Im Revier

 

 

Brunftjagd ohne Blattkonzert

Das Blatten ist weitverbreitet und gilt aktuell als aktives Jagen. Nicht immer spielen die Rehböcke das Spiel allerdings mit und springen wie erhofft. Dennoch sind sie der Geißen wegen auf den Läufen. Mit ein bisschen Einfühlungsvermögen, Geduld und Wissen um das Wild warten ab Mitte Juli erlebnisreiche Stunden im Rehrevier – ob mit oder ohne Musik!

 

 

 

Mit einem Jagdgast sollte es Ende Juli auf zwei sehr alte typische Waldböcke gehen, die benachbarte Einstände hatten. In einem Hang aus älteren Fichten und Buchen teilten sich beide Böcke das Revier auf, schon seit Jahren. Vor drei Jahren sprangen sie noch gut und verlässlich aufs Blatt, waren aber noch als zu jung taxiert. Als es dann ernst zu werden drohte, reagierten die beiden nicht mehr, waren aber manchmal noch mit der Geiß in einem Fichtenstangenholz nahe der internen Reviergrenze der beiden Böcke zu sehen. Mit den Eigenheiten der beiden Böcke aus den Vorjahren bestens vertraut, legte ich zwei Pirschwege mit Schirmen an, so dass je nach Windrichtung auf jeden Fall die Jagd beginnen konnte.

Sind die Wildbewegungen im Rehrevier im Juni erwartungsgemäß noch sehr verhalten, ändert sich das zunehmend im Juli wieder. Begrenzten sich die Beobachtungen während des Ansitzes meist auf Geißen mit ihrem Nachwuchs und gelegentlich jüngeren Böcken, sieht man nun im Juli immer wieder stärkere Böcke, die in der Gesellschaft der Geißen austreten.

 

Aktivität steigt rapid an

Die Rehbrunft dauert im Kern etwa drei Wochen, beginnend ab Mitte Juli. Etwa 67 Tage nach dem Setztermin wird die Geiß brunftig. Sie bestimmt den Beginn und die Intensität der Brunft. Deshalb kann es auch innerhalb eines Reviers zu gewissen Unregelmäßigkeiten kommen, wann wo Brunftbetrieb zu beobachten ist. Grundsätzlich sucht die brunftige Geiß das Territorium eines Platzbocks auf. Die ersten Anzeichen dafür sind das gemeinsame Austreten auf Äsungsflächen und die stete Nähe von Bock und Geiß, die man zunehmend ab Anfang Juli, meist aber um den 10. Juli herum regelmäßig im Revier beobachten kann. Jetzt lohnt sich der morgendliche sowie Abendansitz an Wiesenflächen und Blößen im Wald, wo rechtzeitig im Juni für neue, frische Äsung gesorgt wurde.

Der Platzbock steht auch in der frühen Phase der Brunft in der unmittelbaren Nähe der Geiß. War sein Auffinden in den vorangegangenen Wochen nahezu unmöglich, stehen die Chancen jetzt gut, ihn bei bestem Licht neben der Geiß austreten zu sehen. Die Geiß ist aufgrund der Versorgung ihrer Kitze und der eigenen Rekonvaleszenz an die Aufnahme von hochwertiger Äsung gebunden, weshalb sie bereits früh und häufig die Möglichkeit zur Äsungsaufnahme nutzt. Der Platzbock wird ihr sicher folgen.

 

Erste Anzeichen

Nähert sich die Brunft in Richtung Höhepunkt, also dem Beschlag der Geiß, wird das dem aufmerksamen Jäger sicher nicht verborgen bleiben. Die Rehbrunft ist eine typische Einzelbrunft. Der Bock steht bis zum erfolgreichen Beschlag grundsätzlich immer nur bei einer brunftigen Geiß. Man sieht nun regelmäßig treibende Böcke oder solche, die in rasanter Flucht die Geiß quer durch die Felder oder das Altholz jagen. Die nun schon größeren Kitze stehen während der intensiven Zeit in der Brunft nicht immer im engen Kontakt zu ihrer Mutter, wenngleich sie diese stets sicher in Hörweite weiß. Vermeintlich führungslose Kitze sind also ein untrügliches Zeichen dafür, dass Bock und Geiß fest zusammenstehen. Wer sich tagsüber hier einmal genauer umsieht, stellt insbesondere auf den Wiesen um einzelne Stauden des großblättrigen Ampfers die sogenannten Hexenringe fest, wenn die Geiß zwar kurz vor dem Beschlag steht, aber diesen noch hinauszögert. In kleinen Kreisen treibt der Bock die brunftige Geiß nun heftig um einzelne markante Büsche, Sträucher oder Stauden. Dabei plätzt er vermehrt oder markiert ausgiebig mit seinem Geweih, dass die Fetzen fliegen. Doch auch wenn diese Freiflächen immer wieder kurz aufgesucht werden, findet die eigentliche Brunft eher im Verborgenen des Waldes statt. Ein geduldiges Ansitzen und Warten an den am Waldrand angrenzenden Wiesen wird sicherlich über kurz oder lang zum Erfolg führen. Es kann sein, dass die Rehe sich irgendwann am Tag zeigen, meist um die Mittagszeit, es kann aber auch sein, dass sie den schützenden Wald erst weit nach Sonnenuntergang verlassen. Insbesondere an besonders heißen Tagen und erst recht in Verbindung mit der Vollmondphase verschiebt sich das Brunftgeschehen gerne in die Nacht.