauf muss man vorbereitet sein, denn auf der Jagd kommt unverhofft oft. Ich schnalle meine Hündin. Sie weiß, was ihre Aufgabe ist, denn wir haben in den letzten Wintern schon so oft auf diese Weise gejagt. Zügig entfernt sie sich von mir und beginnt rechts oberhalb die erste Brombeerfläche mit der Nase zu kontrollieren. Das Einzigartige an diesem Wäldchen ist seine mitten in der Feldflur isolierte Lage. Selten empfehlen sich die von der Bracke gehobenen Füchse über das freie Feld auf Nimmerwiedersehen. Sie drehen manchmal eine Runde nach der anderen, bis sie mir schussgerecht kommen. Es macht eine Freude, zu sehen, wie sie versuchen, den bedächtig und stets spurlauten Hund zu narren. Nur manchmal fehlen einem von ihnen die Nerven, der dann kopflos auf den vermeintlich rettenden Naturbau zustürmt und zu meiner Beute wird. Doch diesmal bleibt die Hündin stumm. Das GPS zeigt an, dass sie bereits den nächsten dicht bewachsenen Sonnenplatz inspiziert …

 

Stöbern mit dem Hund

Für einen Jäger, der über einen gut abgeführten und eingejagten Stöberhund verfügt, gibt es nichts Spannenderes, als gemeinsam mit ihm zu jagen. Auch wenn es einige Jahre und viele manchmal erfolglose Einsätze braucht, bis der Hund geht, möchte ich diese Sternstunden nicht missen. Es ist ein Traum, wenn sich Jäger und Hund blind verstehen. Der firme Hund verrichtet dieselbe Arbeit, für die sonst Treiber benötigt würden – nur besser. Er muss sich auch nicht in schwerem Gelände verausgaben. Dem erfahrenen Hund genügt seine Nase. Er weiß, wie er Dickungen, Schilfbestände oder Dornenverhaue absuchen muss, um Gewissheit zu haben. Verhofft er beim Umrunden, sichert noch einmal zu seinem Herrn und verschwindet dann im Dichten, weiß man, gleich wird es ernst. Einmal gehobenem Wild folgt er sicher laut, hartnäckige Sauen stellt er oder bedrängt sie, dass sie rücken. Dabei erkennt der draußen am Wechsel wartende Jäger meist sofort am Laut, an welcher Wildart der Hund jagt, ob er Standlaut gibt oder sichtig anjagt. Hund und Jäger, die oft eng zusammenspielen, wachsen so zu einem unschlagbaren Team zusammen. Der kundige Betrachter erkennt sofort, dass die Arbeit hohe Anforderungen an die Ausbildung, aber auch die Klugheit und den Jagdverstand beim Hund stellt. Bei vielen Jagdgebrauchshunden liegen Antrieb und Verständnis für das Stöbern in der Anlage. Es liegt am Hundeführer, das richtige Verhältnis zwischen Motivation und strenger Einbremsung zu finden, um die Arbeit in sinnvolle Zusammenarbeit münden zu lassen. Ziel der Stöberarbeit mit dem Hund ist, den Einstand des Wildes allein oder mit wenigen Jägern gezielt an Pässen oder Wechseln so abzusetzen, dass das vom Stöberhund aufgemachte Wild an den Ständen erlegt werden kann. Entscheidend für ein berechnendes Fluchtverhalten ist die richtige Dosierung des Störfaktors. Bereits etwas Zuviel des Guten veranlasst das Wild zu einer panischen Flucht. Dabei wird nicht nur die Fluchtgeschwindigkeit erhöht, sondern bekannte Wechsel nicht mehr eingehalten. Und nicht gerade selten vergrämt man dem Wild mit unnötigem oder falschem Hundeaufgebot den Einstand sogar für längere Zeit.

 

Den gesamten Beitrag finden Sie in unserer Februar-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Waffe, Schuss & Optik

Damit’s sauber bleibt

Nur eine gepflegte Jagdwaffe kann ihren Zweck verlässlich erfüllen und bleibt im Wert erhalten. Doch wie reinigt man richtig?


