Archiv 2024

Im Revier

Durch gezielten Jagddruck Verbiss vermeiden? 

Ansteigende Rehwilddichten in den letzten Jahrzehnten erhöhten nicht nur die Jagdstrecke, sondern auch den Verbisseinfluss auf den Wald und dadurch das Konfliktpotenzial zwischen Forst und Jagd. Eine neue Studie der BOKU hat sich dieser Thematik gewidmet und zeigt, wie sich die räumliche Verteilung des Jagddrucks auf die Verbisssituation auswirken kann. 

Ein genereller Anstieg der Schalenwilddichten kann in den Kulturlandschaften Europas schon länger beobachtet werden. Dabei kommt dem Rehwild als einer der häufigsten Schalenwildarten eine besondere Bedeutung zu. Denn mit dem Anstieg der Bestände steigt auch deren Einfluss auf verschiedene Landnutzungsformen. Obwohl Rehe besonders gerne Waldrandbereiche besiedeln, sind sie dank ihrer Anpassungsfähigkeit in einer großen Bandbreite an Lebensräumen zu finden. Dementsprechend ist das Rehwild ein typischer Anblick von den Feldern in niederen Lagen über waldreiche Gebiete bis hin ins Gebirge.

 

Verbiss durch Rehwild

Als „Gourmet des Waldes“ hat das Rehwild klare Vorlieben in seiner Ernährung, man spricht vom Konzentratselektierer. Das heißt, dass Rehwild speziell nach leicht verdaulichen, nährstoffreichen und faserarmen Pflanzenteilen sucht. Attraktive Nahrung finden Rehe dabei häufig in den Knospen, Blättern und Trieben der heimischen Laub- und Nadelbäume. Wird ein solcher Trieb verbissen, kann dies die weitere Entwicklung des Baums nachhaltig beeinträchtigen. Vor allem der Terminaltrieb, also der Leittrieb, bestimmt das Höhenwachstum. Am Leittrieb verbissene Bäume reagieren je nach Art unterschiedlich, wobei als Reaktion das Aufstellen eines oder mehrerer Ersatztriebe oder das Ausbilden sogenannter Kollerbüsche durch flächige Verbuschung der Seitentriebe, besonders bei Fichten, häufig zu beobachten ist. Ist der Verbissdruck auf einer Fläche groß, kann dies zur Beeinträchtigung der Funktionen des Waldes führen. Starker Verbiss behindert dabei die Verjüngungsdynamik, die Baumartenmischung durch den selektiven Verbiss beliebter Arten und nicht zuletzt die Holzqualität. Je nach Waldfunktion können somit die ökonomischen, ökologischen oder soziokulturellen Ziele des Waldes gefährdet sein und der Verbisseinfluss damit zum Problem werden. Dabei muss festgehalten werden, dass ein ansteigender Verbissdruck einerseits durch höhere Wildbestände, andererseits aber auch durch die Ausgestaltung der Landschaft, der Waldstruktur und weitere Faktoren bedingt sein kann. Die sogenannte Verbissdisposition beschreibt dabei die Anfälligkeit von Waldbeständen gegenüber Verbiss. Sie hängt unter anderem auch von Faktoren wie dem Bewaldungsprozent, der Verteilung von Waldinseln in der Fläche oder der Ausgestaltung der Waldverjüngung ab. Die flächige Modellierung der Verbissdisposition ist aufgrund der vielen Einflussfaktoren gar nicht so einfach, derzeit laufen dazu Projekte am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien. Die Wilddichte ist demnach nur einer von mehreren Faktoren, die zur Entstehung von Verbiss beitragen.

 

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Praxiswissen für Revierbetreuung

Fütterungen für Hühnervögel im Revier

In ihren naturnahen Lebensräumen benötigen Feldhühner und Wildvögel keine Fütterung. In der ausgeräumten Kulturlandschaft ist das anders. Ohne eine gewisse Zuwendung sinkt die Besatzdichte weiter ab. Was es beim Bau und der Anlage von Schütten, Futterspiralen und Co. zu beachten gilt, hat Wildmeister Matthias Meyer für uns zusammengefasst.

 

 


Jagderlebnis

Die Mähnenspringer vom Mosorgebirge

Steil steigen die Flanken des kroatischen Küstengebirges entlang der Südadria empor. Der schroffe und karge Lebensraum ist Heimat von Mufflons und Mähnenspringern. Hinter der aus Afrika stammenden Ziegenart steckt eine bewegte Geschichte mit noch offenem Ausgang ... 

Als Jäger stellt man sich bei Urlaubsreisen an die kroatische Adria oftmals die Frage, welche Wildtiere in den küstennahen Karstbergen leben und ob beziehungsweise wie sie dort bejagt werden. Obwohl die trockene Schroffheit der Kalkfelsen eine gewisse Unwirtlichkeit ausstrahlt, lässt die samtiggrüne Vegetation der Macchia reges Leben vermuten.

Ein in mehrerlei Hinsicht spannender und landschaftlich reizvoller Lebensraum ist das Mosorgebirge in Dalmatien. Der kompakte Gebirgszug ist parallel zur Küste ausgerichtet, liegt in der Region Split und erhebt sich hinter der Stadt Omiš auf 1.339 Meter über dem Meeresspiegel. Untrennbar mit der Jagd in Mosor verbunden ist die Person Miro Stjepan Olujić. Die Biografie des gebürtigen Kroaten ist gleichermaßen umfassend wie beeindruckend. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam er in der Region Slawonien im heutigen Osten Kroatiens zur Welt, zog aber in frühen Kindesjahren mit seinen Eltern nach Dalmatien, wo er nach seinen Ausbildungsjahren an der touristischen Entwicklung des ehemaligen sozialistischen Jugoslawien wesentlich mitgestaltete.

