Kitze retten und das auch melden!

Jahr für Jahr werden vermutlich Tausende Kitze von Jägerinnen und Jägern gerettet. Untermauert mit Daten, können diese Maßnahmen beitragen, das Image der Jagd zu verbessern. Melden Sie die von Ihnen geretteten Kitze jetzt bitte im WIS online! 

Die Frühlingssaison markiert nicht nur den Beginn der Blütezeit, sondern auch eine kritische Phase für die heimische Wildtierpopulation. Mit dem Start der Vegetationsperiode steigt das Risiko für Rehkitze sowie auch für Junghasen und Bodenbrüter, Opfer von Mähwerken auf landwirtschaftlichen Flächen zu werden. Über die Jägerinnen und Jäger werden im Zusammenwirken mit den Landwirten laufend Maßnahmen gesetzt, um diese Vorfälle zumindest zahlenmäßig aus Gründen des verandtwortungsvollen Umganges mit Wildtieren zu verhindern.

Zuallererst muss immer Kontakt zum Landwirt aufgenommen werden, der die entsprechenden Flächen bewirtschaftet. Ohne zu wissen, wann gemäht wird, hat es wenig Sinn, Maßnahmen zur Rettung von Kitzen zu ergreifen. Da die Mähtermine meist sehr spontan und vom Wetter abhängig sind, ist es umso wichtiger, regelmäßigen Kontakt mit den Landwirten zu halten.

Wenn der Kontakt einmal besteht, können Maßnahmen ergriffen werden. Unmittelbar vor der Mahd kann eine Gruppe im Kettenverband die zu mähende Wiese durchstreifen und so die Jungtiere abtragen und vor den Mähwerken bewahren. Auf geeigneten Flächen kann durch eine Drohne mit Wärmebildkamera dieser sehr zeit- und personalintensive Prozess effizienter durchgeführt werden. Das unmittelbare Absuchen der Wiesen vor der Mahd ist natürlich unerlässlich, aber nicht das Einzige, das getan werden kann. Es hat sich herausgestellt, dass Präventionsmaßnahmen auch sehr effektiv sein können. Verstänkerungsmittel wie Milchsäure oder chemische Repellents von großen Beutegreifern, die auf Trägern wie Lappen oder PU-Schaum-Bällen aufgehängt werden können, zeigen auf kurze Zeit sehr gute Erfolge. Das Gleiche gilt für Urinsteine oder Karbid, die bei Feuchtigkeitskontakt ausgasen. Da das Rehwild vor allem auf optische Reize reagiert, kann man auch in den Tagen vor der Mahd mit Helium gefüllte Luftballons, bunte Windräder oder per Zeituhr geschaltete Blinkleuchten auf der Fläche verteilen, um Gefahr zu symbolisieren.

Geräusche können natürlich auch zur Vergrämung dienen. Kleine Glocken, die vom Wind betätigt werden, also im Prinzip kleine Windspiele, werden seit jeher wegen ihrer Außergewöhnlichkeit in der Natur verwendet, um kurze und gezielte Effekte zu erzielen. Man kann auch Plastiksäcke auf eingeschlagenen Pflöcken befestigen, die durch das Rascheln und die ungewohnte Bewegung abschreckend auf die Geiß wirken. Das Glöckchen oder die Plastiksäcke können am Vorabend der Mahd aufgestellt werden, um die Rehgeiß zu veranlassen, die Wiese mit ihrem Kitz zu verlassen. Ein anderes akustisches Hilfsgerät ist der „Kitzretter“. Durch das Anbringen dieses Kitzretters auf dem Mähwerk werden bereits fluchtfähige Rehkitze mittels Sirenenton aufgescheucht und so zur Flucht aus der Gefahrenzone veranlasst. Zu kleine Kitze ducken sich in die Deckung und verharren bewegungslos; bei diesen hilft nur das Absuchen unmittelbar vor der Mahd. Beim Mähen selbst kann man auch dafür sorgen, dass so wenige Jungtiere wie möglich verletzt werden. Man sollte einfach die Wiese von innen nach außen mähen, um dem Wild die Möglichkeit zu geben, im hohen Gras zu flüchten.

Nun stellt sich nur die Frage, wie viele Rehkitze tatsächlich gerettet worden sind. Hier kommt das neue Melde-Tool im WIS.Stmk zum Einsatz, das gerade entwickelt wird. Das WIS.Stmk ist eine Datenbank und Meldeplattform, die von der Steirischen Landesjägerschaft schon seit Jahren verwendet wird. Sie wird für Abschussmeldungen, Weiterbildungserfassungen, Reviereinteilungen und vieles mehr verwendet. Der Zusatz, die Anzahl der geretteten Kitze melden zu können, hilft uns dabei, verlässliche Zahlen im Zusammenhang mit den verschiedenen Arten von Kitzrettungen zu erheben. Nach der Auswertung der neuen Daten können mögliche zukünftige Förderprojekte in Betracht gezogen werden und gleichzeitig die nicht jagende Bevölkerung über diese vorbildliche Leistung der Jägerinnen und Jäger noch besser aufgeklärt werden. Daher bitten wir sehr herzlich darum, alle geretteten Kitze im WIS einzutragen und uns damit bei dieser wichtigen Dokumentation der Leistungen der Jagd zu unterstützen.

Valentin Edler

 

Obiger Beitrag wurde im Rahmen eines FUJ-Medienprojektes von Valentin Edler verfasst und zur Publikation an mehrere Medien eingereicht. Valentin Edler stammt aus einer Grazer Jägerfamilie und absolviert bei der Steirischen Landesjägerschaft am Jagdamt sein Freiwilliges Umweltjahr (www.fuj.at). Parallel zum Umweltjahr besucht Edler einen Jagdkurs und tritt in Kürze zur Jagdprüfung an.