Praxiswissen für Revierbetreuer

Fuchsansitz am Bau

Glitzernder Reif, dichter Nebel, Minusgrade mit leichtem Schneefall und bald wieder einsetzendes Tauwetter wechseln sich in den letzten Tagen ab. Die Fuchsranz gewinnt langsam an Fahrt. Immer häufiger sind die Füchse nachts zu hören, wenn sie sich bellend zusammensuchen. Den passionierten Fuchsjäger hält jetzt nichts mehr hinterm Ofen.

 


Jagderlebnis

Am Höherstein

Eigentlich hatte die Einladung ins Revier am Höherstein einem Großen Hahn gegolten, doch ich lehnte dankend ab. Ein Gamsbock mit Vorgeschichte und auch noch abnorm, das hingegen hatte einen unwiderstehlichen Reiz ... 

Von Gerd H. Meyden

Mein Freund Peter hatte ein Bergrevier im Salzkammergut gepachtet, mit einer alten Hütte mittendrin. Rund um den Bad Ischler Höherstein. Von der Hütte aus, die sich an den Waldrand schmiegt, schaut man hinüber zu Sandling und Loser, hinweg über ein verwunschenes Hochmoor, wo Kreuzottern in der Sonne liegen, wo Pannonischer Enzian, Sonnentau und wilder Schnittlauch wachsen. Die Hütte, die Knerzn oder wie sie bei den Einheimischen in ihrem liebenswerten Dialekt heißt, „die Knechzn“, war bei Übernahme der Jagd traurig heruntergekommen. Nach einem kleinen Riegler legten wir, zufrieden ob der guten Strecke, unsere schläfrigen Häupter erstmalig in der Hütte zur Ruhe. Da huschten uns hurtig die Mäuse übers Gesicht. Wenn’s regnete, tropfte es auf den von Generationen müder Jäger zusammengeflackten Strohkreister. Einst gehörte das Revier zum Lieblings-Jagdbann von Kaiser Franz Joseph. Sicher hatte der „Hohe Herr“ nie auf der Knerzn genächtigt. Dafür hatte der Herrscher im Rettenbachtal, unterhalb des Höhersteins, eines seiner Jagdhäuser. Peter, der alte Hüttenbauer, packte im Frühjahr den Knerzn-Umbau an. Gerne war ich dabei. Im Mai, als Abschluss der Renovierung, deckten wir das Dach wieder neu mit Lärchenschindeln. „Bring deine Büchsflinte mit!“, hatte mir der Freund geraten. Was sollte es im Mai zu jagern geben? Vielleicht ein Scheibenschießen? Das hat zwar in den folgenden Jahren stattgefunden, aber dazu war’s noch eine Zeit lang hin.
 

Innen war die Hütte jetzt neu und sauber holzvertäfelt. In der Stubenecke stand ein grün gekachelter Stuhlofen mit eingebautem Herd, unter der Dachschräge zwei Räume mit Stockbetten. Als wir dann das Dach fertig eingedeckt, das kleine Bierfass angestochen hatten und gemütlich bei der Jause saßen, erfuhr ich, wozu ich die Büchsflinte mitbringen sollte. „Du hast am Höherstein einen Großen Hahn frei.“ Das war ein unglaubliches Angebot des freigiebigen Freundes. Kann man so was ablehnen? Doch, unter echten Freunden – man kann. Der Peter hatte volles Verständnis. Er wusste auch warum. Einen einzigen Auerhahn zu erlegen hatte mir genügt, und dabei sollte es auch bleiben. Dazu kam erschwerend, dass in diese Erlegung nachträglich ein bitterer Wermutstropfen gefallen war. Diesen Hahn schoss ich in deutschen Landen, im Oberpfälzerwald. Damals, das Auerwild hatte in Deutschland noch Schusszeit, gab es in dem Revier, das nahe der tschechischen Grenze liegt, einen guten Bestand an Hahnen. Peter und ich waren dort schon oft zum Rehbockjagern gewesen und der Jagdherr, der zugleich Gastwirt war, verkaufte Hahnen- und Rehbockabschüsse. Wir trafen in dem Gasthof oftmals Jagdgäste von Rhein-Ruhr, die sich spöttisch lachend über die „doofen“ Bayern mokierten, die ein Glas Schnaps für nur 50 Pfennig verkauften. Das ließ der schlaue Gastwirt nicht auf sich sitzen. Als wir im Jahr darauf wiederkamen, kostete das gleiche Stamperl bereits DM 1,20.
 