Wir treffen Miro Anfang November nach einer fünfstündigen Autofahrt im kleinen Örtchen Gata am südlichen Ende des Mosorgebirges in einem Café. In den kommenden drei Tagen sollten wir durch Miro und weitere seiner Landsleute tiefe Einblicke in die Natur Dalmatiens, die Jagd und die Bevölkerung bekommen.

Im Jahre 1999 hat Stjepan Miro Olujics Firma, Dalmacijalov d.o.o., vom Landwirtschaftsministerium das staatliche Jagdgebiet Mosor, mit einer Ausdehnung von 12.000 ha, zur jagdlichen Bewirtschaftung gepachtet. Die Region ist sehr unzugänglich und von den vielen ehemaligen historischen Dörfern zeugen heute nur mehr Ruinen aus Kalkstein sowie die typischen Legesteinmauern. Einen Wald im klassischen Sinn gibt es hier nicht. Die Macchia befindet sich gerade im Übergang zu einem Niederwald, ein Bewuchs mit vielen mediterranen Baum- und Straucharten, die übermannshohe, undurchdringbare Bestände bilden, in denen Wildschweine herrliche Einstände vorfinden. Die Früchte der Stein- und Flaumeichen stellen hier überwiegend ihre Hauptnahrung dar. Dennoch hält sich die Vermehrung der Wildschweine auf einem relativ niedrigen Niveau. Etwa 70 bis 80 Stück kommen im Revier jährlich zur Strecke, überwiegend auf der Einzeljagd durch einheimische Jäger.

 

 

Biologie der Mähnenspringer: Mähnenspringer stammen ursprünglich aus dem nördlichen Afrika. Das Verbreitungsgebiet reicht von Marokko und der Westsahara bis Ägypten und in den Sudan. Sie wurden zum Zwecke der Jagd im frühen 20. Jahrhundert in Nordamerika in den Bundesstaaten Texas und Kalifornien erfolgreich ausgewildert, während sie in ihren ursprünglichen Lebensräumen vom Menschen beinahe ausgerottet wurden. Ihr angestammter Lebensraum sind Wüsten und Halbwüsten. In Europa wurden sie auch in Spanien und Portugal ausgewildert, wo sie noch heute lokale stabile Populationen bilden. Namensgebend sind die langen Haare an der Kehle, die sich auf die Brust und manschettenartig um die Vorderläufe herum erstrecken und manchmal bis zum Boden reichen. Bei den Männchen sind die Kehlhaare deutlicher ausgeprägt. Mähnenspringer erreichen eine Länge von 1,3 bis 1,7 Metern und eine Schulterhöhe von 75 bis 110 Zentimetern. Männchen wiegen 100 bis 145 Kilogramm und sind somit deutlich schwerer als Weibchen, die 40 bis 70 Kilogramm auf die Waage bringen. Beide Geschlechter tragen Hörner, die der Männchen werden jedoch größer. Sie krümmen sich halbkreisförmig über dem Rücken und können bis zu 85 Zentimeter lang werden, bei Weibchen bis zu 50 Zentimeter. In der freien Wildbahn erreichen sie ein Alter von 15 bis 20 Jahren, können aber bis 25 Jahre alt werden.

 

Mufflons und Mähnenspringer als begehrte Trophäenträger

In den felsigeren Bereichen leben zwei weitere Schalenwildarten, die bejagt werden. Während das Mufflon als Wildschaf weit über Europa bekannt ist, stellt der Mähnenspringer einen Exoten dar, der sich zoologisch weder eindeutig den Ziegen noch den Schafen zuordnen lässt, sondern neuerdings laut Fachleuten eine eigene Gattung namens Ammotragus darstellt. Grundsätzlich sind die Tiere aber den Ziegen ähnlicher als den Schafen.

Die Besonderheit des Reviers Mosor stellen die bis zu 130 kg schwer werdenden Mähnenspringer dar, an deren heutigem Vorkommen Miro nicht ganz unbeteiligt war und ist. Sie stammen ursprünglich aus dem nördlichen Afrika, sind aber bereits durch die Römer weit in die mediterranen Teile Europas und Asiens gesiedelt worden (siehe Kasten Seite 59). Während der Naturschutz im heutigen Kroatien Mähnenspringer als Neozoen einstuft, setzt sich der nationale Jagdverband aktiv für die Anerkennung als autochthone Wildart ein und fordert klare Managementpläne mit Schon- und Jagdzeiten.

 

Massives Wolfsvorkommen

Beim Bau der Autobahn Zagreb-Dubrovnik, die auf der Nordostseite des Mosor verläuft, wurden einige Wildbrücken installiert, die heute weiträumige Wanderungen von Großraubwild ermöglichen. Während Braunbären eher sporadisch vorkommen, drückt der Wolf aus dem nahe gelegenen Hinterland über die Grenzen Bosniens massiv bis zur Adriaküste herein. „Obwohl Mufflons und Mähnenspringer beide gute Kletterer sind und die steilsten Regionen des Gebirges bewohnen, können sich die Mähnenspringer wesentlich besser gegenüber dem Wolf behaupten“, erklärt uns Miro bei der Fahrt ins Revier. Ihre schlechte Feindvermeidungsstrategie hat dazu geführt, dass sich die Population der Mufflons in den letzten Jahren von 350 auf etwa 50 Stück reduziert hat. „Mähnenspringer sind eher wie Steinböcke und klettern bei Gefahr direkt in die Felswände, da muss der Wolf klein beigeben.“

Miro lenkt seinen Duster sicher über die schmalen, kurvigen Bergstraßen auf der Südwestseite des Gebirges. Wir werden in wenigen Minuten einem Jagdführer anvertraut, der mit uns an diesem bewölkten und leicht regnerischen Novembertag in die Berge aufsteigen wird. Wir fragen Miro noch im Auto, ob hier die Hornotter, Europas giftigste Schlange, vorkommt. In Miros Antwort steckt der Humor eines echten Dalmatiners: „Schlange kann immer wo sein, aber mehr Angst müssen Sie vor den nassen Steinplatten haben.“ Wir haben die Botschaft verstanden: Immer wachsam sein, wohin man im Gebüsch steigt und greift, aber das Wichtigste ist ein sicherer Tritt.

