Steirischer Jagdschutzverein

StJSV-Hauptversammlung in Krieglach 2024: „Um die Hirsche müssen wir uns keine Sorgen machen!“

Bei Kaiserwetter fand am 4. Mai im Pfarrhof der Marktgemeinde Krieglach die Hauptversammlung des Steirischen Jagdschutzvereines statt. Der Zweigverein Kindberg sorgte für das leibliche Wohl und ein jagdkulturelles Rahmenprogamm für die rund 130 erschienenen Delegierten und weitere Gäste. Der Vergleich mit dem Kaiser sollte an diesem Tag noch mehrmals bemüht werden. 

 

Pünktlich um 11 Uhr eröffnete Präsident Franz Meran die beschlussfähige Hauptversammlung und begrüßte unter den Ehrengästen LJM Franz Mayr-Melnhof-Saurau, LJM-Stv. Abg. z. NR Andreas Kühberger, LJM-Stv. HR DDr. Burkhard Tierrichter, Ehrenpräsident Dr. Bernhard Frizberg und die Bürgermeisterin der Marktgemeinde Krieglach, DI Regina Schrittwieser.

Vizepräsident DI Anton Fürst präsentierte kurz das Wirken des örtlichen Zweigvereins Kindberg, der nach knapp 40 Jahren wieder eine Hauptversammlung ausrichten durfte. Der Zweigverein (vormals Zweigstelle) wurde 1923 gegründet und umfasst heute 577 aktive Mitglieder. Die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Jagdamt Mürzzuschlag zeichnet den Zweigverein Kindberg aus.

 

Vorstellung des Jagdbezirkes Mürzzuschlag

BJM Ing. Hannes Fraiß begrüßte für den Jagdbezirk Mürzzuschlag die Teilnehmer und stellte diesen mit einem interessanten und abwechslungsreich gestalteten Lichtbildvortrag vor, den KR Hans Schrotthofer fachkundig produziert hatte. Der Bezirk umfasst 48.000 ha, grenzt im Norden an Niederösterreich, im Westen an Bruck/Mur und im Südosten an Weiz an. Mit 75 % Waldanteil spielt natürlich die Land- und Forstwirtschaft neben der Industrie, bis heute eine wichtige Rolle, aber auch auf den Ausbau eines sanften Tourismus wird hingearbeitet. Aus historischer Sicht blickt der Bezirk stolz auf die ehemaligen Kaiserjagden in Mürzsteg und Neuberg zurück, diese schätzte der Monarch vor allem für den reichhaltigen Auerwildbestand. Neben dem Vorkommen von Stein-, Muffel-, Gams-, Rot-, Reh- und Schwarzwild sticht die vor 20 Jahren gegründete Wildgemeinschaft Hohe Veitsch hervor, in der sich auf 15.000 ha die Strukturen der Wildbestände deutlich verbessert haben. Der Jagdbezirk setzt auch Schwerpunkte, wie etwa in der Jungjägerausbildung, in der neben der Theorie auch deutlich mehr Angebote für mehr Praxis gesetzt werden. Auch die Schweißhundestation des Bezirkes ist mit hervorragenden Hunden besetzt und bestens organisiert. Windkraft und Raufußhühner sind in Mürzzuschlag ein Thema: Etwa 50 Windräder zieren gegenwärtig die Landschaft. Seit 2000 werden jährlich Birkhahnzählungen von der BOKU und den Jägern gemeinsam durchgeführt. In den letzten 23 Jahren hat sich die Zahl der Hahnen auf den Balzplätzen von 85 auf 26 verringert! Obendrein zählt die Region 42 Outdoorsportarten. Zur Lenkung setzt man auf Gespräche und Aufklärung, im Bereich der Schneealm und Veitsch sind kleinräumige Tourismuslenkungskonzepte erfolgreich umgesetzt worden. Die jährlichen Infoveranstaltungen, von FAST Pichl, StJSV und Jagdamt gemeinsam ausgerichtet, werden sehr gerne von den örtlichen Jägern angenommen.

 