Nachdem Freund Peter seinen Hahn erlegt hatte, war ich noch im selben Jahr an der Reihe. Ich hatte Tage zuvor mit dem Peter außer dem seinen noch einen anderen alten Hahn bestätigt, dem sollte es gelten. Wir waren fast alle Jahre zur Hahnfalz da, auch ohne jagdliche Hintergedanken, fasziniert vom halbnächtlichen Geheimnis der Großen Hahnen. Jede Nacht unterwegs, das Bett kaum gesehen, da war ich eines Morgens so übernächtig, dass ich die Milch, statt in den Kaffee zu gießen, ins Frühstücksei füllte. Der Peter sah’s mit Staunen, und noch heute muss ich mir diese Story meiner Verblödung anhören. Nun, wir haben den Hahn bekommen, es ging ganz gut voran nach dem Hauptschlag. Deutlich sichtbar gegen den sich erhellenden Morgenhimmel stand der Vogel auf seinem Ast. Bis wir auf Schrotschussnähe angesprungen waren, verging eine gute Weile. Als bereits die Hennen zu locken begannen, war’s höchste Zeit. Steintot fiel der Hahn ins Beerkraut. Ich war überglücklich, ein Wunschtraum hatte sich erfüllt. Ich wunderte mich nur, dass danach noch andere, oft mehrere Hahnenjäger angereist kamen. Das Revier war zwar riesengroß, jedoch unbegrenzt war die Zahl der Raufußhühner dort auch nicht.

 

Die gesamte Erzählung finden Sie in unserer Jänner-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.


Der Tierarzt im ANBLICK

Pro und Kontra zur Rohfleischfütterung

Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es einen Ernährungstrend in der Hundefütterung, der sich an die Ernährung des Wolfes anlehnt. Einige Beweggründe zum „Barfen“ sind der Wunsch nach gesunder Hundeernährung, Futtermittelunverträglichkeiten, Gewichts­kontrolle oder auch ein Misstrauen gegenüber der Futtermittelindustrie. Eine „natürliche“ Ernährung muss aber nicht immer ausgewogen sein.

Von Armin Deutz

Für die Abkürzung „BARF“ oder „Barf“ gibt es einige Begriffe und Deutungen. In den 1990er-Jahren wurde die Abkürzung geprägt von einem australischen Tierarzt und einer Kanadierin und leitete sich ab von „Born-Again-Raw-Feeders“ („Wiedergeborene Rohfütterer“) oder „Bones And Raw Foods“ (Knochen und rohes Futter). Später eingedeutscht, steht die Abkürzung für „Biologisch-Artgerechte Rohfütterung“ oder „Biologisch artgerechtes rohes Futter“. Dabei handelt sich um eine Fütterungsmethode, bei der Hunde auf der Basis von rohem Fleisch (Muskelfleisch und Innereien), Knochen, rohem Gemüse und Obst sowie Ölen ernährt werden. „Klassische“ Barf-Rationen bestehen zu etwa 60 bis 80 % aus Fleisch, 10 bis 30 % aus fleischigen Knochen, 10 bis 25 % aus Gemüse und Obst und etwas Pflanzenöl – wobei es mittlerweile unterschiedlichste Barf-Rezepturen gibt. Barf-Produkte für Hunde nehmen bereits einen erheblichen Anteil des kommerziell vertriebenen Hundefutters ein, sie werden auch schon per Internet gehandelt. Der Umsatz mit Hundefutter betrug 2018 allein in Deutschland rund 1,4 Milliarden Euro.