 

 

 

Der erste Anblick

Am Ende der schmalen Bergstraße wartet Michael auf uns. Michael ist ein ehemaliger US-Elitesoldat, Mitte dreißig und scheint topfit zu sein. Er hat sich bei seiner Stationierung in Deutschland zwischen zwei Auslandseinsätzen in eine Kroatin verliebt, heute lebt er mit ihr und dem gemeinsamen Sohn unweit von Split. Michael ist einer von Miros jungen Jagdführern, die nicht nur Jagdgäste betreuen, sondern auch rund ums Jahr die Abschüsse von Sauen und überzähligen Mähnenspringern in dem schroffen Gebirge tätigen.

Jetzt am frühen Nachmittag nehmen wir erstmals die atemberaubende Kulisse wahr. Der leichte Nieselregen hat aufgehört, die Sonne blinzelt durch die dunklen, tief stehenden Wolken auf das glatte Meer. Wir schauen von etwa 400 Meter Seehöhe Richtung Westen, vor uns liegen zum Greifen nahe die Inseln Brač und Šolta. Die feuchte Macchia verströmt einen intensiv würzigen Geruch. „Gehen wir los, wir müssen noch hoch hinauf“, fordert Michael uns auf, ihm zu folgen. Wir fädeln zuerst in einen schmalen markierten Fußweg ein, ehe wir diesen nach kurzer Zeit verlassen und direkt in die Pampa abbiegen. Das gläserne Klirren beim Gehen auf dem grauen Kalkschotter ist laut, was unsere Befürchtungen, einer Viper zu begegnen, schnell zerstreut. Wir kämpfen uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Anfangs war der Bewuchs noch dicht und mannshoch, mit steigender Höhe wird er lichter und kurzwüchsiger. Die Strategie von Michael sieht vor, zunächst an Höhe zu gewinnen, um dann, gegen die Hauptwindrichtung seitwärts pirschend, eine gute Sicht in die steil abfallenden Rinnen zu haben. Es fällt aufgrund der beeindruckenden Kulisse schwer, die Sinne fürs Jagen zu schärfen. Ständig ist man in Versuchung, mit dem Handy die Lichtstimmungen festzuhalten, die die bereits tief stehende Sonne auf den Meereshorizont zaubert. Michael dreht sich plötzlich mit dem gestreckten Zeigefinger über seinen Lippen zu uns um und deutet in eine steile Schotterrinne. Auf gut 150 Meter steht ein kleiner Trupp von Mähnenspringern. Es sind zwei ältere Geißen mit drei jüngeren Stücken, die aber keine Kitze mehr sind. Michael schätzt sie auf etwa eineinhalb Jahre. Wir sind auf ein Kitz aus, auch eine nicht führende Geiß würden wir nehmen, was jedoch bei diesem Rudelwild nicht so einfach festzustellen ist. Die ältere Geiß wirft plötzlich misstrauisch auf und der Trupp zieht, einem Wechsel folgend, quer von uns weg, ehe sie, ohne haltzumachen, zwischen Felsen und Büschen abtauchen. Für diesen Tag sollte das unser einziger Anblick bleiben und wir genießen den Abstieg mit Blick auf die im Meer untergehende Sonne.

 

Die Sache mit dem Naturschutz ...

In der urigen Konoba unserer Unterkunft im Örtchen Gata knistert das Grillfeuer, auf dem Dragana, die gute Seele des Hauses, bereits herrlich duftende Schweinskoteletts wendet. Miro hat zum gemeinsamen Abendessen einen wichtigen Gast eingeladen. Brankica Šošić hat vor dem Balkankrieg in Sarajevo Forstwirtschaft studiert. Sie leitet heute das Department für Forsteinrichtung der staatlichen Forstverwaltung in Split und hat, beruflich bedingt, tiefe Einblicke in die Entwicklung der Vegetation vor Ort. Brankica kommt schnell zum Kernproblem im Naturschutz: „Wir haben in den ländlichen Gebieten hier überall damit zu kämpfen, dass die ehemaligen Kleinlandwirtschaften praktisch alle weg sind. Niemand führt mehr Schafe, Ziegen und Rinder auf die Weidegebiete, auch wegen der vielen Wölfe. Aktuell entwickeln sich in der Region Split und auf den dazugehörigen Inseln die ehemals offenen Flächen zwischen den Steinmauern in Niederwälder. Die Aleppokiefer zusammen mit der Steineiche bildet dichte Bestände und verdrängt Bodendecker, wie etwa den wilden Salbei und Thymian, die für viele Insekten eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.“ Miro wirft ein, dass unter dieser Entwicklung vor allem das Steinhuhn sehr leidet, weil es die offenen Flächen mit niedrigem Strauchbewuchs benötigt. Niemand wird diese Flächen mit der Motorsäge frei halten können, ein gezieltes Niederbrennen ist auch sehr problematisch und nicht vorgesehen. Somit wären die Wiederkäuer die einzige Möglichkeit, der flächenhaften Verbuschung etwas entgegenzusetzen. Jetzt ist Miro emotional und voll in seinem Element: „Doch während der europäische Naturschutz bei uns aufwendige Projekte mit Beweidung fördern möchte, die auf der Fläche nichts bringen und die sich sowieso keiner mehr antut, fordert er zeitgleich von uns, die Mufflons und Mähnenspringer aufzugeben, beispielsweise sie schutzlos vom Wolf auffressen zu lassen. Das ist doch vollkommen unverständlich!“

Das weitverbreitete Problem wird ersichtlich: Eine nachhaltige Jagdwirtschaft inklusive Beutegreiferregulierug wird in Naturschutzangelegenheiten auch hier am Balkan nicht als Partner miteinbezogen, um einfache und pragmatische Lösungen zu finden.

