Simone Schmiedtbauer: „Wir müssen eine andere Geschichte erzählen!“

Die Jagd steht abseits und dort noch unter Beschuss. Dieser Befund ist nicht neu, gewinnt allerdings ständig an Brisanz. Dagegen könne man angehen, meint Simone Schmiedtbauer im Interview. In Brüssel gehe es darum, sich für die Anliegen der eigenen Interessengruppe Gehör zu verschaffen. Auch die Jagd müsse dort aktiver auftreten und eine neue, bessere Geschichte über sich erzählen.

 

Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Schön, dass Sie heute unser Gast sind und uns Einblick in Ihre Arbeit geben. Brüssel wird ja mit Lobbying in Verbindung gebracht. Braucht die Jagd Lobbying?

Simone Schmiedtbauer: Wir müssen das Lobbying erst lernen, und wir alle – nicht nur die Jägerinnen und Jäger – müssen in Brüssel lobbyieren. Du musst mitgestalten, beim Verhandeln am Tisch sitzen. Und wenn du nicht mitgestaltest, wirst du gestaltet. Lobbyismus, und damit meine ich ganz einfach Interessenvertretung und nichts Anrüchiges, ist in Brüssel überhaupt nichts Schlechtes, das hat nur bei uns in Österreich einen negativen Touch.

 

Unsere Anliegen müssen demnach in Brüssel erst einmal ankommen. Es braucht jemanden, der hier in unserem Sinne interveniert?

Simone Schmiedtbauer: Genau. Gesetze entstehen auf Brüsseler Ebene ja so: Die Kommission hat eine Vision und bringt diese zu Papier, dann kommt das zu uns ins EU-Parlament. Da wird geschaut, welcher Ausschuss dafür zuständig ist. Wenn es leicht geht, ist das nur einer, es gibt aber auch geteilte Kompetenzen. Ich bin im Agrarausschuss, viele der Jagdthemen berühren aber auch den Umweltausschuss. Von den europaweit 48 Abgeordneten im Agrarausschuss haben nur zehn selbst einen landwirtschaftlichen Hintergrund, im Umweltbereich ist das noch viel ärger. Beruf und Berufung klaffen hier enorm weit auseinander. Je mehr Ausschüsse hier eingebunden sind, umso komplizierter wird es. Für uns entscheidend: Die Tierschutzorganisationen haben ihr Lobbying in diesen Bereichen über die Jahre hin perfektioniert.

Bereits wenn die Kommission ein Papier erarbeitet, gehen diese NGOs dort ein und aus und legen ihre Argumente und Studien statt wissenschaftlichre Beweise vor – wofür auch immer. Es gibt aber überall zwei Seiten. Bereits zu diesem Zeitpunkt müssen wir einwirken und den Verantwortlichen erklären, welche Auswirkungen ein Vorschlag in seiner Gesamtheit hätte.

Unsere Lobbyarbeit muss also bereits erfolgen, wenn das Gesetz in Bearbeitung in der Kommission ist. Wenn das einmal bei uns im Haus verhandelt wird oder zur Abstimmung gelangt, können wir nur noch durch Abänderungsanträge versuchen etwas zu ändern oder das Ganze zu verhindern.

 

Ganz konkret für die Jagd: Wie müsste eine erfolgreiche Kampagne aussehen? Müssen wir mit Gelbwesten in Brüssel demonstrieren?

Simone Schmiedtbauer: Ich gestalte meine Arbeit, indem ich Geschichten erzähle. Ich meine damit keine Heimatfilmidylle, sondern ich erzähle, was ich als Jägerin leiste. Das ist vielen Kolleginnen und Kollegen ja überhaupt nicht bewusst. Die meisten glauben ja, wir gehen und ballern auf alles. Wir kennen diese Geschichte ja eh, aber es steckt da viel mehr dahinter. Wie viel Zeit, wie viel Geld wir in die Hand nehmen, die Ressourcen, die Liebe und die Leidenschaft, dass wir hegen und pflegen. Es liegt an uns, das zu erzählen. Unsere Arbeit kommt jagdbaren und nicht jagdbaren Arten zugute. Hier sind wir zu zurückhaltend, unsere Forderungen auf den Tisch zu legen. Wir müssen erzählen, was wir leisten, und wir leisten das für die Allgemeinheit. Wir müssen Geschichten erzählen, damit fabriziert man Bilder in den Köpfen der Menschen. Das ist das alles Entscheidende!

 

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