 

Unterschiede zwischen Hund und Wolf

Die Barf-Methode soll sich an die Fressgewohnheiten von wild lebenden Fleisch-/Beutetierfressern wie dem Wolf anlehnen, wobei oft nicht berücksichtigt wird, dass sich Hund und Wolf verdauungsphysiologisch durch die Domestikation des Hundes doch recht deutlich unterscheiden. Im Zuge der Domestikation erwarb der Hund gegenüber dem Wolf eine bessere Stärkeverdauung, was als Anpassung des Hundes an die stärkereiche Nahrung des Menschen, der Ackerbau betrieb, angesehen werden kann. Damit ist eine getreidefreie Ernährung lediglich für die wenigen Hunde, die an einer Gluten-Empfindlichkeit leiden, empfehlenswert. Der Wolf als „Ganzkörperfresser“ nutzt meist die gesamte Beute und nimmt so auch angedauten Magen-Darm-Inhalt, Gehirn, Blut, Knochen- und Knorpelfragmente oder Haare auf. Beim Barfen bekommt der Hund nur bestimmte Teile, häufig einen sehr hohen Muskelfleischanteil und nur bestimmte Innereien sowie etwas grob geraspeltes Gemüse. Teilweise werden Kohlenhydratquellen beigemengt, die dann je nach Aufbereitung oft nur schwer verdaulich sind. Einer Ganzkörperfütterung analog zum Wolf entspricht dies also nicht, so dass Barfen ohne Ergänzung der fehlenden Nährstoffe nicht bedarfsdeckend ist. Ein großer Unterschied ist weiters das Durchschnittsalter von Hund und Wolf. Ist ein Wolf mit fünf Jahren schon alt, werden die meisten Hunde doppelt so alt und älter – und alte Hunde benötigen auch eine angepasste Fütterung. Wölfe nehmen naturgemäß nicht regelmäßig Nahrung auf, machen viel Bewegung und müssen auch tiefe Temperaturen überstehen. Dazu sind sie imstande, auch 10 bis 21 % ihres Körpergewichts an Nahrung aufzunehmen. Beim Barfen eines Hundes werden 2 bis 3 % seines Körpergewichtes an täglicher Nahrung empfohlen, womit der Hund nur einen Bruchteil der Nährstoffe, insbesondere Spurenelemente, aufnimmt, die ein Wolf mit seiner deutlich größeren Futterportion zu sich nimmt. Zu berücksichtigen ist weiters, dass auch Wölfe eine Mangel­ernährung aufweisen können, wie beispielsweise Jod- oder Selenmangel. Deshalb sollten die meisten Barf-Rezepturen auch mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ergänzt werden. Eine „ursprünglichere“ Fütterung, der Ernährung des Wolfes nachgeahmt, muss für Hunde nicht gesünder sein. Eine „natürliche“ Fütterung ist nicht gleichzusetzen mit einer idealen oder artgerechten Fütterung! Jedenfalls abzuraten ist aus tierärztlicher Sicht eine Verfütterung klassischer Barf-Rationen an Hunde mit Nierenerkrankungen (wegen des hohen Eiweißgehaltes, bei Innereien auch hohen Phosphorgehaltes), mit Leberproblemen (hoher Eiweißgehalt), mit Blasensteinen (hohe Kalzium- und Phosphorzufuhr bei Knochenfütterung), an alte Hunde (Leber und Nieren werden durch den hohen Eiweiß- bzw. Phosphorgehalt belastet) und an immungeschwächte Hunde oder solche, die immunsupprimierende Medikamente erhalten (Cortison-Präparate).

 