Dieser gemeinsame Abend mit Miro, Brankica und ihren Jägern gewährte uns noch weitere tiefe Einblicke, wie eng sie alle mit der Natur, der Landnutzung und der Jagd in ihrer Region verbunden sind.

 

 

 

Goran der Antiheld

Der nächste Tag war dermaßen verregnet und stürmisch, dass nicht einmal der Hund einen Fuß vor die Tür setzen wollte und wir uns die Zeit mit einem ausgedehnten Besuch des Küstenstädtchens Omiš vertrieben. Jetzt im November teilte man sich die wenigen geöffneten netten Strandcafés nur mit den Einheimischen.

Am dritten Tag der Reise holte uns Goran nach dem Frühstück ab. Das Wetter schickte sich an zu bessern, aber immer noch zogen von Süden dicke Wolkenbänder mit kurzen Regenfällen heran. Goran ist wie Michael Mitte dreißig, Lkw-Fahrer und begeisterter Jäger, der mehrere Bracken leidenschaftlich für die Saujagd führt. Auch er übernimmt für Miro auf dem Mosor die Gästeführung und hilft beim Abschuss von überzähligem Wild mit, wie er uns in passablem Englisch erzählt. Etwas nördlicher als am ersten Tag will Goran heute mit uns im Revier unser Glück versuchen. Der Aufstieg zwischen Buschwerk und Felsen gestaltete sich anspruchsvoll. Bei kleinen Blößen machten wir halt und glasten die Schotterrinnen und darüberliegenden Felswände nach Wild ab. Auf meine Frage, wie weit hier in der Regel geschossen würde, antwortete Goran pragmatisch: „Leider oftmals zu weit. Die Jäger unterschätzen die Steilheit und den Wind, der hier praktisch immer die Felsen entlangstreicht. Mit etwas Geduld und Geschick kommt man aber gut ans Wild heran.“

Goran selbst führt einen einfachen Repetierer im Kaliber 8 x 57 IS mit preisgünstigem Zielfernrohr. Alle zwei, drei Jahre muss er es tauschen, weil es beim Hantieren in dem felsigen Gelände einfach nicht länger halten kann. Und seine Schießdistanz legt er bewusst nicht über 160 Meter hinaus, weil er sich bis zu dieser Entfernung auch keine Gedanken über den Wind machen muss. Diese klaren Ansagen Gorans sind im Vergleich zu manchen „Weitschusshelden“ im Heimatland eine wohltuende Abwechslung.

 

Roter Schweiß auf hellgrauem Fels

Am frühen Nachmittag – die Sonne hatte sich durchgesetzt – erreichten wir hoch oben in den Felsen einen Punkt mit weiter Aussicht. Von dort aus sahen wir links von uns, mehrere Hundert Meter auf gleicher Höhe entfernt, eine Gruppe Mähnenspringer. Zügig pirschten wir – nein, kletterten wir – Felsrinne um Felsrinne den fahlgelben Tieren entgegen. Goran deutete auf ein etwas abseits stehende Geiß, neben der eng ein etwa einjähriges Kitz an Zweigen äste ...

Jetzt fielen mir Miros Worte wieder ein auf meine Frage, wie er Mähnenspringer am liebsten zubereite: „Am besten schmeckt Kitz am Grill. Und noch besser, wenn es nach dem Schuss erst gar nicht kalt wird, also schnell auf den Rost kommt.“

Goran nickte mir zu und mein Auge ging ans Zielfernrohr. Der Knall meiner .308 ließ mich heftig erschrecken. In Kroatien sind Schalldämpfer nicht erlaubt und mir wurde überraschend bewusst, dass ich schon einige Jahre keinen Büchsenschuss mehr ohne Schalldämpfer abgegeben hatte. Vom Knall irritiert, erfasste ich die Situation wieder, sah die Geiß mit etwa fünf weiteren Stücken flüchten und das Kitz eine Felsplatte herunterrutschen.

Einprägsam war das Aufbrechen mit gleichzeitigem Blick auf das Meer. Die rote Arbeit war sprichwörtlich, weil sich der helle Schweiß so markant vom grauen Felsen abhob. Goran band mit Schnüren jeweils den Vorder- und den Hinterlauf zusammen und schulterte das Kitz wie einen Rucksack. Gemeinsam starteten wir glücklich den Abstieg.

 

Mähnenspringerkitz vom Grill

Vieles von der Jagdbeute des Mosor wird in einem Hinterhof noch körperwarm gehäutet und zerwirkt. Miro nimmt das Wildbret in die Großstadt Split mit, wo es unter Freunden und Bekannten reißenden Absatz findet. Auch mit meinem Kitz fahren wir auf den Hof von Maria, wo Michael gerade dabei ist, eine mittelalte Geiß zu zerwirken. Es werden eingelegte Oliven, Käse und Schinken gereicht, dazu gibt es regionalen Weißwein. Katzen tummeln sich um Knochen und es wird lauthals palavert; man saugt das ursprüngliche, einfache Balkanfeeling auf. Und Miro sollte recht behalten: Das frische Fleisch des Mähnenspringerkitzes vom Holzgrill war mit Abstand das Köstlichste, was ich seit Langem gegessen hatte.

 

In eine ungewisse Zukunft ...

Der Bestand der Mähnenspringer im 12.000 ha großen Mosorgebirge ist mit ziemlich genau 250 Stück taxiert. Die Reproduktion der Geißen ist sehr hoch. Fast die Hälfte der Mähnenspringerziegen setzen zwei oder sogar drei Kitze und können rasch wieder aufnehmen. Trotz dieses rein rechnerisch hohen Zuwachses im Gesamtbestand werden auf dem Mosor in den letzten Jahren nur mehr etwa 20 Stück erlegt, den Rest holen sich die Wölfe. Miro und seine Jäger auf dem Mosor blicken also ungewiss in die Zukunft. Nicht nur der Wolf, sondern auch die massive Verwaldung mit dem einhergehenden Artenverlust bereitet ihnen großes Kopfzerbrechen.

