Großraubwild in der Kulturlandschaft

 

Namhafte Experten aus einigen Ländern Europas haben am 22. November in den Naturwelten Steiermark ihren aktuellen Wissensstand zum Großraubwild vorgetragen. Die Steirische Landesjägerschaft hat die Tagung organisiert. Sie war ursprünglich als Präsenzveranstaltung geplant, musste aber aufgrund des Lockdowns für das Publikum digital übertragen werden, was der Qualität der Veranstaltung keinen Abbruch tat. Die zukünftige Dimension des Themas sei mit den Worten von Prof. Klaus Hackländer vorweggenommen: „Während in den USA beim Umgang mit dem Wolf ein Separations-Modell (hier Mensch – dort Wolf) verfolgt wird, setzt man in Europa auf eine Koexistenz zwischen Mensch und Wolf in der Kulturlandschaft." Für ausreichend Konfliktpotential ist damit gesorgt. Eine ausführliche Tagungszusammenschau zu den einzelnen Inhalten der Referenten lesen Sie in der Jänner-Ausgabe des ANBLICK. 

 

Andreas Zedrosser, Universität Süd-Ost-Norwegen: „Die biologische Tragfähigkeit bei Bär und Wolf werden wir in Österreich nie erreichen, aber sehr bald die soziale Tragfähigkeit. Großraubwild hat eben nur so viel Platz in der Kulturlandschaft, wie wir Menschen ihnen gewähren.“

 

 

Klaus Hackländer, Universität für Bodenkultur Wien: „Während in den USA beim Umgang mit dem Wolf ein Separations-Modell (hier Mensch – dort Wolf) verfolgt wird, setzt man in Europa auf eine Koexistenz zwischen Mensch und Wolf in der Kulturlandschaft. Für ausreichend Konfliktpotential ist damit gesorgt.“  

 

 

Rok Černe, Slowenische Landesforstdirektion: „Slowenien ist in etwa so groß wie die Steiermark. Während Wildtierexperten bereits länderübergreifend an Managementplänen für Großraubwild arbeiten, geschieht auf der politischen Ebene leider nichts.“
 

 

Adrian Arquint, Leiter Amt für Jagd und Fischerei Graubünden: „Besorgniserregend in Graubünden ist die steigende Zahl der Wolfsübergriffe in geschützten Nutztierbeständen. Im Berggebiet zieht sich Schalenwild zum Eigenschutz in die Felsen zurück.“
 

 

Paolo Molinari, Universität Turin: „Im Dreiländereck Slowenien-Italien-Österreich gibt es aktuell 30 bis 35 Wölfe und drei bestätigte Rudel-Verbände. Die unterschiedlichen Gesetzeslagen erschweren ein zukünftiges Management ungemein.“
 

 

Thomas Huber, Wildbiologe und Bergbauer: „Je natürlicher die Jagd geführt wird, umso eher ist sie mit Großraubwild in Einklang zu bringen. Klassische Schalenwildfütterungen funktionieren mit dem Wolf nicht mehr. Die Umweltwerte der ländlichen Bevölkerung werden von den Werten einer urbanen Gesellschaft überprägt. Konflikte zwischen Wolfsbefürworter und Wolfsgegner werden immer größer.“
 

 

Aldin Selimovic, Veterinärmedizinische Uni Wien: „Bei unserem Wolfsprojekt in Allentsteig haben wir rasch bestätigt, dass Rotwild bei dauerhafter Anwesenheit des Wolfes nachtaktiv wird.“    
 

 

Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Landesjägermeister Steiermark: „In der Wolfsdebatte  sehe ich die Jägerschaft als aktive Wissensvermittlerin und in einer diplomatischen Verantwortung gegenüber ihren Lebensraumpartnern in der Land- und Forstwirtschaft.“

 

 

Hubert Zeiler, Wildbiologe: „All unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse nützen wenig, wenn sie nicht auf politischer Ebene sachlich für Entscheidungen herangezogen werden.“