Infektionsrisiko für Hund und Mensch

Diskutiert wird in Fachkreisen und unter Hundehaltern immer wieder das Risiko der Übertragung von Infektionen in Form von Bakterien, Viren und Parasiten beim Barfen auf Hunde und sowie deren Halter. Das höchste Risiko für Hunde resultiert aus dem Verfüttern rohen Fleisches oder roher Organe von Wild- und Hausschweinen wegen der Möglichkeit der Übertragung des Aujeszky-Virus. Eine Infektion endet bei Hunden in der Regel innerhalb weniger Tage tödlich. Auch weniger bekannte Krankheiten, wie z. B. Botulismus, sind in letzter Zeit bei gebarften Hunden zunehmend zu diagnostizieren. Barfen birgt außerdem das Risiko der Übertragung von Bandwürmern, falls das rohe Futter Bandwurmfinnen enthält. So ist beispielsweise das Schaf Zwischenwirt des sogenannten „Hundebandwurmes“ Echinococcus granulosus oder Schalenwild des Bandwurmes Taenia hydatigena. Ebenso übertragen werden einzellige Parasiten wie Sarkosporidien oder Neospora. Einige Untersuchungen von Barf-Futterproben aus dem Handel in Österreich und Deutschland wiesen krankmachende Keime wie Salmonellen, Listerien, Campylobacter und Fäkalkeime sowie antibiotikaresistente Bakterien nach, die entweder für den Hund, noch mehr aber für die hundehaltende Familie eine Infektionsquelle sein können. Nicht nur beim Lagern oder Zubereiten des Hundefutters kann es zu Kontaminationen von Kühlschränken, Schneidebrettern oder Lebensmitteln kommen, sondern Hunde können diese Keime ausscheiden und im Fell tragen, auch ohne selbst zu erkranken. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang auch, dass Mensch und Hund heute sehr eng zusammenleben und dass die Anzahl gehaltener Hunde stetig steigt und Übertragungsmöglichkeiten damit zugenommen haben. Wenn sich im Haushalt gleichzeitig immungeschwächte oder alte Personen, schwangere Frauen oder Kleinkinder befinden, wird wegen der Infektionsgefahr des Menschen vom Barfen jedenfalls abgeraten. Fütterungshygienische Grundsätze sind vorsichtiges Auftauen des Futters, damit kein Tropfsaft den Kühlschrank oder Lebensmittel kontaminiert, gute Reinigung von Messern, Schneidebrettern und Futternäpfen mit Heißwasser und Spülmittel sowie das rasche Entfernen von Futter­resten (Paulsen, 2020).

 

Knochenfütterung mit Bedacht

Wölfe fressen keine größeren Knochen, diese werden nur abgenagt. Hingegen fressen sie ganze kleinere Tiere mit Haut und Haaren, Federn und auch Knochen. Diese Zusammensetzung gewährleistet eine gute Verdauung der Knochen und schützt vor Knochenkot und die Gefahr des Splitterns ist bei rohen Knochen nicht so groß. Beim Barfen sind Knochen eine gute Kalziumquelle. Das Benagen pflegt das Gebiss und der Hund ist beschäftigt. Weil aber bei der Knochenfütterung immer wieder Zwischenfälle passieren, die meist tierärztlich zu behandeln sind, sollten gewisse Grundregeln beachtet werden. Komplikationen, die bei (übermäßiger) Knochenfütterung auftreten können, sind Verstopfung und Knochenkot, Darmverschluss durch zu große unverdaute Knochenstücke oder Verletzungen durch spitze Knochensplitter. Daher anfangs nur kleine Mengen weicherer, leichter verdaulicher Knochen von Jungtieren füttern. Falls der Hund Knochen nicht verträgt, kann die Kalziumversorgung auch über das Füttern von Knorpeln, zerriebenen Eierschalen oder Mineralergänzungsfuttermitteln erfolgen.

 

Der goldene Mittelweg

Zusammenfassend ist zu sagen, dass alle Vorteile des Barfens auch durch die Verfütterung gekochter Rationen erreicht werden, ohne dass jedoch Hunde und ihre Halter Risiken ausgesetzt sind (TVT, 2017). Barfen allgemein und die Knochenfütterung im Speziellen wird von vielen Hunden gut vertragen. Wie aber auch in der eigenen menschlichen Ernährung sollte man sich nicht blind und nahezu pseudoreligiös auf eine einzige Ernährungsweise fixieren. Hunde, die möglichst viele verschiedene Futterrationen akzeptieren und vertragen, sind in der Haltung unkomplizierter und auch das Risiko von Mangelerscheinungen wird durch eine breite Palette an Futtermitteln erheblich reduziert.


Waffe, Schuss & Optik

Bergara: Bergjagd auf Spanisch

Bergara hat sich als Hersteller von Läufen einen Namen gemacht, produziert selbst aber auch ganze Waffen. Eine davon ist die Kipplaufbüchse BA 13, die durch ihren überaus günstigen Preis bei gleichzeitig fast nicht zu erwartender Präzision besticht.