Jahresbericht des Präsidenten

Nach der Filmdarbietung und ergänzenden Worten von BJM Hannes Fraiß leitete Präsident Franz Meran, Bezug nehmend auf die Region, zu seinem Jahresbericht über: „Der Kaiser wusste gut, warum es ihn hierhergezogen hatte.“ Doch dann schwenkte Meran schnell ins Nachdenkliche. Er berichtete von einem Naturerlebnis, das sich vom 22. auf den 23. April ereignet hatte. Am 22. April, seinem Geburtstag, saß Meran am Rosenkogel beim Hahnenverlosen. Alle Buchen und Lärchen waren auf einer Seehöhe von 1.200 Meter ausgetrieben, ebenso war die Heidelbeere voll belaubt. Es hatte am Morgen 16 Grad. Tags darauf lagen am selben Ort 40 cm Schnee. Franz Meran: „Mich hat das sehr nachdenklich gestimmt. Es hat Hennen gegeben, die haben in den Schnee ihre Eier gelegt. Der StJSV sieht ja den Schutz der Lebensräume als seine Hauptaufgabe. Gegen die Extremwetterereignisse können wir wenig tun, aber es geht ums Beobachten und Deuten von Vorgängen in der Natur, um richtig handeln zu können. Ich für mich habe erkannt, dass es in 20 Jahren im südweststeirischen Raum kein Auerwild mehr geben wird. Die wahre Ursache des Rückgangs liegt in der Aufzucht der Jungen, die in gewissen Seehöhen nicht mehr erfolgreich ist, weil bestimmte Insekten fehlen werden. Die scheinen mit den wärmeren Temperaturen in höhere Regionen auszuweichen, tiefer findet man die Insekten nicht mehr. Am Rosenkogel und Reinischkogel, beide um 1.500 Meter Seehöhe, ist das Ende nach oben schnell absehbar. Und wenn die Auerhühner in dieser Region nicht wegen klimatischer Vorgänge eingehen, dann spätestens wegen Inzucht und wegen der Windräder, die auf den letzten Trittsteinen gebaut werden. Was kann der StJSV jetzt machen?“, fragte der Präsident nachdenklich in die Runde. Er gab den Rat, auf kleiner Fläche genau die Vorgänge in der Natur zu beobachten und zu dokumentieren. Von den Hochlagen bis in die Tieflägen könne man Wegränder als Äsungsflächen aufarten, das wäre ein Gebot der Stunde. Auch dem grassierenden Rasenroboter-Boom müsste man den Kampf ansagen. „Unsere Mitglieder müssen zu Botschaftern der Biodiversität werden, um die Hirsche müssen wir uns keine Sorgen machen“, appellierte Meran. Ebenso nimmt die voranschreitende Bodenversiegelung der Erde den Atem. Meran: „EU-Stilllegungen etc. brauchen wir nicht, das ist Wahnsinn! Aber der StJSV ist kein politischer Verein, der direkt eingreifen kann. Seine Kompetenz liegt im Aufzeigen und im Anregen zum Nachdenken. Wir sind eine NGO und diesen Status müssen wir aufrechterhalten. Wir sind Naturschützer und müssen das auch zeigen, dass wir die Kompetenz haben. Wir machen eine gute Arbeit und bilden auch die Jungjäger dahingehend aus. Wir arbeiten mit der Landesjägerschaft gut zusammen und wir werden auch im Hinblick einer Zertifizierung gemeinsame Wege suchen. Es gibt sicher Kompromisse, die wir da und dort finden müssen, um die Kernkompetenz der Jungjägerausbildung fortführen zu können.“ Zu den aktuellen Aktivitäten des Vereins zählte der Präsident auf: Es laufen 26 Jagdkurse über das Jahr 23/24; viele Vorstandssitzungen, Hauptausschusssitzungen und Präsidiumssitzungen wurden abgehalten; unzählige kleine Projekte in den Zweigvereinen zeugen von einem regen Leben im Jagdschutzverein. Zum Abschluss seines Berichtes appellierte Franz Meran nochmals eindringlich an die Anwesenden: „Als Präsident stehe ich zu 100 % zur geplanten Wildökologischen Raumplanung in der Steiermark! Deutschland und Österreich sind die einzigen Länder in der EU, die noch ein selbstbestimmtes Revierjagdsystem haben. Das wollen sie uns aber nehmen. Daher brauchen wir größere Planungseinheiten, wo wir über die WÖRP reagieren können. Die Erhaltung des Vereines ist extrem wichtig. Denken wir ans Burgenland, was wir täten, wenn die Politik plötzlich die Jägerschaften als Körperschaft öffentlichen Rechts auflöst. Das kann von morgen auf übermorgen passieren. Daher ist es besonders wichtig, ein traditionelles, funktionierendes System als Back-up zu haben. Der StJSV als steirische Einheit muss zusammenhalten, nur das macht ihn stark. Ich danke euch! Rennt für die Natur, für die Jagd, für den Verein und brennt dafür!“

 

Rechnungslegung und Budget

Die Rechnungslegung für das abgelaufene Jahr wurde von Hauptkassier Mag. Max Böhmer vorgenommen. Einer Summe an Einnahmen in der Höhe von € 279.838,- stehen ebensolche Ausgaben ausgeglichen gegenüber. Dann war Kassaprüfer Helmut Kure am Wort, der zu den Finanzen keine Einwände hatte und zur Abstimmung bat, die einstimmig ausfiel. Im Zuge dessen wurde auch Dr. Bernhard Frizberg als Ersatz für Christian Kiendlsberger nominiert, der sein Amt als zweiter Kassaprüfer während der laufenden Periode freiwillig zur Verfügung stellte. Auch über das Budget für die nächsten beiden Jahre wurde einstimmig abgestimmt, dieses weist aufgrund personeller Nachbesetzungen in der Landesgeschäftsstelle einen höheren Betrag auf. Die höheren Ausgaben werden jedoch über das Vereinsvermögen gedeckt, es wird keine Erhöhung der Mitgliedsgebühr geben.

