Tierseuchenradar schlägt doppelt an

Mit der Tollwut bei Fledermäusen und der EHD bei Rindern wurden kürzlich zwei Viruserkrankungen in Österreich sowie der Schweiz nachgewiesen. 
Der Verlauf des Geschehens wird behördlich überwacht.

 

Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen mit eigenen Erregern. Sie kommt vorwiegend in Nordeuropa vor und kann bei unvorsichtigem Umgang mit erkrankten Fledermäusen durch Biss auch auf den Menschen übertragen werden. An der AGES Mödling wurden zwischen 2006 bis 2023 über 1.750 Fledermäuse auf Tollwut untersucht, alle mit negativem Ergebnis. Am 25. September 2023 wurde nun Fledermaus-Tollwutvirus bei einer Breitflügelfledermaus in Österreich bestätigt. Die Fledermaus verendete in einer Auffangstation für Fledermäuse. Europaweit betrifft es hauptsächlich Breitflügelfledermäuse.

Das aktuelle österreichische Tollwut-Überwachungsprogramm basiert auf einer Studie der EFSA, die eine passive Überwachung der Tollwut in tollwutfreien Ländern empfiehlt. Seit 2013 werden nur mehr die sogenannten „Indikatortiere“, das sind verendet aufgefundene oder im Straßenverkehr getötete Füchse, Dachse, Marderhunde und Waschbären, sowie alle tollwutverdächtigen Tiere auf Tollwut untersucht. In Österreich wurde die Impfung der Fuchspopulation im Jahr 2012 eingestellt.

In den Nachbarländern Österreichs wurde Tollwut im Jahr 2022 in Ungarn in vier Fällen und in der Slowakei in zwei Fällen nachgewiesen. Diese Fälle traten alle nahe der Grenze zur Ukraine auf und wurden wahrscheinlich durch wutkranke Tiere aus der Ukraine eingeschleppt. In der Ukraine tritt Tollwut relativ häufig auf.

 

Erster Fall von EHD bei einem Rind in der Schweiz

Die Schweizer Veterinärbehörden meldeten am 11. Oktober 2023 den Nachweis der Epizootischen hämorrhagischen Krankheit (EHD) bei einem Rinderkalb im Kanton Bern. EHD ist eine Viruserkrankung wild lebender und domestizierter Wiederkäuer und wird durch Mücken übertragen, direkte Übertragungen von Tier zu Tier finden nicht statt. Bei einigen Hirscharten kann es zu hohen Erkrankungs- und Verendensraten kommen. Menschen sind von der Erkrankung nicht betroffen. Bislang wurde EHD in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien sowie in Europa in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal diagnostiziert. Nach dem Auftreten in einem Land gibt es Handelsbeschränkungen für Lebendtiere, da die Erreger mit exportierten Wiederkäuern verschleppt werden können.

Hauptsächlich betrifft die Erkrankung Weißwedelhirsche in Nordamerika. Als Symptome können hohes Fieber, Teilnahmslosigkeit, Ödeme, Atem- und Schluckbeschwerden, Blutungen, Schleimhaut- und Klauenentzündungen, Lahmheit oder blutiger Durchfall auftreten, auch Aborte und Totgeburten kommen vor. Viele Erkrankungen verlaufen jedoch mild. Von den Nutztieren sind die Rinder am stärksten betroffen, wobei die klinischen Symptome der EHD nicht von denjenigen der Blauzungenkrankheit zu unterscheiden sind. Schafe und Ziegen können ebenfalls angesteckt werden, zeigen aber selten erkennbare Symptome.

Hinsichtlich Tollwut muss vor der (illegalen) Einfuhr von Hunden aus Tierheimen gewarnt werden. Risikogebiete sind besonders Ost- und Südosteuropa. Der letzte Tollwutfall bei einem Hund in der Steiermark im Jahr 1999 ereignete sich nach der illegalen Einfuhr von Hundewelpen aus der Türkei.

Dr. Armin Deutz