Praxiswissen für Revierbetreuer

Störungsarm jagen

Herbst und Winter sind für den Jäger Hauptjagdzeit im Schalenwildrevier. Es gilt, Abschusspläne zu erfüllen, aber auch Wildbret als hochwertiges Lebensmittel nun konzentriert zu gewinnen. Immer wieder kristallisieren sich dabei bestimmte Ansitzplätze im Revier als besonders erfolgreich heraus. Doch wovon hängt es ab, wann der Jäger dort ein weiteres Mal Anlauf hat?

 

Jagdarten wie die Pirsch sorgen für eine nicht unerhebliche zusätzliche Beunruhigung des Wildes, auch wenn wir selbst offensichtlich mit keinem Stück zusammentreffen. So ist folglich die Wahl der eher passiven Ansitzjagd längerfristig der erfolgreichere Weg. In jedem Revier wird sich der Jäger Gedanken machen, um einen möglichst optimalen Platz für seine nicht immer kostengünstige Reviereinrichtung zu finden. Sie soll leicht erreichbar sein, um erlegtes Wild schnell und einfach zu bergen, und sie soll möglichst oft von verschiedenen Wildarten in der Jagdzeit angelaufen werden. Schließlich will der Jäger nicht nur häufig Jagderfolg haben, sondern auf der Jagd etwas erleben. Wenn man so mit dem Auto durch die Lande fährt, entdeckt man als fachlicher Insider so manche Ansitzeinrichtungen, über die man sich nur wundern kann. Dabei ist es nicht nur die für so manche Revierverhältnisse weit übertriebene Bauweise, sondern erst recht die unverständliche Auswahl des Ansitzplatzes. Insbesondere ganze Linien von Wachtürmen in regelmäßiger Kugelschussweite zueinander zeichnen oftmals die Reviergrenze zwischen Wald- und Feldjagden nach. Dabei müsste dem in jagdlichen Dingen Interessierten doch klar sein, dass feste Reviereinrichtungen erst dann ihren endgültigen Platz finden, wenn man nach langen Wochen der Beobachtung, nach dem mühevollen Abfährten von Wechseln und Pässen, nach dem Probesitzen von mobilen Schirmen und Leitern aus die Gewohnheiten des Wildes erkannt hat. Schließlich sind sie nur mit einem nicht unerheblichen Aufwand an Material, Arbeit und Geld zu erstellen, mit der Absicht, hier über Jahre jagdlichen Erfolg zu haben.

Massive Kanzel oder flexible Leiter?

Feste Ansitzeinrichtungen werden sich folglich vorrangig an vom Wild bevorzugten Äsungsflächen, Schneisen mit attraktiver Äsung und besonderen Plätzen befinden, die das Wild regelmäßig oder saisonal aufsucht. Das können Suhlen, Brunftplätze, Kulturflächen und masttragende Altholzbestände sein. Eine andere Möglichkeit bieten feste Ansitze aber auch an traditionellen Wechseln zu den beim Wild beliebten Hotspots im Revier. Wenngleich sie deutlich schwieriger zu finden sind, stören Abschüsse dort die Ruhe und das Misstrauen im Wildbestand weit weniger als an begehrten Äsungsplätzen oder sozialen Treffpunkten. Die meisten Reviere sind durchschnittlich eher klein, haben aber nicht selten doch erhebliche Abschussvorgaben in einem begrenzten Zeitfenster. Obwohl die Jagdzeiten in den letzten Jahren zunehmend vom Gesetzgeber ausgedehnt werden, wird die traditionelle Jagd hingegen nach wie vor an die Aktivitätskurven der Schalenwildarten gebunden sein. Je nach Jahreszeit, Wetterbedingungen und Wildart können sie stark variieren und erlauben dem Jäger manchmal nur geringe Zeitfenster für den jagdlichen Erfolg. Um so wichtiger wird da die Frage, ob und wann sich ein erneuter Ansitz an demselben Platz wieder lohnt, nachdem dort erfolgreich gejagt wurde. Mit Pause oder nonstop? Nach meinen Beobachtungen und Aufzeichnungen hängt die Antwort darauf von unterschiedlichen Faktoren ab. So kann die Wahl des Ansitzplatzes entscheidend sein, wie häufig Wild dort wechselt. Oft sind gerade bestimmte Wechsel entlang von Leitlinien oder zwischen Einstand und Äsungsfläche oder Brunftplatz eine lange Tradition, die über Generationen von Tieren mit ihrem Nachwuchs begangen wird. Sie gelten als sicher. Besonders erfahrene Alttiere oder Rehgeißen wissen um die brisanten Ecken im Revier, wissen genau, wo sie über Jahre ihren Nachwuchs verloren haben und wie und wann sie solche Plätze anlaufen oder meiden müssen. Insbesondere feste, über Jahre konstante Kirrungen sind solche Plätze, wo es ständig nach „Tod“ riecht ...

