Praxisseminar rund um die Nachsuche

 

 

Nicht jedes beschossene Stück Wild verendet unmittelbar am Anschuss, weshalb das Auffinden oft schwierig ist. Mit dem richtigen Verhalten vor und nach dem Schuss lässt sich hierbei allerdings einiges kompensieren. Was in dieser Sache vorrangig zu beachten ist, hat Wildmeister Matthias Meyer in einem Praxisseminar erläutert.

 

 

Wildmeister Matthias Meyer hat in zwei Ganztagesseminaren ANBLICK-Lesern in drastischen Bildern vor Augen geführt, welche Folgewirkungen Fehler vor und nach dem Schuss haben können. Er arbeitet nicht nur als Berufsjäger in einem deutschen Forstbetrieb, daneben leitet er auch eine Schweißhundestation und führt selbst parallel mehrere Jagdgebrauchshunde. In Spitzenzeiten hat er es auf 150 bis 200 Nachsuchen pro Jahr gebracht – von der einfachen Todsuche bis hin zur 15 Kilometer langen Riemenarbeit.

 

Nachsuchen vermeiden!

„Die erfolgreichste Nachsuche ist die, die gar nicht stattfindet“, mahnte Meyer eindringlich und startete seinen Theorieteil im Lehrsaal damit, die Basics in Bezug auf den richtigen Schuss durchzugehen. Auch wenn es für jeden Jäger eine selbstverständliche Verpflichtung sein sollte, gut trainiert im Umgang mit der oder den Jagdwaffen zu sein, zeigt die Praxis, dass es hier oft bereits an den Grundlagen mangelt. „Die Bedienung des Gewehrs muss so im Unterbewusstsein verankert sein wie das Kuppeln und Schalten beim Autofahren“, zog der Wildmeister einen bildhaften Vergleich. Um das erreichen zu können, bedarf es der regelmäßigen Übung am Schießstand sowie der Wartung und Instandsetzung der Ausrüstung. Erst wenn hier alles passt, kann man davon ausgehen, dass auch in stressigen Situationen im Jagdbetrieb jeder Handgriff sitzt – und in weiterer Folge dann der Schuss.

 

 

Pirschzeichen lassen bei guter Kenntnis der Anatomie Rückschlüsse auf den Treffersitz zu. Neben Schnitt und Schlag­haaren geben besonders Knochensplitter als auch Organ- und Wildbretteile Aufschluss. Vorsicht ist bei der Farbe des Schweißes geboten, dieser verändert sich optisch rasch.

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Mitten durchs Leben

Die häufigsten Ursachen für Nachsuchen sind Treffer am Wildkörper, die keine unmittelbar lebenswichtigen Organe berühren. Deshalb ist hier die Ansage klar: Es gilt, dem Stück einen sauberen Schuss mitten durchs Leben anzutragen. Je nach Körperhaltung und Position des Wildes beziehungsweise von der räumlichen Situation her ist der jeweils längste Weg des Geschoßes durch die Kammer zu suchen. Kunstschüsse auf Träger oder Teller sind demnach striktest zu vermeiden. Doch selbst wenn der Haltepunkt im Bereich der Kammer gut gewählt ist, bedeutet das noch nicht, dass die Kugel auch dort sitzt, da mangelnde Routine, unzureichende Schießfertigkeit, aber auch ein Anfall von Hirsch- oder Bockfieber sich negativ auf den Erfolg auswirken kann. „Unsere Jagdausrüstung heute ist so gut, dass es schwieriger ist, ganz vorbeizuschießen, als das Stück schlecht zu treffen“, resümierte Meyer aus langjähriger Erfahrung. Dazu legte er auch Zahlen vor. Demzufolge ziehen bei der Ansitzjagd rund 10 % der Schüsse Nachsuchen nach sich, bei Bewegungsjagden sind es um die 30 %. Und selbst wenn man den Eindruck hat, gefehlt zu haben, ist dringend anzuraten, gezielt Nachschau zu halten. „Fast jede vierte Kontrollsuche endet am Stück!“

 

Verhalten nach dem Schuss

Um rasch ans Stück zu gelangen, sind auch die Minuten nach dem Schuss von entscheidender Bedeutung. Es gilt, sich den Anschuss, die Reaktion des beschossenen Wildes und vor allem die Fluchtrichtung zu merken. All das kann bereits Aufschluss darüber geben, wie sich die Nachsuche gestalten wird. Es wäre auch kontraproduktiv, direkt nach der Schussabgabe zum Stück zu wollen. Nach Möglichkeit sollte man zumindest 10 bis 15 Minuten verstreichen lassen, bevor man sich zum Anschuss aufmacht, so man denn weiß, wo dieser war. „Die Untersuchung des Anschusses erfolgt mit den Augen, nicht mit den Füßen“, rief Meyer in Erinnerung. Am Anschuss finden sich nämlich fast immer irgendwelche Pirschzeichen, und seien das nur die Aufrisse des abspringenden Stückes oder der Kugelriss in der Verlängerung der Geschoßflugbahn. In weiterer Folge kann das geschulte Auge auch nach vom Wildkörper stammenden Spuren suchen, die bereits erste Rückschlüsse auf den Treffersitz zulassen. „Der verantwortungsvolle Jäger ist in der Lage, Pirschzeichen richtig zu deuten“, ist sich Meyer gewiss. Üben lässt sich das bei jedem einzelnen Stück Wild, auch wenn dieses rund um den Anschuss im Feuer liegt.

 

 

 

Professionelle Hilfe anfordern!

Wenn das beschossene Stück nicht unmittelbar im Nahbereich des vermuteten oder bestätigten Anschusses liegt, ist es ratsam, sofort die Hilfeleistung von erfahrenen Nachsuchengespannen in Anspruch zu nehmen. Hierfür gibt es österreichweit ein Netz an mehr oder weniger erfahrenen Hundeführern mit ihren vierbeinigen Helfern. Für Profis ist auch hier die Marschrichtung klar: „Nachsuchen sind grundsätzlich Riemenarbeit. Der Hundeführer kommt immer gemeinsam mit dem Hund zum Stück oder zumindest zum Wundbett, von wo aus der erfahrene Hund geschnallt werden kann.“ Freiverlorensuchen auf gut Glück wirken sich bei schweren Nachsuchen ausschließlich negativ auf den Erfolg aus. Und da man vor Beginn der Nachsuche über deren Ausgang nur spekulieren kann, ist jede potenzielle Nachsuche als schwere anzusehen. Für den Schützen heißt das somit, die vorgefundenen Pirschzeichen mit auffälligen Gegenständen zu markieren, beispielsweise Markierbändern. Findet sich mit freiem Auge nichts, können indirekte Weiser helfen. Bei warmem Wetter zeigen Fliegen Pirschzeichen gut an, bei feuchtem Wetter machen das auch Nacktschnecken ...

 

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