Die Wilderer waren uns näher ...

 

 

Mit Mainstream hat der bekannte österreichische Musiker Hubert von Goisern noch nie etwas anfangen können. Diese Haltung ist das offene Geheimnis seines Erfolges. In seiner Jugend revoltierte er gegen gewachsene Traditionen im Salzkammergut, was ihm gehörigen Gegenwind bescherte. Wie er Natur und Jagd früher wahrgenommen hat und wie er die Dinge heute sieht, hat er dem ANBLICK in einem Gespräch verraten. 

 

 

Wie Ihr Künstlername Hubert von Goisern schon sagt, sind Sie in Bad Goisern im Salzkammergut aufgewachsen. Welche frühen Erinnerungen haben Sie an Jagd und Jäger dieser urigen Region?

 

Hubert von Goisern: Als eindeutiges Feindbild. Die Erzählungen über Wilderer waren uns näher als die der Jäger. Natürlich hat da keiner in unserem Umfeld mehr gewildert, aber es herrschte immer noch Dauerkonflikt vor allem mit den Bundesforsten, denen mehr oder weniger das gesamte Salzkammergut gehört. Die sind nie so aufgetreten, als würden sie es als Gemeingut für uns verwalten, sondern als mächtige Herren. Ich habe keinen Unterschied gemacht zwischen Bundesforste-Forstmeister, Oberförster oder Jäger, es waren für mich alle Leute, die grün angezogen waren und mit der Waffe durch die Gegend gegangen sind. Und egal, ob das nun ein Gendarm, ein Polizist oder ein Jaga war, Bewaffnete waren Feindbilder für uns Unbewaffnete.

 

Also große Vorbehalte gegenüber Jägern?

 

Nicht nur Vorbehalte. Das wurde ja dauernd bestätigt. Kaum bist du wo abseits der Wege gewesen, ist jemand da gewesen, der dir gesagt hat, du hast hier nichts zu suchen. Man hat auch dauernd Geschichten gehört über die ständigen Auseinandersetzungen. Ein entfernter Verwandter von mir wurde auch aus nächster Nähe von einem Jäger angeschossen und es musste ihm der Fuß abgenommen werden. Ja, man muss dazu sagen, er war ein Wilderer. Aber diese Geschichten sind durch die Familie und den Ort gegangen. Aufgrund dieser Umstände war es für mich ganz schwer, eine andere Sicht zu entwickeln, das ist erst viel später bei mir gekommen.

 

Wie ist Ihre Wahrnehmung heute, im Speziellen zu Ihrer Heimat?

 

Na ja, die Einstellungen der Forstverwaltungen haben sich nach wie vor nicht geändert, äußerst präpotent! Dazu gekommen ist auch noch ein extremer Stellenabbau. Nach meiner Empfindung verkommt auch der Wald, der war früher besser beinand. Ich habe noch kein gutes Gefühl, wenn die Bewirtschaftung unseres Naturraumes vorrangiger ist als der Erhalt.

 

Auch jagdlich nicht, durch die einheimischen Jäger, die dort zur Jagd gehen?

 

Jagdlich habe ich da heute kein Problem, mit Jägern habe ich so gut wie keinen Konflikt. Es geht da eher um die Natur als Ganzes. Ich habe ja selbst den Jagdschein gemacht, weil mich ein paar Leute so blöd angeredet haben und gesagt haben: Du kennst dich ja gar nicht aus, mach zuerst einmal den Jagdschein. Dann habe ich ihn halt gemacht, damit i mi holt auskenn’ (lacht). Muss aber zugeben, dass ich mich nach wie vor nicht überall auskenn’. Ich habe das aus echtem Interesse gelernt und war auch auf der Jagd. Insgesamt habe ich drei Abschüsse gemacht, einfach um zu schauen, was sich da in mir tut. Ich bin ja kein Vegetarier, daher kann ich ja nicht sagen, die anderen sollen es umbringen und ich esse dann nur das Fleisch. Ich will es in Zukunft aber sein lassen und nur mehr mitgehen, wenn es passt. Ich bin ja wahnsinnig gerne draußen und beobachte gerne das Wild. Und das habe ich über die Jagd gelernt.

 

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