 

Mehr dazu verrät Wildmeister Matthias Meyer in der aktuellen Dezember-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.

 


Jagderlebnis

Wenn der Gefrierschrank leer wird

So wie sich der Zugang zu Wildbret in den letzten Jahren verändert hat, hat sich auch mein Fokus bei der Jagd weiterentwickelt. Geht nämlich der Vorrat in der Gefriertruhe zur Neige, herrscht Gefahr in Verzug und es gilt, rasch zu handeln.

Von Thomas Hinterecker

Wie haben sich doch die Zeiten geändert! Wurde man noch vor gar nicht allzu langer Zeit von vornehmlich städtischen Zeitgenossen als Jäger zu einem Tier mordenden Unmenschen abgestempelt, so wird man heute von nahezu ein und demselben Klientel völlig anders gesehen. Fast ein wenig neidisch wird man da immer wieder beglückwünscht, weil man als Jäger ja ständig Zugang zu leckerem Wildbret hätte. Ganz offiziell sollte man an dieser Stelle einmal unseren jagdlichen Vertretern für eine jahrelange und konsequente Arbeit in der Öffentlichkeit danken. Neben der zu Recht auferlegten Disziplin bei all unserem von der nicht jagenden Bevölkerung so kritisch betrachteten jagdlichen Handeln wurde auch daran gearbeitet, die positiven Vorzüge des Wildbrets konsequent ins rechte Licht zu rücken. Schwer und mühsam war es, manche Fehler früherer Jägergenerationen, vor allem bezogen auf die oftmals sehr wenig wertschätzende Behandlung dieses großartigen Lebensmittels, wiedergutzumachen. Aber nach Jahrzehnten des Wiederaufbaues und einer EU-Wildfleischverordnung zum Dank haben wir es geschafft, dass etwas von Grund auf Wertvolles in der Öffentlichkeit auch wieder als etwas Gutes und vor allem Gesundes angesehen wird. All das war einem zunehmend positiven Imagewechsel unserer österreichischen Jagd bis dato sehr zuträglich.

Aber auch in den eigenen vier Wänden kann ich mich noch gut an die leicht vorwurfsvollen Fragen wie „Musst du wirklich schon wieder jagen gehen?“, „Du warst doch erst gestern im Revier“ oder „Wir haben ja eh schon so viele Krickel an der Wand“ erinnern. Doch all das ist längst vergessen, und nachdem auch in der eigenen Küche Wildbret in allen Ausformungen Hochkonjunktur hat, kann neuerdings aus dem persönlichen Wunsch nach Entspannung bei der Pirsch und in der Natur schnell ein offizieller Auftrag zur Nahrungsbeschaffung werden. So zum Beispiel vor gar nicht allzu langer Zeit, als mich kurz nach dem letzten Weihnachtsfest die unmissverständliche Meldung ereilte, dass sich unser Vorrat an Wildbret gefährlich Richtung null neige und man bei einigen Laden im Gefrierschrank schon fast den Boden sehen könne. Natürlich hat man als verantwortungsvoller Jäger und Ernährer derartigen mit Nachdruck formulierten Situationsberichten mit entsprechendem Ernst zu begegnen und sogar in die Kategorie „Gefahr in Verzug“ einzuordnen.