Ing. Martin Ossmann

 

 


Waffe, Schuss & Optik

Klemmen oder schrauben?

Die Halterung des Vorsatzgerätes am Zielfernrohr ist eine seiner Schwachstellen. Da stellt sich die Frage, was besser ist: Es mit einem Adapter zu klemmen oder es über ein Gewinde anzuschrauben?

 


Im Revier

Arten kommen und gehen 

Erdgeschichtlich gesehen, sind Arten immer schon in neue Lebensräume aufgebrochen und daraus wieder verschwunden. Neu ist, dass das mit Zutun des Menschen beschleunigt wird. Dabei misst dieser mit zweierlei Maß: Was ihm nützt, duldet er. Der Rest wird bekämpft. 

Wer sich heute auf die Jägerprüfung vorbereitet, wird mit Begriffen wie Neozoen, Neophyten und vielen anderen Fremdwörtern konfrontiert, die vor einem halben Jahrhundert das „gemeine Volk“ kaum kannte und die es auch nicht sonderlich interessierten. Inzwischen begegnen wir ihnen auf Schritt und Tritt. Gedanken machen wir uns eher selten über sie. Das sollten wir jedoch, schließlich gehören wir zu den Betroffenen.

Begonnen hat dieser Planet vor mehr als vier Milliarden Jahren, doch erst nach und nach sank die Temperatur langsam auf unter 100 Grad. Für Ratten, Rotkehlchen und Kronenhirsche war das immer noch zu warm. Lange hat es gedauert, bis erstes primitives Leben entstand. Arten kamen und verschwanden wieder. Eine Entwicklung wie heute in der Automobilindustrie setzte ein: Die Modelle wurden komfortabler, teurer und kurzlebiger. Immerhin tummelten sich irgendwann in Mitteleuropa schon einmal Säbelzahntiger, Hyänen und Löwen. Ständige Begleiter aller Klimaänderungen, die es schon gab, lange ehe wir in nennenswerter Zahl die Erde bevölkerten, waren Veränderungen der Flora und Fauna. Das war eine Zeit für Arten, die auch ihr Äußeres dem Klima anpassen konnten. Schneehühner und Schneehasen breiteten sich aus. Andere Arten, die im Winterhalbjahr keine Nahrung mehr fanden, schulten auf Winterschläfer um. Manche packten das nicht ganz und versuchten es als Winterruher. Da sind wir schon bei einer Art, von der wir, wenn die derzeitigen Klimaprognosen zutreffen, eventuell Abschied nehmen müssen – dem Murmeltier, das den Schnee auf seinem Bau als Kälteschutz braucht.

 

Frühe Klimaflüchtlinge

Irgendwann begann auch der Mensch seine Laufbahn im heutigen Europa. Uns Menschen veranlassten grobe Klimaänderungen stets zu Völkerwanderungen. Hätten ferne Vorfahren nicht jenen Mut aufgebracht, den heute Wirtschaftsflüchtlinge aufbringen, wären wir nicht hier!

Das Klima der Antike – die Erde war inzwischen bereits eine alte Dame – begünstigte Arten, die die Wärme suchten. Für das Aufblühen Roms wie Hellasʼ war das ideal. Als es wieder kälter wurde, verglühten Europas antike Hochkulturen. Ein halbes Jahrtausend später – im Mittelalter – war es in weiten Teilen des heutigen Europas viele Monate des Jahres bitterkalt. Im späten Mittelalter drehte sich das Klima neuerlich. Heute lassen sich dort, wo das „ewige Eis“ inzwischen den Boden freigab, wie etwa am Glockner, Belege für frühe Weidewirtschaft und Bergbau finden!

Der Goldschakal, der inzwischen in halb Europa zumindest sporadisch vorkommt, war zur Römerzeit „Europäer“. Danach war er jahrhundertelang weg. Mit der Klimaänderung kam er als „Wirtschaftsflüchtling“ zurück! Der Europäische Feldhase floh dereinst vor Kälte und Eis in die Wärme oder zumindest in die Trockenheit. Heute macht er dem Schneehasen in den alpinen Hochlagen den Lebensraum streitig. Wärme und Trockenheit sind Verbündete der Steppenlandschaften. Ungut für den Landwirtschaft betreibenden Menschen, aber Hoffnung für die Ziesel!

Der Wechsel von Kälte- und Wärmephasen erfolgte unaufhörlich. Doch die meisten Wechsel waren eher von kurzer Dauer. So folgen bis heute viele kleine „Gipfel“ und Täler aufeinander, ehe es wieder zu einem wirklich großen kommt. Die Klimaforscher kennen daher auch kleine Eis- und Warmzeiten. So eine kleine Eiszeit reichte bis ins 19. Jahrhundert.

Damals bis heute nehmen Vulkanausbrüche zuweilen dramatischen Einfluss auf das Klima. Nach dem Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 in Indonesien, bei dem 71.000 Menschen starben, kam es zu weltweiten Klimaänderungen. Die Auswirkungen waren weit dramatischer als die heißen Sommer der letzten Jahre. In Europa wie in Nordamerika schrieb man damals „das Jahr ohne Sommer“.

Jede Änderung des Klimas führt auch zu großen Verschiebungen in der Pflanzenwelt. Pflanzen sind jedoch die unabdingbare Voraussetzung für tierisches Leben und absolut alle Tiere sind evolutionär auf einen bestimmten Kreis von Pflanzen angewiesen.

 

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Jagd heute

Was sagt uns die Jagdstreckenstatistik und was nicht?

