Erfolgsmodell Steinwild

Der Monat Oktober ist für den Bündner Jäger ein spezieller. Jedes Jahr darf eine Anzahl Auserwählter auf die Steinbockjagd. Dieser Anlass, aber auch die Geschichte von der Rettung bis zur Wiederansiedlung des Steinbocks sind es wert, einmal genauer betrachtet zu werden. Es handelt sich um ein Musterbeispiel für modernes Wildtiermanagement.

Der Begriff Wildtiermanagement wird vielseitig gebraucht. Viele machen ihn sich jeweils für ihre Interessen zunutze. Als Erster macht sich Aldo Leopold in den 1930er-Jahren darüber Gedanken. Er definiert Wildtiermanagement als das Handwerk einer nachhaltigen Nutzung von Wildtierbeständen. Darum geht es eigentlich bis in die heutige Zeit; es geht in erster Linie um die zahlenmäßige Entwicklung der Bestände. Vor wenigen Jahrzehnten haben Wildbiologen diese Definition erweitert: Der Mensch und seine Bedürfnisse müssen zusätzlich auch berücksichtigt werden. Erfolgreiches Wildtiermanagement setzt sich heute nicht nur mit den betroffenen Wildtieren auseinander, die gesellschaftlichen Ansprüche sind mindestens so wichtig. Die Bedürfnisse der Betroffenen müssen ebenso in Betracht gezogen werden.

Wie weit der Steinbock im Alpenraum verbreitet war, lässt sich schwer sagen. Während den Eiszeiten sind Steinböcke bis weit in die nördlichen Steppen abgewandert. Sie sind den abschmelzenden Gletschern gefolgt und so in den Alpenraum gekommen. Archäologische Funde zeigen, dass sich in der Steinzeit Menschen auch im Voralpenraum von Steinböcken ernährt haben. In der Bronzezeit gibt es noch einzelne Funde, die in der Folge immer weniger werden. Zur Zeit der Römer werden Steinböcke noch beschrieben, doch man merkt, der Autor beschreibt etwas, was er nur vom Hörensagen kennt. Im Mittelalter sind nur wenige Vorkommen bekannt, die jedoch erfolglos gehegt und gepflegt werden. Die sogenannte Kleine Eiszeit und die begleitenden Hungersnöte und das Aufkommen von Gewehren haben das ihrige dazu geleistet. Nur im Gebiet des heutigen Nationalparks Gran Paradiso hat eine Population bis ins 19. Jahrhundert überlebt.

Im Alpenraum herrscht wie im übrigen Europa zu dieser Zeit große Not. Die Möglichkeiten, wirtschaftlich zu überleben, sind sehr beschränkt, kurz gesagt: Die Armut ist sehr groß. Darunter leiden alle Wildtiere, vor allem die Steinböcke. Ihre Lebensweise macht sie zu einer leichten Beute. Die damaligen Steinbockjäger, heute werden sie Wilderer genannt, sind verwegene Männer, die sich auch in die entlegensten Bergregionen wagen. Sie bringen proteinreiche Nahrung für sich und ihre Mitmenschen heim, verstoßen aber in der Regel gegen die Gesetze.

 

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