Rotwild im Wirtschaftswald

 

Mitten in der Hirschbrunft wurde vor beinahe einem Vierteljahrhundert die Wildgemeinschaft Hohe Veitsch gegründet – genau am 15. September 1997. Die Wildgemeinschaft gibt es heute noch, und auch wenn sie „nur“ eine Fläche von rund 15.000 ha umfasst, so zählt sie dennoch zu den erfolgreichsten in der Steiermark. Was sie ganz besonders auszeichnet, ist ihr Gemeinschaftsgeist ebenso wie die Erfolge im Umgang mit Rotwild im intensiv genutzten Wirtschaftswald.

 

 

 

Die Hohe Veitsch erreicht zwar die 2.000-Meter-Marke gerade nicht mehr, dennoch ist sie hier in den Mürzsteger Alpen der höchste Bergstock. Besonders die Südseite, welche mit ihren Kalkfelsen das baumlose Hochplateau abrupt abschließt, sticht markant aus den tiefer liegenden Fichtenwäldern hervor. Vom Hauptgipfel im Westen bis zur Klein-Veitsch-Alm erstreckt sich der Kalkstock im Nordosten der Steiermark über 5,5 Kilometer. Doch geht es um die Wildgemeinschaft, dann ist die Veitsch nur ein Teil vom Ganzen. Das Einzugsgebiet reicht im Südwesten bis nach Turnau und zum Seeberg, im Norden über den Berg bis nach Aschbach und zum Niederalpl. Die Steiermark wird gerne als das „Grüne Herz Österreichs“ bezeichnet. Das bezieht sich vor allem auf den Waldreichtum des Landes. Über 60 % des Landes sind bewaldet, und diese Wälder haben alle eine jahrhundertelange Nutzungsgeschichte. In der Steiermark ist sie eng mit dem Bergbau und Hüttenwesen verbunden. Der Bergbau hat auch in der Geschichte der Gemeinde Veitsch seit jeher eine zentrale Rolle gespielt; weltweit bekannt wurden die Veitscher Magnesitwerke.

 

 

 

Ein großes Ganzes Waldstrukturen, die durch den Menschen jahrhundertelang überprägt wurden, stellen heute ein sehr empfindliches System dar – besonders wenn sie aktuell weiter intensiv genutzt werden. Rotwild in diesen Gebieten zu erhalten wird daher zur Herausforderung – vor allem wenn es keine geeigneten Überwinterungsgebiete oder revierübergreifende Überwinterungsstrategien gibt. Reduktionseingriffe, die vordergründig nur die Stückzahl im Fokus behalten, führen hier in der Regel zu einem Überhang an weiblichem Wild und Mangel an erwachsenen Hirschen, womit die Bestandesstruktur insgesamt empfindlich gestört wird. Die Folge sind weiter zunehmende Wildbestände und Schäden im Wald. Das war auch im Raum Veitsch/Turnau der Fall. So fiel der Entschluss für die Gründung der Wildgemeinschaft. Voraussetzung war und ist nach wie vor: Jeder ist hier freiwillig dabei! Es gibt weder Fütterungsbeiträge noch Leitbetriebe. Diese Betonung auf Freiwilligkeit und Gemeinschaft kommt auch bei unserem Treffen beim Radwirt zum Ausdruck. Ich sitze hier nicht dem Obmann der Wildgemeinschaft gegenüber, sondern spontan sind beinahe alle Mitglieder zu unserem Treffen erschienen. Wichtig ist allen, dass nicht das einzelne Revier oder einzelne Personen im Vordergrund stehen, sondern die Wildgemeinschaft als großes Ganzes. Hier kommt der Berufsjäger ebenso zu Wort wie der Wirtschaftsführer oder der Waldeigentümer. Bezirksjägermeister Hannes Fraiß leitet die Wildgemeinschaft seit Jahren, gegründet wurde sie von seinem Vater, Forstverwalter Hans Fraiß, gemeinsam mit den damaligen Betriebsleitern der Österreichischen Bundesforste, welche den nördlichen Teil der WG abdecken. Doch eine Wildgemeinschaft entsteht nicht von heute auf morgen. Vater Fraiß erklärt, dass allein die Vorgespräche beinahe zwei Jahre lang gedauert haben, und er fügt hinzu, dass hier Durchhaltevermögen und Ruhe sicher zu den wichtigsten Voraussetzungen gehören. Auf die Fläche bezogen sind die Österreichischen Bundeforste heute wie damals der wichtigste Partner. Von Anfang an waren alle Fütterungsbetreiber der Region dabei – heute wächst die Gemeinschaft noch immer. Der Großteil der Reviere liegt im Jagdbezirk Mürzzuschlag, die WG umfasst darüber hinaus aber auch Reviere im Jagdbezirk Bruck an der Mur. Ausgang und Ziel Waldverwüstung, Schonzeitabschüsse, ein Rotwildbestand, den keiner einschätzen konnte, fehlende Hirsche, Freifütterungen, hohe Wildstände und Wild, das in schneearmen Wintern oder zeitig im Frühjahr in die Vorlagen zog: Mit diesen Worten umreißen die Mitglieder der Wildgemeinschaft grob die Ausgangssituation. Hannes Fraiß wirft dazu ein, dass bei der ersten Abwurfstangenschau unter 100 Stangenpaaren nur sechs Hirsche der Ier-Klasse waren. Rechnet man dazu, dass die Abwurfstangen vieler IIIer-Hirsche hier wahrscheinlich gar nicht dabei waren, so lag der Anteil älterer Hirsche im Bereich von wenigen Prozent am gesamten Hirschbestand. Dazu erklärt Forstmann Fraiß, dass Mürzzuschlag weit über die Steiermark hinaus jener Bezirk mit dem höchsten Anteil an Wirtschaftswald ist. Heute gibt es in der Wildgemeinschaft sechs Wintergatter. Freifütterung ist keine mehr vorhanden ...

 

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