Seit dem Vorjahr erscheint im ANBLICK eine Beitragsserie mit einem Rückblick auf die Veränderungen der Jagdstrecke in den österreichischen Bezirken seit 1955, je nach Lebensraumtyp und Wildart. Datengrundlage für die in dieser Serie durchgeführten Auswertungen sind die jährlichen Jagdstrecken-Dokumentationen von Statistik Austria. Doch was sagen diese Zahlen aus? 

 

 


Im Revier

Hirsche investieren in Geweihe – Tiere in Gehirn

Bezogen auf die Körpergröße haben Weibchen von Paarhufern das größere Hirnvolumen als Männchen derselben Art. Die Männer investieren mehr in ihre Geweihe und Hörner. Der Unterschied ist bei den Hirschen größer als bei den Hornträgern. Könnte das erklären, warum Kahlwild klüger ist oder zumindest klüger als die Geweihträger erscheint?l. 

Über die Funktion von Hörnern und Geweihen hat sich schon Charles Darwin den Kopf zerbrochen. Unter den Wiederkäuern sind es in der Regel besonders die Männchen, die durch große Hörner, Geweihe oder zu „Hauern“ verlängerte Eckzähne auffallen. Geweihe tragen nur männliche Tiere – die einzige Ausnahme bilden weibliche Rentiere; Hörner tragen auch viele Weibchen. Lange Eckzähne, die aus dem Oberkiefer ragen, zeichnen die Männchen von Moschustier, Wasserreh und Muntjak aus. Hauer, Hörner und Geweihe haben wenig mit Feindabwehr zu tun, sie dienen in erster Linie der Auseinandersetzung zwischen Männchen ein und derselben Art. Wenn sich Geweihe ineinander verhaken, um im Schiebekampf die Kräfte des Gegners zu messen, oder die Hörner von Steinböcken im Stoß aufeinanderkrachen, dann geht es um Hierarchie und Dominanz im Kampf um die Fortpflanzung.

 

Unterschiedliches Hirnvolumen

Die Geißen von Gams und Steinbock tragen ebenfalls Hörner, sie kommen allerdings viel subtiler zum Einsatz. Man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass eine Gamsgeiß kurz ihr Haupt senkt und dabei mit ihren Krucken gegen einen Jahrling droht. Zudem sind die Hörner von Weibchen immer kleiner, dünner, geringer und weniger geschwungen oder gekrümmt als jene der Männchen. Das gilt für unsere Gams ebenso wie für Büffel, Springbock oder Gnu.

Weit ausladende Geweihe und imposante Hörner faszinieren uns. Kämpfende Hirsche ziehen die Blicke auf sich, aber was geschieht in den Köpfen der Tiere? Um die Frage zu beantworten, haben Forscher von der University of Montana und der California State University 413 Schädel von 29 Arten vermessen. Es ging um Hörner, Geweihe und Eckzähne sowie um Schädelvolumen männlicher und weiblicher Huftiere. Bezogen auf die eher geringe Anzahl der untersuchten Arten geben die Forscher zu bedenken, dass es gar nicht leicht war, wenigstens drei bis fünf weibliche und ebenso viele männliche Schädel einer Art in diversen naturhistorischen Museen zu finden. Die Ergebnisse waren dennoch eindeutig. Zunächst gibt es weder bei Männchen noch bei Weibchen einen Zusammenhang zwischen dem relativen Hirnvolumen und der relativen Größe von Geweihen oder Hörnern. Wenn jemand besonders große Hörner trägt, heißt das nicht, dass sich darunter auch ein besonders großes Gehirn verbirgt. Sehr wohl unterscheiden sich jedoch die Hirnvolumina der weiblichen Tiere von jenen der Männchen: Bezogen auf die Körpergröße haben die Weibchen das größere Hirnvolumen. Die Männer investieren mehr in ihre Geweihe und Hörner. Der Unterschied war bei den Hirschen größer als bei den Hornträgern. Der jährliche neue Aufbau eines Geweihes ist auch bedeutend kostspieliger als der Hornzuwachs.

 

Vielfalt an „Waffen“

Eigentlich gibt es nur zwei Gründe, warum im Zuge der Evolution „Waffen“ bei Tieren entwickelt wurden: Es geht um den Konflikt zwischen Räuber und Beute und um Auseinandersetzungen bzw. Konkurrenz innerhalb einer Art – Nahrung, Platz und Fortpflanzung sind dabei zentrale Themen. Vereinfacht kann man die beiden Bereiche auch mit „Überleben“ und „Fortpflanzungserfolg“ umschreiben, wobei die Fortpflanzung eindeutig an vorderer Stelle steht. Hörner und Geweihe können zwar zur Verteidigung gegen Feinde eingesetzt werden, man geht heute aber davon aus, dass dies mehr eine Zugabe ist ...

 

 

 

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Waffe, Schuss & Optik

Leistungsstarker Hybrid mit Wurzeln in den USA

Die Strasser RS 700 AVA-Tahr baut auf dem System von Remington auf und ist mit vielem bereits am Markt vorhandenen Zubehör kombinierbar. Im Kaliber 6,5 Creedmoor mit dem nur sechs Gramm leichten Evolution Green und einem V8 von Zeiss kam dieser Repetierer eine Saison lang am Gleinalmstock zum Einsatz..

 


Im Revier

Edelmarder – vom Wald ins Kulturland? 

Lange Zeit wurde der Steinmarder als typischer Kulturfolger hervorgehoben, der Edelmarder war der Waldspezialist. Heute weiß man: Mit zunehmender Ausdehnung von Waldflächen, Grüngürteln rund um Städte sowie Siedlungserweiterung kommt auch der Edelmarder ins Kulturland. 