 

Grußworte der Ehrengäste

Den Reigen der Grußworte eröffnete Bürgermeisterin DI Regina Schrittwieser. Das Gemeindegebiet umfasst 9.400 ha und ist zu 78 % (!) bewaldet. Nicht umsonst bringt man die Gemeinde noch heute mit Peter Roseggers Waldheimat in Verbindung. Selbst ist die Bürgermeisterin keine aktive Jägerin, habe aber familiär bedingt viel Verständnis für sie. „Ich stehe zu einer funktionierenden Jagd – in unserer Gemeinde und in unserer Gesellschaft“, schloss Regina Schrittwieser.

LJM Franz Mayr-Melnhof-Saurau gab mit einer kurzen Präsentation einen Überblick über die Vorgänge in der Steirischen Landesjägerschaft. Darin wurde auch über Zahlen sichtbar, wie sich die Steirische Jagd in den letzten Jahren zurück in die Gesellschaft gekämpft hat. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die Vorgänge in den und um die Naturwelten Steiermark. Fast täglich werden dort Weiterbildungsveranstaltungen für Jäger angeboten. 8.900 Kursstunden haben über 2.000 Jäger bereits in den Naturwelten absolviert. Für die Öffentlichkeitsarbeit bei den Jungen nannte der Landesjägermeister die Zahl von 4.000 Kindern, die in 13.500 Stunden jagdpädagogisch unterrichtet wurden. Auch für die erfolgreich geschlagenen Jägerschaftswahlen im abgelaufenen Jahr bedankte sich LJM Mayr-Melnhof-Saurau direkt beim Präsidenten und den Anwesenden im Saal und sah sie als einen schönen gemeinsamen Erfolg. Aktuell sind in der inhaltlichen Ausrichtung der Landesjägerschaft 19 Fachausschüsse involviert, in denen knapp 200 Jägerinnen und Jäger ihr Fachwissen einbringen, darunter viele Mitglieder der StJSV. Wie Präsident Meran zuvor brachte auch der Landesjägermeister die Wildökologische Raumplanung zur Sprache. „Täglich erreichen uns Entscheidungen aus Brüssel: Wiederbewaldung, Lieferkettengesetz etc. All das betrifft die Jagd vorerst nicht direkt, aber irgendwann kommen deren Auswirkungen zum Vorschein. Wir haben mit der WÖRP die Chance, gewohnte Eigentumsrechte und Grundrechte zukünftig abzusichern zu können. Dafür ist ein modernes Monitoring unabdingbar. Bitte unterstützen Sie die Steirische Jagd beim Prozess der WÖRP, dass sie möglichst bald in einer gesetzlichen Verankerung mündet“, bat abschließend der Landes-jäger-meister.

Als Vertreter des Landeshauptmanns Christopher Drexler richtete der Abgeordnete zum Nationalrat, LJM-Stv. Andreas Kühberger, seine Worte ans Publikum. Laut Kühberger gibt es Bundesländer, in denen die Jagd bei Weitem nicht so politisch integriert ist, wie das in der Steiermark der Fall ist. Das ist nicht selbstverständlich, aber wichtig! Die Jagdgesetznovelle ist gelungen und im guten politischen Konsens entstanden. Wir konnten das Wildtiermanagement ins Jagdgesetz aufnehmen, was uns Jägerinnen und Jäger als kompetente Institution bestätigt und nicht etwa fachfremde NGOs. Ebenso ist der Forst-Jagd-Dialog in der Form gesetzlich verankert worden, dass bei der Abschussplanbesprechung zukünftig auch die Behörde zugegen ist. Mit einem gut gewählten Vergleich in Blickrichtung des Präsidiums motivierte Andreas Kühberger abschließend die vielen Jägerinnen und Jäger: „Herausfordernde Zeiten haben vor rund 142 Jahren zur Gründung des StJSV geführt. Dabei saßen Adelige, Bürger und Bauern an einem Tisch. Heute sind die Zeiten nicht minder herausfordernd wie damals, und immer noch sitzen dieselben Gesellschaftsschichten an einem Tisch – das ist doch eigentlich ein schönes Zeichen.“

 

Ehrungen verdienter Mitglieder

Im Anschluss wurden einige Mitglieder für ihre Verdienste um den Verein geehrt. Verdienstabzeichen in Gold: Franz Gamweger, Josef Ganster, Hannes Gelter, Rupert Halmdienst, Rudolf Herbst, Wolfgang Kammerer, Ing. Rudolf Siebenhofer, Heinz Übeleis, Julia Raggam. Verdienstabzeichen in Silber: Karl Berger, Friedrich Froihofer, Johann Ilsinger, Hubert Kogler, Alois Lampl, Dagmar Moosbrugger, Klaus Nagler, Ernst Pichler, Christoph Premm, Johann Wolfgang, Puntigam, Ojg. Wolfgang Rudorfer, Thomas Steingruber sen., Christoph Stoni, Maria Graber.

Als Austragungsort für die Hauptversammlung 2025 legte man sich auf Bad Aussee fest.

mo