Rehgeißen in der Brunft miterlegen?

 

 

 

Wenn die Abschussvorgaben unerfüllbar hoch sind, liegt es doch nahe, in der Brunft neben dem Bock gleich die Geiß mitzuerlegen. Es gibt sogar konkrete Empfehlungen in diese Richtung. Doch macht das Sinn?

 

 

Mit dem Erscheinen neuer Waldbaukonzepte seit den frühen 1990er-Jahren zur Förderung von Laubholz und einer natürlichen, möglichst artenreichen Verjüngung von Waldbäumen ganz ohne teure und aufwendige Schutzmaßnahmen fällt der Fokus auf Verbiss- und Fegeschäden durch das Rehwild deutlich stärker ins Gewicht als vorher. Unsere häufigste Schalenwildart schade dem Wald insbesondere durch den selektiven Verbiss von Forstbäumen mit einer essenziellen Bedeutung für die Forstwirtschaft und dem Waldumbau zu klimaresistenten Wäldern, heißt es.

 

Es ist wissenschaftlich belegt ...

Gestützt auf regelmäßig flächig durchgeführte Aufnahmen zum Zustand der Waldvegetation und begleitet von immer neuen wissenschaftlichen Konzepten zur Bejagung des Rehwildes, wird die Jägerschaft seitdem dazu angehalten, den forstwirtschaftlichen Erfordernissen angepasste Wildbestände herbeizuführen. Insbesondere bei einigen extremen Vertretern der Forstwirtschaft erlangte das Rehwild sehr schnell den Ruf als hauptverantwortlicher Waldschädling. Sämtliche bis dahin geltenden Richtlinien einer ordnungsgemäßen Rehwildbewirtschaftung, übrigens auch wissenschaftlich gestützt, galten nichts mehr, denn sie standen einer drastischen Reduktion der Rehwildbestände mit ihren Auslesekriterien nur im Wege. Das Aufweichen bisheriger Abschussrichtlinien, gestützt auf einen den natürlichen Vorgaben angepassten Aufbau von Wilddichte, Geschlechterverhältnis und Altersklassen, war die logische Konsequenz. Denn nur mit einer weitgehenden Liberalisierung der Abschussvorgaben ist auch ein angestrebter drastischer Zahl- vor Wahl­abschuss umzusetzen.

 

 

 

 

 

Ganz ohne schlechtes Gewissen ...

Die Entwicklung neuer wissenschaftlich fundierter Bejagungskonzepte für das Rehwild unter Ausblendung von vorher populationsnotwendigen Parametern (Wilddichte, Geschlechterverhältnis und Alterspyramide) sollte der Jägerschaft zunehmend das schlechte Gewissen bei der jagdlichen Umsetzung nehmen. Mit den Jahren änderten bzw. verlängerten sich die Schusszeiten auf Rehwild beispielsweise in nahezu allen deutschen Bundesländern, sodass neben dem Schwarzwild auch das Rehwild teilweise nur mehr wenige Wochen Schonzeit genießt. Mittlerweile untergraben auch Gutachten den Muttertierschutz beim Rehwild und versuchen glaubhaft zu versichern, dass es tierschutzkonform sei, bei herbstlichen Bewegungsjagden führende Geißen zu erlegen, da die Kitze nicht mehr ihre Mutter zum Überleben bräuchten.

 

Den ausführlichen Beitrag von Wildmeister Matthias Meyer finden Sie in unserer Juli-Printausgabe. Kostenloses Probeheft anfordern.