Vor einigen Jahren wurden auf Basis von Streckenmeldungen Verbreitungskarten für jagdbare Säugetiere in der Steiermark erstellt. Das Bundesland weist vom Dachstein und den Niederen Tauern im Westen bis in die sommerwarme Eichen-Hainbuchen-Region im Osten eine Vielfalt unterschiedlichster Wildtierlebensräume auf. Insgesamt ist die „Grüne Mark“ zu zwei Drittel bewaldet, wobei die Fichtenwälder im Alpengebiet überwiegen. Besonders auffällig bei der erwähnten Kartierung war die Verbreitung des Edelmarders. Dieser Marder wird gern in Zusammenhang mit großen geschlossenen Waldgebieten gebracht – die meisten denken an Nadelwald und Berge –, doch seit etwa zwei Jahrzehnten zeigen immer mehr Studien einen neuen Trend.

 

Kulturfolger und Kulturflüchter

Baummarder und Steinmarder sind zwei Arten, die einander sowohl im Körperbau als auch in Bezug auf Verhalten und Ernährung sehr ähnlich sind. Im Vergleich mit allen anderen europäischen Marderarten stehen Steinmarder und Edelmarder besonders nahe zueinander und sie besiedeln auch Verbreitungsgebiete, die sich großflächig überschneiden. Dennoch sollten zwei Tierarten, die viel gemeinsam haben und die in ein und derselben Region vorkommen, unterschiedliche Nischen nutzen, um nebeneinander bestehen zu können. Worin liegen also die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden Mardern? Was ist typisch für die Lebensweise des einen und des anderen? Wer einen Jagdkurs besucht hat, wird auf diese Frage spontan antworten: „Der Steinmarder ist eher Kulturfolger, der Baummarder meidet Kulturlandschaften.“ Lange Jahre galt dieses Grundmuster, doch neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich hier einiges geändert hat oder dass unsere Einschätzung bisher nicht ganz richtig war.

In Europa fehlt der Steinmarder auf den Britischen Inseln sowie in Skandinavien und der nordosteuropäischen Laub-Nadelwaldregion. Steinmarder gibt es aber auch im Iran ebenso wie von Zentralasien bis nach China und ins nördliche Myanmar. Der Baummarder besiedelt ganz Europa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel. Im Gegensatz zum Steinmarder lebt er auch in Irland und Großbritannien sowie auf Korsika, Sardinien und Sizilien. Von der Atlantikküste über die Türkei erstreckt sich sein Vorkommen bis in den Kaukasus und den Iran. Im Norden besiedelt er Skandinavien ebenso wie die großen Waldgebiete im Ural und dem Westsibirischen Tiefland. Ein Blick auf die Verbreitungskarten beider Arten zeigt, dass es die größten Überschneidungen in den zentralen Bereichen Europas gibt.

 

Charakteristika der Steinmarder

Steinmarder sind in Mitteleuropa tatsächlich Kulturfolger. Das ist schon seit dem 16. Jahrhundert belegt. Mittlerweile hat diese Marderart ihren Lebensraum bis in Stadtzentren ausgedehnt. Eine Studie aus Warschau bringt es auf den Punkt: Die polnische Hauptstadt wird sowohl von Steinmardern als auch von Rotfüchsen besiedelt. Während der Steinmarder eher dicht verbautes Gebiet bewohnt, nutzt der Rotfuchs dort häufiger Industriezonen und locker verbaute Wohnsiedlungen. Steinmarder sind mehr im Stadtzentrum zu finden, Rotfüchse an den Rändern. Nahrung, Tagesruheplätze und die Möglichkeit, sich zu bewegen, ohne gleich entdeckt zu werden, sind wichtige Voraussetzungen. Dabei ist mir aus meiner Zeit in Wien noch gut in Erinnerung, wie Steinmarder parkende Autos als Deckung nutzen. Ein Marder kann unter parkenden Autos eine ganze Straße durchlaufen, ohne gesehen zu werden.

Lange Zeit wurde der Steinmarder als wärmeliebende Art beschrieben, in Zusammenhang gebracht wurde dies auch mit der Besiedlung von Städten oder Ruheplätzen in Häusern. Er ist jedoch nicht überall Kulturfolger, im mediterranen Raum meidet er urbane Gebiete und Kulturland sogar. Zudem kommen Steinmarder in den Alpen auch bis über die Waldgrenze vor, in Nepal geht die Art bis über 4.000 Meter Seehöhe. Insgesamt bewohnen Steinmarder in ihrem ausgedehnten Verbreitungsgebiet ganz verschiedene Lebensräume. Meist sind das eher halboffene, manchmal felsdurchsetzte Landschaften, oft mit Laubwäldern, sowie urbane und suburbane Gebiete.

 

Besonderheiten der Edelmarder

Der optimale Lebensraum für den Edelmarder ist der abwechslungsreiche, lückige, teils lichte Wald mit Lichtungen und eingestreuten dichteren Partien von Unterwuchs. Liegendes Totholz wird gern als Steg und Weg genutzt. Horste, Vogelnester, Eichhornkobel, Schwarzspechthöhlen und im Winter auch Asthaufen dienen als Tagesruheplätze. Warum wir diesen Marder eher mit Nadelwald in Verbindung bringen, hat vielleicht damit zu tun, dass in den Alpen der Nadelwaldanteil von Natur aus hoch ist und in diesen Bergwäldern die Fichte über Jahrhunderte stark vom Menschen gefördert wurde.

 

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Jagd heute

Die erfolgreiche Expansion des Schwarzwildes

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Österreich kaum Schwarzwild in freier Wildbahn, es breitete sich eigentlich erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus. Seit 60 Jahren gibt es gute Streckenstatistiken, die die Ausbreitung haargenau abbilden.

 

 


Jagdkultur

Wildbretküche ohne Schnörkel 

Warum man sich bei ihm gern überraschen lässt und was seine Kochkunst ausmacht: Reinhart Grundner kocht mit Jäger, Wirt und Meisterkoch Jörg Fuchs in St. Barbara im Mürztal. 