 

So muss auch ich mir all dem Berufsstress zum Trotz, welcher gerade rund um Weihnachten seinen Höhepunkt erreicht, Anfang Jänner eine effiziente Strategie zur „Nahrungsbeschaffung“ zurechtlegen. Schnell fällt mir ein, dass mich mein lieber Freund Sigi noch vor Kurzem eingeladen hat, es auf die Sauen, welche heuer mangels des sonst schon fast alljährlich auftretenden Mastjahres bei Eiche und Buche die Kirrungen besonders treu annehmen, in seinem schönen Wienerwald-Revier zu versuchen. Bekanntlich bietet das Wildbret der Wildschweine in der Küche ganz besonders viele Möglichkeiten und wer schon einmal einen Schweinsbraten vom Überläufer am Gaumen hatte, wird es fortan schwer haben, die gleiche Mahlzeit vom Hausschwein der „wilden“ Variante vorzuziehen.   Wieder einmal ist es für Anfang Jänner viel zu warm und die wenige Tage alte hauchdünne Schneedecke ist schon fast wieder geschmolzen. Trotzdem packe ich schon am Morgen vor der Fahrt in die Firma ausreichend warme Kleidung ins Auto. Beim abendlichen Ansitz möchte ich nicht unnötig frieren und außerdem soll die Temperatur am Abend wieder unter null sinken. Am späteren Nachmittag verlasse ich das Büro etwas früher als gewohnt, um eine gute Autostunde später gegen halb fünf bei meinem Gastgeber zur Lagebesprechung sein zu können. Bei einem gemütlichen Tee wird geplant und Sigi schlägt mir zwei Kirrungen vor, die in letzter Zeit am häufigsten von den Sauen besucht wurden. Ich darf frei entscheiden, welchen Platz ich ansteuern möchte, und falls ich Lust hätte, könne ich es auch auf beiden Kirrungen hintereinander probieren. Speziell der zweite, neuere Platz, die sogenannte Schneise, hat es mir angetan. Es ist eine großzügig angelegte, rund zweihundert Meter lange sowie dreißig Meter breite Wildwiese mit einer schönen, geschlossenen Kanzel und einer Dickung zur linken und einer großen Schlagfläche zur rechten Seite. Vor allem da ich dort schon vor ein paar Wochen einen Frischling erbeutet habe, verbinde ich mit diesem Platz positive Erinnerungen. Die andere Kirrung ist mir wohlbekannt, habe ich dort ja auch schon viele Stunden durchwacht und an dieser Stelle auch schon davon berichtet. Diese Kirrung, der sogenannte Sauplatz, hat mir die letzten Jahre schon sehr oft Jagderfolg gebracht, doch bilde ich mir ein, dass durch den zügig gewachsenen umliegenden Bestand eine gewisse Sogwirkung entstanden ist, welche die Witterung des Jägers zwischendurch immer wieder einmal Richtung Kirrung trägt ...

 

Den gesamten Beitrag finden Sie in der Dezmeber-Printausgabe – kostenloses Probeheft anfordern.


Jagareien aus Südtirol

Wildbret – Trumpf im Jägerärmel

Umfragen zufolge essen 95 % der Europäer gelegentlich Fleisch. Eigentlich müsste also dieselbe Mehrheit die Jagd befürworten. Objektiv betrachtet gibt es nämlich kein Fleisch, das in tierethischer und gesundheitlicher Hinsicht mit Wildbret mithalten kann. Im „Superfood“ Wild steckt viel Potenzial, das es auszuschöpfen gilt!


Waffe, Schuss & Optik

Jede Zeit hat ihre Büchsen

Metall, Holz und Optik: So unverwüstlich Jagdbüchsen älteren Semesters uns heute auch erscheinen mögen, in den dazwischenliegenden Jahrzehnten der Waffen- und Optikentwicklung hat sich einiges getan. Ein großer Fehler ist dabei, eine falsche Erwartungshaltung an die Präzision von alten Waffen samt Optik einzunehmen. Wie schnell das finanziell in die Hose gehen kann, zeigt ein von Enttäuschungen gepflasterter Weg eines Gebrauchtwaffenkaufs eines österreichischen Klassikers; doch mit einem Happy End.