Jagderlebnis

 

 

Es war im Böhmerwald ...

Keine einzige Pirsch bringt Anblick, die Chancen schwinden, schon ist der letzte Abend da. Als hätte der Herr der Böcke meine Gedanken erraten, zieht im nun schwindenden Büchsenlicht ein braver, zukunftsfroher Jungsechser aus dem Dickicht.

 

 

 

Es geschah nach der Wende und dem Zusammenbruch des morschen Kommunismus, als ich, ein Bergjäger, unverhofft und eigentlich gegen meine Pläne ins Flachland und somit in den Böhmerwald geriet: Neid, Zank und Missgunst sind schlechte Jagdgesellen, und so gab ich meine Beteiligung an einem der herrlichsten Hochgebirgsreviere schweren Herzens auf. Doch nun, heimatlos, revierlos, setze ich kurzerhand ein Inserat in die Jagdzeitung: „Hochgebirgsjäger sucht eine Beteiligung an einem ebensolchen Revier.“ Es geschieht eine Zeit lang nichts, bis eines Tages ein Brief aus Tschechien eintrifft: „Geehrter Herr!“, schreibt man mir, „ich hab gelesen in Jagdzeitung, dass suchen Abschüsse. Ich hab Revier nicht weit von Gränze in Böhmen mit Jagdhaus in ruhige Gebiet bei Wald mit alles Komfort. Jagd ist meglich für eine Person oder Kollegtif. Bitte kommen und schissen! Auf bald! Entschuldigen meine Gramatik. Gezeichnet: Jaroslav.“

 

Ich bedanke mich freundlich für das Angebot, bemerke aber, dass ich doch ein Hochgebirgsrevier suche. Ich habe kein Interesse an einem Jagen nur auf Rehbock, nur so als „One-Night-Stand“ und überdies auch noch im Flachland. Doch der gute Mensch gibt nicht auf: „Geehrter Herr! Ich antworte auf Brief, wo schreiben, dass Interesse an Rehbock. Kostet hier nicht viel, zwischen 300 und 400 Euro. 500 Gr.-Bock kostet 500 Euro, jedes Gramm darüber 1 Euro mehr. Haben auch viel, viel Wildschwein. Schreiben Sie, wann kommen und schissen! Jagen bei meine Onkel Jòsef, wohnt bei Oma.“

 

Anbei liegt ein Lageplan des Ortes, eine Skizze, angefertigt bei Stromsperre und Neumond. Die Preise klingen unglaublich und an einen 500-Gramm-Bock glaube ich vorerst einmal nicht. Gehörngewichte und Medaillen waren ohnehin noch nie Ziel meines Jagens. Doch das Abenteuer der Jagd mit neuen, unbekannten Menschen in ebensolcher Landschaft beginnt mich zu reizen. Also schreibe ich dem lieben Jaroslav, dass ich Ende Mai mit meinem Hund kommen werde ...

 

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