Waffe, Schuss & Optik

Eine österreichische Erfolgsgeschichte

Gaston Glock ist am 27. Dezember im Alter von 94 Jahren gestorben. Der geniale österreichische Konstrukteur hat mit seinen Glock-Pistolen eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die noch lange nicht zu Ende ist. Grund genug, einen Blick auf seine Pistolen und sein Leben zu werfen.

 


Im Revier

Pelz ganz neu gedacht 

Gute Jagdbekleidung muss die Silhouette auflösen, leise, geruchsfrei und in einem breiten Temperaturspektrum zu tragen sein. Kürschnermeister Karl-Heinz Reinold aus Memmingen mit seiner Familie hat hierin eine neue Nische gefunden, wo er den Pelz integrieren kann.

Die Wurzeln der Kürschner-Dynastie Reinold reichen bis ins Jahr 1850 zurück. Damals gründete der Urgroßvater in Königsberg an der Eger das Unternehmen, das später vom Vater in Karlsbad weitergeführt wurde. Nach dem Krieg musste die Familie Reinold allerdings aus dem Sudetenland fliehen und siedelte sich in Ottobeuren in Schwaben an, wo der Vater 1946 einen neuen Betrieb gründete. „Seinen geliebten Drilling hat mein Vater unter Lebensgefahr mitgeschmuggelt, denn wäre er aufgeflogen, hätte man ihn standrechtlich erschossen“, erzählt mir Karl-Heinz Reinold, der die Jagdpassion seines Vaters mit in die Wiege gelegt bekommen hat.

 

Von guten und schlechten Zeiten

„Offiziell ging ich mit 15 jagen und habe heuer den 50. Jahresjagdschein gelöst“, zwinkert er mir zu. Und natürlich hat auch Sohn Axel mit 16 die Jägerprüfung absolviert. „Wir sind schon etwas jagdverrückt, bei drei Revieren dreht sich fast alles nur um die Jagd“, bestätigt auch Mutter Beatrix, die selbst aktiv mitjagt. So ist die Nähe zum Pelz nicht verwunderlich, die Karl-Heinz Reinold zum Kürschnerhandwerk führte. In den 1970er- und 80er-Jahren waren noch die „fetten“ Pelzjahre. Mit dem Aufkommen des Tierschutzes wurde aber alles anders. „Die Pelzbranche hat sich verbogen und alles schön bunt gemacht, damit es ja nicht als Pelz erkannt wird und die Frauen auf der Straße ihre Ruhe haben“, erinnert sich Reinold zurück. Gleichzeitig versuchten sich die Kürschner mit Leder- und Lammfellmode über Wasser zu halten. „Den Tierschutz haben damals alle unterschätzt“, wirft Axel Reinold ein.

 

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Jagd heute

Nächtliche Beunruhigung von Rotwild

Die Nachtjagd mit elektronischen Hilfsmitteln wirkt sich direkt auf das Verhalten des Wildes aus, wie die Jagdpraxis zeigt. Mittlerweile lässt sich auch wissenschaftlich nachweisen, dass die Nacht wirkliche Quality time für Wildtiere ist. Paul Griesberger hat das zusammen mit Kollegen aus der Wissenschaft und Praxis anhand von Rotwild im Salzburger Kaprun untersucht.

 

 


Praxiswissen für Revierbetreuer

Winterliche Saujagden in kleiner Runde 

Fällt im Schwarzwildrevier über Nacht eine Neue, hält es keinen passionierten Saujäger mehr zu Hause. Denn wer jetzt nicht im Revier ist, verpasst spannende Augenblicke. Doch damit es später auch wirklich eine Jagd auf bestätigte Sauen wird, muss im Vorfeld sauber und professionell gespurt werden. 

Leise knirschend bewegt sich der Geländewagen durch den frisch gefallenen Schnee. Bis weit nach Mitternacht gab es gute zehn Zentimeter neuen, festen Schnee auf die alten Schneereste, ehe es dann gegen Morgen aufklarte. Fällt die erste Neue im Jahr, herrscht im Wald meistens Ruhe. Nur der Fuchs und einige Rehe sind beim weißen Leithund zu spuren. Das meiste Wild, allen voran die empfindsamen Sauen, hingegen ziehen es vor, sich in den dichten Einstand einzuschieben und regelrecht einschneien zu lassen. Sie liegen in den durch die dichten Fichtenzweige abgeschirmten trockenen Kesseln und laufen nicht im Revier. Wenn der Magen knurrt oder die Blase drückt, bewegen die Sauen sich ausschließlich innerhalb des schützenden Einstands. Erst nach einigen Tagen, wenn der Hunger größer wird und in unseren Breiten meist auch die Temperaturen wieder milder werden, werden die Kreise größer. Jetzt sind ihre Aktivitäten in Form von Gebräch in der Laubschicht unter den Eichen im Bestand deutlich im nassen Schnee zu erkennen. Fällt nun wieder Neuschnee, bremst das die Mobilität der Sauen nur, wenn die Nächte durch den Mondschein taghell werden. In dunklen Nächten hingegen halten sie ihre gewohnten Wechsel. Solche Tage, die in unseren Revieren leider immer spärlicher werden, müssen vom Saujäger genutzt werden. Jetzt gilt es zu versuchen, ihren Tagesaufenthalt ausfindig zu machen, damit später effektiv mit einer Handvoll Schützen Beute gemacht werden kann.

 

 

 

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Im Revier

Bewegtes Weidwerk unserer Nachbarn

Bedingt durch die politischen Umwälzungen im 20. Jahrhundert, lassen sich die damit verbundenen jagdlichen Änderungen in der Slowakei wie unter einem Brennglas festmachen. Einst bekannt für seinen Reichtum an Niederwild, trat das Schalenwild an die Spitze. Nun kommen neue Herausforderungen mit den Großräubern hinzu.